Robert Bruckner: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
== Leben ==
Am 22. August 1914 wurde Hermann gemeinsam mit dem spätere Abt [[w:Karl Braunstorfer|Karl Braunstorfer]] in Heiligenkreuz eingekleidet; beide legtn am 8. September 1918 die Feierliche Profess ab. Am 24. Februar 1919 wurden Bruckner und Braunstorfer von Weihbischof [[w:Josef Pfluger|Josef Pfluger]] zu Priestern geweiht.


Am 22. August 1914 wurde Hermann gemeinsam mit dem spätere Abt [[w:Karl Braunstorfer|Karl Braunstorfer]] in Heiligenkreuz eingekleidet und legten am 8. September 1918 die Feierliche Profess ab. Am 24. Februar 1919 wurden Bruckner und Braunstorfer von Weihbischof [[w:Josef Pfluger|Josef Pfluger]] zu Priestern geweiht.  
Nach zwei Jahren des seelsorglichen Einsatzes als Kooperator im Neukloster und der Wienerwaldgemeinde Alland wurde Bruckner Wirtschaftsadjunkt im September, 1921. Im Jahr darauf wurde er Hospitant des dritten Jahrgangs an der höheren landwirtschaftlichen Schule Francisco-Josephinum in Mödling und später ordentlicher Hörer. Die Hauptprüfung am 2. Juli 1924 bestand der mit Auszeichnung. Von 1924-1951 und 1958-1968 war er Ökonomiedirektor in Heiligenkreuz und von 1936 bis 1945 Zentraldirektor. Er war Administrator in Mönchhof 1938-1968 (ebendort wirkte er als Prior 1954-1969) und ebenso Administrator im Weingut [[w:Freigut Thallern|Freigut Thallern]] von 1945 bis 1969.<ref>Heiligenkreuz, Stiftsarchiv, Series Professorum Hlawatsch, Pars 2, Eintrag 77.</ref>
 
== Persönlichkeit ==
In seinem Taschenterminkalender für 1966 trug Bruckner ein Kärtchen mit folgendem Spruchaufdruck: „Besitz verlockt zur Sünde, und die Anhäufung von Reichtümern entsittlicht den Menschen; nur die einfache Arbeit gibt Glück und Zufriedenheit.“<ref>Heiligenkreuz, Stiftsarchiv 5–RHB.</ref> Er war sein Leben lang ein überzeugter [[w:Abstinenzbewegung|Antialkoholiker]]: 1953 erhöhte er im Konvent von Heiligenkreuz das Weingeld auf ÖS 150,-, „so dass jeder sich bei Abstinenz mehr ersparen kann.“<ref>Brief von Bruckner an Weingartshofer, Durchschlag datiert 3. März 1953. Heiligenkreuz, Stiftsarchiv 50-18-64.</ref>
 
== Bruckners Umgang mit verfolgten jüdischen Mitarbeitern des Stiftes ==
=== Fritz Kanitz, Trumau ===
P. Robert vermittelte im Sommer des Jahres 1938 ein Ansuchen der [[w:American Friends Service Committee|American Friends Service Committee]], den „nichtarischen Christen“ Fritz Kanitz in Trumau im Milch- und Futterwesen umzuschulen; dadurch sollte eine Auswanderung für den aus einer jüdischen Familie stammenden Kanitz erleichtert werden.<ref>Emma Cadbury an Robert Bruckner, getippte Korrespondenz vom 16. Aug. 1938. Heiligenkreuz, Stiftsarchiv 5–RHB.</ref> Im Dankesbrief für die Vermittlung erwähnt die Beauftragte des Friends Service Committees, Emma Cadbury, die „Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft“ des Zisterziensers. Ihre Zeilen weisen daraufhin, dass es im Vorfeld mehrere Gespräche zwischen den amerikanischen Quäkern und Bruckner gegeben hatte.
Kanitz wurde am Leopolditag (15. November) 1938 nach [[w:Konzentrationslager Dachau|Dachau]] deportiert und starb dort am 12. Jänner 1939.<ref>[http://www.doew.at DÖW Auskunft, abgerufen am 13. Jänner 2016]</ref> Cadbury (1875-1965) war seit 1924 im Quäker Büro in der Singerstraße 16/2 in Wien aktiv. In den Jahren unmittelbar vor ihrer Abreise aus Wien (1938) war sie die treibende Kraft dieser karitativen Einrichtung, die sich ab dem März 1938 bewusst und intensiv um Hilfeleistungen für „nichtarische“ Personen bemühte.<ref>Hans Schmitt, Quakers and Nazis: Inner Light in Outer Darkness (Columbia [Missouri] 1997) 85-86; Cadbury Nachlass in Haverford College Libraries, Special Collections, Emma Cadbury Papers, Ms. Coll. 1017; Mary Hoxie Jones, Emma Cadbury and the Wider Quaker Fellowship, in: Friends Journal (15. Mai 1964), S. 223-224.</ref> Um die 10 Personen waren dort beschäftigt.
 
Im Laufe ihrer Bemühungen hatten die Quäker feststellen müssen, dass sie ihre Schützlinge selten über konfessionelle Grenzen hinweg platzieren konnten. Zum Beispiel wollte der schwedische Gesandte in Wien ausschließlich Protestanten als Flüchtlinge aufnehmen.<ref>Protokoll der Besprechung vom 15. Mai 1939, Maschinenschrift. Philadelphia, AFSC Archives, General Files 1939, Foreign Service Austria. Letters from Austria; AFSC Büro an Fred Tritton (London) vom 20. Juni 1938.</ref>


Nach zwei Jahren des seelsorglichen Einsatzes als Kooperator im Neukloster und der Wienerwaldgemeinde Alland wurde Bruckner Wirtschaftsadjunkt im September, 1921. Im Jahr darauf wurde er Hospitant des dritten Jahrgangs an der höheren landwirtschaftlichen Schule Francisco-Josephinum in Mödling und später ordentlicher Hörer. Die Hauptprüfung am 2. Juli 1924 bestand der mit Auszeichnung. Von 1924-1951 und 1958-1968 war er Ökonomiedirektor in Heiligenkreuz und von 1936 bis 1945 Zentraldirektor. Er war Administrator in Mönchhof 1938-1968 (ebendort wirkte er als Prior 1954-1969) und ebenso Administrator im Weingut [[w:Freigut Thallern|Freigut Thallern]] von 1945 bis 1969.<ref>Heiligenkreuz, Stiftsarchiv, Series Professorum Hlawatsch, Pars 2, Eintrag 77.</ref>
=== Ludwig Engel, Mönchhof ===
Engel, ein Jude tschechoslowakischer Herkunft, war seit 1926 Pächter eines landwirtschaftlichen Hofes 5 km nordöstlich von der dem Stift Heiligenkreuz inkorporierten Pfarre [[w:Mönchhof|Mönchhof]], die im Mittelalter als [[w:Grangie|Grangie]] genutzt wurde und seither eine erhebliche ökonomische Bedeutung für das Wienerwaldkloster hatte. Durch die von Engel im Jahr 1927 errichtete Spiritus-Brennerei erreichte der Hof einen betrieblichen Aufschwung; ebenso steigerten sich die Arbeitsplätze. Die Anzahl der Hofbewohner war im Jahr vor Engels Übernahme 130; bis 1934 hatte sich die Zahl auf 180 vermehrt; für Kinder wurde eine Schulhaus mit einem Klassenzimmer am Hof errichtet; für den Erhalt war der Pächter zuständig. Zu dieser Zeit wurde in der Arbeiterbaracke wurde sonntags eine Messe gefeiert.<ref>Brettl, Meierhöfe Bezirk Neusiedl 129-140, Statistik auf 132.</ref>
Die Betriebsführung ging mit Engels erzwungener Ausreise im Jahr 1938 wieder an das Stift Heiligenkreuz, allerdings ohne wirtschaftlichen Vorteil für das Kloster. Engel wurde Anfang Mai 1938 verhaftet und bis Ende Dezember 1938 zunächst in Eisenstadt, später in Wien inhaftiert. P. Robert Bruckner hat ihn in beiden Haftorten besucht und bei der Gestapo für seine Freilassung erfolglos interveniert.<ref>Zeugenaussage Konzept vom Juni 1962. Heiligenkreuz, Stiftsarchiv 50-18-5.</ref>
Die Engel Familie ließ sich zunächst auf einem Bauernhof in Ungarn nieder, doch wurde die Familie nach einigen Jahren von dort in das Deportationslager für Juden in [[w:Kistarcsa|Kistarcsa]] bei Budapest verschleppt. Die Familie wurde getrennt und in Ungarn zerstreut, nach dem Krieg vereinigten sie sich in Budapest, zogen in die Slowakei und von dort im November 1948 in die Vereinigten Staaten. Sie ließen sich auf einem Bauernhof in New Berlin, New York nieder, wo sie als Eigentümer und Bauern noch 20 Jahre wirkten.<ref>[https://collections.ushmm.org/search/catalog/pa1165772 Foto der Familie in New York]</ref> 
 
Das Stift Heiligenkreuz bezahlte dem ehemaligen Pächter eine finanzielle Starthilfe in New York im Wert von US $ 3.000. Abt Karl Braunstorfer schrieb Engel im Herbst 1948 darüber; der Briefverkehr erstreckte sich über einige Wochen und ergab bald eine Überweisung.<ref>Heiligenkreuz, Stiftsarchiv R50-18-112.</ref> Bruckners Korrespondenz mit Engel setzte sich bin in die 1960er-Jahre fort.


== Literatur ==
== Literatur ==
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