Leopold V. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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==Der "Dritte Kreuzzug"==
==Der "Dritte Kreuzzug"==
[[File:BERMANN(1880) p0153 Dürrenstein.jpg|thumb|Die Burg Dürnstein, auf welcher der englische König Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde, in einer historistisch-phantasiereichen Darstellung aus dem Jahr 1880]]
[[File:BERMANN(1880) p0153 Dürrenstein.jpg|thumb|Die Burg Dürnstein, auf welcher der englische König Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde, in einer historistisch-phantasiereichen Darstellung aus dem Jahr 1880]]
1190-1192 nahm Herzog Leopold (V.) am sogenannten "[[w:Dritten Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]]" teil.<ref name="neukam70"/> Seine Aktivitäten bei den diplomatischen Vorbereitungen zu diesem waren recht signifikant.<ref name="Fischer69">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 69</ref> Obgleich ein wichtiger Verbündeter von Kaiser Friedrich I., der dessen Teilnahme wünschte, konnte sich der Herzog aber dem kaiserlichen Kreuzfahrerheer in Wien wegen eines Konflikts mit dem ungarischen König um Grenzstreitigkeiten nicht sofort anschließen. Danach wurde seine Teilnahme beinahe dadurch verhindert, dass [[w:Heinrich VI. (HRR)|König Heinrich VI.]] († 1197) seine Heerfolge für einen Feldzug nach Sizilien forderte. Erst nachdem sein jüngerer Bruder, Herzog Heinrich, für ihn diese Heerfolge übernommen hatte, konnte Leopold (V.) im Spätherbst 1190 ins Heilige Land aufbrechen. Er wählte die Seeroute über das Mittelmeer, wobei er wegen Schwierigkeiten mit der [[w:Republik Venedig|Republik Venedig]] mit seinen Leuten in [[w:Zara|Zara]] überwintern musste. Möglicherweise war es die Wahl der Route, die durch die Anmietung von Schiffen ziemlich kostspielig war, ein Grund, weswegen Leopold mit einem relativ bescheidenen Gefolge aufgebrochen war. Erst im Frühjahr 1191 erreichte er die Hafenstadt [[w:Akkon|Akkon]], welche zu dieser Zeit von den Kreuzfahrern belagert wurde. Inzwischen hatte sich jedoch die politische Situation für die Kreuzzugsteilnehmer vollkommen geändert. Der Tod von Kaiser Friedrich I. hatte die Auflösung von dessen Kreuzfahrerheer zur Folge gehabt . Die Rolle, die in der Folge von den Königen [[w:Richard Löwenherz|Richard I. "Löwenherz"]] († 1199) und [[w:Philipp II. (Frankreich)|Philippe Auguste]] († 1223) übernommen worden war, verschlechterte die Lage für die Reste jener Kreuzzugsteilnehmer aus dem Heiligen Römischen Reich aus, die Akkon erreichten und die Leopold unter sich vereint haben dürfte. In einem regulären kaiserlichen Heer hätte Leopold (V.) zu den angesehensten Fürsten gehört, aufgrund der Entwicklungen befand er sich nun mit seinen ohnehin nicht allzu zahlreichen Gefolge in einer äußerst prekären Lage.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 248ff.</ref>   
1190-1192 nahm Herzog Leopold (V.) am sogenannten "[[w:Dritten Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]]" teil.<ref name="neukam70"/> 1190-1192 nahm Herzog Leopold (V.) am sogenannten "[[w:Dritten Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]]" teil.<ref name="neukam70"/> Seine Aktivitäten bei den diplomatischen Vorbereitungen zu diesem waren recht signifikant.<ref name="Fischer69">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 69</ref> Obgleich ein wichtiger Verbündeter von Kaiser Friedrich I., der dessen Teilnahme wünschte, konnte sich der Herzog aber dem kaiserlichen Kreuzfahrerheer in Wien wegen eines Konflikts mit dem ungarischen König um Grenzstreitigkeiten nicht sofort anschließen. Danach wurde seine Teilnahme beinahe dadurch verhindert, dass [[w:Heinrich VI. (HRR)|König Heinrich VI.]] († 1197) seine Heerfolge für einen Feldzug nach Sizilien forderte. Erst nachdem sein jüngerer Bruder, Herzog Heinrich, für ihn diese Heerfolge übernommen hatte, konnte Leopold (V.) im Spätherbst 1190 ins Heilige Land aufbrechen. Er wählte die Seeroute über das Mittelmeer, wobei er wegen Schwierigkeiten mit der [[w:Republik Venedig|Republik Venedig]] mit seinen Leuten in [[w:Zara|Zara]] überwintern musste. Möglicherweise war es die Wahl der Route, die durch die Anmietung von Schiffen ziemlich kostspielig war, ein Grund, weswegen Leopold mit einem relativ bescheidenen Gefolge aufgebrochen war. Erst im Frühjahr 1191 erreichte er die Hafenstadt [[w:Akkon|Akkon]], welche zu dieser Zeit von den Kreuzfahrern belagert wurde. Inzwischen hatte sich jedoch die politische Situation für die Kreuzzugsteilnehmer vollkommen geändert. Der Tod von Kaiser Friedrich I. hatte die Auflösung von dessen Kreuzfahrerheer zur Folge gehabt . Die Rolle, die in der Folge von den Königen [[w:Richard Löwenherz|Richard I. "Löwenherz"]] († 1199) und [[w:Philipp II. (Frankreich)|Philippe Auguste]] († 1223) übernommen worden war, verschlechterte die Lage für die Reste jener Kreuzzugsteilnehmer aus dem Heiligen Römischen Reich aus, die Akkon erreichten und die Leopold unter sich vereint haben dürfte. In einem regulären kaiserlichen Heer hätte Leopold (V.) zu den angesehensten Fürsten gehört, aufgrund der Entwicklungen befand er sich nun mit seinen ohnehin nicht allzu zahlreichen Gefolge in einer äußerst prekären Lage.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 248ff.</ref>  
 
   
Ob es vor diesem Hintergrund tatsächlich zu einem persönlichen, für den Herzog ehrverletzenden Vorfall durch den englischen König Richard I. Löwenherz gekommen ist, wird von der neuesten Geschichtsforschung seit dem 21. Jahrhundert stark angezweifelt, nicht zuletzt, da der englische Chronist Roger von Howden, der im Juni und Juli 1191 vor Ort war, darüber nichts berichtet<ref name="Fischer85">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 85</ref>. Es dürfte allerdings Konflikte zwischen den wenigen Kreuzzugsteilnehmern aus dem Reich und dem englischen König gegeben haben, von denen die meisten wenig später abreisten. Auch Leopold (V.) kehrte noch 1191 in sein Herzogtum Österreich zurück.<ref name ="scheibelreiter252">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 252</ref> Die Berichte späterer Chronisten seit dem 13. Jahrhundert über einen direkten Zusammenstoß zwischen dem Herzog und dem König sind durchwegs parteiisch, wobei es den Verfassern stets darum geht, der Gegenseite die Schuld zuzuweisen.<ref name="Fischer83">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 83</ref> Während die Chronisten aus dem Heiligen Römischen Reich dem Geschehen zeitlich näherstanden und eher zurückhalten sind, finden sich bei den späteren englischsprachigen Chronisten sehr ausführliche und wesentlich parteiischer Darstellungen.<ref name="Fischer84">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 84</ref>
Ob es vor diesem Hintergrund tatsächlich zu einem persönlichen, für den Herzog ehrverletzenden Vorfall durch den englischen König Richard I. Löwenherz gekommen ist, wird von der neuesten Geschichtsforschung seit dem 21. Jahrhundert stark angezweifelt, nicht zuletzt, da der englische Chronist Roger von Howden, der im Juni und Juli 1191 vor Ort war, darüber nichts berichtet<ref name="Fischer85">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 85</ref>. Es dürfte allerdings Konflikte zwischen den wenigen Kreuzzugsteilnehmern aus dem Reich und dem englischen König gegeben haben, von denen die meisten wenig später abreisten. Auch Leopold (V.) kehrte noch 1191 in sein Herzogtum Österreich zurück.<ref name ="scheibelreiter252">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 252</ref> Die Berichte späterer Chronisten seit dem 13. Jahrhundert über einen direkten Zusammenstoß zwischen dem Herzog und dem König sind durchwegs parteiisch, wobei es den Verfassern stets darum geht, der Gegenseite die Schuld zuzuweisen.<ref name="Fischer83">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 83</ref> Während die Chronisten aus dem Heiligen Römischen Reich dem Geschehen zeitlich näherstanden und eher zurückhalten sind, finden sich bei den späteren englischsprachigen Chronisten sehr ausführliche und wesentlich parteiischer Darstellungen.<ref name="Fischer84">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 84</ref>
==Letzte Jahre==
==Letzte Jahre==
Im Gegensatz zum letztlich relativ unerfreulichen Kreuzzug waren die Jahre danach für Herzog Leopold (V.) eine sehr erfolgreiche Zeit. 1186 war die "Georgenberger Handfeste" mit dem letzten Herzog von Steier aus der Familie der Traungauer geschlossen worden, wodurch Herzog Leopold (V.) nach dessen Tod 1192 die Herrschaft über das [[Herzogtum Steier]] tatsächlich übernehmen konnte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 253f.</ref> Die Gefangennahme von Richard I. Löwenherz und der herzogliche Anteil an dem Lösegeld, das dieser für seine Freilassung Kaiser Heinrich zahlen musste, verschafften dem Herzog enorme Geldmittel, die er sinnvoll und erfolgsorientiert verwendete. Mit dem Lösegeld finanzierte er den Bau einer im Grenzbereich seiner Herzogtümer Österreich und Steier gelegenen Stadt, die heute unter dem Namen [[Wiener Neustadt]] bekannt ist. Diese gewann als "Grenzfestung" und Herrschersitz im Spätmittelalter noch große Bedeutung und war im 15. Jahrhundert vorübergehend der Sitz des Kaisers. Inwieweit das Lösegeld noch für weitere Bauprojekte ausgereicht hat, ist in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 269ff.</ref>
Im Gegensatz zum letztlich relativ unerfreulichen Kreuzzug waren die Jahre danach für Herzog Leopold (V.) eine sehr erfolgreiche Zeit. 1186 war die "Georgenberger Handfeste" mit dem letzten Herzog von Steier aus der Familie der Traungauer geschlossen worden, wodurch Herzog Leopold (V.) nach dessen Tod 1192 die Herrschaft über das [[Herzogtum Steier]] tatsächlich übernehmen konnte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 253f.</ref> Die Gefangennahme von Richard I. Löwenherz und der herzogliche Anteil an dem Lösegeld, das dieser für seine Freilassung Kaiser Heinrich zahlen musste, verschafften dem Herzog enorme Geldmittel, die er sinnvoll und erfolgsorientiert verwendete. Mit dem Lösegeld finanzierte er den Bau einer im Grenzbereich seiner Herzogtümer Österreich und Steier gelegenen Stadt, die heute unter dem Namen [[Wiener Neustadt]] bekannt ist. Diese gewann als "Grenzfestung" und Herrschersitz im Spätmittelalter noch große Bedeutung und war im 15. Jahrhundert vorübergehend der Sitz des Kaisers. Inwieweit das Lösegeld noch für weitere Bauprojekte ausgereicht hat, ist in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 269ff.</ref>
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