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Version vom 25. Mai 2016, 09:27 Uhr
Johannes Hofinger (geboren 1978 in Grieskirchen, Oberösterreich) ist ein österreichischer Zeitgeschichtler.
Leben und Werk
Hofinger absolvierte von 1998 bis 2004 ein Studium der Geschichtswissenschaften und Politologie an der Universität Salzburg. Er ist Mitarbeiter der Universität Salzburg.[1] Beim Personenkomitee Stolpersteine Salzburg arbeitet er mit und erstellt die biographischen Daten zahlreicher Opfer des nationalsozialistischen Dritten Reiches, die als Grundlage für die Erstellung von Stolpersteinen dienen und auf der Website des Projekts veröffentlicht werden. Er gehört zum Projektteam der Österreichischen Mediathek am Technischen Museum Wien.[2] Dort führt er seit 2009 ein mehrjähriges Oral-History-Forschungsprojekt durch, das Projekt MenschenLeben, „in dem ausführliche lebensgeschichtliche Interviews mit Menschen unterschiedlicher Jahrgänge, Herkunft und regionaler Zugehörigkeit aufgezeichnet werden“.[3] Bei der Öffentlichen Ringvorlesung der Universität Salzburg im Sommersemester 2015, gewidmet „Symbolen, Identitäten und Zuschreibungen in der jüdischen Kulturgeschichte“, hielt er gemeinsam mit Roland Cerny-Werner einen Vortrag über den Davidstern, Untertitel: „Symbol, Kainsmal, Identität!“[4] Weiters ist er Lektor an der Universität Mozarteum, freier Mitarbeiter des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte und Mitglied im Expertengremium des Großprojekts der Stadt Salzburg und der Universität Salzburg: Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus.
Schwerpunkte seiner Forschungsarbeiten sind Jüdische Studien, Opfer der Aktion T4, Filmmusik sowie Geschichte und Audiovision.[5]
Als 2005 Hofingers Buch Die Akte Leopoldskron erschien, „eine Teilgeschichte über Max Reinhardt und das von ihm bewohnte und ausgestattete Schloß Leopoldskron“, mussten die Namen in den amtlichen Akten, darunter alteingesessene Salzburger Familien, "anonymisiert" werden, damit das Material für weitere Forschungsarbeiten zugänglich wurde. Bis dahin hatte die Leitung der Salzburger Festspiele nichts unternommen, um die Geschichte der Festspiele in den Jahren 1930 bis 1945 aufzuarbeiten.[6] Das Buch geht auf Hofingers Diplomarbeit zurück, für die er 2004 mit dem Erwin-Wenzl-Preis ausgezeichnet wurde.
Auszeichnung
- 2004: Erwin-Wenzl-Preis für Max Reinhardt – Schloss Leopoldskron – der Nationalsozialismus. Zwischen „Arisierung“ und Restitution. Diplomarbeit (masch.), Salzburg 2004.
Publikationen
- Die Akte Leopoldskron. Max Reinhardt - Das Schloss - Arisierung und Restitution. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2005. ISBN 978-3-7025-0509-7.
- Mit Walter Reschreiter und Christina Nöbauer: Lebens(un)wert : NS-Euthanasie in [im] Land Salzburg. Wiedergefundene Lebensgeschichten von Opfern der Rassenhygiene. Ausstellung im Land Salzburg 2007 (Begleitbuch zur Ausstellung im Keltenmuseum Hallein, 22. Okt. - 21. Nov. 2006, und im Schloss Goldegg, 22. Feb. - 1. April 2007), Edition Tandem, 2007 ISBN 978-3-9501570-8-6
Artikel (Auswahl)
- Der Schlossherr. Max Reinhardt und Schloss Leopoldskron – Projektionsflächen der Polemik der 1920er und 1930er. In: Koberg, Roland / Stegemann, Bernd / Thomsen, Henrike (Hg.): Max Reinhardt und das Deutsche Theater. Texte und Bilder aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums seiner Direktion. [Blätter des Deutschen Theaters, Bd. 2 (2005)]. Verlag Henschel, Berlin 2005, S. 60-63.
- 1938: Jüdinnen und Juden aus österreichischer Filmperspektive. In: Die "Wahrheit" der Erinnerung, Jüdische Lebensgeschichten, hg. von Eleonore Lappin. Innsbruck ; Wien [u.a.], 2008. ISBN 978-3-7065-4492-4 . S. 55-68.
- Max Reinhardt: Festspielgründer, Schlossherr, Jude. Auf den Spuren einer jüdischen Identität. In: Konzeptionen des Jüdischen. Hg. von Petra Ernst und Gerald Lamprecht. Innsbruck; Wien [u.a.], 2009. S. 343-356.
- „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“, Audiovisuelle Dokumente zum Jahr 1938 in Salzburg, in: Hoffnungen und Verzweiflung in der Stadt Salzburg 1938/39 (Stadt Salzburg im Nationalsozialismus 1), Salzburg 2010, S. 238–281.
- „Euthanasie“ – Die Ermordung „lebensunwerten Lebens“. Stand der wissenschaftlichen Forschung – Desiderata – Perspektiven. In Thomas Weidenholzer (Hrsg.): Leben im Terror. Verfolgung und Widerstand. Salzburg: Stadtgemeinde Salzburg 2012, S. 182–223.
- Mikrogeschichte und Oral History. Das Projekt MenschenLeben – Erzählebenen lebensgeschichtlicher Interviews und Fragen der Auswertung in der Sekundäranalyse. In: Im Kleinen das Große suchen, hg. von Ewald Hiebl und Ernst Langthaler. Innsbruck ; Wien [u.a.], 2012. S. 266-280.
- Die Unbeachtete. In: Partituren der Erinnerung. Der Holocaust in der Musik / Scores of commemoration. Hg. von Béla Rásky und Verena Pawlowsky; Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien. Wien, new academic press, 2015. S. 353-366.
Weblinks
- J. Hofinger: Die Unbeachtete. Filmmusik als Medium der Erinnerung, Vortrag am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien, hochgeladen am 13. Februar 2012
Einzelnachweise
- ↑ Universität Salzburg: MAG. HOFINGER JOHANNES Projektmitarbeiter MenschenLeben, abgerufen am 24. April 2016
- ↑ Technisches Museum Wien: Mag. Johannes Hofinger, abgerufen am 24. April 2016
- ↑ Österreichische Mediathek: MenschenLeben – Lebensgeschichtliche Erzählungen aus Österreich, abgerufen am 24. April 2016
- ↑ erinnern.at: Öffentliche Ringvorlesung „Symbole, Identitäten und Zuschreibungen in der jüdischen Kulturgeschichte“, abgerufen am 26. April 2016
- ↑ Ringvorlesung "Symbole, Identitäten und Zuschreibungen in der jüdischen Kulturgeschichte": Der Davidstern. Symbol, Kainsmal, Identität!, Universität Salzburg 17. Mai 2015
- ↑ Wenn der Vorhang vor der Bühnenkunst niederfällt. Andreas Novak über die Festspiele im "Mustergau Salzburg" in den Jahren 1933 bis 1944, FAZ, 7. Oktober 2005