Hermann von Lichtenfels

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Das Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg heute. Hermann von Lichtenfels war Chorherr in diesem Stift.

Frater Hermann Turso (* im 13. Jahrhundert; † im 14. Jahrhundert, genannt 1296-1323)[A 1], auch Hermann von Lichtenfels, war Chorherr des Augustiner Chorherrenstifts Klosterneuburg. Information über ihn findet sich im Bericht einer bischöflichen Visitation des Passauer Bischofs vom 18. Juli 1323, welche als skandalös empfundene Vorfälle im Stift Klosterneuburg zu untersuchen hatte.

Herkunft und Familie

Hermann von Lichtenfels entstammte einer Ministerialenfamilie[A 2] Er war ein jüngerer Sohn von Hugo (III.) Turse von Lichtenfels († um 1335) aus dessen Ehe mit Sophia.[1]

Leben

Hermann von Lichtenfels wurde vor 1301 Chorherr des Augustiner Chorherrenstifts von Klosterneuburg. 1301 erlebte er, wie Propst Hadmar († nach 1303) wegen verschiedener Verbrechen durch Visitatoren von Fürstbischof Bernhard von Passau († 1313) abgesetzt wurde, sich gegen seine Absetzung allerdings zur Wehr setzte. Er soll daraufhin seinen Nachfolger Ruger (II.), 1301-1306 Propst von Klosterneuburg, beim Abendessen im Refektorium überfallen haben. Er ließ ihn fesseln, nahm ihm die Schlüssel ab und raubte das Stift aus.[2]

1318 wurden große Teile der Stadt Klosterneuburg und des Stiftes durch einen Großbrand zerstört.[2] Da ein Großteil der Stiftsgebäude unbewohnbar war, übersiedelten die meisten Chorherren vorerst in andere Stifte und Klöster. Propst Stephan († um 1335) verblieb jedoch mit einigen Chorherren im Stift und kümmerte sich um den Wiederaufbau. Dabei dürfte er sich daran gewöhnt haben, seine Entscheidungen alleine und ohne Zustimmung des Kapitels zu treffen. Nachdem die übrigen Chorherren wieder nach Klosterneuburg zurückgekehrt waren, kam es deshalb zu heftigen Auseinandersetzungen. Nachdem der Propst angeblich im Kapitelsaal den Dechant Hartwich verprügelt hatte, setzte der Passauer Bischof Albert (II.) († 1342) am 7. Juli 1323 eine Kommission ein, welche die offenbar unhaltbar gewordenen Zustände im Stift untersuchen sollte. Während Propst Stephan sich versöhnlich und zugänglich verhielt, verweigerte der größere Teil der Chorherren die Kooperation mit dieser, leistete Widerstand und einige flüchteten sogar aus dem Stift. Hermann von Lichtenfels gehörte zu jenen neun Chorherren, welche sich als kooperativ erwiesen und von der Kommission deshalb gelobt und in ihren Rechten bestätigt wurden.[3]

Literatur

  • Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981

Einzelnachweise

  1. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 114 und S. 200
  2. 2,0 2,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 115
  3. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 116f.

Anmerkungen

  1. Angaben nach Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 112 und S. 200
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.