Josef Anger

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Josef Anger & Söhne, Wien

Josef Anger (* 2. Mai 1823 in Zuflucht bei Klösterle an der Eger, Böhmen; † 14. März 1882 im Hernals bei Wien) war ein österreichischer Erfinder und Fabrikant von Druck- und Nähmaschinen.


Leben

Josef Anger erblickte in der Regierungszeit Kaiser Franz I. II. als unehelicher Sohn der Maria Anna Anger, Tochter eines Büchsenmachers und Häuslers im nordböhmischen Zuflucht bei Klösterle an der Eger im Mai 1823 das Licht der Welt und wurde nach römisch-katholischem Ritus getauft[1]. Schon als siebenjähriger Bub verlor er seine Mutter und arbeitete als Tierhüter bei einem Bauern im nahegelegenen Dorf Pürstein. Mit 17 Jahren ging der junge Anger zu Fuß in die damalige k. & k. Reichs- und Residenzstadt Wien, erlernte bei Josef Berndt am Tiefen Graben das Schlosserhandwerk und arbeitet danach in der Wiener Buchdruckmaschinenfabrik Halbug & Müller. Durch seinen Fleiß und Strebsamkeit wurde Anger im Jahre 1850 Maschinenleiter im Wiener Sophienbad.

Im Jahre 1852 verließ Anger mit seiner Verlobten Franziska Hantke[2] seine nunmehrige Heimatstadt, begab sich auf den Überseedampfer Gutenberg und wanderte in die USA nach New York aus, wo er im Juni 1853 seine Verlobte ehelichte[3]. Da in den USA Nähmaschinen zu dieser Zeit gerade sehr gefragt waren, nahm Anger einen Job bei der Firma Singer & Co, dem damals führenden amerikanischen Nähmaschinenhersteller an, studierte die Technik der Nähmaschine und entwickelte sein eigens Modell, die „Anger-Nähmaschine“, welche anno 1863 auch prämiert wurde. Nebenbei gründete Anger auch einen Sparverein und beteiligte sich an der Gründung der Karlstadt-Wohnsiedlung in New York. Von seinem Erfolg angestachelt, gründete Anger in den Vereinigten Staaten eine kleine Nähmaschinenfabrikation, welche ihm ein nicht unerhebliches Vermögen einbrachte.

Aus gesundheitlichen Gründen empfahlen ihm die Ärzte - klimatisch bedingt - wieder nach Europa heimzukehren, worauf Anger mit seiner Gattin und seinen, vier, in New York geborenen Söhnen: Josef jun.[4], Franz[5][6], Alois[7] und August Anger[8] 1866 wieder in seine Heimat zurückkehrte. In Wien angekommen, gründete Anger zusammen mit einem Kompagnon die "Maschinenfabrik Anger & Müller" nach amerikanischen Muster im damaligen Wiener Vorort Hernals, welche Druck- und Nähmaschinen herstellte. Durch Fleiß, Energie und viel Kapital erreichte seine Firma in wenigen Jahren einen Spitzenrang in der österreichisch-ungarischen Monarchie und seine Produkte erlangten Weltruf. 200 Arbeiter standen zu dieser Zeit in seinem Hernalser Werk in Lohn und Brot. Hergestellt wurden nicht nur Nähmaschinen, sondern auch Buch- und lithografischen Schnellpressen. Letztere standen mit ausländischen Produkten auf gleicher Stufe. In dieser Zeit erfand Anger auch eine Maschine zur Verbesserung des Steindrucks.

Anno 1873, im Jahr der Wiener Weltausstellung wurde die Firma mit der Verdienstmedaille, einer der höchsten Auszeichnung für Nähmaschinen, geehrt und erhielt bei späteren Ausstelllungen sechs weitere Silbermedaillen[9]. Nachdem sein Mitinhaber Müller im selben Jahr aus dem Betrieb ausgeschieden war, wurde die Fabrik in „Nähmaschinenfabrik Josef Anger“ umbenannt und produzierte ab diesem Zeitpunkt neben der eigenen "Anger-Nähmaschine", Nähmaschinen nach dem "Howe-System" und Spezialnähmaschinen für Schuster. Im Jahre 1881 traten seine vier in New York geborenen Söhne in den Betrieb als Gesellschafter ein, welcher ab diesem Jahr unter dem Namen Eisengießerei und Maschinenfabrik "Josef Anger & Söhne“ firmierte[10]. Der Firmeninhaber war äußerst arbeiterfreundlich eingestellt, ließ für sein Personal Sozialbauten errichten und gründeten eine Stiftung für bedürftige Hernalser Schulkinder. Schon zu Lebzeiten des Firmengründers wurde 1879 vom Hernalser Gemeinderat die „Angergasse“ nach ihm benannt[11], welche sich heute im 1892 eingemeindeten 17. Wiener Gemeindebezirk befindet.

Im März 1882 verstarb Josef Anger an einer Lungentuberkulose in seinem Haus in Hernals[12] und wurde unter größter Beteiligung - am Leichenzug bildenden Tausende Menschen ein Spalier - in einem Prachtgalawagen des Wiener Bestattungsinstituts "Concordia" vom Trauerhause Nr. 124 in die Hernalser Pfarrkirche und nach dessen Einsegnung zum Hernalser Ortsfriedhof überführt, wo sein Leichnam in der Familiengruft zur letzten Ruhe bestattet wurde[13].

Zur Zeit des Nationalsozialismus in Österreich verkauften seine Nachfahren die Firma "Josef Anger & Söhne" im September 1941 an die Gebrüder Alfred und Gaston von Radio-Radiis[14].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Böhmen - Kreis Komotau, Pfarre Klösterle an der Eger - Taufbuch 1789-1845 (fol.45) Josef Anger (1823-1882) "Czech Republic, Church Books, 1552-1981," database with images, FamilySearch (https://familysearch.org/ark:/61903/3:1:33SQ-GGXX-WJW?cc=1804263&wc=3NZS-FM9%3A979674501%2C979672502%2C982572201%2C982574101 : 9 July 2014), Catholic > Chomutov > Klášterec nad Ohří > Baptisms (Křty) 1789-1845 (v. L69-28) > image 45 of 93; Státní oblastní archiv v Třeboňi (State Regional Archive of Trebon), Czech Republic.
  2. Wien XVII., Pfarre Hernals – Sterbebuch 1895-1895 (fol.129) Franziska Anger geb. Hantke (*1824; † 6. Juni 1895 in Wien, Hernalser Hauptstraße Nr. 122)
  3. Wien XVII., Pfarre Hernals – Taufbuch 1866-1867 (fol.58) Taufbuch des Sohnes Wilhelm Anger (* 23. Februar 1867 in Hernals, Nr. 351; † 9. März 1894 in Wien, Hernalser Hauptstraße Nr. 124)
  4. Wien XVII., Sterbebuch 1885-1885 (fol.214) Josef Anger jun. (*1853 in New York; † 10. Juli 1885 in Hernals, Hauptstraße Nr. 124)
  5. Niederösterreich, Pfarre Piesting – Taufbuch 1899-1929 (fol.141) Franz Anger (*18. August 1856 in New York; † 6. November 1917 in Piesting Nr. 64)
  6. Franz Angerer †. In: Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung / Österreichische Nähmaschinen-Zeitung, 30. November 1917, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/onf
  7. Wien XVII., Pfarre Hernals – Sterbebuch 1927-1927 (fol.5) Alois Anger (*18. November 1858 in New York; † 20. Jänner 1927 in Wien, Hernalser Hauptstraße Nr. 122)
  8. Wien XVII., Pfarre Hernals – Sterbebuch 1889-1889 (fol.157) August Anger (*1864 in New York; † 26. Juni 1889 in Hernals bei Wien, Hauptstraße Nr. 124)
  9. Reklameanzeige. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 7. August 1881, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  10. Handelsgerichtliche Kundmachungen. In: Neue Freie Presse, 8. April 1881, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  11. Angergasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  12. Wien XVII., Pfarre Hernals – Sterbebuch 1882-1882 (fol.70) Josef Anger 1823-1882
  13. Tages Neuigkeiten. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 19. März 1882, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  14. Handelsregister. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 4. September 1941, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob

Weblinks

 Josef Anger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons