Ottokar II. Přemysl: Unterschied zwischen den Versionen

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== König Ottokar in Sage und Legende ==
== König Ottokar in Sage und Legende ==
Um König Ottokar haben sich (vermutlich nach 1278) einige Sagen gebildet, in denen seine Herrschaft über das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]] als eine Schreckensherrschaft dargestellt ist. In diesen werden auf seinen Befehl hin österreichische Adelige, mit denen er Konflikte hat, am Schwanz von Pferden durch die Stadt Wien geschleift, ehe er sie, mit eisernen Ketten  gefesselt, am öffentlichen Galgen aufhängen lässt. Oder er lässt sie in den Stadttürmen von Wien durch Feuer hinrichten<ref group="A">Hier könnte auch die Erinnerung daran, dass die Stadt Wien während König Ottokars Herrschaft von einigen schweren Stadtbränden heimgesucht wurde, eingeflossen sein.</ref>.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 37</ref> Die Berichterstattung der Chronisten, die im Wesentlichen für die Sagenbildung um König Ottokar verantwortlich ist, zeigt sehr anschaulich, wie das Bild einer zunächst erfolgreichen und zumindest tatkräftigen Herrscherpersönlichkeit des Mittelalters, aufgrund dessen, dass er zuletzt in den politischen Auseinandersetzungen als Verlierer endet, bereits in Berichten von Zeitgenossen verzerrt und diffamiert wurde. Auch wenn Ottokar Fehler machte und sicher keine "Lichtgestalt" war, die Zerrbilder sind sicher historisch fragwürdig. Da es beim Ottokar zudem keine Belege dafür gibt, dass diese negative Propaganda vom Sieger selbst in Auftrag gegeben wurde, auch wenn er wohl nichts dagegen gehabt haben wird, verrät eine ganze Menge über die tatsächliche Zuverlässigkeit der Chronisten. Offensichtlich war es damals durchaus üblich, bei einer Niederlage die Partei für den Sieger zu ergreifen beziehungsweise auf dessen Seite zu wechseln, ohne dass dieser das ausdrücklich einfordern musste.
Um König Ottokar haben sich (vermutlich nach 1278) einige Sagen gebildet, in denen seine Herrschaft über das Herzogtum Österreich als eine Schreckensherrschaft dargestellt ist. In diesen werden auf seinen Befehl hin österreichische Adelige, mit denen er Konflikte hat, am Schwanz von Pferden durch die Stadt Wien geschleift, ehe er sie, mit eisernen Ketten  gefesselt, am öffentlichen Galgen aufhängen lässt. Oder er lässt sie in den Stadttürmen von Wien durch Feuer hinrichten<ref group="A">Hier könnte auch die Erinnerung daran, dass die Stadt Wien während König Ottokars Herrschaft von einigen schweren Stadtbränden heimgesucht wurde, eingeflossen sein.</ref>.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 37</ref> An der Berichterstattung in den Chroniken, die im Wesentlichen die Sagenbildung um König Ottokar zu verantworten hat, zeigt sich sehr anschaulich, wie das Bild einer tatkräftigen und zunächst auch erfolgreichen Herrscherpersönlichkeit des Mittelalters, nach ihrer späteren Niederlage bereits in Berichten von Zeitgenossen verzerrt und diffamiert wird.


== Darstellungen in Literatur und Belletristik ==
== Darstellungen in Literatur und Belletristik ==

Version vom 3. März 2018, 18:17 Uhr

König Ottokar (II.) von Böhmen, auch Otakar Přemysl, Přemysl Otakar , Ottokar II. Przemysl oder Przemysl Ottokar II. (* im 13. Jahrhundert; † 26. August 1278) aus der Dynastie der Przemysliden herrschte im 13. Jahrhundert über Teile der späteren Republik Österreich.

Herkunft und Familie

König Ottokar II. war ein Sohn von König König Wenzel I. von Böhmen aus dessen Ehe mit Kunigunde von Schwaben, einer Enkelin von Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Er war zweimal verheiratet,
∞ in 1. Ehe (1252-1261) mit Margarete von Österreich († 1266)[1], Schwester von Herzog Friedrichs II. von Österreich ("Friedrich dem Streitbaren") und verwitwete Schwiegertochter von Kaiser Friedrich II., kein Nachkommen;
∞ in 2. Ehe mit Kunigunde von Halitsch († 1285)[2], die nach seinem Tod eine zweite Ehe mit Zawisch von Falkenstein schloss. Der Sage nach soll sie als Weiße Frau in der Wiener Hofburg spuken; aus dieser Ehe sind mehrere Kinder überliefert, darunter

Außerdem sind für Ottokar II. mehrere "natürliche" Kinder belegt.

Ottokars älterer Bruder Markgraf Vladislav (V.) von Mähren war mit der Babenbergerin Gertrud von Österreich, der Nichte von Herzog Friedrich dem Streitbaren, verheiratet, die ebenfalls die Herrschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier für sich beziehungsweise ihre Familie beanspruchte und bei ihrem Kampf gegen König Ottokar zeitweise von der Kurie und vom ungarischen König Béla (IV.) unterstützt wurde.

Herrschaften - Überblick

Ottokar II. herrschte über folgende Länder und Territorien:

Sein Versuch, als römisch-deutscher König die Herrschaft über das Heilige Römischen Reiches zu übernehmen, scheiterte.

Weitere wichtige Daten (Schwerpunkt: Geschichte der späteren Republik Österreich)

  • 1251: Von den Landständen des Herzogtums Österreich zum Landesfürsten gewählt.[3]
  • 1253/54: Widerstand gegen Ottokars Herrschaft in der Stadt Wien, den er mit äußerster Härte niederschlägt. Ottokar lässt eine Reihe von Gegnern seiner Herrschaft hinrichten.[3]
  • 3. April 1254: Frieden von Ofen) zwischen König Ottokar II. und König Bela IV., in welchem die Herzogtümer Österreich und Steier zwischen ihnen aufgeteilt wurden und der größte Teil von Steier vorübergehend an den Ungarnkönig kam. Die Grafschaft Pitten und der Traungau bleiben unter seiner Herrschaft.[3]
  • 1260 Schlacht bei Kressenbrunn: Sieg von König Ottokar II. gegen König Bela IV.
  • 1261 Friede zu Wien, als Ergebnis der Schlacht von Kressenbrunn. König Ottokar gewinnt endgültig die Herrschaft über das Herzogtum Steier[3]; im selben Jahr Trennung von seiner ersten Frau Margarete und Eheschließung mit seiner zweiten Frau Kunigunde.
  • 1269: Nach dem Tod von Herzog Ulrich (III.) von Kärnten, mit dem König Ottokar um 1267 einen Erbvertrag geschlossen hatte, gewinnt dieser die Herrschaft über das Herzogtum Kärnten mit der Mark Krain.
  • 1270: König Bela IV. lässt Gebiete zwischen Wien und Wiener Neustadt verwüsten.[3]
  • 1273: Wahl des Grafen Rudolf (IV.) von Habsburg zum römisch-deutschen König. Diese Wahl wurde von Ottokar nicht anerkannt und sollte ihm letztlich zum Verhängnis werden.
  • 1276 beruft Ottokar Ritter und Bürger der Stadt Wien zu politischen Gesprächen nach Prag. Als Rudolf I. im Oktober und November des Jahres Wien einige Wochen lang belagerte, konnte er die Stadt, die ihm Widerstand leistete, nicht einnehmen.[3]
  • 1276: Friede von Wien: Ottokar II. behält die Herrschaft über das Königreich Böhmen und die Markgrafschaft Mähren, muss aber auf die übrigen neu gewonnenen Länder und Territorien, darunter die Herzogtümer Österreich, Steier und Kärnten verzichten.
  • 26. August 1278: Schlacht auf dem Marchfeld, in der Ottokar getötet wird.[1]

Orte mit Bezug zu König Ottokar II. im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Hainburg: Hier heiratete König Ottokar am 11. Februar 1252 seine erste Ehefrau Margarete.
  • Marchegg: Diese Stadt soll König Ottokar 1268 gegründet haben.

Steiermark

  • Bruck an der Mur: Diese Stadt soll König Ottokar um 1260/63 gegründet haben.
  • Leoben: Diese Stadt soll König Ottokar um 1261/63 gegründet haben.

Wien

  • Unter König Ottokar wurden der Ausbau der Wiener Hofburg und das Westwerk des Wiener Stephansdoms weitergeführt. Nach der Wahl Rudolfs I. ließ Ottokar die Befestigung der Stadt Wien durch zwei viereckige Stadtburgen verstärken. Die eine wurde 1275 beim Widmertor errichtet (heute Teil des Schweizertrakts der Wiener Hofburg), die andere 1276 beim Bibertor (wo später das Dominikanerinnenkloster St. Laurenz erbaut wurde).[3]
  • Nach seinem Tod wurde Ottokar II. zunächst in der Wiener Minoritenkirche einige Wochen lang aufgebahrt. Nach seiner Überführung nach Znaim und später nach Prag soll sein Herz in der Minoritenkirche geblieben sein.[1]

Erinnerungen an König Ottokar in der heutigen Republik Österreich

Niederösterreich

König Ottokar in Sage und Legende

Um König Ottokar haben sich (vermutlich nach 1278) einige Sagen gebildet, in denen seine Herrschaft über das Herzogtum Österreich als eine Schreckensherrschaft dargestellt ist. In diesen werden auf seinen Befehl hin österreichische Adelige, mit denen er Konflikte hat, am Schwanz von Pferden durch die Stadt Wien geschleift, ehe er sie, mit eisernen Ketten gefesselt, am öffentlichen Galgen aufhängen lässt. Oder er lässt sie in den Stadttürmen von Wien durch Feuer hinrichten[A 4].[4] An der Berichterstattung in den Chroniken, die im Wesentlichen die Sagenbildung um König Ottokar zu verantworten hat, zeigt sich sehr anschaulich, wie das Bild einer tatkräftigen und zunächst auch erfolgreichen Herrscherpersönlichkeit des Mittelalters, nach ihrer späteren Niederlage bereits in Berichten von Zeitgenossen verzerrt und diffamiert wird.

Darstellungen in Literatur und Belletristik

Sein Konflikt mit König Rudolf I. wurde mehrmals für die Theaterbühne gestaltet, wobei Ottokar gewöhnlich der "Bösewicht" ist, der allerdings im Mittelpunkt steht, während die Figur des "braven" und "redlichen" Rudolfs eher farblos wirkt.[5]

Dramen (Auswahl)

Literatur

Lexika-Artikel

Weblinks

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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ottokar II. Přemysl behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ottokar II. Přemysl. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 474.
  2. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ottokar II. Přemysl. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 474–475.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ottokar II. Přemysl. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 475.
  4. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 37
  5. 5,0 5,1 vgl. Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte (= Kröners Taschenausgabe Bd. 300), Verlag Alfred Kröner, Stuttgart, 7., verbesserte und erweiterte Auflage 1988, ISBN -520-30007-9, S. 583

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Österreich umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Wien.
  2. Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer Steiermark und Oberösterreich.
  3. Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals nur Teile des heutigen Bundeslandes Kärnten.
  4. Hier könnte auch die Erinnerung daran, dass die Stadt Wien während König Ottokars Herrschaft von einigen schweren Stadtbränden heimgesucht wurde, eingeflossen sein.