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'''Sigmund Feilbogen''' (* [[17. Mai]] [[1864]] in [[Wien]]; † [[14. Juli]] [[1951]] ebenda) war [[w:Römisch-katholische Kirche in Österreich|römisch-katholischer]] Geistlicher.
'''Sigmund Feilbogen''' (* [[17. Mai]] [[1864]] in [[Wien]]; † [[14. Juli]] [[1951]] ebenda) war [[w:Römisch-katholische Kirche in Österreich|römisch-katholischer]] Geistlicher und als dieser lange Jahre Pfarrer von [[Hennersdorf]] im niederösterreichischen Industrieviertel.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Sigmund Feilbogen, der am 17. Mai 1864 in Wien geboren ist, erhielt nach unterschiedlichen Quellen am 8. oder 14. Juli 1888 die Priesterweihe in St. Pölten durch Bischof [[w:Matthäus Binder|Matthäus Binder]].  
Sigmund Feilbogen, der am 17. Mai 1864 in Wien geboren ist, erhielt nach unterschiedlichen Quellen am 8. oder 14. Juli 1888 die Priesterweihe in St. Pölten durch Bischof [[w:Matthäus Binder|Matthäus Binder]].  


Zu Beginn seiner seelsorgerischen Tätigkeit wurde er [[w:Kooperator|Kaplan]] in die Pfarren [[Pfarre Persenbeug|Persenbeug]] (1888-1890), [[Pfarre Ruprechtshofen|Ruprechtshofen]] (1890-1891), [[Pfarre Martinsberg|Martinsberg]] (1891-1892) und [[Pfarre Arbesbach|Arbesbach]] (1892). Im Jahr 1892 wurde er Kuratbenefeziat in der Filialkirche hl. Nikolaus in [[Langenlois]] bis ins Jahr 1898. Während dieser Jahre (1895-1897) war er auch Vizepräsident des ''Katholischen Gesellenveriens der Diözese St. Pölten''.  
Zu Beginn seiner seelsorgerischen Tätigkeit wurde er [[w:Kooperator|Kaplan]] in die Pfarren in [[Persenbeug]] (1888-1890), [[Ruprechtshofen]] (1890-1891), [[Martinsberg]] (1891-1892) und [[Arbesbach]] (1892). Im Jahr 1892 wurde er Kuratbenefeziat in der Filialkirche hl. Nikolaus in [[Langenlois]] bis ins Jahr 1898. Während dieser Jahre (1895-1897) war er auch Vizepräsident des ''Katholischen Gesellenvereins der Diözese St. Pölten''.  


Im Jahr 1898 kam Feilbogen als Aushilfspriester in die [[Pfarre Atzgersdorf]] in [[Siebenhirten (Wien)|Siebenhirten]], das damals zum Bezirk Mödling gehörte. 1901 wurde er in der [[w:Erzdiözese Wien|Erzdiözese Wien]] [[w:Inkardination|inkardiniert]] und 1903 Kurat von Siebenhirten.
Im Jahr 1898 kam Feilbogen als Aushilfspriester in die Pfarre in [[Atzgersdorf]] in [[Siebenhirten (Wien)|Siebenhirten]], das damals noch eine selbständige Gemeinde im Bezirk Mödling war. 1901 wurde er in der [[w:Erzdiözese Wien|Erzdiözese Wien]] [[w:Inkardination|inkardiniert]] und 1903 Kurat von Siebenhirten.


Am 30. November 1905 erhielt Feilbogen die [[w:Investitur#Gegenwart|Investitur]] auf die [[Pfarre Hennersdorf]] und trat damit die Nachfolge von [[Augustin Luze]] an. Die Pfarre galt damals durch die große Anzahl von aus [[w:Böhmen|Böhmen]] zugezogenen Ziegelarbeitern als besonders schwierig zu administrieren. Dazu kam die damals aufkeimende [[w:Sozialdemokratie|Sozialdemokratie]], mit der Feilbogen, selbst [[w:Monarchismus|Monarchist]] und  
[[Datei:Hennersdorf Kirche.jpg|thumb|[[w:Pfarrkirche Hennersdorf|Pfarrkirche Hennersdorf]]]]
Am 30. November 1905 erhielt Feilbogen die [[w:Investitur#Gegenwart|Investitur]] auf die [[Pfarre Hennersdorf]] mit ihrer [[w:Pfarrkirche Hennersdorf|Pfarrkirche]] und trat damit die Nachfolge von [[Augustin Luze]] an. Die Pfarre galt damals durch die große Anzahl von aus [[w:Böhmen|Böhmen]] zugezogenen Ziegelarbeitern als besonders schwierig zu administrieren. Dazu kam die damals aufkeimende [[w:Sozialdemokratie|Sozialdemokratie]], mit der Feilbogen, selbst [[w:Monarchismus|Monarchist]] und  
trotz seiner jüdischen Vorfahren [[w:Judenfeindlichkeit|Antisemit]], seine Schwierigkeiten hatte. Trotz allem bemühte er sich um alle Angehörigen der Pfarre. So wird auch von Messen in [[w:Tschechische Sprache|tschechischer Sprache]] berichtet. An großen Vorhaben sind  eine Kirchenrenovierung, der Ankauf eines Kreuzweges und die Gründung des Kirchenverschönerungsvereins<ref>{{HkM|Christian Fastl|Der Kirchenverschönerungsverein Hennersdorf|5/2001}}</ref>  in den ersten Jahren zu erwähnen.
trotz seiner jüdischen Vorfahren [[w:Judenfeindlichkeit|Antisemit]], seine Schwierigkeiten hatte. Trotz allem bemühte er sich um alle Angehörigen der Pfarre. So wird auch von Messen in [[w:Tschechische Sprache|tschechischer Sprache]] berichtet. An großen Vorhaben sind  eine Kirchenrenovierung, der Ankauf eines Kreuzweges und die Gründung des Kirchenverschönerungsvereins<ref>{{HkM|Christian Fastl|Der Kirchenverschönerungsverein Hennersdorf|5/2001}}</ref>  in den ersten Jahren zu erwähnen.


Zur Pfarre Hennersdorf gehörte auch die Gemeinde [[Leopoldsdorf (Bezirk Wien-Umgebung)|Leopoldsdorf]], die damals weder Kirche noch Kapelle besaß. Es gab zwar 1911 Versuche eine Pfarre mit eigener Kirche zu errichten. Diese schlugen aber nicht zuletzt wegen eines ''Hennersdorfer Memorandums'' der Mutterpfarre unter Feilbogen am 25. Dezember 1913 fehl. Im Leopoldsdorfer Kinderheim wurde 1915 eine Kapelle geweiht worden. Mit den dortigen Messlesern und Kaplänen, wie mit ''Alois Wilhelm van den Bergh'' dürfte sich Feilbogen arrangiert haben.  
Zur Pfarre Hennersdorf gehörte auch die Gemeinde [[Leopoldsdorf (Bezirk Bruck an der Leitha)|Leopoldsdorf]], die damals weder Kirche noch Kapelle besaß. Es gab zwar 1911 Versuche eine Pfarre mit eigener Kirche zu errichten. Diese schlugen aber nicht zuletzt wegen eines ''Hennersdorfer Memorandums'' der Mutterpfarre unter Feilbogen am 25. Dezember 1913 fehl. Im Leopoldsdorfer Kinderheim wurde 1915 eine Kapelle geweiht worden. Mit den dortigen Messlesern und Kaplänen, wie mit ''Alois Wilhelm van den Bergh'' dürfte sich Feilbogen arrangiert haben.  


Eine Pfarre erhielt Leopoldsdorf jedoch noch lange nicht. Ein Kirchenbau erfolgte erst 1950 bis 1952. Erst am 1. Jänner 1958 wurde Leopoldsdorf eine selbstständige Pfarre.  
Eine Pfarre erhielt Leopoldsdorf jedoch noch lange nicht. Ein Kirchenbau erfolgte erst 1950 bis 1952. Erst am 1. Jänner 1958 wurde Leopoldsdorf eine selbstständige Pfarre.  
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{{Zitat|So ist unser Vaterland eine Beute der Feinde geworden, unsere Soldaten, die es gegen eine ungeheure Überzahl so tapfer verteidigt haben, sind nicht der Waffengewalt unterlegen, sondern dem Verrat, der Geldgier der Kriegsgewinner, dem Juden- und Freimaurertum. Doch wir glauben, dass nichts geschieht, das nicht beschlossen ist im ewigen Ratschlusse Gottes und dass er uns hinausführen wird aus der Nacht der Finsternis zum Liche. - Die Hölle jubelt, wir Katholiken weinen, der liebe Gott wird uns trösten.dass wir die kommenden vielleicht noch schwereren Zeiten im Namen Jesu geduldig ertragen können.|Feilbogen, Pfarrchronik Bd.II, S.40}}
{{Zitat|So ist unser Vaterland eine Beute der Feinde geworden, unsere Soldaten, die es gegen eine ungeheure Überzahl so tapfer verteidigt haben, sind nicht der Waffengewalt unterlegen, sondern dem Verrat, der Geldgier der Kriegsgewinner, dem Juden- und Freimaurertum. Doch wir glauben, dass nichts geschieht, das nicht beschlossen ist im ewigen Ratschlusse Gottes und dass er uns hinausführen wird aus der Nacht der Finsternis zum Liche. - Die Hölle jubelt, wir Katholiken weinen, der liebe Gott wird uns trösten.dass wir die kommenden vielleicht noch schwereren Zeiten im Namen Jesu geduldig ertragen können.|Feilbogen, Pfarrchronik Bd.II, S.40}}


In diesen Jahren hatte Feilbogen auch zunehmend Schwierigkeiten mit den Lehrern, die großteils sozialdemokratisch eingestellt waren. Mit dem Chorregenten und Bürgermeister [[Rudolf Oesterle eskalierte der Streit sogar in der Kirche.<ref>{{HkM|Christian Fastl|Persönlichkeiten in Hennersdorf|3/2001 S.5f}}</ref>
In diesen Jahren hatte Feilbogen auch zunehmend Schwierigkeiten mit den Lehrern, die großteils sozialdemokratisch eingestellt waren. Mit dem Chorregenten und späteren Bürgermeister [[Rudolf Oesterle]] eskalierte der Streit sogar in der Kirche.<ref>{{HkM|Christian Fastl|Persönlichkeiten in Hennersdorf|3/2001 S.5f}}</ref>


Erst Ende der 1920er Jahre wurde Feilbogen versöhnlicher. Zu dieser Zeit waren umfangreiche Renovierungen am Kirchturm und die Einleitung des elektrischen Stroms in die Kirche notwendig.  
Erst Ende der 1920er Jahre wurde Feilbogen versöhnlicher. Zu dieser Zeit waren umfangreiche Renovierungen am Kirchturm und die Einleitung des elektrischen Stroms in die Kirche notwendig.  
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Nach der Errichtung des [[w:Ständestaat (Österreich)|Ständestaats]] im Jahr 1934 wäre Feilbogen auch ein Mandat im Hennersdorfer Gemeindetag zugestanden. Auf dieses verzichtete er aber aus undokumentierten Gründen zugunsten des [[w:Österreichischer Bauernbund|Bauernbundes]].  
Nach der Errichtung des [[w:Ständestaat (Österreich)|Ständestaats]] im Jahr 1934 wäre Feilbogen auch ein Mandat im Hennersdorfer Gemeindetag zugestanden. Auf dieses verzichtete er aber aus undokumentierten Gründen zugunsten des [[w:Österreichischer Bauernbund|Bauernbundes]].  


Nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss]] im Jahr 1938 bestand Gefahr für Feilbogen auf Grund seiner jüdischen Vorfahren. Ein Abtransport konnte mündlichen Überlieferungen zufolge nur durch einflussreiche Ortsbewohner verhindert werden. Mit 1. September 1940 wurde er jedoch in den Ruhestand versetzt, wohnte jedoch noch einige Monate mit seinem Nachfolger Karl Beer im Pfarrhof, bevor er in den Pfarrhof der Pfarre Fünfhaus übersiedelte.
Nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss]] im Jahr 1938 bestand Gefahr für Feilbogen auf Grund seiner jüdischen Vorfahren. Ein Abtransport konnte mündlichen Überlieferungen zufolge nur durch einflussreiche Ortsbewohner verhindert werden. Mit 1. September 1940 wurde er jedoch in den Ruhestand versetzt, wohnte jedoch noch einige Monate mit seinem Nachfolger [[Karl Beer]] im Pfarrhof, bevor er in den Pfarrhof der Pfarre Fünfhaus übersiedelte.


Feilbogen starb am 14. Juli 1951 in Wien und wurde seinem Wunsch gemäß im Grab seiner Großmutter mütterlicherseits in [[Langenlois]] bestattet.
Feilbogen starb am 14. Juli 1951 in Wien und wurde seinem Wunsch gemäß im Grab seiner Großmutter mütterlicherseits in [[Langenlois]] bestattet.