Friedrich der Schöne: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Zeile 20: Zeile 20:
Nachdem in der Geschichtsforschung des 20. Jahrhunderts weitgehend Einigkeit darüber bestand, dass Friedrich ein gänzlich unfähiger Politiker und zudem in seinen Stammlanden, so besonders den Herzogtümern Österreich und Steier, ausgesprochen unbeliebt war, finden sich in dem 2017 von [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] und [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] herausgegebenen Sammelband zu einer wissenschaftlichen Tagung aus dem Jahr 2015 einige Beobachtungen, die diese Darstellung nicht bestätigen beziehungsweise eine kritische Überprüfung nahelegen.<ref>vgl. ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2[[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2</ref> Es scheint, dass die Herzöge von Österreich bereits unter Friedrich "''dem Schönen''" ihre Herrschaft in den Herzogtümern Österreich und Steier endgültig festigen konnten. In Friedrichs Umfeld sind zudem vermehrt Angehörige des österreichischen und steirischen Adels zu finden, welche auch für wichtige und heikle diplomatische Missionen, so zum Beispiel die Brautwerbung in [[w:Barcelona|Barcelona]],  eingesetzt wurden. Männer aus den Herzogtümern Österreich und Steier, die an Friedrichs Hof Karriere machten, waren zum Beispiel der Seckauer Ministeriale [[w:Dietrich Wolfhauer|Magister Dietrich von Wolfsau]], der spätere [[w:Bistum Lavant|Bischof von Lavant]], der zunächst für Friedrich als "secretarius" tätig war, und Abt Otto von [[w:Stift St. Lambrecht|St. Lambrecht]].<ref name ="nieder130">vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', Wien, 2001, S. 130</ref>
Nachdem in der Geschichtsforschung des 20. Jahrhunderts weitgehend Einigkeit darüber bestand, dass Friedrich ein gänzlich unfähiger Politiker und zudem in seinen Stammlanden, so besonders den Herzogtümern Österreich und Steier, ausgesprochen unbeliebt war, finden sich in dem 2017 von [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] und [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] herausgegebenen Sammelband zu einer wissenschaftlichen Tagung aus dem Jahr 2015 einige Beobachtungen, die diese Darstellung nicht bestätigen beziehungsweise eine kritische Überprüfung nahelegen.<ref>vgl. ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2[[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2</ref> Es scheint, dass die Herzöge von Österreich bereits unter Friedrich "''dem Schönen''" ihre Herrschaft in den Herzogtümern Österreich und Steier endgültig festigen konnten. In Friedrichs Umfeld sind zudem vermehrt Angehörige des österreichischen und steirischen Adels zu finden, welche auch für wichtige und heikle diplomatische Missionen, so zum Beispiel die Brautwerbung in [[w:Barcelona|Barcelona]],  eingesetzt wurden. Männer aus den Herzogtümern Österreich und Steier, die an Friedrichs Hof Karriere machten, waren zum Beispiel der Seckauer Ministeriale [[w:Dietrich Wolfhauer|Magister Dietrich von Wolfsau]], der spätere [[w:Bistum Lavant|Bischof von Lavant]], der zunächst für Friedrich als "secretarius" tätig war, und Abt Otto von [[w:Stift St. Lambrecht|St. Lambrecht]].<ref name ="nieder130">vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', Wien, 2001, S. 130</ref>


== Wichtigste Daten (Schwerpunkt: Geschichte der späteren Republik Österreich) ==
== Daten (Schwerpunkt: Geschichte der späteren Republik Österreich) ==
* Zu Beginn des Jahres 1309, während Friedrich "''der Schöne''" noch mit König Heinrich VII. in [[w:Speyer|Speyer]] verhandelte, brach im Herzogtum Österreich ein Aufstand gegen seine Dynastie aus, an dem eine Gruppe der dortigen Landherren (so zum Beispiel die [[Zelkinger|Familie der Zelkinger]] und die [[Herren von Pottendorf|Familie der Pottendorfer]]) und ein Teil der Patrizier der Stadt Wien, unter der Führung des Schützenmeisters Berthold, beteiligt waren. Diese dürften von [[w:Otto III. von Bayern|Herzog Otto (III.) von Niederbaiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> unterstützt worden sein.<ref name ="nieder116"/> Der Aufstand konnte von [[Konrad Haarmarkter]], dem [[w:Hubmeister|Hubmeister]] des Herzogtums Österreich, der die Unterstützung der Wiener Handwerker besaß, im Namen Friedrichs niedergeschlagen werden. Das Strafgericht soll besonders die in Wien ansässige Familie der Haimonen betroffen haben, deren Oberhaupt damals Otto, der Sohn von Haimo, war. Die Aufrührer und ihre Unterstützer wurden aus der Stadt vertrieben, nur durch das Eingreifen von Geistlichen konnte weitere Gewalt verhindert werden. 1310 wurde der Aufstand endgültig von Ulrich von Walsee (Wallsee), damals Landeshauptmann des Herzogtums Steier, niedergeworfen. Im Gegensatz zum Aufstand der Wiener Patrizier aus dem Jahr 1288 hatten die Gegner der Habsburger dieses Mal keine breite Unterstützung.<ref name ="opll65">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 65</ref> Friedrich ist in diesem Jahr noch in Wien nachgewiesen, wo er am 1. Februar 1310 Gericht über die Aufständischen hielt und mit großer Strenge gegen diese vorging. Verhängt wurden Todes- und Körperstrafen (Blendung, Herausreißen der Zunge).<ref name ="czeike"/> So soll der Wiener Bürger Johannes, genannt der Stadlauer, angeblich am Schwanz eines Pferdes durch die Stadt geschleift und dann gerädert worden sein, andere wie Gottfried der Sohlenschneider und Wilhelm sollen geblendet worden sein, nach dem ihnen die Zunge herausgeschnitten worden war.<ref name ="opll65"/> Friedrichs negative Rolle in späteren Sagen dürfte hier seinen Ursprung haben (siehe unten). Das tatsächliche Verhältnis zwischen Herzog und der Wiener Bürgerschaft scheint der nicht wirklich beeinträchtigt zu haben, wie der Umstand zeigt, dass es in der Jahren danach, selbst nach der Niederlage bei Mühldorf, keine weiteren Aufstände mehr gab und die Stadt Wien von Friedrich wesentlich gefördert wurde.<ref name ="lackner158">vgl. [[w:Christian Lackner|Christian Lackner]]: Der erste 'österreichische' Habsburger. In: [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 158</ref>
* Zu Beginn des Jahres 1309, während Friedrich "''der Schöne''" noch mit König Heinrich VII. in [[w:Speyer|Speyer]] verhandelte, brach im Herzogtum Österreich ein Aufstand gegen seine Dynastie aus, an dem eine Gruppe der dortigen Landherren (so zum Beispiel die [[Zelkinger|Familie der Zelkinger]] und die [[Herren von Pottendorf|Familie der Pottendorfer]]) und ein Teil der Patrizier der Stadt Wien, unter der Führung des Schützenmeisters Berthold, beteiligt waren. Diese dürften von [[w:Otto III. von Bayern|Herzog Otto (III.) von Niederbaiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> unterstützt worden sein.<ref name ="nieder116"/> Der Aufstand konnte von [[Konrad Haarmarkter]], dem [[w:Hubmeister|Hubmeister]] des Herzogtums Österreich, der die Unterstützung der Wiener Handwerker besaß, im Namen Friedrichs niedergeschlagen werden. Das Strafgericht soll besonders die in Wien ansässige Familie der Haimonen betroffen haben, deren Oberhaupt damals Otto, der Sohn von Haimo, war. Die Aufrührer und ihre Unterstützer wurden aus der Stadt vertrieben, nur durch das Eingreifen von Geistlichen konnte weitere Gewalt verhindert werden. 1310 wurde der Aufstand endgültig von Ulrich von Walsee (Wallsee), damals Landeshauptmann des Herzogtums Steier, niedergeworfen. Im Gegensatz zum Aufstand der Wiener Patrizier aus dem Jahr 1288 hatten die Gegner der Habsburger dieses Mal keine breite Unterstützung.<ref name ="opll65">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 65</ref> Friedrich ist in diesem Jahr noch in Wien nachgewiesen, wo er am 1. Februar 1310 Gericht über die Aufständischen hielt und mit großer Strenge gegen diese vorging. Verhängt wurden Todes- und Körperstrafen (Blendung, Herausreißen der Zunge).<ref name ="czeike"/> So soll der Wiener Bürger Johannes, genannt der Stadlauer, angeblich am Schwanz eines Pferdes durch die Stadt geschleift und dann gerädert worden sein, andere wie Gottfried der Sohlenschneider und Wilhelm sollen geblendet worden sein, nach dem ihnen die Zunge herausgeschnitten worden war.<ref name ="opll65"/> Friedrichs negative Rolle in späteren Sagen dürfte hier seinen Ursprung haben (siehe unten). Das tatsächliche Verhältnis zwischen Herzog und der Wiener Bürgerschaft scheint der Aufstand nicht wirklich beeinträchtigt zu haben, wie der Umstand zeigt, dass es in den Jahren danach, selbst nach der Niederlage bei Mühldorf, keine weiteren Aufstände mehr gab und die Stadt Wien von Friedrich wesentlich gefördert wurde.<ref name ="lackner158">vgl. [[w:Christian Lackner|Christian Lackner]]: Der erste 'österreichische' Habsburger. In: [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 158</ref> Der Aufstand von 1309 sollte für Generationen der letzte bewaffnete Konflikt auf breiter Basis bleiben, den die Landherren mit dem Landesfürsten austrugen.<ref name ="sauter35"-79>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 35, Fußnote 79</ref>
* Als der Regensburger Bürger Gumpert an der Haid Friedrich 1319 den Durchzug seiner Truppen durch [[w:Regensburg|Regensburg]] verwehrte, ließ dieser aus Rache laut der "Bayerischen Chronik"<ref group="A">Mehr zu dieser Quelle siehe [http://www.geschichtsquellen.de/repPers_118645943.html Bayerischen Chronik], Bayerische Akademie der Wissenschaften, eingesehen 6. Mai 2018. Bei der Beurteilung der Zulässigkeit dieser Quelle ist allerdings zu beachten, dass Friedrich ein Gegner von Ludwig dem Baiern war und es sich dabei um eine "pro-wittelsbachische" Quelle handelt.</ref> von [[w:Veit Arnpeck|Veit Arnpeck]] die Waren der in Wien ansässigen Regensburger beschlagnahmen und angeblich sogar ihre Gewandläden ausrauben.<ref name ="opll68">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 68.</ref>  
* Als der Regensburger Bürger Gumpert an der Haid Friedrich 1319 den Durchzug seiner Truppen durch [[w:Regensburg|Regensburg]] verwehrte, ließ dieser aus Rache laut der "Bayerischen Chronik"<ref group="A">Mehr zu dieser Quelle siehe [http://www.geschichtsquellen.de/repPers_118645943.html Bayerischen Chronik], Bayerische Akademie der Wissenschaften, eingesehen 6. Mai 2018. Bei der Beurteilung der Zulässigkeit dieser Quelle ist zu beachten, dass Friedrich ein Gegner von Ludwig dem Baiern war und es sich dabei um eine "pro-wittelsbachische" Quelle handelt.</ref> von [[w:Veit Arnpeck|Veit Arnpeck]] die Waren der in Wien ansässigen Regensburger beschlagnahmen und angeblich sogar ihre Gewandläden ausrauben.<ref name ="opll68">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 68.</ref>  
* Im Juni 1327 verfasste Friedrich "''der Schöne''", vermutlich auf der [[Burgruine Gutenstein|Burg Gutenstein]], sein umfangreiches Testament, das als historische Quelle wegen seiner vielen Legate für kirchliche Einrichtungen von Bedeutung ist.<ref name ="nieder129">vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', Wien, 2001, S. 129</ref>
* Im Juni 1327 verfasste Friedrich "''der Schöne''", vermutlich auf der [[Burgruine Gutenstein|Burg Gutenstein]], sein umfangreiches Testament, das als historische Quelle wegen seiner vielen Legate für kirchliche Einrichtungen von großer Bedeutung ist.<ref name ="nieder129">vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', Wien, 2001, S. 129</ref>


== Orte mit Bezug zu Friedrich dem Schönen im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Friedrich dem Schönen im heutigen Österreich ==
48.857

Bearbeitungen

Navigationsmenü