ÖsterreichWiki:Brauereiführer/Brauerei Leonstein: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 34: Zeile 34:
Die herrschaftliche Brauerei wurde ab 1. August 1806 samt der Meierei an den Pfleger Felix Florentin verpachtet. Dieser gab das Brauhaus an den Bräumeister Johann Nepomuk Wagner in Afterbestand (Unterpacht) weiter. Dieser konnte im Jahr 1810 7000 Eimer Bier brauen. Im Jahr 1818 wurde die Verpachtung an Florentin um neun Jahre verlängert wurde, die Subpacht an Wagner blieb in der Folge bestehen. Konkurrenz erwuchs dem Brauhaus zu Leonstein durch den Antrag von Ignaz Meierhofer 1823 zur Verleihung einer Braugerechtigkeit in der Gemeinde Molln. Zwar führte das Pflegamt von Leonstein gewichtige Argumente gegen diese Verleihung an, Verhindern konnte man die Gründung der Brauerei jedoch nicht. Trotzdem verzögerte das mehrjährige Verfahren die Eröffnung der Brauerei in Molln um einige Jahre.  
Die herrschaftliche Brauerei wurde ab 1. August 1806 samt der Meierei an den Pfleger Felix Florentin verpachtet. Dieser gab das Brauhaus an den Bräumeister Johann Nepomuk Wagner in Afterbestand (Unterpacht) weiter. Dieser konnte im Jahr 1810 7000 Eimer Bier brauen. Im Jahr 1818 wurde die Verpachtung an Florentin um neun Jahre verlängert wurde, die Subpacht an Wagner blieb in der Folge bestehen. Konkurrenz erwuchs dem Brauhaus zu Leonstein durch den Antrag von Ignaz Meierhofer 1823 zur Verleihung einer Braugerechtigkeit in der Gemeinde Molln. Zwar führte das Pflegamt von Leonstein gewichtige Argumente gegen diese Verleihung an, Verhindern konnte man die Gründung der Brauerei jedoch nicht. Trotzdem verzögerte das mehrjährige Verfahren die Eröffnung der Brauerei in Molln um einige Jahre.  


Die bestehende Verpachtung des Brauhauses in Leonstein sollte 1827 öffentlich ausgeschrieben werden. Dagegen intervenierte jedoch Pfleger Karl Florentin, der dies mit der Geschäftstüchtigkeit von Subpächter Wagner und dem Konkurrenzruck der Brauereien in Klaus und Mühlgrub begründete. Florentin setzte sich mit seiner Argumenten durch und mit Vertrag vom 26.Mai 1827 wurde das Brauhaus an Josef und Franziska Wagner, Besitzer der benachbarten Hoftafern auf neun Jahre verpachtet. Die Brauerei wies 1828 einen Ausstoß von 2500 Eimer Bier auf. Josef Wagner verstarb 1845, sein Sohn Christof übernahm daraufhin die Hoftafern und die Pacht über das Brauhaus. Nach dem Tof von Christof Wagner wurde Leopold Reichl Pächter der Brauerei Leonstein. Reichl hatte am 1. August 1865 Wagners Witwe geheiratet und wurde dadurch Miteigentümer der Güter Obergrünburg 182 und 171, der Hoftafern und der Strassersölden. 1878 erwarb er das Kernlehen Leonstein Nr. 70 (Pleßl-Fleischhackerhaus).  
Die bestehende Verpachtung des Brauhauses in Leonstein sollte 1827 öffentlich ausgeschrieben werden. Dagegen intervenierte jedoch Pfleger Karl Florentin, der dies mit der Geschäftstüchtigkeit von Subpächter Wagner und dem Konkurrenzruck der Brauereien in Klaus und Mühlgrub begründete. Florentin setzte sich mit seiner Argumenten durch und mit Vertrag vom 26.Mai 1827 wurde das Brauhaus an Josef und Franziska Wagner, Besitzer der benachbarten Hoftafern auf neun Jahre verpachtet. Die Brauerei wies 1828 einen Ausstoß von 2500 Eimer Bier auf. Josef Wagner verstarb 1845, sein Sohn Christof übernahm daraufhin die Hoftafern und die Pacht über das Brauhaus. Nach dem Tod von Christof Wagner wurde Leopold Reichl Pächter der Brauerei Leonstein. Reichl hatte am 1. August 1865 Wagners Witwe geheiratet und wurde dadurch Miteigentümer der Güter Obergrünburg 182 und 171, der Hoftafern und der Strassersölden. 1878 erwarb er das Kernlehen Leonstein Nr. 70 (Pleßl-Fleischhackerhaus).  


=== Leonstein als bürgerliche Brauerei ===
=== Leonstein als bürgerliche Brauerei ===
Nach dem Tod von Leopold Reichl erbte 1882 sein Stiefsohn Josef Wagner den umfangreichen Besitz und ließ noch im selben Jahr die Brauerei Josef Wagner im Handelsregister eintragen. Bis 1885 wurde noch im Schloß gebraut, danach übersiedelte die Brauerei in das hierfür umgebaute Kernlehen. Die Bauarbeiten hierfür dauerten von 1886 bis 1890, wobei der Vierkanter des Kernlehens vollständig verschwand. Zudem wurde 1892 die Brauerei auf Dampfbetrieb umgestellt und das Brauhaus in Molln aufgekauft und stillgelegt. Zur Kühlung des Bieres dienten zwei Teiche, in denen im Winter Eis geschlagen wurde. Ein Teil befand sich unterhalb des ehemaligen Weiherbauerguts, ein zweiter beim Haus „Mödl“. Letzter wurde in den 1930er Jahren in einen Badeteich umgestaltet und ist heute Ort des Leonsteiner Bades.
Das Ende der Brauerei kam schnell und unerwartet. Im Jahr 1904 verkaufte die Familie Wagner ihren Besitz in Leonstein um 176.000 Kronen an Alfred Grawatsch, Brauer aus Wien-Neubau. Neben dem Kernlehen mit Brauerei, Eiskeller sowie dem Häusl Leonstein Nr. 69 umfasste der Kaufvertrag auch das Strassergütl, die Hoftaferne sowie sämtliches Inventar der Gebäude. Im Kaufvertrag waren auch die Braugerechtigkeit sowie die Schankberechtigigung für die Hoftaferne inkludiert. Bereits drei Jahre später verkaufte Grawatsch die Brauberechtigung an die [[Poschacher Brau AG]] weiter, sodass die Firma mit 27. Dezember 1907 aus dem Handelsregister gelöscht wurde. Die Brauerei wurde stillgelegt, die Einrichtung vermutlich verwertet. Die Gründe für den Verkauf des Braurechts sind nicht überliefert. Mit zuletzt bis zu 13.000 hl Ausstoß gehörte die Brauerei zu den größeren Brauereien und war modern aufgestellt. Da Grawatsch jedoch verschiedene Unternehmen wie Brauerei, Gastwirtschaft, Betonwarenerzeugung und andere mit wechselndem Erfolg betrieb, kommen wohl mangelnde Wirtschaftlichkeit, mangelndes Interesse oder Geldbedarf für andere Unternehmungen in Frage.
=== Das Brauereigelände nach dem Braubetrieb ===
Nach dem Ende der Brauerei war ab 1913 die Schlosserwarenfabrik Alois Leistler & Companie GesmbH im Brauhaus untergebracht. Die Firma stand zu 45 % in Besitz von Alfred Grawatsch und geriet 1916 in Konkurs. Noch im selben Jahr übernahm ein ehemaliger Geschäftsführer der sogenannten „Schlossfabrik“ den Standort und betrieb bis 1925 dort die Herstellung von Schlosserwaren. Es folgten mehrere Besitzerwechsel und unterschiedliche Nutzungen (Tischlerei, Weberei, etc.) bis die „Schloßfabrik“ schließlich unter Beibehaltung der ursprünglichen Architektur in einen Wohnkomplex mit Miet- und Eigentumswohnungen umgebaut wurde.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Navigationsmenü