Albrecht II. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. Januar 2018, 22:45 Uhr
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Albrecht II. (Österreich) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |
Herzog Albrecht II. von Österreich ("Albrecht der Weise" oder "Albrecht der Lahme") (*12. Dezember 1298, vermutlich in der heutigen Schweiz; † 20. Juli 1358, in Wien) stammte aus jener Herrscherdynastie, die heute als die Habsburger bekannt ist. Er herrschte seit ca. 1330 über die Herzogtümer Österreich und Steiermark sowie über Gebiete, die heute zu den Staaten Schweiz, Deutschland, Frankreich und Slowenien gehören. Unter seiner Herrschaft kam das Herzogtum Kärnten unter die Herrschaft seiner Familie.
Herkunft und Familie
Albrecht II. war ein Enkel von König Rudolf I. und einer der vielen Söhne von König Albrecht I. aus dessen Ehe mit Elisabeth von Görz und Tirol. Zu seinen Geschwistern gehören die ungarische Königin Agnes, der böhmische König Rudolf I. ("Rudolf Kaše"), der deutsch-römische König bzw. Gegenkönig Friedrich (III.) ("Friedrich der Schöne") und Herzog Leopold I. von Österreich ("Leopold der Glorwürdige") sowie Herzog Otto von Österreich ("Otto der Fröhliche"), mit dem er zeitweise zusammen die Herrschaft ausübte.
Verheiratet war er seit 1324 mit der Erbgräfin Johanna von Pfirt, mit der er mindestens 11 Kinder hatte, darunter:
- (Erz-)Herzog Rudolf IV. von Österreich ("Rudolf der Stifter")
- Herzogin Katharina von Österreich, Äbtissin des Claraklosters in Wien
- Herzogin Margarethe von Österreich (ca. 1346–1366), Ehefrau des Grafen Meinhard III. von Tirol und des Markgrafen Johann Heinrich von Mähren)
- Herzog Friedrich III. von Österreich (1347–1362), früh verstorben
- Herzog Albrecht III. von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe"), verheiratet in 2. Ehe mit Burggräfin Beatrix von Nürnberg, begründete die Albrechtinische Linie der Herzöge von Österreich (Habsburger)
- Herzog Leopold III. von Österreich ("Leopold der Gerechte"), begründete die Leopoldinische Linie der Herzöge von Österreich (Habsburger)
Herrschaften - Überblick
- Für Albrecht war ursprünglich eine geistliche Laufbahn vorgesehen. Nach dem Tod seines älteren Bruders Leopold (I.) von Österreich übernahm er von diesem zunächst die Verwaltung der Herrschaften der Herzöge von Österreich (Habsburger) in der früheren Reichslandschaft Schwaben (später die "Vorderen Lande"), die er 1329 seinem jüngeren Bruder Otto von Österreich überließ. Nach dem Tod seines Bruders [[Friedrich der Schöne|Friedrich I. von Österreich ("Friedrich des Schönen")herrschte er zusammen mit Otto seit 1330 über die Herzogtümer Österreich und Steiermark, die Mark Krain, die Windische Mark und Portenau. Nach Ottos Tod war er dort alleiniger Herrscher.
- Zusammen mit Otto übernahm er außerdem nach dem Tod von Herzog Heinrich von Kärnten die Herrschaft über das Herzogtum Kärnten, die er gegen König Johann (I.) von Böhmen ("Johann den Blinden") und dessen Söhne sowie Heinrichs Tochter [[Margarete Maultasch|Margarete von Görz und Tirol ("Margarete Maultasch") behauptete.
- Durch seine Ehe mit Johanna von Pfirt kamen die Grafschaft Pfirt und einige weitere Städte im Elsaß unter die Herrschaft seiner Familie.
Weitere wichtige Daten (Schwerpunkt: Geschichte der späteren Republik Österreich)
- 1352: Belagerung von Zürich, am 1. September 1352 wird der von Herzog Ludwig V. von Baiern, Markgraf von Brandenburg und Graf von Tirol, später auch Herzog von Oberbaiern ("Ludwig dem Brandenburger") vermittelte "Brandenburger Frieden" geschlossen.
- Verabschiedung der einer Verfassung für das Herzogtum Steiermark (das "Bergbüchel") und das Herzogtum Kärnten sowie der "Albertinischen Hausordnung
Albrechts Krankheit bzw. Behinderung
Albrechts schweres Gebrechen, dem er den einen seiner beiden Beinamen verdankte, dürfte ihn seit Ende März 1330 geplagt haben. Lähmungen, die seine Arme und Beine betrafen, schränkten seine Bewegungsfähigkeit ein oder machten ihn (nach einigen Darstellungen) zur Gänze bewegungsfähig. Bereits der Chronist Johannes von Viktring führte dies auf vergiftete (oder verdorbene) Speisen zurück, die er gemeinsam mit seiner Schwägerin Elisabeth zu sich genommen hatte. Während sie daran angeblich starb, überlebte er, wenn gleich seine Gesundheit davon dauerhaft geschädigt blieb. Eine 1985 an seinen Gebeinen vorgenommene anthropologische Untersuchung ergab, dass er in Wirklichkeit an einer äußerst schmerzhaften polyarthritischen Erkrankung litt.[1]
Orte mit Bezug zu Herzog Albrecht II. im heutigen Österreich
Niederösterreich
- Gaming: Die Kartause Gaming wurde von Herzog Albrecht II. 1330 gestiftet. Hier fanden er und seine Ehefrau ihre letzte Ruhestätte.
Oberösterreich
- Linz: Albrecht hatte hier eine Residenz, in welcher das Treffen zwischen ihm, seinem Bruder Herzog Otto von Österreich und Kaiser Ludwig IV. ("Ludwig den Baiern") stattfand, wo über die Nachfolge im Herzogtum Kärnten entschieden wurde. Am 2. Mai 1335 wurden er und Otto in Linz vom Kaiser mit dem Herzogtum Kärnten und der Mark Krain belehnt.
Kärnten
- In seine Regierungszeit fällt das verheerende "Erdbeben von Villach" im Jahr 1348.
Albrecht II. in Sage und Legende
Das Buchfeld in Wien
Im Sommer 1335 wurden die Stadt Wien und ihr Umfeld von einer äußerst schlimmen Heuschrecken-Invasion heimgesucht. Dies dürfte der historische Kern einer Sage sein, die sich unter Albrechts Regierung zugetragen haben soll.[2] Sie erzählt von einem üblen Grundherr, der über das Buchfeld (heute Teil der Wiener Josefstadt herrscht und durch die "Heuschrecken-Invasion" sein "gerechtes" Ende findet.[3] [2]
Der Koch und sein Söhnchen
In der Chronik des Johannes von Viktring deutet sich an, dass Albrechts Behinderung offensichtlich bereits von den Zeitgenossen auf einen Mordanschlag zurückgeführt wurde. Um diesen angeblichen Mordanschlag auf ihn bzw. auf die landesfürstliche Familie bildete sich eine Sage, in der es um Albrechts Küchenmeister Stibor Chrezzel geht. Dieser wird des Mordes zu Unrecht beschuldigt und buchstäblich letzter Minute gerettet, als es seinem kleinen Sohn gelingt, den wirklichen Täter zu überführen.[4]
- Siehe auch: Sage aus Wien
Literatur
- Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
- Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 1994, ISBN3-17-018228-5
- Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. (= Österreichische Geschichte. Band 6). Ueberreuter Verlag, Wien 2001, ISBN 3-8000-3974-5, S. 132-145
Lexika-Artikel
- Felix Czeike (Hrsg.): Albrecht II. von Habsburg. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 42. digital
Weblinks
- Albrecht II. von Österreich, WienWiki.At
Anmerkungen
- ↑ vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, Wien 2001, besonders S. 132f.
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Das Buchfeld in Wien auf Sagen.at
- ↑ vgl. Gabriele Lukacs: Orte des Grauens. Dunkle Geheimnisse in Wien. Wien / Graz / Klagenfurt: Pichler Verlag 2015, ISBN 978-3-85431-717-3, S. 12f.
- ↑ vgl. Der Koch und sein Söhnchen