Richardis von Waltersdorf

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Landgräfin Richardis von Waltersdorf, "Babenberger"-Glasfenster im Stift Heiligenkreuz

Landgräfin Richardis von Waltersdorf[A 1] (* 18. April 1143[1]; † vermutlich noch im 12. Jahrhundert, an einem 24. oder 25. Februar nach 1197[A 2] war die wenig bekannte Halbschwester von Heinrich dem Löwen. Wäre sie ein Sohn gewesen, wäre die Geschichte der Herzogtümer Baiern und Sachsen sowie der Markgrafschaft Österreich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit anders verlaufen.

Herkunft und Familie

Landgräfin Richardis von Waltersdorf war das einzige Kind von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott" († 1177) aus dessen erster Ehe mit der Kaisertochter Gertrud († 1143). Verheiratet war sie mit dem Landgrafen Heinrich von Stefling (Steffling) († um 1190, an einem 1. Mai) aus der Familie der Babonen.[2] Dieser war ein Enkel des Burggrafen Otto (I.) von Regensburg und der Sohn des Landgrafen Otto (II.) von Stefling († 1175/85). Der Bruder seines Vaters, Burggraf Heinrich (III.) von Regensburg († um / nach 1167/1185), war der Ehemann von Bertha († um 1147), einer Schwester von Herzog Heinrich II. "Jasomirgott".[3] Über ihre Schwiegermutter Adelheid, eine Tochter des Pfalzgrafen Otto von Bayern († 1156) aus dessen Ehe mit Heilika von Lengenfeld († 1170) war bestand eine Verwandtschaft mit den Wittelsbachern.

Richardis hatte aus ihrer Ehe einen Sohn: Landgraf Otto (III.) von Stefling († 1196), mit die Familie der Babonen endgültig in "männlicher" Linie endete.[4]

Leben

Über Landgräfin Richardis von Waltersdorf gibt es kaum gesicherte Fakten. Sie gilt als jene Tochter von Herzog Heinrich (II.), bei deren Geburt dessen erste Ehefrau Gertrud starb. Durch die Eheschließung ihrer Eltern gelang es eine Lösung für den Konflikt um die Herrschaft über das Herzogtum Baiern zwischen den Familien der Babenberger, der Staufer und der Welfen einzufädeln. Durch den Tod ihrer Mutter und den Umstand, dass Richardis kein Sohn war, scheiterte diese Lösung.[5][6]

Wann Richardis ihren Cousin Heinrich heiratete, ist bisher nicht bekannt. Dieser erbte Mitte der 1180er-Jahre nach dem Tod seiner Cousins, der Burggrafen Friedrich (I.), Heinrich (IV.) und Otto (IV.) von Regensburg und Riedenburg, den größten Teil ihrer Allode. In der Folge benannte er sich auch nach Riedenburg. Gemeinsam mit Richardis ist er um diese Zeit auch in einer Reichersberger Traditionsnotiz genannt. Letztmals urkundlich ist er als Teilnehmer einer bayerischen Adelsversammlung genannt, die um 1190 in Reichenhall stattfand. Sein Sohn Otto (III.) war zu diesem Zeitpunkt bereits in das väterliche Erbe eingetreten. Er starb aber nur wenige Jahre später auf einer Gesandtenreise ins Ungarische Königreich.[4]

Nach dem Tod ihres Sohnes übertrug Richardis dem Kloster St. Emmeran in Regensburg eine Zensuale mitsamt ihrer Nachkommenschaft. Nach dem Fundationsbericht der Zisterze Walderbach (geschrieben im 15. Jahrhundert), einer babonischen Stiftung, die 1197 von ihrem Neffen Herzog Friedrich (I.) von Österreich ("Friedrich den Katholischen") († 1198) auf ihre Bitte hin mit diversen Gütern in Gottsdorf, Metzling und Hundsheim beschenkt wurde.[7], soll sie dann ins Herzogtum Österreich zurückgekehrt sein,[4] Dort hatte sie die "Babenberger"-Besitzungen in Waltersdorf und Guntramsdorf geerbt, auf denen sie nach dem Tod ihres Ehemannes eine eigene, recht unabhängige Herrschaft führte. In ihren Urkunden und Rechtsakten nannte sie sich "Landgräfin von Waltersdorf".[8] Nach ihrem Tod wurde sie in Stift Heiligenkreuz beigesetzt.[9]

Erinnerungsstätten an Richardis von Waltersdorf im heutigen Niederösterreich

  • Heiligenkreuz: Richardis von Waltersdorf ist im sogenannten "Babenberger-Glasfenster" in Stift Heiligenkreuz dargestellt. Im Stift befindet sich auch eine Grabplatte von ihr und ihrer Mutter.
  • Klosterneuburg: Richardis von Waltersdorf wird auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum von Stift Klosterneuburg besichtigt werden kann, mit Agnes von Thüringen, der Ehefrau von Heinrich dem Grausamen, durcheinander gebracht.[10].

Literatur

  • Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
  • Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 378-380

Weblinks

 Landgräfin Richardis von Waltersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, Stammtafel im Anhang
  2. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 378
  3. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 379, Stammtafel-Skizze
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 379
  5. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 225f.
  6. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 196
  7. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 379f.
  8. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 173
  9. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 380
  10. vgl.Agnes-Rikhard, AEIOU.AT, abgerufen am 10. September 2020

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Neben Richardis wird sie auch Rikhard oder Richenza von Waltersdorf genannt, außerdem findet sie sich als Richardis oder Richenza von Babenberg sowie als Richardis von Österreich oder Richardis von Stefling oder Steffling.
  2. nach Hinweisen bei Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 173 und Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 380
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