Tuchfabrik Pottenstein: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:AlteTuchfabrik Pottenstein 8278.JPG|mini|Eine der beiden denkmalgeschützten Hallen]]
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Die '''Tuchfabrik Pottenstein''' ist ein ehemaliges Textilunternehmen mit der Betriebsstätte in [[Pottenstein]] im Triestingtal. Heute bestehen noch zum Teil denkmalgeschützte Betriebshallen, die von der Straßenmeisterei Pottenstein der NÖ Landesstraßenverwaltung, sowie von der [[Freiwillige Feuerwehr Pottenstein|Freiwilligen Feuerwehr Pottenstein]] ''bewohnt'' werden.
Die '''Tuchfabrik Pottenstein''' ist ein ehemaliges Textilunternehmen mit der Betriebsstätte in [[Pottenstein]] im Triestingtal. Heute bestehen noch zum Teil denkmalgeschützte Betriebshallen<ref>[https://tools.wmflabs.org/denkmalliste/index.php?action=EinzelID&ID=55345 555345] in den Denkmallisten des BDA</ref>, die von der Straßenmeisterei Pottenstein der NÖ Landesstraßenverwaltung, sowie von der [[Freiwillige Feuerwehr Pottenstein|Freiwilligen Feuerwehr Pottenstein]] ''bewohnt'' werden.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
In den Jahren 1764/1765 verlegte der Wiener Großhändler Melchior Steiner (1729-1786) seine Säbelklingenfabrik von Sollenau, wo sie zehn Jahre früher von Christoph Adam von Metzberg gegründet wurde ,nach Pottenstein. Der Grund dürfte an der preislich günstigeren [[w:Holzkohle|Holzkohle]] und der stärkeren Wasserkraft der [[w:Triesting|Triesting]] liegen. Schon im ersten Jahr wurden hier von 28 Arbeitern 12.000 Klingen hergestellt. 1769 wurde der Betrieb nahe des damaligen Marktes ein neues Werk errichtet. Das ursprüngliche Werk wurde nach einem Brand 1778 in einen Kupferhammer umgebaut.
In den Jahren 1764/1765 verlegte der Wiener Großhändler Melchior Steiner (1729-1786) seine Säbelklingenfabrik von Sollenau, wo sie zehn Jahre früher von Christoph Adam von Metzberg gegründet wurde, nach Pottenstein. Der Grund dürfte an der preislich günstigeren [[w:Holzkohle|Holzkohle]] und der stärkeren Wasserkraft der [[w:Triesting|Triesting]] liegen. Schon im ersten Jahr wurden hier von 28 Arbeitern 12.000 Klingen hergestellt. 1769 wurde der Betrieb nahe des damaligen Marktes ein neues Werk errichtet. Das ursprüngliche Werk wurde nach einem Brand 1778 in einen Kupferhammer umgebaut.


Diese Klingenfabrik war marktbeherrschend beim Militär. So wurde 1824 ein Streck- und Walzwerk errichtet.  
Diese Klingenfabrik war marktbeherrschend beim Militär. So wurde 1824 ein Streck- und Walzwerk errichtet.  


Nach dem Tod von Melchior II. im Jahr 1937 wurde schließlich das Werk 1841 liquidiert. Erworben hat den Klingenhammer Gustav Zinke, der verzinnte Eisenbestecke herstellte. Den Kupferhammer erwarb ''Christian Heinrich Coith'' (1783-1866), der das Werk in eine Baumwollspinnerei umbaute.  
Nach dem Tod von Melchior II. im Jahr 1837 wurde das Werk 1841 liquidiert. Erworben hat den Klingenhammer Gustav Zinke, der verzinnte Eisenbestecke herstellte. Den Kupferhammer erwarb ''Christian Heinrich Coith'' (1783-1866), der das Werk in eine Baumwollspinnerei umbaute.  


Coith betrieb bereits seit 1820/1822 im ehemaligen ''Rosthornschen Messing- und Kupferwalzwerk'' im benachbarten [[Fahrafeld (Gemeinde Pottenstein)|Fahrafeld]] eine zur damaligen Zeit bestens ausgestattete Baumwollspinnerei. Diese verlegte jetzt nach Pottenstein. Die [[w:Baumwolle|Rohbaumwolle]] bezog er hauptsächlich aus den [[w:Vereinigte Staaten|Vereinigten Staatem]]. Die fertigen Garne lieferte er nach [[w:Böhmen|Böhmen]] und [[w:Mähren|Mähren]]. Durch den [[w:Sezessionskrieg|Amerikanischen Bürgerkrieg]] wurde die Baumwolle knapp, sodass er 1865 das Werk in Fahrafeld schließen musste. Nach dem Tod von Coith im Jahr 1866 übernahm sein Schwiegersohn [[Josef Cornides von Krempach|Josef Daniel Cornides von Krempach]] (1828-1907) den Betrieb, der wieder expandieren konnte. 1878 produzierte er 330 Tonnen Garne, nahezu die selbe Menge wie in den 1850er Jahren. 1880 brannte der Betrieb nieder, sodass die Anlagen erneuert werden mussten.
Coith betrieb bereits seit 1820/1822 im ehemaligen ''Rosthornschen Messing- und Kupferwalzwerk'' im benachbarten [[Fahrafeld (Gemeinde Pottenstein)|Fahrafeld]] eine zur damaligen Zeit bestens ausgestattete Baumwollspinnerei. Diese verlegte er jetzt nach Pottenstein. Die [[w:Baumwolle|Rohbaumwolle]] bezog er hauptsächlich aus den [[w:Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]. Die fertigen Garne lieferte er nach [[w:Böhmen|Böhmen]] und [[w:Mähren|Mähren]]. Durch den [[w:Sezessionskrieg|Amerikanischen Bürgerkrieg]] wurde die Baumwolle knapp, sodass er 1865 das Werk in Fahrafeld schließen musste. Nach dem Tod von Coith im Jahr 1866 übernahm sein Schwiegersohn [[Josef Cornides von Krempach|Josef Daniel Cornides von Krempach]] (1828-1907) den Betrieb, der wieder expandieren konnte. 1878 produzierte er 330 Tonnen Garne, nahezu die selbe Menge wie in den 1850er Jahren. 1880 brannte der Betrieb nieder, sodass die Anlagen erneuert werden mussten.


In den 1890er Jahren geriet das Unternehmen ins Stocken und es wurden nur mehr Verluste eingefahren. Im Jahr 1910 wurde die ''Pottensteiner Baumwollspinnerei Aktiengesellschaft'' gegrünndet, die das Unternehmen von Coith kaufte. Die AG wurde aber bereits 1912 in die ''Vereinigte österreichische Textilindustrie Aktiengesellschaft'' eingebracht. Die Aktienmehrheit ging im Jahr 1916 an [[w:Isidor Mautner|Isidor Mautner]], der bereits 42 Fabriken mit etwa 23.000 Beschäftigten besaß. Doch das Betriebsergnis verbesserte sic h auc hn nach dem [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] nicht, sodass de Spinnereibetrieb 1930 eingestellt wurde.
In den 1890er Jahren geriet das Unternehmen ins Stocken und es wurden nur mehr Verluste eingefahren. Im Jahr 1910 wurde die ''Pottensteiner Baumwollspinnerei Aktiengesellschaft'' gegrünndet, die das Unternehmen von Coith kaufte. Die AG wurde bereits 1912 in die ''Vereinigte österreichische Textilindustrie Aktiengesellschaft'' eingebracht. Die Aktienmehrheit ging im Jahr 1916 an [[w:Isidor Mautner|Isidor Mautner]], der bereits 42 Fabriken mit etwa 23.000 Beschäftigten besaß. Das Betriebsergnis verbesserte sich auch nach dem [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] nicht, sodass der Spinnereibetrieb 1930 eingestellt werden musste.


Mit dem französischen Konzern ''Tiberghien & Fils'' in [[w:Roubaix|Roubaix]] wurde gemeinsam das Werk in eine [[w:Kammgarn|Kammgarnweberei]] und -färberei umgebaut. Zu dieser Zeit waren etwa 200 bis 300 Arbeiter beschäftigt. Sie hatten 100 Werkswohnungen zur Verfügung.  
Mit dem französischen Konzern ''Tiberghien & Fils'' in [[w:Roubaix|Roubaix]] wurde gemeinsam das Werk in eine [[w:Kammgarn|Kammgarnweberei]] und -färberei umgebaut. Zu dieser Zeit waren etwa 200 bis 300 Arbeiter beschäftigt. Sie hatten 100 Werkswohnungen zur Verfügung.