169.998
Bearbeitungen
Zeile 17: | Zeile 17: | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Ernst Löschner befand sich 2003 auf einer Bergtour ([[w:Dreiherrenspitze|Dreiherrenspitze]] in den Hohen Tauern), als sein Bergführer Paul Rieder von den tausenden Juden berichtete, die 1947 über den Krimmler Tauern geflohen waren. Fotodokumente im [[w:Krimmler Tauernhaus|Krimmler Tauernhaus]] belegten die Behauptung, dennoch | Ernst Löschner befand sich 2003 auf einer Bergtour ([[w:Dreiherrenspitze|Dreiherrenspitze]] in den Hohen Tauern), als sein Bergführer Paul Rieder von den tausenden Juden berichtete, die 1947 über den Krimmler Tauern geflohen waren. Fotodokumente im [[w:Krimmler Tauernhaus|Krimmler Tauernhaus]] belegten zwar die Behauptung, dennoch wusste kaum jemand von diesem jüdischen Exodus über den 2.634 Meter hohen Pass nach Italien, er war verdrängt und nahezu vergessen. | ||
Löschner nahm die Recherche auf und fand Belege, Experten und Zeitzeugen, allen voran [[w:Marko Feingold|Marko Feingold]], Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Der 1913 Geborene hatte vier Konzentrationslager überlebt. Zwischen 1945 und 1948 organisierte er mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation [[w:Bricha|Bricha]] die (illegale) Durchreise von Juden aus Mittel- und Osteuropa nach Palästina für jene, die in Lagern für [[w:Displaced Person|Displaced Persons]] in Salzburg gestrandet waren. Nachdem Ende 1946 – über Druck der Briten im [[w:Völkerbundsmandat für Palästina|Protektorat Palästina]] - die französische Besatzungsmacht in Tirol die Grenze zu Salzburg dicht gemacht hatte, organisierte Feingold die Flucht von über 5.000 Personen aus dem Lager Givat Avoda bei [[Saalfelden]] nach Italien über den Krimmler Tauernpass – eine schmale Passage, wo die amerikanische Besatzungszone direkt an Italien grenzte. In Gruppen von bis zu 280 Personen wurden sie nachts mit LKWs nach Krimml verbracht, von wo sie zum Krimmler Tauernhaus aufstiegen. Nach einer Rast, und wieder im Schutz der Dunkelheit, überquerten sie – begleitet vom Bergführer Viktor Knopf - Schneefelder und den felsigen Sattel; auch Kinder und schwangere Frauen waren unter ihnen. Es war eine 15-stündige angsterfüllte Flucht. | Löschner nahm die Recherche auf und fand Belege, Experten und Zeitzeugen, allen voran [[w:Marko Feingold|Marko Feingold]], Präsident der [[w:Israelitische Kultusgemeinde Salzburg|Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg]]. Der 1913 Geborene hatte vier Konzentrationslager überlebt. Zwischen 1945 und 1948 organisierte er mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation [[w:Bricha|Bricha]] die (illegale) Durchreise von Juden aus Mittel- und Osteuropa nach Palästina für jene, die in Lagern für [[w:Displaced Person|Displaced Persons]] in Salzburg gestrandet waren. Nachdem Ende 1946 – über Druck der Briten im [[w:Völkerbundsmandat für Palästina|Protektorat Palästina]] - die [[w:Besetztes Nachkriegsösterreich|französische Besatzungsmacht]] in Tirol die Grenze zu Salzburg dicht gemacht hatte, organisierte Feingold die Flucht von über 5.000 Personen aus dem Lager Givat Avoda bei [[Saalfelden]] nach Italien über den Krimmler Tauernpass – eine schmale Passage, wo die amerikanische Besatzungszone direkt an [[w:Italien|Italien]] grenzte. In Gruppen von bis zu 280 Personen wurden sie nachts mit LKWs nach Krimml verbracht, von wo sie zum Krimmler Tauernhaus aufstiegen. Nach einer Rast, und wieder im Schutz der Dunkelheit, überquerten sie – begleitet vom Bergführer Viktor Knopf - Schneefelder und den felsigen Sattel; auch Kinder und schwangere Frauen waren unter ihnen. Es war eine 15-stündige angsterfüllte Flucht. | ||
Löschner | Löschner setzte sich in den Kopf, dieses historische Ereignis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und die alte Fluchtroute mit Gleichgesinnten nachzugehen. Mit dem Wirt des Krimmler Tauernhauses, einem Vertreter des [[w:Nationalpark Hohe Tauern#Verwaltung|Nationalpark Hohe Tauern Salzburg]] und den Bürgermeistern im [[Pinzgau]] und dem [[w:Ahrntal|Ahrntal]], organisierte Ernst Löschner die erste Friedenswanderung im Juni 2007, zum 60-jährigen Gedenken an die Judenflucht 1947. Die Staatspräsidenten Österreichs und Italiens, Heinz Fischer und Giorgio Napolitano, übernahmen den offiziellen Ehrenschutz und ein Ehrenkomitee von weit über 100 internationalen Persönlichkeiten unterstützte das Projekt, das von Anbeginn neben der Passüberquerung auch ein jährliches Symposion (Krimmler Friedensdialog) zu jeweils aktuellen Themen im weltweiten Kontext von Flucht und Migration umfasste. | ||
Anlässlich der ersten Gedächtnisüberquerung des Krimmler Tauern (am 29. Juni 2007) sagte Ernst Löschner: | Anlässlich der ersten Gedächtnisüberquerung des Krimmler Tauern (am 29. Juni 2007) sagte Ernst Löschner: |