Pottendorf-Landegger Zuckerfabrik

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Lage der Zuckerfabrik (rechts unten) an der Leitha in Landegg

Die Pottendorf-Landegger Zuckerfabrik war eine Zuckerfabrik in Pottendorf im Bezirk Baden während des 19. und 20. Jahrhunderts.

Geschichte

Im Jahr 1859 gründeten die Familien Rothermann, Patzenhofer und Hartig, die bereits 1852 die Zuckerfabrik in Siegendorf gründeten, nahe der Straße von Landegg nach Hornstein die Pottendorf-Landegger Zuckerfabrik Ignaz Hartig & Co. Der Bau mit der Konskriptionsnummer 53 wurde auf einem Grundstück der Esterházy neben dem Meierhof eröffnet. Im Gesellschaftervertrag wurde festgelegt, dass vor dem Jahr 1865 kein Gewinn ausgeschüttet werden durfte.

Verarbeitungsmengen von Zuckerrüben in Waggons
Jahr jährlich täglich
1858 300 4,0
1860 830 8,3
1878 1.180 11,8
1888 3.132 31,3
1898 4.536 40,0
1908 5.800 58,0

Die Rübern, die verarbeitet wurden, wurden in den Gütern aus Gutsbetrieben von Esterházy in Pottendorf und Neufeld, aber auch Seibersdorf, Münchendorf, Mannersdorf, Trumau und Mitterndorf angebaut. Auch Bauern aus dem Hausryon um Pottendorf lieferten an die Zuckerfabrik.

Die Zuckerfabrik brachte auch Einnahmen für die nicht sehr reiche Gemeinde. Die Kirche Landegg, die schon in der Türkenbelagerung im Jahr 1683 zerstört und nur notdürftig repariert wurde, konnte wieder generalsaniert werden und erhielt neben einer neuen Dacheindeckung einen gemauerten Glockenturm.

Im Jahr 1909 wurde noch ein Gleisanschluss an die Pottendorfer Linie errichtet.[1]

Verkauft wurde der Zucker über den Vertriebskontor, der sich in Wiener Neustadt an der Stelle des heutigen Hotel Corvinus befand. Da der größte exportiert wurde, wurde schon 1868 eien Ex- und Importfima für den vertrieb gegründet.

Die Produktion wurde allerdings bereits im Jahr 1909 nach dem Bau der Brucker Zuckerfabrik, die für die dreifache Produktion ausgelegt wurde, wieder eingestellt. Auch die Einrichtung wurde teilweise nach Bruck verlagert.

Nachnutzung

Als das Isonzogebiet nach dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg evakuiert wurde, wurden die Fabrikshallen als Unterkunft für die ausgesiedelte Bevölkerung verwendet. Das Lager wurde durch Baracken auf dem Gebiet der heutigen San Lorenzo Siedlung erweitert. Teilweise waren bis zu 7.000 Personen untergebracht. Wegen der hohen Kindersterblichkeit im Lager wurde nahe der heutigen Tennisanlage ein Friedhof errichtet, der bereits Anfanger der 1920er-Jahre wieder aufgelassen wurde.[1]

Nach Kriegsende und Rückführung der Evakuierten wurden die Lagereinrichtungen kurze Zeit vom Jugendamt der Gemeinde Wien für erholungsbedürftige Kinder genutzt.

Im Jahr 1920 bezog die Mühlendorfer Kreide- und Bleistiftfabrik AG[2] aus dem burgenländischen Müllendorf[3]

Die Bleistiftfabrik bestand allerdings auch nur bis 1924 und es zog die Heilkräuterfabrik Medica in die Gebäude ein. Sie bestand bis Ende der 1940er Jahre.[1] Das Barackenlager wurde 1928 parzelliert und verpachtet.

Den der Leitha zugewandten Teil der Zuckerfabrik kaufte später Arthur Tack und richtete 1950 die Weberei Tack ein. Heute besteht dort noch die Tierklinik Dr. Werner Tack.

Der andere größere Teil wurde von den Roland Knaus und Löw erworben, die 1951 die Landegger Textilfabrik Löw und Knaus OHG.

BW

Nach andereren Unternehmen, die ebenfalls in der ehemaligen Zuckerfabrik ihr Unterkommen fanden, kaufte Gerhard Orasch 1989 zuerst den ersten Teil, 1999 den restlichen Teil des Areals und die Gebäude wurden als Unternehmen der Firma Orasch[4] renoviert und tragen seither die Kurzbezeichnung Landegger.[5]

Literatur

  • Susanna Steiger-Moser: Süßes Imperium: Die Zuckerfabriken Hirm, Siegendorf und Landegg in Die österreichische Zuckerindustrie und ihre Geschichte(n) 1750–2013, 2014, Böhlau Verlag ISBN 9783205794981

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Gelungener Museumsstammtisch über Landegg in der Gemeindezeitung 5/2013 von Pottendorf abgerufen am 21. Mai 2018
  2. Compass. Finanzielles Jahrbuch 1925, Band IV: Österreich. abgerufen am 21. Mai 2018
  3. Wolfgang MeyerDie Müllendorfer Kreideindustrie von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2008, Diplomarbeit an der Universität Wien abgerufen am 21. Mai 2018
  4. Museumsstammtisch "Arbeitswelt" in der Gemeindezeitung 4/2007 von Pottendorf abgerufen am 21. Mai 2018
  5. Landegger abgerufen am 21. Mai 2018

Weblinks

47.89345916.402252Koordinaten: 47° 53′ 36″ N, 16° 24′ 8″ O