Anna von Hohenberg

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Anna von Hohenberg, (nicht authentisches) Porträt von Antoni Boys, 16. Jahrhundert

Anna von Hohenberg[A 1] (* im 13. Jahrhundert; † 16. Februar 1281, vermutlich in Wien), auch Gertrud von Hohenberg oder Gertrud von Zollern-Hohenberg-Haigerloch war die erste Ehefrau des "römischen Königs" Rudolf I., dessen Nachkommen mehr als 600 Jahre zunächst über Teile und später über das gesamte heutige Land Österreich herrschten. Sie hielt sich zwar mit ihrem Ehemann einige Jahre in den heutigen Bundesländern Niederösterreich und Wien auf, hat aber dort kaum Spuren hinterlassen.

Herkunft und Familie

Königin Anna wurde als Gräfin Gertrud von Hohenberg geboren. Die Grafenfamilie von Hohenberg war eine Seitenlinie der Grafenfamilie von Zollern. Die spätere Königin gilt als die älteste Tochter des Grafen Burkhard (V.) von Hohenberg aus dessen Ehe mit der Pfalzgräfin Mechthild von Tübingen und war somit eine Enkelin des Pfalzgrafen Rudolf (II.) von Tübingen († um 1247) und die ältere Schwester des Grafen Albrecht (II.) von Hohenberg († 1298), der als Politiker und Minnesänger bekannt wurde. Um 1253 heiratete sie den Grafen Rudolf (IV.) von Habsburg († 1291).[1] Nachdem dieser 1273 zum "römischen" König gewählt worden war, änderte sie ihren Vornamen auf Anna.[2]

Aus ihrer Ehe hatte Königin Anna viele Kinder, von denen drei Söhne und sechs Töchter die Kindheit überlebten.

Erinnerungen an Anna von Hohenberg im heutigen Österreich

Kärnten

Königin Annas Sterbeort ist nicht gesichert, nach ihrem Tod wurde sie im Chor des Münsters der Stadt Basel (heute: Schweiz) beigesetzt. Wie zwei ihrer Söhne, die dort ebenfalls beigesetzt waren, und den Familienmitgliedern der Habsburger, welche im 14. Jahrhundert in Kloster von Königsfelden ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten, wurde sie 1770 von Basel nach St. Blasien im Schwarzwald überführt. Von dort gelangten ihre Gebeine 1808 nach Spital am Pyhrn. 1809 wurde sie in der Gruft der Stiftskirche des Klosters in St. Paul im Lavanttal beigesetzt.[5]

Niederösterreich

Anna nahm zusammen mit ihrem Ehemann Rudolf an der Grundsteinlegung des Dominikanerinnenklosters in Tulln (1280) teil.[13] Am östlichen Pfeiler der Klosterkirche befanden ursprünglich Statuen von König Rudolf und einer seiner Ehefrauen, die gewöhnlich mit Anna identifiziert wird. Beide Statuen sind jedoch nicht erhalten.[14]

Wien

Anna von Hohenberg hielt sich zwischen 1277 und ihrem Tod häufig in der Stadt Wien auf.[15] Nach der chronikalischen Überlieferung gilt diese als ihr Sterbeort.[16][17]

  • Wien 1: Gemeinsam mit ihrem Ehemann gehört Anna von Hohenberg zu den Figuren der Ankeruhr. Diese Spieluhr, die Teil des Hauses der Helvetia-Versicherung, Hoher Markt 10-11, wurde 1915 erstmals in Betrieb genommen. Anna und ihr Ehemann sind täglich dort am Nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr zu sehen sowie in der Mittagsstunde, wenn alle Figuren vorbeiziehen. Als Musikstück erklingt bei ihrem Auftritt das Lied des Minnesängers "Unverzagt" auf Rudolf von Habsburg.

Literatur

  • Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988[A 7]
  • Martina Stercken: "saeldenriche frowen und gschwind listig wib". Weibliche Präsenz Habsburgs im Südwesten des Reiches. In: Claudia Zey (Hrsg.): Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im Europäischen Mittelalter (11.-14. Jahrhundert) (= Vorträge und Forschungen. Hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte. Bd. 81). Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, 2015. ISBN 978-3-7995-6881-4. S. 337-364
  • Fritz Trautz: Gertrud, Gräfin von Hohenberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1964. ISBN 3-428-00187-7. Band 6, S. 333 digital
  • Constantin von Wurzbach: Anna, nach Anderen Gertrude von Hohenberg. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1860. 6. Theil, S. 149, Nr. 18 digital

Weblinks

 Anna von Hohenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 2001. ISBN 3-8000-3974-5. S. 89
  2. vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 89 und S. 90
  3. vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 353
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 232
  5. 5,0 5,1 vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 293
  6. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 50
  7. 7,0 7,1 vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 404
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, Stammtafel der Habsburg im Anhang (S. 472/473)
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 zur Eheschließung vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 93
  10. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 49
  11. vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 90
  12. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 69
  13. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Rudolf I.). In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 3.
  14. vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003, S. 274
  15. vgl. Neue Deutsche Biographie (NDB), S. 333
  16. vgl. Martina Stercken: saeldenrîche frowen und gschwind listig wib, 2015, S. 348
  17. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995. ISBN 3-205-98372-6. S. 51

Anmerkungen

  1. Für Anna beziehungsweise Gertrud finden sich in der Sekundärliteratur unterschiedlichste Bezeichnungen. Da es in diesem Artikel um ihre Rolle in jenen Gebieten, die zum heutigen Land Österreich gehören, geht und sie zu diesem Zeitpunkt bereits den Namen Anna angenommen hat, wird in dieser Name in diesem Artikel aus Gründen der Übersichtlichkeit verwendet.
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  3. Es dürfte sich um den Markgrafen Otto (IV.) von Brandenburg handeln.
  4. Mehr zu dieser Quelle siehe Geschichtsquellen des Deutschen Mittelalters, Jahrbücher von Klosterneuburg für die Jahre 1075-1139, Bayerische Akademie der Wissenschaften, eingesehen 5. Mai 2018
  5. Die Geburtsdaten der Töchter sind nicht eindeutig gesichert. Da es für Gertrud (Agnes) und ihre ältere Schwester Mathilde eine Doppelhochzeit gab, sie also früher als ihre Schwestern Katharina und Hedwig (Heilwig) verheiratet wurde, könnte Gertrud älter als beide gewesen sein.
  6. Die Geburtsdaten der Töchter sind nicht eindeutig gesichert. In der neueren Forschung wird auch davon ausgegangen, dass Guta und nicht Klementine die jüngste Tochter war.
  7. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
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