Kloster St. Magdalena

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Das Kloster St. Magdalena "vor dem Schottentor", auch das Magdalenerinnenkloster genannt, gilt als eines der ältesten Klöster auf dem Areal der heutigen Stadt Wien. Das Kloster befand sich vor den Wiener Stadtmauern und unterstand zunächst der Zisterzienser-Regel und später der Augustiner-Regel. In der zweiten Hälfte des 15., Jahrhunderts wurden das Magdalenerinnenkloster in ein Augustiner-Chorfrauen-Kloster umgewandelt. Nach der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" und der Zerstörung der Klosteranlage wurde die Magdalenerinnen Teil des Laurenzerklosters.

Lage des Klosters

Das Magdalenerinnenkloster "vor dem Schottentor" befand sich außerhalb der Stadtmauern der Stadt Wien. Es lag im Westen an der alten römischen Limesstraße, die entlang der Donau von Klosterneuburg durch Wien und danach über die Fernhandelsstraße in Richtung Ungarn verlief.[1] Nach dem Plan von Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1457 befand sich das Kloster im heutigen 9. Wiener Gemeindebezirk auf dem Areal Währinger Straße / Hörlgasse / Kolingasse. Da sich in der Nähe des Klosters zu dieser Zeit auch mehrere Ziegelofen befanden, wurde das Magdalenerinnenkloster zuweilen auch nach diesen benannt.[2] Das Klosteranlage entstand aus einer großen Hofstätte ("In der Schottenpeunt") , die zuvor dem Stift Klosterneuburg gehört hatte.[3]

Legendäre Anfänge

Die Anfänge des Magdalenerinnenklosters liegen im Dunkeln. Der Kardinallegat Konrad von Urach († 1227) hielt sich am 1. April 1225 in Stift Heiligenkreuz auf. Zu seinem Gefolge dürfte damals auch Rudolf von Worms, der Ordensgründer der Magdalenerinnen, gehört haben. Dass beide sich auch in Wien oder in dessen nächster Umgebung aufgehalten und dort eine Heimstätte für besserungswillige Frauen eröffneten, wäre vorstellbar. In diesem Fall hätte die Gründung des Magdalenerinnenklosters "vor dem Schottentor" 1225 oder kurz danach stattgefunden.[2] Zu dieser Zeit herrschte die Familie der Babenberger im heutigen Niederösterreich, die sich damals im Zenit ihrer Macht befand.[1] Wenn das Kloster tatsächlich bereits um 1225 gegründet wurde, war es zunächst ein "Büßerinnenkloster" und wurde einer bestehenden Ordensregel erst später formal angeschlossen. Dabei muss es sich keineswegs um die "Ordensregel" der Magdalenerinnen gehandelt haben. Dieser Orden wurde erst 1227 vom Papst bestätigt, wobei ihm dieser als Ordensregel die Benediktinerregel mit Zisterzienser-Institutionen empfahl. Aufgrund der Urkunden zwischen 1230/31 und 1292 wäre allerdings auch möglich, dass es sich bei den Wiener Magdalenerinnen zunächst um ein Zisterzienserinnenkloster handelte, das mit dem Orden der Magdalenerinnen nichts zu tun hatte, sondern nur dem Patronat der Heiligen Maria Magdalena unterstellt war. Dass es in der Stadt Wien im 12. Jahrhundert bereits mit dem Kloster St. Niklas vor dem Stubentor ein Frauenkloster gab, welches der Regel der Zisterzienser unterstellt war und von den Zisterzienser von Heiligenkreuz betreut wurde, deutet aber eher daraufhin, dass das Magdalenerinnenkloster nicht als "echtes" Zisterzienserinnenkloster galt.[4]

Geschichte

Über die Gründung des Magdalenerinnenklosters gibt es keine gesicherten Informationen.[1] Erstmals genannt ist es in einem Kaufvertrag, der um 1230/31 datiert wird[A 1]. Zu dieser Zeit unterstand das Kloster noch der Zisterzienser-Regel.[2]

1232 wurde das Magdalenerinnenkloster offiziell der Augustiner-Regel unterstellt. In einem Protokoll, das die nun mehr für die Ordensfrauen verbindlichen Regeln auflistet, und in einer Abschrift aus dem Jahr 1466 aus dem Wiener Chorherrenkloster St. Dorothea erhalten ist, sind erstmals der Kreuzgang und ein zum Kloster zugehöriger Friedhof genannt.[5] 1234 schenkte der Salzburger Erzbischof dem Kloster eine jährliche Salzgabe aus der Saline in Hallein und stiftete in der Klosterkirche 12 Messen, die jedes Monat gelesen werden sollten.[6] In der diesbezüglichen Urkunden wird die Leiterin des Klosters noch als Äbtissin bezeichnet, was daraufhin deutet, dass neue Ordensregel sich noch nicht wirklich durchgesetzt hatte. Dass sie als Äbtissin bezeichnet wurde, könnte ein Indiz dafür sein, dass das Kloster damals als "echtes" Zisterzienserkloster galt. Erst 1238 wird die Klosterleiterin erstmals als Magistra bezeichnet. 1267 wird die Leiterin erstmals ausdrücklich als Priorin eines Büßerinnenklosters bezeichnet, welches die Augustinerregel befolgte.[7]

Um 1238 muss das Magdalenerinnenkloster bereits eine beachtliche Größe und solide wirtschaftliche Grundlagen gehabt haben, denn das um 1238 gegründete Kloster in Michelstetten wurde mit Nonnen aus ihm besiedelt.[8] Am 13. Jänner 1278 bestätigte der "römische" König Rudolf I. dem Kloster seine Besitzrechte.[9] Die Klosterkirche und der Chor wurden zwischen 1332 und 1352 im Auftrag des Wiener Bürgers Friedrich von Tirna eingewölbt, der auch mindestens 6 Altäre für diese Kirche stiftete.[6] Der bekannte Martha-Altar wird erstmals am 13. August 1365 genannt.[10]

In den Jahrzehnten danach danach dürfte sich das Magdalenerinnenkloster wirtschaftlich gut entwickelt haben. Die tatsächlichen Zugehörigkeiten des Klosters und seine seelsorgerische Betreuung sind jedoch eher schlecht urkundlich erfassbar und werden in der Geschichtsforschung widersprüchlich gedeutet. Dass das Magdalenerinnenkloster ab Mitte des 15. Jahrhunderts tatsächlich der Administration des Augustiner-Chorfrauenklosters St. Jakob auf der Hülben unterstellt war, wie in der Geschichtsforschung immer wieder behauptet wird, lässt sich mit Blick auf die gesicherten Fakten nicht überzeugend belegen.[11] Zwischen 1479 und 1485 dürfte das Magdalenerinnenkloster in ein Augustiner Chorfrauen-Kloster umgewandelt worden sein.[12] Das Magdalenerinnenkloster, dessen Gebäude sich vor den Wiener Stadtmauern befanden, wurde während der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" (1529) zerstört und danach nicht wieder aufgebaut. Nachdem eine Unterbringung der Nonnen im Stift Klosterneuburg gescheitert war und nach ihrer Übersiedlung ins Kloster St. Niklas in Wien dieses durch einen Brand seiner Klosterkirche im Jahr 1533 unbewohnbar geworden war, wurde am 22. Juli 1533 der Zusammenschluss des Magdalenerinnenklosters mit dem Laurenzerkloster feierlich vollzogen, wobei den Magdalenerinnen ihre alten Privilegien und Besitzrechte erhalten blieben und am 12. September 1533 vom König bestätigt wurden. Allerdings sollte das Magdalenerinnenkloster ziemlich rasch im Laurenzerkloster aufgehen.[13]

== Besitzungen des Klosters St. Magdalena ==e Das ursprüngliche Klostervermögen stammte aus der Schenkung des Salzburger Erzbischofs aus dem Jahr 1234.[3] 1319 vererbte der Färber Heinrich Baier den Nonnen eine Badestube, welche ihnen nach einem Streit mit dem Schottenkloster zugesprochen wurde. Am 13. Oktober 1324 verbot der Wiener Bürgermeister Niklas Poll urkundlich den Bau weiterer Badestuben zum Schutz der Badestuben des Magdalenerinnenklosters in der Vorstadt. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass das Kloster zu diesem Zeitpunkt bereits im Besitz von zwei Badestuben war.[14] Nach einem Verbot, dass Frauenklöstern den Betrieb von Badestuben verbot, wurden beide Badestuben in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts verkauft. Wenige Jahre vor ihrem "Untergang" erwarben die Nonnen noch 1518 den halben Auhof in Hacking (heute Teil des 13. Wiener Gemeindebezirks).[3]

Namentlich bekannte Priorinnen des Klosters St. Magdalena

  • Am 27. Dezember 1267 ist die Priorin Gertrud urkundlich genannt. Sie wird ausdrücklich als die Priorin eines Büßerinnenklosters, welches die Augustinerregel befolgt, bezeichnet. Sie und der Konvent geloben in dieser Urkunde die Jurisdiktion des Pfarrers Gerhard von St. Stephan in Wien anzukennen.[15]
  • Am 20. August 1302 findet eine Übereinkunft zwischen der Priorin Elisabet(sic!) zu St. Magdalena und dem Deutschen Haus in Wien statt. Sie dürfte mit jener Priorin Elisabet ident sein, die 1304 einen Prozess mit den Erben von Guetrat um die Kirche zu Stronsdorf führte. Wahrscheinlich ist sie auch mit der Priorin Elspet(sic!) ident, welche 1311 zwei Verkaufsverträge mit dem Deutschen Haus in Wien schloss.[16]
  • 1326 und 1327 ist Hilta(sic!) als Priorin des Magdalenerinnenklosters urkundlich belegt.[17]
  • 1335 schließt die Priorin Christin mit den Brüdern Jans und Friedrich, den Helphanten und von Eisenreich von Ritzendorf einen Kaufvertrag.[18]
  • 1342 verpflichten sich die Priorin Elsbeth und ihr Konvent gegenüber Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht dem Lahmen") zur Abhaltung eines Jahrestages mit Vigil und Seelenmesse am Mittwoch in der Fastenzeit für dessen verstorbenen Bruder.[18]
  • 1344 wird Gertraud als Priorin urkundlich genannt.[19]
  • 1359 ist als Priorin Elisabeth von Asparn genannt.[10]
  • 1368 wird in zwei Verträgen Gertrud die Pariserin als Priorin genannt.[20]
  • 1374 ist Schwester Margaretha als Priorin urkundlich genannt. Sie ist vielleicht mit der 1376 und 1378 als Priorin genannten Schwester Margret von Mistelbach ident.[21]
  • 1393 gelobt die Priorin Katharina Floitin für Konrad von Zwettl einen Jahrtag halten zu lassen.[22]
  • Um 1452 wird Margarete Karthauserin als Priorin genannt.[23]
  • Um 1469 wird Barbara Hierssin als Priorin urkundlich genannt, in den Urkunden seit 1480 wurde sie als Meisterin bezeichnet. Diesen Titel führten auch ihre sechs Nachfolgerinnen, die letzte Oberinnen des Magdalenerinnenkloster, wobei diese aber auch als Priorinnen tituliert werden.[24]
  • Magdalena Stadelmair, die Nachfolgerin von Barbara Hierssin wird zwischen 1482 und 1498 als Priorin oder Meisterin des Magdalenerinnenklosters genannt.[25]
  • Um 1520 ist Constantia sowohl als Meisterin als auch als Priorin urkundlich belegt.[26]

Unklar ist die Stellung, welche Susanne Torlin unter den Leiterinnen des Klosters einnimmt beziehungsweise ob sie überhaupt zu diesen gezählt werden kann. 1463 ist eine amtliche Handlung von ihr für das Magdalenerinnenkloster belegt. Sie war jedoch keine Nonne dieses Klosters, sondern eine Chorfrau des Klosters St. Jakob auf der Hülben und benötigte für ihre amtliche Handlung die ausdrückliche Erlaubnis von Petronella Pöcklin, die 1439-1471 die Meisterin des Klosters St. Jakob auf der Hülben war. In der Geschichtsforschung findet sich immer wieder die Behauptung, dass sie als Administratorin das Magdalenerinnenkloster leitete, weil dieses zu ihrer Zeit dem Kloster St. Jakob auf der Hülben unterstellt war und dass sie die Umwandlung des Magdalenerinnenklosters in ein Augustiner Chorfrauenkloster vorbereiten sollte. Dagegen spricht allerdings, dass sie als solche in keiner Quelle ausdrücklich genannt ist und dass sie auch in ihrem Kloster keine bedeutende Stellung gehabt haben dürfte. Da das Kloster St. Magdalena zu diesem Zeitpunkt eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte, fehlt auch ein belegter plausibler Grund für Unterstellung des Magdalenerinnenklosters unter die Aufsicht eines anderen Klosters.[27]

Literatur

  • Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster (= Dissertationen der Universität Wien 175). VWGÖ, Wien, 1986

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Christina Lutter: Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten: Die Wiener Zisterzienserinnen um 1300. In: Gordon Blennemann - Christine Kleinjung - Thomas Kohl (Hrsg.): Konstanz und Wandel. Religiöse Lebensformen im europäischen Mittelalter (= Andreas Bihrer - Cordula Nolte - Jörg Rogge (Hrsg.): Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters. Bd. 11). Didymos-Verlag, Affalterbach, 2016. ISBN 978-3-939020-31-8, S. 200
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 84
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Maria-Magdalena-Kloster im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 1. Jänner 2021
  4. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 87
  5. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 84f.
  6. 6,0 6,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 85
  7. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 84f. und S. 88f.
  8. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 88
  9. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 86
  10. 10,0 10,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 94
  11. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 98 und S. 100ff.
  12. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 102
  13. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 103
  14. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 90
  15. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 88f.
  16. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 89f.
  17. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 90f.
  18. 18,0 18,1 vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 91
  19. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 92
  20. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 94f.
  21. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 96
  22. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 98
  23. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 98
  24. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 94 und S. 100f.
  25. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 100
  26. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 100f.
  27. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster, 1986, S. 99 und S. 101f.

Anmerkungen

  1. In dieser Urkunde kauft eine Tuta (Guta) von Zöbing ein Lehen und eine Wiese bei Harras (heute Teil der Gemeinde Mistelbach, wobei unter den Zeugen des Kaufs Heinrich und Dietrich, die Kapläne des Magdalenerinnenklosters genannt werden.