Waisenhaus Mödling: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 54: Zeile 54:
{{Zitat|Mit 11 Jahren - 1941 - kam ich am Spiegelgrund. Eingestuft durch das Reichsjugendamt als u n w e r t e s  L e b e n  des damaligen Reichsgesetzes. Am Spiegelgrund, wo es nur Leid, Schmerz und Tötung gab an Kindern, an uns jugendlichen beiderlei Geschlechtes. Hitler fand gute willige Helfer für seine mörderischen Ideen. Alles was gegen seine Vorstellung war, u. rassistisch nicht einwandfrei sollte vernichtet werden. Am Spiegelgrund waren das Pflegepersonal sowie auch die Ärzte tätig, zu morden u. Leid zu bringen an uns Kinder u. Jugendlichen, die auch präzise Hitlers Anordnung befolgten.}}
{{Zitat|Mit 11 Jahren - 1941 - kam ich am Spiegelgrund. Eingestuft durch das Reichsjugendamt als u n w e r t e s  L e b e n  des damaligen Reichsgesetzes. Am Spiegelgrund, wo es nur Leid, Schmerz und Tötung gab an Kindern, an uns jugendlichen beiderlei Geschlechtes. Hitler fand gute willige Helfer für seine mörderischen Ideen. Alles was gegen seine Vorstellung war, u. rassistisch nicht einwandfrei sollte vernichtet werden. Am Spiegelgrund waren das Pflegepersonal sowie auch die Ärzte tätig, zu morden u. Leid zu bringen an uns Kinder u. Jugendlichen, die auch präzise Hitlers Anordnung befolgten.}}


Einer der bekanntesten Zöglinge, die das überlebt haben, war Friedrich Zawrel. Er wurde 1942 vom Spiegelgrund in das Waisenhaus überstellt, musste aber ein Jahr später wieder auf den Spiegelgrund zurück. Zawrel, ein Kleinkrimineller, ist immer wieder aus dem Spital ausgebrochen. 1975 wurde er Primarius Gross am Steinhof wegen eines Gutachtens vorgeführt. Auf die Frage, ob er schon einmal psychiatriert worden sei, antwortete Zawrel: „Herr Doktor, für einen Akademiker haben sie aber ein sehr schlechtes Gedächtnis. […] Herr Doktor, können Sie überhaupt noch gut schlafen? Haben sie schon vergessen die vielen toten Kinder vom Pavillon 15, haben sie schon die gemarterten und misshandelten Kinder vom Pavillon 17 vergessen?“ Gross fragt Zawrel, ob er noch andere von damals kenne und ob er jemandem davon erzählt habe. Nachdem Zawrel die Fragen verneinte – er habe seiner Mutter wegen der jüngeren Geschwister versprochen, nie wieder über den Spiegelgrund zu sprechen – meinte Gross, das ändere die Lage und er versprach Zawrel in kameradschaftlicher Weise jede gutachterliche Hilfe.
Einer der bekanntesten Zöglinge, die das überlebt haben, war Friedrich Zawrel. Er wurde 1942 vom Spiegelgrund in das Waisenhaus überstellt, musste aber ein Jahr später wieder auf den Spiegelgrund zurück. Zawrel, ein Kleinkrimineller, ist immer wieder aus dem Spital ausgebrochen. 1975 wurde er Primarius Gross am Steinhof wegen eines Gutachtens vorgeführt. Auf die Frage, ob er schon einmal psychiatriert worden sei, antwortete Zawrel: „Herr Doktor, für einen Akademiker haben sie aber ein sehr schlechtes Gedächtnis. […] Herr Doktor, können Sie überhaupt noch gut schlafen? Haben sie schon vergessen die vielen toten Kinder vom Pavillon 15, haben sie schon die gemarterten und misshandelten Kinder vom Pavillon 17 vergessen?“ Gross fragt Zawrel, ob er noch andere von damals kenne und ob er jemandem davon erzählt habe. Nachdem Zawrel die Fragen verneinte – er habe seiner Mutter wegen der jüngeren Geschwister versprochen, nie wieder über den Spiegelgrund zu sprechen – meinte Gross, das ändere die Lage und er versprach Zawrel in kameradschaftlicher Weise jede gutachterliche Hilfe. Mit dem Gutachten, das er anfertigte, sprach er sich jedoch dafür aus, Zawrel in einer Anstalt für gefährliche Rückfallstäter für immer hinter Gitter zu behalten, und untermauerte dies u. a. mit dem Gutachten Illings aus dem Jahr 1943.


Schließlich kam es Ende 1997 doch noch zu einer Mordanklage gegen Gross. Er konnte sich jedoch wegen angeblicher Demenz dem Prozess und einer Verurteilung entziehen. Zawrel wurde 2008 mit dem [[w:Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien#Goldenes_Ehrenzeichen_für_Verdienste_um_das_Land_Wien|Goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien]] ausgezeichnet. 2013 bekam er das [[w:Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich]] verliehen. Nach seinem Ableben wurde er auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet. In weiterer Folge wurd eine [[w:Neue Mittelschule|Neue Mittelschule]] in Wien 3 nach ihm benannt.<ref>[https://www.wien.gv.at/presse/2016/06/16/schule-hoernesgasse-130-jahr-feier-mit-benennung-in-friedrich-zawrel-schule Schule Hörnesgasse: 130-Jahr-Feier mit Benennung in "Friedrich Zawrel-Schule"] vom 16. Juni 2016 abgerufen am 8. August 2018</ref>
Schließlich kam es Ende 1997 doch noch zu einer Mordanklage gegen Gross. Er konnte sich jedoch wegen angeblicher Demenz dem Prozess und einer Verurteilung entziehen. Zawrel wurde 2008 mit dem [[w:Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien#Goldenes_Ehrenzeichen_für_Verdienste_um_das_Land_Wien|Goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien]] ausgezeichnet. 2013 bekam er das [[w:Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich]] verliehen. Nach seinem Ableben wurde er auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet. In weiterer Folge wurd eine [[w:Neue Mittelschule|Neue Mittelschule]] in Wien 3 nach ihm benannt.<ref>[https://www.wien.gv.at/presse/2016/06/16/schule-hoernesgasse-130-jahr-feier-mit-benennung-in-friedrich-zawrel-schule Schule Hörnesgasse: 130-Jahr-Feier mit Benennung in "Friedrich Zawrel-Schule"] vom 16. Juni 2016 abgerufen am 8. August 2018</ref>