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Im Winter von 1917 auf 1918 verschlechterte sich die Versorgungslage in der Monarchie immer mehr. Wie Tamás Erdődy in seinen Memoiren schrieb, waren die Frontsoldaten noch relativ gut verpflegt, während den in der Etappe eingesetzten Soldaten nur mehr die halbe Ration eines Feldsoldaten zur Verfügung stand. Noch viel schlechter ging es der Zivilbevölkerung, die sich unter anderem mit gekochten [[w:Steckrübe|Wruken]] ernähren musste, die vor dem Krieg nur als Futter für die Schweine, wie Erdődy schreibt, verwendet worden waren. Aufgrund von Materialmangel bestanden die Sohlen der Schuhe nun aus Holz und Kleider waren aus Brennesselstoffen gemacht, die bei nassem Wetter zerfielen. Hatte ein Soldat Fronturlaub bekommen, um sich etwas in der Heimat zu erholen, dann kehrten diese Männer "sonderlich fahl und schlecht aussehend zurück und waren verschlossen". Dies führte natürlich zu einer Verschlechterung der Stimmung bei den Fronttruppen von denen viele nach vier Jahren Krieg ohnehin schon kriegsmüde waren.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=137 bis 138}}</ref>
Im Winter von 1917 auf 1918 verschlechterte sich die Versorgungslage in der Monarchie immer mehr. Wie Tamás Erdődy in seinen Memoiren schrieb, waren die Frontsoldaten noch relativ gut verpflegt, während den in der Etappe eingesetzten Soldaten nur mehr die halbe Ration eines Feldsoldaten zur Verfügung stand. Noch viel schlechter ging es der Zivilbevölkerung, die sich unter anderem mit gekochten [[w:Steckrübe|Wruken]] ernähren musste, die vor dem Krieg nur als Futter für die Schweine, wie Erdődy schreibt, verwendet worden waren. Aufgrund von Materialmangel bestanden die Sohlen der Schuhe nun aus Holz und Kleider waren aus Brennesselstoffen gemacht, die bei nassem Wetter zerfielen. Hatte ein Soldat Fronturlaub bekommen, um sich etwas in der Heimat zu erholen, dann kehrten diese Männer "sonderlich fahl und schlecht aussehend zurück und waren verschlossen". Dies führte natürlich zu einer Verschlechterung der Stimmung bei den Fronttruppen von denen viele nach vier Jahren Krieg ohnehin schon kriegsmüde waren.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=137 bis 138}}</ref>


Als am 14. Jänner 1918, einem Montag, die Regierung die Kürzung der Mehlrationen um 50 Prozent bekanntgab, entstand binnen weniger Tage ein Flächenbrand in Form von Arbeitsniederlegungen, der die gesamte Monarchie erfasste und an dessen Höhepunkt mehr als 700.000 Arbeiterinnen und Arbeiter sich im Streik befanden. Ausgangspunkt dieser [[w:Jännerstreik|Jännerstreik]] genannten Streikbewegung waren die [[w:Austro-Daimler|Daimler]]-Werke in [[Wiener Neustadt]], wo der Streik um 7:30 Uhr begann und sich von dort sehr schnell auf andere Fabriken der Stadt übergriff. Am 15. Jänner breitete sich der Streik auch auf Wien, Linz, Budapest und auf viele andere Gebiete der Monarchie aus.<ref>[https://orf.at/v2/stories/2422054/2422055/ Massenmobilisierung - gegen den Krieg], Webseite orf.at, abgerufen am 9. Februar 2021</ref>
Als am 14. Jänner 1918, einem Montag, die Regierung die Kürzung der Mehlrationen um 50 Prozent bekanntgab, entstand binnen weniger Tage ein Flächenbrand in Form von Arbeitsniederlegungen, der die gesamte Monarchie erfasste und an dessen Höhepunkt mehr als 700.000 Arbeiterinnen und Arbeiter sich im Streik befanden. Ausgangspunkt dieser [[w:Jännerstreik|Jännerstreik]] genannten Streikbewegung waren die [[w:Austro-Daimler|Daimler]]-Werke in [[Wiener Neustadt]], wo der Streik um 7:30 Uhr begann und sich von dort sehr schnell auf andere Fabriken der Stadt übergriff. Am 15. Jänner breitete sich der Streik auch auf Wien, Linz, Budapest und auf viele andere Gebiete der Monarchie aus.<ref name="orfstreik">[https://orf.at/v2/stories/2422054/2422055/ Massenmobilisierung - gegen den Krieg], Webseite orf.at, abgerufen am 9. Februar 2021</ref>


Auch rund 20.000 Beschäftigte des [[w:Arsenal (Wien)|Wiener Arsenals]], wo in 18 großen Fabriken vor allem [[w:Artillerie|Artilleriegeschütze]] und Munition produziert wurden, legten die Arbeit nieder. Eigenartigerweise datieren Tamás Erdődy bzw. die Autoren seiner Memoiren diesen Streik der Arsenalarbeiter auf den 14. Februar 1918.<ref>[https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/das-arsenal-als-ruestungsschmiede Das Arsenal als Rüstungsschmiede], Webseite habsburger.net, abgerufen am 9. Februar 2021</ref> Ob hier ein Datumsfehler vorliegt oder ob es tatsächlich einen Monat nach Beginn des Jännerstreiks einen zweiten Streik im Arsenal gegeben hat, ist ungeklärt.
Auch rund 20.000 Beschäftigte des [[w:Arsenal (Wien)|Wiener Arsenals]], wo in 18 großen Fabriken vor allem [[w:Artillerie|Artilleriegeschütze]] und Munition produziert wurden, legten die Arbeit nieder. Eigenartigerweise datieren Tamás Erdődy bzw. die Autoren seiner Memoiren diesen Streik der Arsenalarbeiter auf den 14. Februar 1918.<ref>[https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/das-arsenal-als-ruestungsschmiede Das Arsenal als Rüstungsschmiede], Webseite habsburger.net, abgerufen am 9. Februar 2021</ref> Ob hier ein Datumsfehler vorliegt oder ob es tatsächlich einen Monat nach Beginn des Jännerstreiks einen zweiten Streik im Arsenal gegeben hat, ist ungeklärt.
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Karl lehnte diesen Vorschlag auf die Arbeiter schießen zu lassen sofort ab, mit dem Gedanken nach Gödöllö zu fahren, konnte er sich hingegen anfreunden. Die Vorbereitungen dazu waren bereits getroffen, als alles wieder abgesagt wurde. Wie Erdődy anschließend in Erfahrung bringen konnte, hatte Kaiserin Zita in dieser Fahrt eine Flucht gesehen. Auch riet Außenminister Ottokar Czernin, der zu diesem Zeitpunkt einer der Verhandlungsführer bei den [[w:Friedensvertrag von Brest-Litowsk|Friedensverhandlungen mit Russland in Brest-Litowsk]] war, auf das Nachdrücklichste von einer Fahrt nach Ungarn ab.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=140}}</ref>
Karl lehnte diesen Vorschlag auf die Arbeiter schießen zu lassen sofort ab, mit dem Gedanken nach Gödöllö zu fahren, konnte er sich hingegen anfreunden. Die Vorbereitungen dazu waren bereits getroffen, als alles wieder abgesagt wurde. Wie Erdődy anschließend in Erfahrung bringen konnte, hatte Kaiserin Zita in dieser Fahrt eine Flucht gesehen. Auch riet Außenminister Ottokar Czernin, der zu diesem Zeitpunkt einer der Verhandlungsführer bei den [[w:Friedensvertrag von Brest-Litowsk|Friedensverhandlungen mit Russland in Brest-Litowsk]] war, auf das Nachdrücklichste von einer Fahrt nach Ungarn ab.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=140}}</ref>
Wenn es sich bei dem von Erdődy erwähnten Streik tatsächlich um den Jännerstreik gehandelt hatte, dann war dieser auch recht bald wieder vorbei, unter anderem auch durch den mäßigenden Einfluss der [[w:Sozialdemokratische Partei Österreichs|Sozialdemokraten]], die vom Ausbruch des Streikes überrascht worden waren.<ref name="orfstreik" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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