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==== Die letzten Tage in Schloss Schönbrunn ====
==== Die letzten Tage in Schloss Schönbrunn ====
Wie in Gödöllö standen auch die ersten Tage in Schloss Schönbrunn im Zeichen von Verhandlungen. Der Kaiser empfing neben Politikern wie Karl Renner, Karl Seitz, Otto Ender, [[w:Ignaz Seipel|Ignaz Seipel]] auch [[w:Heinrich Lammasch|Heinrich Lammasch]], dem er die am 27. Oktober 1918 die Regierungsverantwortung übertrug, der am Tag seiner Ernennung von der Wiener Tageszeitung [[w:Die Presse|Neue Freie Presse]] als „Liquidator des alten Österreich“ tituliert wurde. Tatsächlich befand sich die Monarchie in Auflösung. Von der Front fuhren die ersten Eisenbahnzüge mit schwer bewaffneten und desertierenden tschechischen Truppen zurück in deren Heimat. Auch in Wien begannen Soldaten Magazine zu plündern, ohne dass sie daran von ihren Offizieren gehindert wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=168}}</ref>  
Wie in Gödöllö standen auch die ersten Tage in Schloss Schönbrunn im Zeichen von Verhandlungen. Der Kaiser empfing neben Politikern wie Karl Renner, Karl Seitz, Otto Ender, [[w:Ignaz Seipel|Ignaz Seipel]] auch [[w:Heinrich Lammasch|Heinrich Lammasch]], dem er am 27. Oktober 1918 die Regierungsverantwortung übertrug und der am Tag seiner Ernennung von der Wiener Tageszeitung [[w:Die Presse|Neue Freie Presse]] als „Liquidator des alten Österreich“ tituliert wurde. Tatsächlich befand sich die Monarchie in Auflösung. Von der Front fuhren die ersten Eisenbahnzüge mit schwer bewaffneten und desertierenden tschechischen Truppen zurück in deren Heimat. Auch in Wien begannen Soldaten Magazine zu plündern, ohne dass sie daran von ihren Offizieren gehindert wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=168}}</ref>  
[[Datei:800px-Oszirozsas forradalmarok.jpg|mini|150px|Ungarische Revolutionäre (31. Oktober 1918)]]
[[Datei:800px-Oszirozsas forradalmarok.jpg|mini|150px|Ungarische Revolutionäre (31. Oktober 1918)]]
Michael Károlyi, der mit dem Hofzug von Gödöllö nach Wien mitgefahren war, um mit Karl weiter zu verhandeln, wartete indessen in einem Wiener Hotel, dass ihn der Kaiser nochmals empfange. Da dies aber nicht geschah, fuhr er mit dem Zug zurück nach Budapest und sprach laut Tamás Erdődy bei seiner Ankunft vor Zehntausenden am Bahnhof auf ihn wartenden Menschen den einen Satz:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=169}}</ref>  
Michael Károlyi, der mit dem Hofzug von Gödöllö nach Wien mitgefahren war, um mit Karl weiter zu verhandeln, wartete indessen in einem Wiener Hotel darauf, dass ihn der Kaiser nochmals empfange. Da dies aber nicht geschah, fuhr er mit dem Zug wieder zurück nach Budapest und sprach laut Tamás Erdődy bei seiner Ankunft vor Zehntausenden am Bahnhof auf ihn wartenden Menschen den einen Satz:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=169}}</ref>  
{{Zitat|Wir haben keinen König mehr!}}
{{Zitat|Wir haben keinen König mehr!}}


Als Folge der in diesen Tagen ausbrechenden sogenannten [[w:Asternrevolution|Asternrevolution]], musste ihn Karl schließlich am 31. Oktober 1918 zum neuen Ministerpräsidenten Ungarns ernennen, nachdem er am 27. Oktober noch versucht hatte, mit János Hadik einen Vertreter der alten Oberschicht Ungarns auf diesem Posten zu installieren.
Als Folge der in diesen Tagen ausbrechenden sogenannten [[w:Asternrevolution|Asternrevolution]], musste ihn Karl schließlich am 31. Oktober 1918 zum neuen Ministerpräsidenten Ungarns ernennen, nachdem er am 27. Oktober noch versucht hatte, mit János Hadik einen Vertreter der alten Oberschicht Ungarns auf diesem Posten zu installieren.


Das Kaiserehepaar belastete zur dieser Zeit auch eine große private Sorge, denn der sich abzeichnende Umbruch in Ungarn bedeutete auch eine große Gefahr für die in Gödöllö zurückgelassenen Kinder. Laut Tamás Erdődy fasste sich Rittmeister Valla ein Herz und brach mit einem Automobil nach Gödöllö auf, um die Kinder zu retten. Valla gelangte glücklich nach Gödllö, wo er die Kinder aufnahm und sie trotz vieler Straßensperre nach Schönbrunn brachte, während das Schloss bereits von einer Menschenmenge regelrecht belagert wurde. Die glückliche Ankunft der Kinder am 30. Oktober 1918 bedeutete für Karl und Zita den einzigen Lichtblick in dieser Phase des Zusammenbruches der Monarchie.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=172 und 173}}</ref>
Das Kaiserehepaar belastete zur dieser Zeit auch eine große private Sorge, denn der sich abzeichnende Umbruch in Ungarn bedeutete auch eine große Gefahr für die in Gödöllö zurückgelassenen Kinder. Laut Tamás Erdődy fasste sich Rittmeister Valla ein Herz und brach mit einem Automobil nach Gödöllö auf, um die Kinder zu retten. Valla gelangte glücklich nach Gödllö, wo er die Kinder aufnahm und sie trotz vieler Straßensperren nach Schönbrunn brachte, während das Schloss bereits von einer Menschenmenge regelrecht belagert wurde. Die glückliche Ankunft der Kinder am 30. Oktober 1918 bedeutete für Karl und Zita den einzigen Lichtblick in dieser Phase des Zusammenbruches der Monarchie.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=172 und 173}}</ref>
[[Datei:Trabantenleibgarde 1900.jpg|mini|150px|Die Trabantenleibgarde löste sich einfach auf]]
[[Datei:Trabantenleibgarde 1900.jpg|mini|150px|Die Trabantenleibgarde löste sich einfach auf]]
Tamás Erdődys größte Sorge in dieser Umbruchszeit war die Sicherheit der kaiserlichen Familie zu garantieren. Zu seinem Entsetzen hatte sich die für diese Aufgabe eigentlich geschaffene [[w:k.k. Trabantenleibgarde|k.k. Trabantenleibgarde]] einfach aufgelöst. An ihre Stelle trat freiwillig ein [[w:Bataillon|Bataillon]] des [[w:Liste der k.u.k. Kampftruppen im Juli 1914#Nr. 101–102|Infanterie-Regiments 101]] aus [[w:Békéscsaba|Békéscsaba]]. Aber auch hier zeichnete sich ein schnelles Ende ab, als der Bataillonskommandant, ein [[w:Major|Major]], eines Morgens das Büro von Erdődy betrat:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=178 und 179}}</ref>
Tamás Erdődys größte Sorge in dieser Umbruchszeit war die Sicherheit der kaiserlichen Familie zu garantieren. Zu seinem Entsetzen hatte sich die für diese Aufgabe eigentlich geschaffene [[w:k.k. Trabantenleibgarde|k.k. Trabantenleibgarde]] einfach aufgelöst. An ihre Stelle trat freiwillig ein [[w:Bataillon|Bataillon]] des [[w:Liste der k.u.k. Kampftruppen im Juli 1914#Nr. 101–102|Infanterie-Regiments 101]] aus [[w:Békéscsaba|Békéscsaba]]. Aber auch hier zeichnete sich ein schnelles Ende ab, als der Bataillonskommandant, ein [[w:Major|Major]], eines Morgens das Büro von Erdődy betrat:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=178 und 179}}</ref>
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