Hussitenkriege: Unterschied zwischen den Versionen

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* Am 10. Juli 1419 war es in der Theologischen Fakultät der Universität Wien zu einem Disput gekommen, in welchem die Juden beschuldigt wurden, Verbündete der Hussiten zu sein.<ref name ="wienwiki"/> Die "[[w:Wiener Gesera|Geserah]]" (1420/21) wurde in der älteren Forschung als eine Folge dieser Beschuldigung gesehen.
* Am 10. Juli 1419 war es in der Theologischen Fakultät der Universität Wien zu einem Disput gekommen, in welchem die Juden beschuldigt wurden, Verbündete der Hussiten zu sein.<ref name ="wienwiki"/> Die "[[w:Wiener Gesera|Geserah]]" (1420/21) wurde in der älteren Forschung als eine Folge dieser Beschuldigung gesehen.
* In der älteren Forschung wird davon ausgegangen, dass Herzog Albrecht mit seinen finanziellen Gewinnen aus der Vernichtung der Geserah hauptsächlich zur Finanzierung der Kriegskosten verwendet haben.<ref name ="wienwiki"/>  
* In der älteren Forschung wird davon ausgegangen, dass Herzog Albrecht mit seinen finanziellen Gewinnen aus der Vernichtung der Geserah hauptsächlich zur Finanzierung der Kriegskosten verwendet haben.<ref name ="wienwiki"/>  
== Folgen der Hussitenkriege auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreichs ==
Zur Bezahlung der Kosten wurden die Weingärten besteuert. In den von den Kriegshandlungen hauptsächlich betroffenen Teilen des [[Waldviertel|Wald-]] und des [[Weinviertel|Weinviertels]] kam es zu einem Niedergang der Landwirtschaft, von Handel und Verkehr, was Teuerungen und Hunger zur Folge hatte. Eine Reihe von Ortschaften wurde zerstört oder aufgegeben und verödete daraufhin.<ref name ="Resch-Rauter27"/>
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== Die Hussitenkriege in Legende und Sage ==
== Die Hussitenkriege in Legende und Sage ==

Version vom 24. Dezember 2019, 20:35 Uhr

Die "Hussitenkriege" waren mehrere Feldzüge, die der spätere Kaiser Sigismund im 14. Jahrhundert mit päpstlicher Unterstützung als Kreuzzüge gegen die Landstände des böhmischen Königreiches führte. Von ihren Auswirkungen war auch das nördliche Bundesland Niederösterreich betroffen.

Die Ursache für die Verstrickung des Herzogtums Österreich in die Hussitenkriege

Nach der Hinrichtung von Jan Hus auf dem Konzil von Konstanz (6. Juli 1415) und weiteren Geschehnissen bildete sich im [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Königreich] eine politisch-religiöse Bewegung, die auch soziale Faktoren einschloss und später auch als "nationale" Bewegung gesehen wurde. Nach dem Ersten Prager Fenstersturz (30. Juli 1419) und dem Tod von König Wenzel († 16. August 1419) kam es wegen der Nachfolge von dessen Bruder Sigismund als böhmischer Könige zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die mehr als ein Jahrzehnt andauerten und als Hussitenkriege in die Geschichte eingegangen sind. Sie betrafen vor allem das böhmische Königreich und eine "Nebenländer", darunter besonders die Markgrafschaft Mähren, bei es auch zu Übergriffen auf benachbarte Länder des Heiligen Römischen Reicheskam. Herzog Albrecht (V.) von Österreich, der damals über das Herzogtum Österreich herrschte, zählte in den Hussitenkriegen zu den wichtigsten Stützen von Sigismund und hatte sich schon 1420 an dessen Feldzügen beteiligt. Nach der Eheschließung mit Sigismunds Erbtochter hatte er von seinem Schwiegervater als deren Mitgift die Markgrafschaft Mähren erhalten (3. Oktober 1423), wo er recht erfolgreich gegen die Hussiten operierte. Als Folge seiner Verstrickung in die Hussitenkriege wurden Teile des späteren Bundeslandes Niederösterreich, die nördlich der Donau lagen (Weinviertel, Waldviertel) zwischen 1425 und 1431 mehrmals von Hussitenheeren heimgesucht und verwüstet.[1]

Die Hussitenkriege im Herzogtum Österreich (1425-1431)

  • Im November 1425 drang erstmals ein Hussitenheer unter dem Feldherren Prokop dem Großen ins Herzogtum Österreich vor und verwüstete Teile des Weinviertels. Zahlreiche Klöster und Siedlungen wurden geplündert und am 25. November 1425 Retz und Pulkau erobert. Der Adelige Otto (IV.) von Maissau, der damals Landmarschall des Herzogtums Österreich war, konnte ein Vordringen der Hussiten ins Waldviertel zunächst verhindert.[2] Am 28. November 1425 wurden einige Wiener Kaufleute bezichtigt, Kriegsmaterial an die Hussiten geliefert zu haben.[3]
  • Am 25. März 1427 fand zwischen Truppen des Herzogtums Österreich unter Reinprecht (IV.) von Walsee († 1450) und Leopold von Kraig und einem Hussitenheer unter Andreas Prokop die Schlacht von Zwettl statt. Zuvor hatte das Hussitenheer am 12. März 1427 mit der Belagerung der Stadt Zwettl begonnen, die nach dieser Schlacht aufgegeben wurde. Obwohl der Ausgang der Schlacht nicht eindeutig klar ist, hatte sie zur Folge, dass die Hussiten die Belagerung abbrachen und sich ins böhmische Königreich zurückzogen.
  • Im Mai und Juni 1428 drangen Hussitenheere bis Stockerau und Jedlesee (heute Teil der Stadt Wien) vor.[3] Dabei wurden mehrere nördliche Vororte der Stadt Wien zerstört.
  • Anfang 1430 ließ Herzog Albrecht Otto von Maissau unter der Beschuldigung, mit den Hussiten paktiert zu haben, verhaften und konfiszierte seine Güter.[3]
  • Als schlimmste Attacke gilt der Angriff im Oktober 1431, als ein Hussitenheer im Herzogtum Österreich mehrere wichtige Städte und Orte wie Krems, Hadersdorf am Kamp und Etsdorf am Kamp (heute Teil der Gemeinde Grafenegg) belagerten, wobei sie alle Schiffmühlen an der Donau zerstörten.[2] Am 14. Oktober 1431 erlitten sie in der Schlacht bei Waidhofen an der Thaya[A 1] eine schwere Niederlage und zogen sich daraufhin wieder aus dem Herzogtum zurück.[3]

Folgen der Hussitenkriege auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreichs

Zur Bezahlung der Kosten wurden die Weingärten besteuert. In den von den Kriegshandlungen hauptsächlich betroffenen Teilen des Wald- und des Weinviertels kam es zu einem Niedergang der Landwirtschaft, von Handel und Verkehr, was Teuerungen und Hunger zur Folge hatte. Eine Reihe von Ortschaften wurde zerstört oder aufgegeben und verödete daraufhin.[2]

Als eine Folge der Hussitenkriege wurde die Landesverteidigung des Herzogtums Österreich neu organisiert.[1] Um zusätzliche Leute für den Kampf rekrutieren zu können, wurde eine Verordnung verabschiedet, nach der sich jeder zehnte Bauer in den Landesvierteln zu stellen hatte. Mit der Überwachung dieser Rekrutierung wurden neben den Amtsleuten auch die Pfarrer betraut.[2]

Erinnerungen an die Hussitenkriege im heutigen Österreich

Niederösterreich

Wien

Aus den Hussitenkriegen hat sich für den Brückenkopf die Bezeichnung "Tabor" erhalten. In Wien erinnern die Straßen Am Tabor und Taborstraße an die Hussitenkriege.[3]

Hussiten in Österreich vor dem Konzil von Konstanz

Bereits vor dem Konzil von Konstanz war es in der Stadt Wien zur Verfolgung von einzelnen Personen gekommen, die später den Hussiten zugerechet wurden. Hieronymus von Prag († 23. Mai 1416, in Konstanz) hielt sich 1410 in Wien auf, wo er in einen Prozess verwickelt wurde und der ihm, als er flüchtete, den Kirchenbann einbrachte. 1411 wurde Hans Griesser aus Ybbs in Wien als Ketzer hingerichtet.[3]

Die Hussitenkriege in Legende und Sage

Information zu den Auswirkungen und Folgen der Hussitenkriege für das nördliche Niederösterreich finden sich in Chroniken und Annalen und fanden Eingang in die Sage und Legende. Mit den Schweden (Folge des Dreißigjähren Krieges)" und den "Osmanen" zählen die Hussiten zu den schlimmsten Feindbildern, welche sich in den österreichischen Sagen erhalten haben. Interessant ist, dass in den Sagen weder Herzog Albrecht noch seinem Schwiegervater irgendeine (politische) Verantwortung oder Schuld unterstellt wird. In der Erinnerung wurden die Hussiten allerdings auch mit anderen Gruppen durcheinandergebracht, so mit den "böhmischen" Söldnergruppen, Räuberbanden (zum Beispiel den "Böhmischen Brüdern"), Templern und Raubrittern, wodurch auch manche Sage entstanden ist, die sie im Wienerwald und südlich der Donau ihr Unwesen treiben lässt.

Die Hussitenkriege und die "Geserah"

  • Am 10. Juli 1419 war es in der Theologischen Fakultät der Universität Wien zu einem Disput gekommen, in welchem die Juden beschuldigt wurden, Verbündete der Hussiten zu sein.[3] Die "Geserah" (1420/21) wurde in der älteren Forschung als eine Folge dieser Beschuldigung gesehen.
  • In der älteren Forschung wird davon ausgegangen, dass Herzog Albrecht mit seinen finanziellen Gewinnen aus der Vernichtung der Geserah hauptsächlich zur Finanzierung der Kriegskosten verwendet haben.[3]

Die Hussitenkriege in Legende und Sage

Information zu den Auswirkungen und Folgen der Hussitenkriege für das nördliche Niederösterreich finden sich in Chroniken und Annalen und fanden Eingang in die Sage und Legende. Mit den Schweden (Folge des Dreißigjähren Krieges)" und den "Osmanen" zählen die Hussiten zu den schlimmsten Feindbildern, welche sich in den österreichischen Sagen erhalten haben. Interessant ist, dass in den Sagen weder Herzog Albrecht noch seinem Schwiegervater irgendeine (politische) Verantwortung oder Schuld unterstellt wird. In der Erinnerung wurden die Hussiten allerdings auch mit anderen Gruppen durcheinandergebracht, so mit den "böhmischen" Söldnergruppen, Räuberbanden (zum Beispiel den "Böhmischen Brüdern"), Templern und Raubrittern, wodurch auch manche Sage entstanden ist, die sie im Wienerwald und südlich der Donau ihr Unwesen treiben lässt.

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Hussiten. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 291.
  • Silvia Petrin: Der österreichische Hussitenkrieg 1420-1434 (Militärhistorische Schriftenreihe. Bd. 44). Wien, 1982 (2. Auflage 1994)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Hussitenkriege, Aeiou.AT, abgerufen am 24. Dezember 2019
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel. Edition Teletool, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4, S. 27
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 vgl. Hussiten im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „wienwiki“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.

Anmerkungen

  1. Ob diese Schlacht tatsächlich bei Waidhofen an der Thaya stattgefunden hat, ist nicht eindeutig geklärt. Bei der Lokalisierung wird als Schauplatz auch Kirchberg an der Wild (heute ein Teil der Gemeinde Göpfritz an der Wild vermutet.
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