Hans Tatzer in Südafrika: Unterschied zwischen den Versionen

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Anlässlich der Eröffnung des Eispalastes in [[w:Johannesburg|Johannesburg]] fährt 1937 eine Wiener Mannschaft nach Südafrika. Der österreichische Eishockey-Nationalspieler Hans Tatzer ist dabei. Es ist wohl die längste Reise einer österreichischen Eishockey-Mannschaft, die jemals stattgefunden hat. Sie begann am 19. Mai 1937 und endete am 2. August 1937; man war 76 Tage unterwegs.


Anläßlich der Eröffnung des Eispalastes in Johannesburg fährt 1937 eine Wiener Mannschaft nach Südafrika. Der österreichische Eishockey-Nationalspieler Hans Tatzer ist dabei. Es ist wohl die längste Reise einer österreichischen Eishockey-Mannschaft, die jemals stattgefunden hat. Sie begann am 19. Mai 1937 und endete am 2. August 1937; man war 76 Tage unterwegs.


 
==Geschichte ==
=Geschichte =
Der Südafrikanische Eishockeyverband ist daran interessiert, eine Mannschaft des [[Wiener Eislauf Verein]]s (WEV) zur Eröffnung des Eispalastes in Johannesburg präsentieren zu können. Boxer und Fußballspieler aus Österreich kennt man in Südafrika, aber noch keine Eishockeyspieler. Bisher haben nur zwei Mannschaften aus Großbritannien dort gespielt. Nach längeren Verhandlungen wird ein Vertrag geschlossen. Die Kosten sollen bei rund 40.000 Schilling liegen. Hans Tatzer vom [[Eishockey Klub Engelmann]] (EKE) wird gefragt, ob er nicht an der Reise teilnehmen möchte und sagt zu, nachdem die Dienstbefreiung seines Arbeitgebers geregelt ist. Hans Schneider vom EKE ist ebenfalls dabei, wie auch Egon Winter vom WAC. Als Reiseleiter fungiert Franz Heyl, ein Funktionär des [[Wiener Athletiksport Club]] aus Wien. Vom Wiener Eislauf Verein (WEV) fahren Friedrich Demmer, Karl Kirchberger, Lambert Neumayer, Oskar Nowak, Karl Brandl, Willibald Stanek und Hermann Weiß mit. Der Österreichische Eishockeyverband hat die Reise prinzipiell genehmigt, jedoch vom Präsidenten des WEV die Garantie der klaglosen Durchführung der Expedition verlangt.<ref>Wiener Zeitung 5. April 1937</ref>  
Der Südafrikanische Eishockeyverband ist daran interessiert, eine Mannschaft des [[Wiener Eislauf Verein]]s (WEV) zur Eröffnung des Eispalastes in Johannesburg präsentieren zu können. Boxer und Fußballspieler aus Österreich kennt man in Südafrika, aber noch keine Eishockeyspieler. Bisher haben nur zwei Mannschaften aus Großbritannien dort gespielt. Nach längeren Verhandlungen wird ein Vertrag geschlossen. Die Kosten sollen bei rund 40.000 Schilling liegen. Hans Tatzer vom [[Eishockey Klub Engelmann]] (EKE) wird gefragt, ob er nicht an der Reise teilnehmen möchte und sagt zu, nachdem die Dienstbefreiung seines Arbeitgebers geregelt ist. Hans Schneider vom EKE ist ebenfalls dabei, wie auch Egon Winter vom WAC. Als Reiseleiter fungiert Franz Heyl, ein Funktionär des [[Wiener Athletiksport Club]] aus Wien. Vom Wiener Eislauf Verein (WEV) fahren Friedrich Demmer, Karl Kirchberger, Lambert Neumayer, Oskar Nowak, Karl Brandl, Willibald Stanek und Hermann Weiß mit. Der Österreichische Eishockeyverband hat die Reise prinzipiell genehmigt, jedoch vom Präsidenten des WEV die Garantie der klaglosen Durchführung der Expedition verlangt.<ref>Wiener Zeitung 5. April 1937</ref>  


=Die Reise=
===Die Reise===
*19. Mai 1937 Um 8.00 beginnt die große Reise vom Westbahnhof in Wien nach Venedig und dann weiter nach Genua. Um die Mittagszeit des nächsten Tages erfolgt dort die Einschiffung der Teilnehmer auf die "Duilio". Es geht über Gibraltar nach Französich-Senegal und dann weiter nach Kapstadt. Bei der Umfahrung von Afrika wird das Schaukeln des Schiffes für manchen Mitfahrer zum Problem. Am liebsten hält man sich am Pool des Schiffes auf.  
*19. Mai 1937 Um 8.00 beginnt die große Reise vom Westbahnhof in Wien nach Venedig und dann weiter nach Genua. Um die Mittagszeit des nächsten Tages erfolgt dort die Einschiffung der Teilnehmer auf die "Duilio". Es geht über Gibraltar nach Französich-Senegal und dann weiter nach Kapstadt. Bei der Umfahrung von Afrika wird das Schaukeln des Schiffes für manchen Mitfahrer zum Problem. Am liebsten hält man sich am Pool des Schiffes auf.  
*5. Juni 1937 trifft das Schiff in Kapstadt ein. Mit dem legendären "Union-Expreß", Zugnummer 2291, geht es nach Johannesburg. Gegessen wird im Speisewagen Nr. 11 der South African Railways and Harbours. Die noch vorhandene Speisekarte von diesem Tag zeigt, welch ausgezeichnetes Essen im Zug gereicht wird. Rund 32 Stunden dauert die Fahrt. Im Zug trifft man den englischen Boxer Mizler, der in Johannesburg einen Kampf austragen wird. In Johannesburg angekommen wird die Reisegruppe vom österreichischen Konsul, den Direktoren der neuen Eishalle und den Herren vom südafrikanischen Eishockeyverband begrüßt. Vorher hat naturlich das traditionelle "Kofferschupfen" stattgefunden. Nach dem Bericht im SportTagblatt sind die Reiseteilnehmern des Ex-Währinger Vereins etwas irritiert und behalten ihr "Binkerl" in der Hand.<ref>SportTagblatt vom 22. Juni 1937, Seite 4</ref> Eigentlich sollte kurz nach der Ankunft das erste Spiel stattfinden. Da sich die Bauarbeiten verzöger thaben, ist die Eröffnung erst in 11 Tagen terminiert und es bleibt Zeit für Besichtigungen und anderen Zeitvertreib. Der neue Eispalast ist das erste Besichtigungsobjekt am nächsten Tag. Hunderennen und Kinobesuche folgen, wie auch der Besuch einer Goldmine. In dieser verlaufen ca. 80 km an Gängen. Sie ist 1900 Meter tief. Ein Andermal ist die Gruppe bei einem Basketball-Spiel zu Gast. Diese Sportart ist neu aus Amerika übernommen worden.  
*5. Juni 1937 trifft das Schiff in Kapstadt ein. Mit dem legendären "Union-Expreß", Zugnummer 2291, geht es nach Johannesburg. Gegessen wird im Speisewagen Nr. 11 der South African Railways and Harbours. Die noch vorhandene Speisekarte von diesem Tag zeigt, welch ausgezeichnetes Essen im Zug gereicht wird. Rund 32 Stunden dauert die Fahrt. Im Zug trifft man den englischen Boxer Mizler, der in Johannesburg einen Kampf austragen wird. In Johannesburg angekommen wird die Reisegruppe vom österreichischen Konsul, den Direktoren der neuen Eishalle und den Herren vom südafrikanischen Eishockeyverband begrüßt. Vorher hat naturlich das traditionelle "Kofferschupfen" stattgefunden. Nach dem Bericht im SportTagblatt sind die Reiseteilnehmern des Ex-Währinger Vereins etwas irritiert und behalten ihr "Binkerl" in der Hand.<ref>SportTagblatt vom 22. Juni 1937, Seite 4</ref> Eigentlich sollte kurz nach der Ankunft das erste Spiel stattfinden. Da sich die Bauarbeiten verzöger thaben, ist die Eröffnung erst in 11 Tagen terminiert und es bleibt Zeit für Besichtigungen und anderen Zeitvertreib. Der neue Eispalast ist das erste Besichtigungsobjekt am nächsten Tag. Hunderennen und Kinobesuche folgen, wie auch der Besuch einer Goldmine. In dieser verlaufen ca. 80 km an Gängen. Sie ist 1900 Meter tief. Ein Andermal ist die Gruppe bei einem Basketball-Spiel zu Gast. Diese Sportart ist neu aus Amerika übernommen worden.  
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*2. August 1937 Eintreffen auf dem Bahnhof in Wien. Alle sind gesund und heil nach Haus gekommen.
*2. August 1937 Eintreffen auf dem Bahnhof in Wien. Alle sind gesund und heil nach Haus gekommen.


=Nachspann=
==Nachspann===
*Der Vertrag mit dem Wiener Eislaufverein (WEV) war über einen Vermittler zu Stande gekommen. Es wird in der Tagespresse berichtet, dass ein weit höherer Betrag von den südafrikanischen Veranstaltern der Reise gezahlt worden sei. Angeblich existiere ein Schreiben mit verschiedenen Bedingungen und unterschrieben von zwei Verbandsfunktionären, die jedoch bestreiten, dieses Dokument jemals gesehn zu haben. Somit wurde es auch nicht von ihnen unterschrieben. <ref>SportTagblatt vom 28. Juli 1937, Seite 6</ref> Rückfragen der Verantwortlichen des Wiener Eislauf Vereins bei der österreichischen Botschaft in Johannesburg ergeben, das der österreichische Eishockeyverband über die Entschädigung informiert sei, da der südafrikanische Verband eine schriftliche Bestätigung an diesen geschickt habe. Eine Kopie wurde dem WEV zur Verfügung gestellt. Hiernach hatte der Präsident des österreichischen Eishockeyverbandes Dr. Schwarz als einer von zwei Personen die Unterschrift geleistet. Die Rückfrage beim Verband ergab wiederum, dass dort weder ein Schreiben bekannt sei und demnach auch keine Unterschriften gegeben worden seien. Es geht um eine Differung von 5000 Schilling.  
*Der Vertrag mit dem Wiener Eislaufverein (WEV) war über einen Vermittler zu Stande gekommen. Es wird in der Tagespresse berichtet, dass ein weit höherer Betrag von den südafrikanischen Veranstaltern der Reise gezahlt worden sei. Angeblich existiere ein Schreiben mit verschiedenen Bedingungen und unterschrieben von zwei Verbandsfunktionären, die jedoch bestreiten, dieses Dokument jemals gesehn zu haben. Somit wurde es auch nicht von ihnen unterschrieben. <ref>SportTagblatt vom 28. Juli 1937, Seite 6</ref> Rückfragen der Verantwortlichen des Wiener Eislauf Vereins bei der österreichischen Botschaft in Johannesburg ergeben, das der österreichische Eishockeyverband über die Entschädigung informiert sei, da der südafrikanische Verband eine schriftliche Bestätigung an diesen geschickt habe. Eine Kopie wurde dem WEV zur Verfügung gestellt. Hiernach hatte der Präsident des österreichischen Eishockeyverbandes Dr. Schwarz als einer von zwei Personen die Unterschrift geleistet. Die Rückfrage beim Verband ergab wiederum, dass dort weder ein Schreiben bekannt sei und demnach auch keine Unterschriften gegeben worden seien. Es geht um eine Differung von 5000 Schilling.  


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*Am 30. Oktober 1937 teilt der östereichische Eishockeyverband mit, dass den Spielern Tatzer und Schneider vom EKE sowie Demmer und Weiß vom WEV die Amateureigenschaft aberkannt wurde. Dieser Beschluss soll auf Vorkommnisse bei der Reise des WEV nach Südafrika beruhen. Die Angelegenheit wurde dann im Einspruchssenat behandelt. Am 4. Dezember wird in der Presse berichtet, dass das Verfahren zu Ende sei. Der Senat sei zu der Ansicht gekommen, dass die vier Spieler zwar Verstöße gegen die Amateurbestimmungen des Internationalen Eishockeyverbandes begangen hätten. Diese Verfehlungen seien aber, angesichts der Tatsache, dass die Vereinbarungen über die Diäten für die Spieler reichlich unklar seien, nicht mit einer Aberkennung der Amateureigenschaft ohne zeitliche Begrenzung zu strafen. Ferner wird festgestellt, dass auch andere Teilnehmer der Fahrt nach Südafrika nicht von aller Schuld freizusprechen wären. Auch hätte der Wiener Eislauf Verein, als Veranstalter der Reise, für organisatorische und finanzielle Unzulänglichkeiten eine Verantwortung. Die Spieler erhielten somit als angemessene Strafe einen Verweis.
*Am 30. Oktober 1937 teilt der östereichische Eishockeyverband mit, dass den Spielern Tatzer und Schneider vom EKE sowie Demmer und Weiß vom WEV die Amateureigenschaft aberkannt wurde. Dieser Beschluss soll auf Vorkommnisse bei der Reise des WEV nach Südafrika beruhen. Die Angelegenheit wurde dann im Einspruchssenat behandelt. Am 4. Dezember wird in der Presse berichtet, dass das Verfahren zu Ende sei. Der Senat sei zu der Ansicht gekommen, dass die vier Spieler zwar Verstöße gegen die Amateurbestimmungen des Internationalen Eishockeyverbandes begangen hätten. Diese Verfehlungen seien aber, angesichts der Tatsache, dass die Vereinbarungen über die Diäten für die Spieler reichlich unklar seien, nicht mit einer Aberkennung der Amateureigenschaft ohne zeitliche Begrenzung zu strafen. Ferner wird festgestellt, dass auch andere Teilnehmer der Fahrt nach Südafrika nicht von aller Schuld freizusprechen wären. Auch hätte der Wiener Eislauf Verein, als Veranstalter der Reise, für organisatorische und finanzielle Unzulänglichkeiten eine Verantwortung. Die Spieler erhielten somit als angemessene Strafe einen Verweis.


=Einzelnachweise=
==Einzelnachweise==
<references />
<references />
=Quellenangabe=
==Quellenangabe==


[[Kategorie:Eishockey]]
[[Kategorie:Eishockey]]
[[Kategorie:Sportgeschichte]]
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