Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen
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+ gallery mit historischen Landkarte um 1873
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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
[[Datei:Museum Mannersdorf-Blauer Bruch.JPG|miniatur|Funde im Blauen Bruch, Vitrine im Museum [[Mannersdorf am Leithagebirge|Mannersdorf]]]] | [[Datei:Museum Mannersdorf-Blauer Bruch.JPG|miniatur|Funde im Blauen Bruch, Vitrine im Museum [[Mannersdorf am Leithagebirge|Mannersdorf]]]] | ||
[[Datei:Langobardische Fibel Kaisersteinbruch.JPG|miniatur|Langobardische Fibel, 26,5 mm hoch, 15 mm breit <ref>Horst Adler: ''[[Langobarden|Langobardische]] [[Fibel (Tracht)|Fibel]] aus Kaisersteinbruch, Burgenland''. Archaelogia Austriaca, Band 65, 1981 . | [[Datei:Langobardische Fibel Kaisersteinbruch.JPG|miniatur|Langobardische Fibel, 26,5 mm hoch, 15 mm breit <ref>Horst Adler: ''[[Langobarden|Langobardische]] [[Fibel (Tracht)|Fibel]] aus Kaisersteinbruch, Burgenland''. Archaelogia Austriaca, Band 65, 1981. Rechtsläufige S-Fibel aus [[Vergoldung|vergoldetem]] [[Silber]]. Der verhältnismäßig breite Mittelteil ist von zwei Stegen eingefasst und trägt [[Mäander (Ornamentik)|Mäander]] nachahmenden [[Kerbschnitt]]. An den Enden setzt, die [[Augen]] eines [[Raubvogel]]s darstellend, je eine [[Kreis|kreisrunde]] Zelle mit roten [[Glas]]einlagen an, von denen jedoch eine ausgefallen ist. Von diesen Zellen führt je ein zweistegiger, [[Krümmung|gekrümmter]] [[Schnabel]] zum Mittelteil zurück. An der Rückseite sind der mitgegossene [[Spirale|Spiral]]- und [[Nadel]]halter vorhanden, jedoch kein Rest der [[Ursprung|ursprünglich]] sicher aus [[Eisen]] gearbeiteten Nadelkonstruktion selbst.</ref>]] | ||
Im '''Blauen-Bruch''' des [[Leithagebirge]]s, auf dem [[Truppenübungsplatz]], finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die vor 15 Millionen Jahren hier lebenden [[Meerestiere]] erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, Zahn- und Bartenwale. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die [[Flora]] dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.<ref>2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.</ref> Aus dem '''Einsiedler-Bruch''' stammt der bemerkenswerte Fund einer [[Zehe (Fuß)|Phalange]] ([[Finger]]knochen) eines ''sehr sonderbaren, in der Gegenwart ohne Verwandte dastehenden'' Huftieres: [[Chalicotherien|Ancylotherium]]. Es wird im [[Naturhistorisches Museum Wien|Naturhistorischen Museum]] aufbewahrt.<ref>Burgenländische Landestopographie I., S 232</ref> | Im '''Blauen-Bruch''' des [[Leithagebirge]]s, auf dem [[Truppenübungsplatz]], finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die vor 15 Millionen Jahren hier lebenden [[Meerestiere]] erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, Zahn- und Bartenwale. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die [[Flora]] dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.<ref>2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.</ref> Aus dem '''Einsiedler-Bruch''' stammt der bemerkenswerte Fund einer [[Zehe (Fuß)|Phalange]] ([[Finger]]knochen) eines ''sehr sonderbaren, in der Gegenwart ohne Verwandte dastehenden'' Huftieres: [[Chalicotherien|Ancylotherium]]. Es wird im [[Naturhistorisches Museum Wien|Naturhistorischen Museum]] aufbewahrt.<ref>Burgenländische Landestopographie I., S 232</ref> | ||
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== Kaisersteinbrucher Stein - Kaiserstein== | == Kaisersteinbrucher Stein - Kaiserstein== | ||
:→ Hauptartikel: [[Kaiserstein (Gestein)|Kaiserstein]].<ref>Andreas Rohatsch: ''Kaisersteinbruch: Leithakalk in bester Qualität.'' In: Th. Hofmann (Hrsg.): ''Wien Niederösterreich Burgenland, Wanderungen in die Erdgeschichte.'' Geologische Bundesanstalt. Wien 2007, ISBN 978-3-89937-074-4, S. 172–173.</ref> | :→ Hauptartikel: [[Kaiserstein (Gestein)|Kaiserstein]].<ref>Andreas Rohatsch: ''Kaisersteinbruch: Leithakalk in bester Qualität.'' In: Th. Hofmann (Hrsg.): ''Wien Niederösterreich Burgenland, Wanderungen in die Erdgeschichte.'' Geologische Bundesanstalt. Wien 2007, ISBN 978-3-89937-074-4, S. 172–173.</ref> | ||
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''Was für eine Confusion und Furcht dieser Orten wegen der streifenden Tartaren ist, ist nicht zu beschreiben''. | ''Was für eine Confusion und Furcht dieser Orten wegen der streifenden Tartaren ist, ist nicht zu beschreiben''. | ||
Viele Kaisersteinbrucher ließen alles liegen und stehen, ein Teil ging in die Feste [[Trautmannsdorf an der Leitha|Trautmannsdorf]], während sich die meisten in den '''Einsiedlerbruch''' und in dessen Nähe verkrochen. Vorher aber wurden noch alle Lebensmittel, derer man habhaft werden konnte, dorthin geschleppt. Und diese letztere Gruppe hat, den mündlichen Berichten nach, das bessere Los gezogen haben, denn sie überstanden bei schönem Wetter und ohne feindliche Belästigung die schwere Zeit vom Samstag, dem 10. Juli 1683 bis Montag, dem 20. September 1683 im allgemeinen gut. An diesem Tag kehrten sie heil und gesund in ihre alten Wohnstätten zurück, welche außer argen Unkrautverwachsungen und Wetterschäden nicht gelitten hatten | Viele Kaisersteinbrucher ließen alles liegen und stehen, ein Teil ging in die Feste [[Trautmannsdorf an der Leitha|Trautmannsdorf]], während sich die meisten in den '''Einsiedlerbruch''' und in dessen Nähe verkrochen. Vorher aber wurden noch alle Lebensmittel, derer man habhaft werden konnte, dorthin geschleppt. Und diese letztere Gruppe hat, den mündlichen Berichten nach, das bessere Los gezogen haben, denn sie überstanden bei schönem Wetter und ohne feindliche Belästigung die schwere Zeit vom Samstag, dem 10. Juli 1683 bis Montag, dem 20. September 1683 im allgemeinen gut. An diesem Tag kehrten sie heil und gesund in ihre alten Wohnstätten zurück, welche außer argen Unkrautverwachsungen und Wetterschäden nicht gelitten hatten … | ||
Insgesamt entstand beim Türkeneinfall beträchtlicher Schaden an Gebäuden und Kulturen auch im Sitz der Herrschaft in Königshof. Dieser konnte so behoben werden, indem das Stift Heiligenkreuz seine Untertanen mit hohen Steuern und Abgaben belegte. Da nun die Steinbrucher kaum mehr in der Lage waren diese drückenden Abgaben zu leisten, verweigerten sie neuerdings den von der ungarischen Hofkammer vorgeschriebenen [[(Zoll (Abgabe)|Zoll]], den Dreißigst, für die Ausfuhr ihrer Steine. | Insgesamt entstand beim Türkeneinfall beträchtlicher Schaden an Gebäuden und Kulturen auch im Sitz der Herrschaft in Königshof. Dieser konnte so behoben werden, indem das Stift Heiligenkreuz seine Untertanen mit hohen Steuern und Abgaben belegte. Da nun die Steinbrucher kaum mehr in der Lage waren diese drückenden Abgaben zu leisten, verweigerten sie neuerdings den von der ungarischen Hofkammer vorgeschriebenen [[(Zoll (Abgabe)|Zoll]], den Dreißigst, für die Ausfuhr ihrer Steine. | ||
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Daraus entwickelte sich das [[Europa-Symposium Kaisersteinbruch#Vorbereitung des Europa-Symposiums|Europa-Symposium Kaisersteinbruch]] und das bislang geschlossene Kulturleben begann sich zu öffnen. | Daraus entwickelte sich das [[Europa-Symposium Kaisersteinbruch#Vorbereitung des Europa-Symposiums|Europa-Symposium Kaisersteinbruch]] und das bislang geschlossene Kulturleben begann sich zu öffnen. | ||
<gallery class="wikitable float-right" perrow="1" widths=200 caption="Kaisersteinbruch und Umgebung um 1883 (Aufnahmeblätter der [[Franzisco-Josephinische Landesaufnahme|Landesaufnahme]])"> | |||
Datei:Aufnahmeblatt 4757-4d Bruck an der Leitha.jpg|Norden | |||
File:Aufnahmeblatt 4857-2b Jois Winden Breitenbrunn.jpg|Süden | |||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* Stift Heiligenkreuz Archiv: Rubrik 49 Dokumente der Verwaltung in Königshof. ''Register Nr. 1 von hierin begriffene Fleckhen Wilfersdorf, Stainbruch, Höflein, Arbesthal und Göttlesbrunn 1603–1714''. Rubrik 51 Kaisersteinbrucher Dokumente. | * Stift Heiligenkreuz Archiv: Rubrik 49 Dokumente der Verwaltung in Königshof. ''Register Nr. 1 von hierin begriffene Fleckhen Wilfersdorf, Stainbruch, Höflein, Arbesthal und Göttlesbrunn 1603–1714''. Rubrik 51 Kaisersteinbrucher Dokumente. |