48.827
Bearbeitungen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 19: | Zeile 19: | ||
== Die Burgruine Merkenstein in Sage und Legende == | == Die Burgruine Merkenstein in Sage und Legende == | ||
Die Burgruine Merkenstein gehört zu jenen Orten im heutigen Niederösterreich, um welche sich eine Menge Sagen gebildet haben. | |||
=== Merkenstein === | === Merkenstein === | ||
<ref name ="schöndorfer163">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 163</ref> | Es handelt sich um eine jener Sagen, in welcher ein Ortsname erklärt wird. Hier ist der Ritter Winfried, der sich das Recht des Erstgeborenen gegenüber seinem Zwillingsbruder erkämpft, indem er die Aufgabe, die sein Vater Leodegar ihm und seinem Bruder deshalb gestellt hat, als erster löst. Bei einem Spaziergang im urwaldähnlichen Gebiet, wo Winfried in der Sage später die Burg erbauen lässt, zeigt sein Vater den Söhnen einen Stein, den sie nach drei Jahren wiederfinden müssen. Winfried gelingt das, weil er sich den Stein und dessen Umgebung gut eingeprägt hat. Da sich der Zwillingsbruder bei der Suche verirrt, findet er diesen, "den er sich gemerkt" hat, vor ihm und deshalb nennt er die Burg, die er sich später an dieser Stelle erbaut, Merkenstein.<ref name ="schöndorfer163">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 163</ref> | ||
=== Merk dir den Stein === | |||
Auch in dieser Sage geht es um eine Erklärung, warum die Burg Merkenstein heißt. Als die Burg belagert wird, vergräbt die Burgherrin mit ihrem Sohn alle Schätze. Sie markiert die Stelle mit einem großen Stein, damit ihr Sohn sie später wiederfinden kann und schärft ihm ein, sich diesen Stein zu merken. Als die Burg eingenommen wird, werden alle Burgbewohnerinnen und Burgbewohner umgebracht, nur ihr Sohn überlebt. Als er jedoch später nach den Schätzen sucht, kann er den Stein nicht mehr finden, und somit bleiben auch die Schätze ungehoben. Ein Ritter, der die Burg später wieder aufbaut, nennt sie daraufhin, Merkenstein.<ref name ="schöndorfer163"/> | |||
=== Der Schatz auf Merkenstein === | === Der Schatz auf Merkenstein === | ||
Es handelt sich um eine jener Sagen, die von Schätzen berichtet, die auf Burgen verborgen sein sollen. Nach dieser Sage soll in der Ruine Merkenstein ein silberner Wagen mit silbernem Pferdegeschirr vergraben sein.<ref name ="schöndorfer163"/> | |||
<ref name ="schöndorfer163"/> | |||
=== Merkensteiner Sage === | === Merkensteiner Sage === | ||
<ref name ="schöndorfer163"/> | Es handelt sich um eine jener Sagen, in den ein Bösewicht aus emotionalen Gründen eine Untat begeht. Der auf Merkenstein ansässige Ritter kehrt überraschend von einer Reise zurück und entdeckt, dass seine Tochter sich mit einem Pagen eingelassen hat. Aus Zorn lässt er diesen lebendigen Leibes einmauern.<ref name ="schöndorfer163"/> In dieser Version, die eindeutig ein "patriarchalisches" Weltbild vermittelt, wird das Verbrechen des Ritters als gerechtfertigte Strafe inszeniert. Die Tochter erscheint als leichtfertige Verführerin, der verführte Page muss dafür büssen, dass er dieser Verführung nicht widerstanden hat. | ||
=== Die Merkensteiner Fische === | === Die Merkensteiner Fische === | ||
<ref name ="schöndorfer164">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 164</ref> | In der Sage geht es um die historisch belegte, erfolglose Belagerung der Burg Merkenstein durch Truppen von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] im Jahr 1482, nachdem diese vom Ungarnkönig Matthias Corvinus eingenommen worden war beziehungsweise der damalige Lehensinhaber die Seiten gewechselt hatte. Auch hier findet sich das Motiv, dass eine Belagerung beendet wird, nachdem es den Eingeschlossenen gelungen ist, den Belagerern weiszumachen, dass sie einer Belagerung noch lange standhalten könnten. Allerdings gibt es hier keine Notlage der Eingeschlossenen, sondern diese treiben munter ihre Spiele und ihren Spott mit den Belagerern. Die lebenden Fische, die sie schließlich über die Burgmauern werfen, sind lediglich der Letzte dieser Streiche, worauf die Belager abziehen, was hier eindeutig eine Kapitulation ist.<ref name ="schöndorfer164">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 164</ref> | ||
=== Die Türken vor Merkenstein === | === Die Türken vor Merkenstein === | ||
<ref name ="schöndorfer164"/> | In dieser Sage geht es um die historisch belegte Belagerung und Einnahme der Burg im Jahr 1683. Es wird allerdings versucht, das grauenvolle Schicksal der Menschen, die dabei umgebracht wurden, als göttliche Strafe für Anmaßung und Hochmut zu erklären. Hier wollen die osmanischen Truppen, nachdem sie auf heftigen Widerstand gestoßen sind, gerade abziehen, als eine Frau den Anführer mit einer frechen Geste, die nicht näher beschrieben ist, unnötigerweise verärgern muss. Er lässt daraufhin einen weiteren Angriff mit Feuer auf die Burg durchführen, der ihre sofortige Erstürmung und die Tötung sämtlicher Menschen zur Folge hat.<ref name ="schöndorfer164"/> | ||
:''Siehe auch: [[:Kategorie:Sage aus Niederösterreich]] | :''Siehe auch: [[:Kategorie:Sage aus Niederösterreich]] |
Bearbeitungen