Wiener Schmäh: Unterschied zwischen den Versionen
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== Definition == | == Definition == | ||
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Zentrales Element des Wiener Schmähs ist die (selbst-)ironische Doppelbödigkeit. Die Grenzen zwischen Ernst und Witz sind dabei fließend. Ortsfremden (insbesondre [[Piefke|Deutsche]]n – gerade weil sie die Sprache zu verstehen meinen) ist es meist unmöglich, die feinen [[ | Zentrales Element des Wiener Schmähs ist die (selbst-)ironische Doppelbödigkeit. Die Grenzen zwischen Ernst und Witz sind dabei fließend. Ortsfremden (insbesondre [[Piefke|Deutsche]]n – gerade weil sie die Sprache zu verstehen meinen) ist es meist unmöglich, die feinen [[w:Nuance|Nouancen]] zu erkennen. Da auch [[w:Mimik|Mimik]] und Tonfall in das hintersinnige Wechselspiel eingebunden sind, wird Ironisches oft ernstgenommen oder freundlich-Scherzhaftes als Spott mißverstanden. | ||
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== | * '''Schmäh führen''' | ||
:Das sogenannte ''schmeefia''<sup>r</sup>''n'' bezeichnet die Anreicherung von Gesprächen mit humoristisch-ironischen Elementen. Der wesentliche Unterschied zu bloß eingestreuten Witzen und dergleichen besteht darin, daß die ''schmees'' nicht als solche gekennzeichnet werden (etwa durch Gelächter des Sprechenden); sie sind mit quasi britischem [[w:Untertreibung|Understatement]] in den Sprachfluß eingewoben. | |||
* '''Einen Schmäh haben''' | |||
:Wer ''aan schmee hod'', ist zumeist in der Lage „einen guten Schmäh zu führen“: siehe oben. | |||
* '''Jemanden am Schmäh halten''' | |||
:Diese Kunst wird auch als ''roin'' oder ''häkerln'' bezeichnet. Wer ''am schmee g'hoid'n'' wird, fällt (zumindest kurzfristig) auf Lügengeschichten herein. | |||
''Schmähstad'' (''stad'' = „still“, „ruhig“) ist im Gegensatz dazu der Ausdruck für „sprachlos“ im Sinne von „nicht (mehr) in der Lage sein, Kontra zu geben“.<br>Ein ''Schmähtandler'' wiederum ist einer, der mit seinem Schmäh ''hausieren geht'', also jemand, dessen Äußerungen selten für bare Münze zu nehmen sind. | |||
== Bedeutung == | |||
Die Erscheinungsformen des Wiener Schmähs mögen oft [[w:Melancholie|melancholisch]], [[w:Sarkasmus|sarkastisch]] oder morbid sein; gern humoristisch-verharmlosend, mitunter leicht arglistig und boshaft, wahlweise grantelnd ([[w:Misanthropie|misanthropisch]]); meist freundlich, oder zumindest von einem gewissen Grinsen begleitet. | |||
In jedem Fall ist er unverzichtbarer Bestandteil einer Form zwischenmenschlicher Kommunikation, die es dem Wiener erst ermöglicht, sich in einer Gemeinschaft wohlzufühlen. Unter Leuten, ''de wos kaan schmee hom'', hält er sich nicht gerne auf. | |||
== Künstlerische Rezeption == | == Künstlerische Rezeption == | ||
=== Musik === | === Musik === | ||
* [[Ulli Bäer]]: ''Nur mit’n Schmäh'' | * [[w:Ulli Bäer|Ulli Bäer]]: ''Nur mit’n Schmäh'' | ||
* [[Marianne Mendt]]: ''Jeder Hat An Andern Schmäh'' | * [[w:Marianne Mendt|Marianne Mendt]]: ''Jeder Hat An Andern Schmäh'' | ||
* [[Peter Cornelius (Sänger)|Peter Cornelius]]: ''Mit’n Schmäh'' | * [[w:Peter Cornelius (Sänger)|Peter Cornelius]]: ''Mit’n Schmäh'' | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* Übersetzung aus dem Österreichisch-Wörterbuch: [http://schmh.ostarrichi.org/wort-457-atde-Schmh.html Schmäh einzeln] und [http://www.ostarrichi.org/woerterbuch.html?search=schm%C3%A4h&insert=no zusammengesetzte Ausdrücke] | * Übersetzung aus dem Österreichisch-Wörterbuch: [http://schmh.ostarrichi.org/wort-457-atde-Schmh.html Schmäh einzeln] und [http://www.ostarrichi.org/woerterbuch.html?search=schm%C3%A4h&insert=no zusammengesetzte Ausdrücke] | ||
* Irene Binal: [http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kompass/342857/ „Der Wiener Schmäh.“ Ein Führer durch die österreichische Seele], [[ | * Irene Binal: [http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kompass/342857/ „Der Wiener Schmäh.“ Ein Führer durch die österreichische Seele], DeutschlandRadio, 2005. | ||
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Aktuelle Version vom 26. Juli 2018, 18:06 Uhr
Der Wiener Schmäh ist eine charakteristisch wienerische Art des Humors in der Kommunikation; er ist nicht mit der "Schmähung" (ahd.: smāhen = verächtlich machen) zu verwechseln. Der Ausdruck leitet sich vom jiddischen schemá her (= Erzählung, Gehörtes)[1] und bezieht sich auf eine allgemeine, in erster Line sprachliche Umgangsform.
Definition
Der Duden übersetzt das Wort Schmäh mit „Trick“[2], was jedoch viel zu kurz greift. Es handelt sich vielmehr um die Artikulation einer Lebenshaltung, die sich stets ein gewisses Augenzwinkern bewahrt und selbst unangenehmen Situationen noch eine humoristische Seite abzugewinnen vermag; nicht zuletzt dient er der Entschärfung scheinbar boshafter Formulierungen.
Zentrales Element des Wiener Schmähs ist die (selbst-)ironische Doppelbödigkeit. Die Grenzen zwischen Ernst und Witz sind dabei fließend. Ortsfremden (insbesondre Deutschen – gerade weil sie die Sprache zu verstehen meinen) ist es meist unmöglich, die feinen Nouancen zu erkennen. Da auch Mimik und Tonfall in das hintersinnige Wechselspiel eingebunden sind, wird Ironisches oft ernstgenommen oder freundlich-Scherzhaftes als Spott mißverstanden.
Varianten
- Schmäh führen
- Das sogenannte schmeefiarn bezeichnet die Anreicherung von Gesprächen mit humoristisch-ironischen Elementen. Der wesentliche Unterschied zu bloß eingestreuten Witzen und dergleichen besteht darin, daß die schmees nicht als solche gekennzeichnet werden (etwa durch Gelächter des Sprechenden); sie sind mit quasi britischem Understatement in den Sprachfluß eingewoben.
- Einen Schmäh haben
- Wer aan schmee hod, ist zumeist in der Lage „einen guten Schmäh zu führen“: siehe oben.
- Jemanden am Schmäh halten
- Diese Kunst wird auch als roin oder häkerln bezeichnet. Wer am schmee g'hoid'n wird, fällt (zumindest kurzfristig) auf Lügengeschichten herein.
Schmähstad (stad = „still“, „ruhig“) ist im Gegensatz dazu der Ausdruck für „sprachlos“ im Sinne von „nicht (mehr) in der Lage sein, Kontra zu geben“.
Ein Schmähtandler wiederum ist einer, der mit seinem Schmäh hausieren geht, also jemand, dessen Äußerungen selten für bare Münze zu nehmen sind.
Bedeutung
Die Erscheinungsformen des Wiener Schmähs mögen oft melancholisch, sarkastisch oder morbid sein; gern humoristisch-verharmlosend, mitunter leicht arglistig und boshaft, wahlweise grantelnd (misanthropisch); meist freundlich, oder zumindest von einem gewissen Grinsen begleitet.
In jedem Fall ist er unverzichtbarer Bestandteil einer Form zwischenmenschlicher Kommunikation, die es dem Wiener erst ermöglicht, sich in einer Gemeinschaft wohlzufühlen. Unter Leuten, de wos kaan schmee hom, hält er sich nicht gerne auf.
Künstlerische Rezeption
Musik
- Ulli Bäer: Nur mit’n Schmäh
- Marianne Mendt: Jeder Hat An Andern Schmäh
- Peter Cornelius: Mit’n Schmäh
Einzelnachweise
- ↑ Peter Wehle: Sprechen Sie Wienerisch?. Ueberreuter, Wien 2012, ISBN 978-3-8000-7544-7, S. 265.
- ↑ Duden (2012, Red.), Duden · Suchen · Schmäh, gepr. 2012-0222-2049 (ed. 2012), pass.
Weblinks
- Übersetzung aus dem Österreichisch-Wörterbuch: Schmäh einzeln und zusammengesetzte Ausdrücke
- Irene Binal: „Der Wiener Schmäh.“ Ein Führer durch die österreichische Seele, DeutschlandRadio, 2005.