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== Handlung == | == Handlung == | ||
Hauptschauplatz der Sage von den Freien von Raxendorf ist Afterbach (heute Teil der Gemeinde [[Raxendorf]]). Es geht um einem Fürsten, der von seinen Feinden verfolgt wird. Er flüchtete über den [[w:Jauerling|Jauerling]] ins nördliche Tal von Raxendorf, wo ihm im "Wagnerschen Haus" in Afterbach Bauersleute zunächst in einem Futtertrog im Stall vor seinen Verfolgern verstecken. Nachdem diese den Hof wieder verlassen haben, bringen die Bauersleute den Fürsten in ein sicheres Versteck, eine Höhle im "Rotensteinwald". Dies gelingt trotz der Anwesenheit der Verfolger, indem sich der Fürst unter dem Mist verbirgt, den die Bauersleute von ihrem Hof wegbringen. Die Bauersleute und ihre Nachbarschaft versorgen den Fürsten in der Folgezeit in der Höhle mit Nahrung, bis er seine Flucht fortsetzt oder den Kampf gegen seine Feinde wieder aufnimmt.<ref>vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel''. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4. S. 53f.</ref> In Details variiert die Sage. So ist der Fürst in einer Version ein König und in weiteren Versionen ein Herzog. In einer Version hat zuvor eine Schlacht stattgefunden, in welcher er und seine Gefolgsleute geschlagen wurden. In dieser Version der Sage gewinnt der Fürst nach Abzug der Feinde seine Herrschaft zurück und erhebt Raxendorf zum Markt beziehungsweise verleiht ihm mehrere Rechte.<ref name ="wiege54">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 54</ref> | Hauptschauplatz der Sage von den "Freien von Raxendorf" ist Afterbach (heute Teil der Gemeinde [[Raxendorf]]). Es geht um einem Fürsten, der von seinen Feinden verfolgt wird. Er flüchtete über den [[w:Jauerling|Jauerling]] ins nördliche Tal von Raxendorf, wo ihm im "Wagnerschen Haus" in Afterbach Bauersleute zunächst in einem Futtertrog im Stall vor seinen Verfolgern verstecken. Nachdem diese den Hof wieder verlassen haben, bringen die Bauersleute den Fürsten in ein sicheres Versteck, eine Höhle im "Rotensteinwald". Dies gelingt trotz der Anwesenheit der Verfolger, indem sich der Fürst unter dem Mist verbirgt, den die Bauersleute von ihrem Hof wegbringen. Die Bauersleute und ihre Nachbarschaft versorgen den Fürsten in der Folgezeit in der Höhle mit Nahrung, bis er seine Flucht fortsetzt oder den Kampf gegen seine Feinde wieder aufnimmt.<ref>vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel''. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4. S. 53f.</ref> In Details variiert die Sage. So ist der Fürst in einer Version ein König und in weiteren Versionen ein Herzog. In einer Version hat zuvor eine Schlacht stattgefunden, in welcher er und seine Gefolgsleute geschlagen wurden. In dieser Version der Sage gewinnt der Fürst nach Abzug der Feinde seine Herrschaft zurück und erhebt Raxendorf zum Markt beziehungsweise verleiht ihm mehrere Rechte.<ref name ="wiege54">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 54</ref> | ||
== Historischer Hintergrund == | == Historischer Hintergrund == | ||
Am 25. August 1459 ließ [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] in [[Krems an der Donau|Krems]] eine Urkunde ausstellen, in welcher er die Sonderstellung des Ortes Raxendorf und dessen damalige Privilegien bestätigte. Diese Privilegien bezogen sich nicht nur auf Raxendorf, sondern auch auf 10 weitere Orte in dessen Umgebung, die in der Urkunde als "Freigrafschaft Weitenegg" zusammengefasst wurden.<ref name ="Ranna69">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 69</ref> Die tatsächliche Herkunft dieser Privilegien und die Fragen, warum sie erteilt wurden und wer sie erteilt hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt.<ref name ="Ranna70">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna''. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 70</ref> | Am 25. August 1459 ließ [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] in [[Krems an der Donau|Krems]] eine Urkunde ausstellen, in welcher er die Sonderstellung des Ortes Raxendorf und dessen damalige Privilegien bestätigte. Diese Privilegien bezogen sich nicht nur auf Raxendorf, sondern auch auf 10 weitere Orte in dessen Umgebung, die in der Urkunde als "Freigrafschaft Weitenegg" zusammengefasst wurden.<ref name ="Ranna69">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 69</ref> Die tatsächliche Herkunft dieser Privilegien und die Fragen, warum sie erteilt wurden und wer sie erteilt hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt.<ref name ="Ranna70">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna''. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 70</ref> Nach der Bestätigungsurkunde, die Kaiser Friedrich III. ausstellen ließ, betrafen diese Privilegien ursprünglich ca. "[[w:Freibauer (Mittelalter)|Freie]]".<ref>vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 56f.</ref> | ||
Bei den Rechten der "Freien von Raxendorf" handelte sich nicht nur um die Ausübung einer eigenen Gerichtsbarkeit oder die Befreiung von jeder Zoll- und Mautgebühr, sondern auch um Rechte, die für die Geschichtsforschung sonderbar wirken wie, dass zum Beispiel, wenn ein Raxendorfer bei Hof erscheint, die Pferde des Herzogs aus dem Stall geführt werden müssen, damit die Pferde der Raxendorfer hineingestellt werden konnten und Ähnliches.<ref name ="sagenwachau"/> In einer Urkunde aus dem Jahr 1284 wird das Bestehen eines "Freiengerichtes" anlässlich eines Rechtstreites von [[Otto | Eine Originalurkunde, welche die Herkunft dieser Rechte und von wem sie ursprünglich verliehen worden waren, erklären könnte, ist bisher nicht entdeckt worden.<ref name ="sagenwachau">vgl.[http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/raxendorf.html Die Rechte der Raxendorfer], Sagen.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021</ref> Nach der Erstellung und Bestätigung durch den Kaiser hatte sie ein Richter ins Herrschaftshaus in [[Emmersdorf]] gebracht, wo sie bei einem Brand verloren ging. Zwei Abschriften, die sich heute im Archiv von [[Persenbeurg]] und im Stiftsarchiv von [[Melk]] wurden von Hans Lempeck, dem Pfleger in [[Weitenegg]], beglaubigt.<ref name ="wiege55">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 55</ref> | ||
Nach Resch-Rauter wurden sogenannten "Raxendorfer Privilegien" durch Kaiser Friedrich III. letztmals bestätigt.<ref name ="wiege55"/> Im Internet findet sich allerdings die Information, dass sie in Jahren 1660, 1699 und 1716 erneut von den Landesfürsten des [[Herzogtum Österreich|Erzherzogtums Österreich]] bestätigt worden wären.<ref name ="sagenwachau"/> | |||
Bei den Rechten der "Freien von Raxendorf" handelte sich nicht nur um die Ausübung einer eigenen Gerichtsbarkeit oder die Befreiung von jeder Zoll- und Mautgebühr, sondern auch um Rechte, die für die Geschichtsforschung sonderbar wirken wie, dass zum Beispiel, wenn ein Raxendorfer bei Hof erscheint, die Pferde des Herzogs aus dem Stall geführt werden müssen, damit die Pferde der Raxendorfer hineingestellt werden konnten und Ähnliches.<ref name ="sagenwachau"/> In einer Urkunde aus dem Jahr 1284 wird das Bestehen eines "Freiengerichtes" anlässlich eines Rechtstreites von [[Otto II. von Maissau|Otto von Maissau]], damals Landrichter des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], und vom Burggraf von [[Weitenegg]] bestätigt.<ref name ="wiege55">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 55</ref> | |||
Was den tatsächlichen Hintergrund der sogenannten "Raxendorfer Privilegien" betrifft, dürften diese entweder von den "Freien" selbst geschaffen worden sein, um ihr Zusammenleben zu organisieren oder auf eine ältere Grundherrschaft zurückgehen, nach deren Beendigung die Privilegien ihre Gültigkeit behalten hatten.<ref name ="wiege60">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 60</ref> Inge Resch-Rauter hat die Theorie aufgestellt, dass die Vorfahren der "Freien von Raxendorf" ursprünglich Untertanen des [[w:Rugier|Rugierkönigs]] waren und ihre Rechte aus der Zeit seiner Herrschaft stammen.<ref name ="wiege62">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 62</ref> Ein entscheidendes Argument für ihre Theorie ist, dass [[Pöggstall]] (erstmas 1134 genannt), der spätere Hauptort in jenem Gebiet, wo die sogenannten "Freien von Raxendorf" ansässig waren, weder in der Urkunde aus dem Jahr 1284 noch in der Bestätigung von Kaiser Friedrich III. vorkommt. Daraus schließt sie, dass die Rechte der "Freien" erstmals erteilt wurden, als Pöggstall noch nicht existiert hat.<ref name ="wiege59">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 59</ref> | Was den tatsächlichen Hintergrund der sogenannten "Raxendorfer Privilegien" betrifft, dürften diese entweder von den "Freien" selbst geschaffen worden sein, um ihr Zusammenleben zu organisieren oder auf eine ältere Grundherrschaft zurückgehen, nach deren Beendigung die Privilegien ihre Gültigkeit behalten hatten.<ref name ="wiege60">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 60</ref> Inge Resch-Rauter hat die Theorie aufgestellt, dass die Vorfahren der "Freien von Raxendorf" ursprünglich Untertanen des [[w:Rugier|Rugierkönigs]] waren und ihre Rechte aus der Zeit seiner Herrschaft stammen.<ref name ="wiege62">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 62</ref> Ein entscheidendes Argument für ihre Theorie ist, dass [[Pöggstall]] (erstmas 1134 genannt), der spätere Hauptort in jenem Gebiet, wo die sogenannten "Freien von Raxendorf" ansässig waren, weder in der Urkunde aus dem Jahr 1284 noch in der Bestätigung von Kaiser Friedrich III. vorkommt. Daraus schließt sie, dass die Rechte der "Freien" erstmals erteilt wurden, als Pöggstall noch nicht existiert hat.<ref name ="wiege59">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 59</ref> |
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