Theater in Wien im Ersten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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== Spielplan Theater an der Wien ==
== Spielplan Theater an der Wien ==
Um den Kummer, den der Krieg auslöste zu entkommen, flüchteten viele in die Unterhaltung. Das Theater an der Wien eröffnete die Herbstsaison 1914 mit [[Emmerich Kálmáns]] Kriegsoperette „Gold gab ich für Eisen“. [[Karl Kraus]] vermerkte in [[der Fackel]]: „Diese Tatsache wird den Nachlebenden mehr über den [[Weltkrieg]], den wir gleichzeitig führen, zu denken geben als alle Geschichtsbücher.“ Im Jahre 1915 wurden in Wien 20 Operetten uraufgeführt, unter anderem Emmerich Kálmáns [[„Die Csárdásfürstin“]]. Während der vier Kriegsjahre gab es insgesamt 120 Operettenpremieren. Die Vergnügungsstätten, die [[Bühnen]], [[Revuetheater]] und [[Kinos]], konnten nicht über schlechten Besuch klagen. Ein wahrer Gründungsboom von „Kinematographen-Theatern“ setzte ein.
Um den Kummer, den der Krieg auslöste zu entkommen, flüchteten viele in die Unterhaltung. Das [[w:Theater an der Wien]] eröffnete die Herbstsaison 1914 mit [[w:Emmerich Kálmán]]s Kriegsoperette „Gold gab ich für Eisen“. [[w:Karl Kraus]] vermerkte in [[w:Die Fackel|der ''Fackel'']]: „Diese Tatsache wird den Nachlebenden mehr über den [[Weltkrieg]], den wir gleichzeitig führen, zu denken geben als alle Geschichtsbücher.“ Im Jahre 1915 wurden in Wien 20 Operetten uraufgeführt, unter anderem Emmerich Kálmáns [[„Die Csárdásfürstin“]]. Während der vier Kriegsjahre gab es insgesamt 120 Operettenpremieren. Die Vergnügungsstätten, die [[Bühnen]], [[Revuetheater]] und [[Kinos]], konnten nicht über schlechten Besuch klagen. Ein wahrer Gründungsboom von „Kinematographen-Theatern“ setzte ein.
Zahlreiche prominente [[österreichische]] [[Literaten]] ergingen sich in hysterischer [[Kriegspropaganda]]: [[Hermann Bahr]], [[Hugo von Hofmannsthal]], [[Franz Theodor Csokor]], [[Felix Salten]], [[Franz Karl Ginzkey]], [[Rainer Maria Rilke]], [[Alfons Petzold]], [[Peter Rosegger]], [[Ottokar Kernstock]]. Auch [[Anton Wildgans‘]] berühmtes Wort vom „Volk der Tänzer und der Geiger“ steht in einem der fürchterlichen, hetzerischen Kriegsgedichte. Der Arbeiterdichter [[Alfons Petzold]] reimte: „Die Bücher hinein, das Schwert heraus/Schussfreudig die blanke Büchse…“, und der deutsch-völkische Priesterdichter [[Ottokar Kernstock]] verherrlichte das Morden als nationale Pflicht: „ Steirische Holzer, holzt mir gut/Mit Büchsenkolben die Serbenbrut…“
Zahlreiche prominente [[österreichische]] [[Literaten]] ergingen sich in hysterischer [[Kriegspropaganda]]: [[Hermann Bahr]], [[Hugo von Hofmannsthal]], [[w:Franz Theodor Csokor]], [[w:Felix Salten]], [[Franz Karl Ginzkey]], [[Rainer Maria Rilke]], [[w:Alfons Petzold]], [[Peter Rosegger]], [[Ottokar Kernstock]]. Auch [[Anton Wildgans‘]] berühmtes Wort vom „Volk der Tänzer und der Geiger“ steht in einem der fürchterlichen, hetzerischen Kriegsgedichte. Der Arbeiterdichter [[Alfons Petzold]] reimte: „Die Bücher hinein, das Schwert heraus/Schussfreudig die blanke Büchse…“, und der deutsch-völkische Priesterdichter [[Ottokar Kernstock]] verherrlichte das Morden als nationale Pflicht: „ Steirische Holzer, holzt mir gut/Mit Büchsenkolben die Serbenbrut…“
Dass niemand zum literarischen [[Appell]] für den Krieg gezwungen wurde, beweisen einige Gegenbeispiele: [[Arthur Schnitzler]], [[Alfred Polgar]], [[Franz Werfel]] oder [[Stefan Zweig]]. [[Karl Kraus]] verarbeitete den ganzen Irrsinn des Krieges, der „großen Zeit“, in seinem gewaltigen Weltkriegsdrama „Die letzten Tage der Menschheit“‘. Tausende von Zeitungsmeldungen, Verordnungen, Heeresverlautbarungen, [[Slogans]], [[Werbetexten]] und [[Augenzeugenberichten]] wurden zu 219 Einzelszenen verarbeitet, die ein Panorama der Niedertracht, der Menschenverachtung und Hinterhältigkeit bieten - von den Nörglern und [[Patrioten]], den Reportern und Offizieren zu den Schiebern und Beinstellern, den Literaten im Kriegsarchiv und den Verehrern der [[Reichspost]], bis hin zum abschließenden Kommentar des Kaisers: „Ich habe es nicht gewollt“.<ref>Sandgruber: Illustrierte Geschichte Österreichs. Epochen/ Menschen/ Leistungen. (2000), S.222-223</ref>
Dass niemand zum literarischen [[Appell]] für den Krieg gezwungen wurde, beweisen einige Gegenbeispiele: [[Arthur Schnitzler]], [[Alfred Polgar]], [[Franz Werfel]] oder [[Stefan Zweig]]. [[Karl Kraus]] verarbeitete den ganzen Irrsinn des Krieges, der „großen Zeit“, in seinem gewaltigen Weltkriegsdrama „Die letzten Tage der Menschheit“‘. Tausende von Zeitungsmeldungen, Verordnungen, Heeresverlautbarungen, [[Slogans]], [[Werbetexten]] und [[Augenzeugenberichten]] wurden zu 219 Einzelszenen verarbeitet, die ein Panorama der Niedertracht, der Menschenverachtung und Hinterhältigkeit bieten - von den Nörglern und [[Patrioten]], den Reportern und Offizieren zu den Schiebern und Beinstellern, den Literaten im Kriegsarchiv und den Verehrern der [[Reichspost]], bis hin zum abschließenden Kommentar des Kaisers: „Ich habe es nicht gewollt“.<ref>Sandgruber: Illustrierte Geschichte Österreichs. Epochen/ Menschen/ Leistungen. (2000), S.222-223</ref>


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