Leopold III. von Habsburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Mai 2018, 09:39 Uhr
Herzog Leopold (III.) von Österreich (*1351, in Wien; † 9. Juli 1386, in / bei Sempach)[1], auch Leopold der Ältere oder Leopold der Gerechte, herrschte im 14. Jahrhundert über Teile der heutigen Republik Österreich. Seine Politik war wesentlich auf die "Vorderen Lande" ausgerichtet, sodass er in der späteren Republik Österreich nur wenige Spuren hinterlassen hat.
Herkunft und Familie
Herzog Leopold (III.) von Österreich war einer der Söhne von Herzog Albrecht II. von Österreich aus dessen Ehe mit der Erbgräfin Johanna von Pfirt. Er war der Bruder von Herzogin Katharina von Österreich, (Erz-)Herzog Rudolf IV. von Österreich ("Rudolf dem Stifter") und Herzog Albrecht III. von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe").
Leopold war seit 1365 mit Viridis Visconti (* um 1450; † 1414, vermutlich in Mailand[1])[A 1], einer Cousine und Schwägerin von Gian Galeazzo Visconti, dem ersten Herzog von Mailand, verheiratet.[1] Aus dieser Ehe hatte er mindestens 5 Kinder:
- Herzog Wilhelm von Österreich
- Herzog Leopold (IV.) von Österreich ("Leopold der Stolze")
- Herzogin Elisabeth von Österreich († 24. Juni 1392[2]), sie war seit 1382 mit dem Grafen Heinrich IV. von Görz(-Tirol) verlobt. [3] Nach ihrem Tod wurde sie im Wiener Stephansdom beigesetzt.[2]
- (Erz-)Herzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst der Eiserne")
- Herzog Friedrich (IV.) von Österreich ("Friedl mit der leeren Tasche")
Mit seinen Nachkommen begründete Leopold den Leopoldinischen Famlienzweig der Herzöge von Österreich (Habsburger).
Herrschaften - Überblick
Leopold III. herrschte während seines Lebens über folgende Territorien:
- Seit 1365 über das Herzogtum Österreich (ob und unter der Enns), bis 1379 gemeinsam mit seinem Bruder Albrecht (III.),
- 1365-1379, gemeinsam mit Albrecht (III.) und seit 1379 (alleine) über die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain sowie die Grafschaft Tirol und die "Vorderen Lande".
Relevante Geschehnisse für die österreichischen Bundesländer
- 1364: Rudolfinische Hausordnung
- 1365: Gründung der Wiener Universität (gemeinsam mit seinen Brüdern Rudolf IV. und Albrecht III.)
- 9. Mai 1366: Formelle Belehnung mit den Reichslehen und Bestätigung der Privilegien durch Kaiser Karl IV. (gemeinsam mit Albrecht III.)[4]
- 1369: Vertrag von Schärding (gemeinsam mit Albrecht III.), Anerkennung der Herrschaft der Herzöge von Österreich über die Grafschaft Tirol durch die Herzöge von Baiern (Wittelsbachern)[A 2][5]
- 1375: Kaufvertrag mit Graf Rudolf von Montfort-Feldkirch († 1390) (gemeinsam mit Albrecht III.), nach dem die Grafschaft Feldkirch mit einem Großteil des Bregenzerwaldes 1390 unter die Herrschaft der Herzöge von Österreich (Habsburger) kommt.[6]
- 24. Juni 1377: Erlass einer "steirischen Judenordnung" (gemeinsam mit Albrecht III.), der Wortlaut der Urkunde ist nicht erhalten, sie wurde am 23. Oktober 1396 von den Herzögen Wilhelm und Albrecht IV. bestätigt.[7]
- 25. September 1379: Vertrag von Neuberg an der Mürz[8]
- 9. Juli 1386: Tod Leopolds in der Schlacht bei Sempach[1]
Erinnerungsstätten in Österreich
Kärnten
- St. Paul im Lavanttal: Leopold wurde nach seinem Tod zunächst in der Grablege im Familienkloster in Königsfelden beigesetzt. Die Gebeine der dort beigesetzten Familienmitglieder (darunter die seinen) wurden 1770 nach St. Blasien überführt und fanden 1809 in St. Paul im Lavanttal ihre letzte Ruhestätte.[1]
Steiermark
- Graz: Die Grazer Burg war eine von Leopolds Residenzen. Hier stellte dieser am 27. Dezember 1385 die Stiftungsurkunde für die Schutzhütte am Arlberg aus, aus der später das Hospiz St. Christoph am Arlberg entstand.[9]
- Neuberg an der Mürz: Im früheren Zisterzienserstift Neuberg wurde 1379 der "Neuburger Teilungsvertrag" geschlossen.
Tirol
- St. Anton am Arlberg: Leopold III. war ein Förderer von Heinrich von Kempten bei der Errichtung des späteren Hospizes in St. Christoph am Arlberg.[9]
Literatur
- Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
- Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 2004, ISBN 3-17-018228-5, S. 138 und S. 147-152[A 3]
- Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, ISBN 3-8000-3974-5, S. 172-183
Literatur zu Teilaspekten
- Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. Phil. Dissertation (ungedruckt), Wien, 2009 digital
Lexikonartikel
- Felix Czeike (Hrsg.): Leopold III.. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 29. digital
- Alfons Huber: Leopold III., Herzog von Oesterreich, Steiermark und Kärnthen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig, 1883, Bd. 18, S. 392–395 digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)
- Paul Uiblein: Leopold III. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, Band 14, S. 287–289 digital
- Constantin von Wurzbach: Leopold III. Der Gerechte, Herzog von Oesterreich. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1860, 6. Theil, Nr. 167, S. S. 412–414 digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)
Weblinks
- Leopold III., WienWiki.AT
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Leopold III.. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 29.
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 98
- ↑ vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000, ISBN 978-3902005045, S. 220 und 223
- ↑ vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 173
- ↑ vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 175
- ↑ vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 189
- ↑ vgl. Martha Keil: "… vormals bey der Juden Zeitt …". Studien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiener Neustadt im Spätmittelalter. Dissertation, Universität Wien, 1998, S. 9
- ↑ vgl. Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone, Edition Roetzer, Eisenstadt 1994, ISBN 3-85374-242-4, S. 532
- ↑ 9,0 9,1 vgl. Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung, 2009, S. 134f.
Anmerkungen
- ↑ Sie war eine Tochter von Bernabò Visconti aus seiner Ehe mit Beatrice de la Scala. Eine ihrer Schwester heiratete einen Grafen von Württemberg, drei weitere Schwestern heirateten Herzöge von Baiern.
- ↑ Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
- ↑ Eine gute Überblicksdarstellung, der Schwerpunkt liegt allerdings auf den Habsburgern die römisch-deutsche Könige und Kaiser waren.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Leopold III. von Habsburg behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |