Michael Wallace

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Wallace-Kosmata-Werke > Badener Waldduft

Michael Wallace, auch Johann Michael Wallace (* 29. Jänner 1868 in Belgrad, Fürstentum Serbien; † 19. Februar 1944 in Bad Ischl) war ein österreichischer Drogist und Eigentümer der Drogeriekette M. Wallace sowie der Kosmata Werke.

Leben

Michael Wallace kam gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Julie im Winter des Jahres 1868 als Sohn des Dr. Sigmund Wallace, einem aus Cassel stammenden und an der Belgrader Universität tätigen Philologen und dessen Gattin Maria geb. Pfeiffer in Belgrad im damaligen Fürstentum Serbien zur Welt und wurde nach katholischem Ritus getauft[1].

Die Zwillinge verloren bereits im Alter von fünf Jahren ihren Vater, wodurch die Familie völlig mittellos wurde. Die Witwe zog daraufhin mit ihren Kindern nach Wien und brachte ihre kleine Familie mit Handarbeiten entbehrungsreich durch. Als auch die Mutter sieben Jahre später, anno 1880 verstarb, kamen die Zwillinge bei Verwandten im böhmischen Komotau unter. Da er aus Geldmangel nicht studieren konnte, absolvierte Michael Wallace, nachdem er dort die Mittelschule besucht hatte, die Lehre beim Apotheker Hellmessen in Kaaden an der Eger, ebenfalls in Böhmen.

Danach wurde Wallace bei verschiedenen Firmen seiner Branche tätig und wurde Außendienstmitarbeiter der Firma Odelga, einer weltbekannten Fabrik für chirurgische Instrumente in Wien. Seine Dienstreisen führten ihn durch viele Orte in Österreich-Ungarn und auf dem Balkan, was ihm, bei seiner spartanischen Lebensweise, ermöglichte, ein kleines Anfangskapital zu schaffen, welches er benötigte um im Jänner 1896 bei Anton Enders, dem Drogeriebesitzer und Gatten seiner Zwillingsschwester, als öffentlicher Gesellschafter in dessen Drogerie und Parfümerie in Baden, Pfarrgasse Nr. 1 einzusteigen [2]. Die Eintragung der Firma im Handelsregister erfolgte im selben Jahr mit der Unternehmungsbezeichnung Drogerie und Parfümerie „Zum schwarzen Hund“ Wallace & Enders [3].

Als seine geliebte Schwester Julie Enders im November 1897 verstarb[4], schied im Jänner 1898 sein Geschäftspartner und Schwager Anton Enders daraufhin aus dem gemeinsamen Unternehmen und Wallace führte die Drogerie und Parfümerie als Alleinbesitzer weiter, die nunmehr auch mit fotografischen Artikeln und technisch-kosmetischen Spezialitäten handelte[5].

Schon ein Jahr später expandierte der junge Drogist und installierte im April 1899 seinen ersten Filialbetrieb in Vöslau, Hochstraße Nr. 3[6]. Die Expansion ging rasant weiter, denn schon im Dezember desselben Jahres eröffnete Wallace, sehr zur Verwunderung seiner übermächtigen Konkurrenten, eine groß angelegte Drogerie in der Wiener Kärntnerstraße Nr. 30. Aufgrund der sehr guten Geschäftsentwicklung der Wiener Filiale konnte Michael Wallace 1903 weitere Filialen in Mödling und im Wiener Gemeindebezirk Hietzing in Betrieb nehmen und das Haus Baden, Pfarrgasse Nr. 1, in dem sich seit 1896 sein Stammgeschäft befand, im Eigentum erwerben. Seit dieser Zeit bürgerte sich die Ortsbestimmung „Wallace-Eck“ in Baden ein.

Wallace war auch sportlich unterwegs. Das Illustrierte Wiener Extrablatt berichtete über seine Tätigkeit als Schatzmeister im Wiener Bicycleclub[7]. Im Februar 1907 gab er im Neuigkeits-Welt-Blatt öffentlich seine Verlobung mit der um 17 Jahre jüngeren Fabriksdirektorstochter Elisabeth Forst bekannt[8], welche er im Mai desselben Jahres in der Wiener St. Augustin-Kirche ehelichte[1] und die ihm vier Töchter schenkte: Elisabeth (Liselotte), Margarete, Ruth und Maria.

Auch der weitere Aufstieg seiner nunmehrigen Drogeriekette ging rasant weiter. Bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 gesellten sich drei weitere Filialen hinzu und es wurde in En gros-Abteilungen und umfangreiche Gebäude für Fabrikation und Versand investiert. Wie in einer Zeitungsannonce im Jahre 1909 ersichtlich, wurde M. Wallace auch „k. u. k. Hoflieferant“[9] und avancierte, laut einer ebensolchen Zeitungsmeldung 1921 zum Kommerzialrat[10]

Gegen Ende des Ersten Weltkrieges gründete Wallace 1918 die Wallace-Kosmata-Werke, übersiedelte seine Firmenzentrale in sein neu gegründetes Fabrikshaus in Wien VII., Westbahnstraße Nr. 26[11] und erweitere seine Drogeriekette nach dem Weltkrieg in Wien um acht Filialen. Um das geschwundene Absatzvolumen der ehemaligen österreich-ungarischen Kronländern zu kompensieren, eröffnete er Zweigunternehmungen in Budapest, Brünn[12] und Krakau im nunmehrigen Ausland, die aber nicht den erhofften Erfolg brachten, sodass Wallace die Dependancen wieder aufgab und sich verstärkt dem verbliebenen österreichischen Markt widmete. Er verbesserte die Qualität seiner Erzeugnisse, rationalisierte die Herstellung und passte die Preise der gesunkenen Kaufkraft an.


Sein Motto lautete: „Kein Auftrag ist für meine Leistungsfähigkeit zu groß und kein Auftrag ist für meine aufmerksame Bedienung zu klein!

Die berühmte Blumenuhr im Badener Kurpark stiftete Michael Wallace im Jahre 1928

Im Juni 1926 wurde Kommerzialrat Wallace vom Bundesminister für Handel und Verkehr in den Beirat für Handelsstatistik berufen[13]. Zwei Jahre später, stiftete er 1928 die Blumenuhr im Kurpark der Stadtgemeinde Baden, welche seit damals zu den Attraktionen des Parks zählt. Anfang März 1934 gab Michael Wallace mit Rundschreiben die Umwandlung seines Unternehmens in eine Aktiengesellschaft bekannt, wobei die Aktienanteile von ihm selbst, seiner Frau Elisabeth, seine Tochter Liselotte und Direktor Franz Demmel gezeichnet wurden[14].

1938, im Jahr des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich übergab Michael Wallace seine Firma an seinen Schwiegersohn Thomas Knaur, welcher mit seiner Tochter Margarete verheiratet war und zog sich zurück. Er verstarb während des Zweiten Weltkrieges im Februar 1944 in Bad Ischl im 76. Lebensjahr[15], wurde nach Wien überführt und in der Familiengruft am Hietzinger Friedhof zur letzten Ruhe bestattet[16]. Seine ihm 1907 angetraute Gattin verschied nur wenige Monate später.

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Wien I., Pfarre Sankt Augustin – Trauungsbuch 1906-1912 (fol.50)
  2. Personalnachrichtern. In: Drogisten-Zeitung, 20. Jänner 1896, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/drz
  3. Firmaprotokollierungen. In: Wiener Zeitung, 17. Juli 1896, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  4. Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Sterbebuch 1897-1899 (fol.38)
  5. Firmenänderung. In: Badener Zeitung, 19. Jänner 1898, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  6. Personalnachrichtern. In: Drogisten-Zeitung, 8. April 1899, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/drz
  7. Wiener Bicycleclub. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 4. Mai 1905, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/iwe
  8. Verlobung. In: Neuigkeits-Welt-Blatt / Neuigkeits-Welt-Blatt (Provinz-Ausgabe/Land-Ausgabe), 22. Februar 1907, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  9. Reklame. In: Pharmaceutische Post. Zeitschrift für die Gesammtinteressen der Pharmacie / Pharmaceutische Post. Wochenschrift für die Gesammtinteressen der Pharmacie / Pharmaceutische Post / Pharmazeutische Post. Offizielles Organ der „Oesterreichischen pharmazeutischen Gesellschaft“ / Pharmazeutische Post. Zentral-Organ für die Gesamtinteressen der Pharmazie / Pharmazeutische Post, vereinigt mit der Zeitschrift des Allg(emeinen) österr(eichischen) Apotheker-Vereines vorm(als) „Oesterr(eichische) Zeitschrift für Pharmazie“ / Wiener Pharmazeutische Wochenschrift. Zeitschrift für die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie, 23. Juli 1909, S. 13 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/php
  10. Zehn Jahre Drogisten Gremium. In: Drogisten-Zeitung, 8. Dezember 1921, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/drz
  11. Wallace-Kosmata-Werke. In: Drogisten-Zeitung, 10. August 1918, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/drz
  12. Artikel in: Prager Tagblatt, 14. September 1920, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  13. Personalnachrichten. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 15. Juni 1926, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  14. Firmennachricht. In: Drogisten-Zeitung, 15. März 1934, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/drz
  15. Traueranzeige. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 27. Februar 1944, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  16. Johann Wallace in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at Gruppe 32, Grab 8
  17. Für Verdienste um das Rote Kreuz. In: Reichspost, 29. Jänner 1915, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  18. Kleine Chronik. In: Neue Freie Presse, 25. März 1915, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp

Weblinks

  • Fotos zum Schlagwort Wallace in der Topothek der Gemeinde/Region Baden (Urheberrechte beachten)