Zitternberg: Unterschied zwischen den Versionen
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Wichtige Teile des Dorflebens und der damit verbundenen Tradition übernehmen der Verschönerungsverein sowie die Freiwillige Feuerwehr Zitternberg. Zu den Fixpunkten zählen: | Wichtige Teile des Dorflebens und der damit verbundenen Tradition übernehmen der Verschönerungsverein sowie die Freiwillige Feuerwehr Zitternberg. Zu den Fixpunkten zählen: | ||
* das Maibaumaufstellen am 30. April | * das Maibaumaufstellen am 30. April | ||
* der Anna-Kirtag der Feuerwehr im Juli (Zweijahresrhytmus seit 1995) | * der Anna-Kirtag der [[Freiwillige Feuerwehr Zitternberg|Feuerwehr]] im Juli (Zweijahresrhytmus seit 1995) | ||
* der Zitternberger Advent am 3. Adventsonntag im [[Savio Verra|Atelier Savio]] | * der Zitternberger Advent am 3. Adventsonntag im [[Savio Verra|Atelier Savio]] | ||
* die Ausschank von heißen Getränken am hl. Abend zwischen der Mette und Andacht in der St. Anna-Kirche | * die Ausschank von heißen Getränken am hl. Abend zwischen der Mette und Andacht in der St. Anna-Kirche |
Version vom 8. April 2014, 13:13 Uhr
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Zitternberg behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |
Zitternberg (Dorf) Ortschaft Katastralgemeinde Zitternberg | ||
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Ganzseitige Karten48.58620315.661697 | ||
Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Horn (HO), Niederösterreich | |
Pol. Gemeinde | Gars am Kamp | |
Koordinaten | 48° 35′ 10″ N, 15° 39′ 42″ O48.58620315.661697270Koordinaten: 48° 35′ 10″ N, 15° 39′ 42″ O | |
Höhe | 270 m ü. A. | |
Einwohner der Ortschaft | 260 (1. Jän. 2022) | |
Fläche d. KG | 1,6 km² | |
Postleitzahl | 3571 | |
Vorwahl | +43/02985 | |
Statistische Kennzeichnung | ||
Ortschaftskennziffer | 03949 | |
Katastralgemeinde-Nummer | 10071 | |
Zählsprengel/ -bezirk | Zitternberg (31106 006) | |
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS |
Zitternberg ist neben Gars am Kamp, Thunau am Kamp, Buchberg am Kamp, Etzmannsdorf am Kamp, Maiersch, Kamegg, Nonndorf, Tautendorf, Wolfshof, Wanzenau, Kotzendorf und dem unbewohnten Burgholz eine von insgesamt 13 Katastralgemeinden der Marktgemeinde Gars am Kamp im niederösterreichischen Waldviertel.
Wirtschaft
In Zitternberg ist die Firma Häusermann ansässig. Das Unternehmen wurde mit der Erzeugung von Leiterplatten weltweit bekannt. In früheren Zeiten wurden auch chemische Gravuren angefertigt. Weiters finden sich zwei Beherbergungsbetriebe, ein hauptberuflicher Künstler sowie mehrere KMU-Betriebe.
Dorfleben
Wichtige Teile des Dorflebens und der damit verbundenen Tradition übernehmen der Verschönerungsverein sowie die Freiwillige Feuerwehr Zitternberg. Zu den Fixpunkten zählen:
- das Maibaumaufstellen am 30. April
- der Anna-Kirtag der Feuerwehr im Juli (Zweijahresrhytmus seit 1995)
- der Zitternberger Advent am 3. Adventsonntag im Atelier Savio
- die Ausschank von heißen Getränken am hl. Abend zwischen der Mette und Andacht in der St. Anna-Kirche
- der Jahresausklang des Verschönerungsvereines am 31. Dezember
Sicherheit
Für die Sicherheit ist die Polizeiinspektion im Hauptort Gars am Kamp zuständig. Für den Brandschutz sorgt die im Ort ansässige Freiwillige Feuerwehr Zitternberg. Für medizinische Notfälle ist das Rote Kreuz ebenfalls im Hauptort Gars zuständig.
Schulen und Kindergärten
Seit jeher besuchen die Kinder der Ortschaft die Volksschule sowie die Hauptschule in Gars am Kamp. Weitere für diese Region bedeutende Schulorte sind die Bezirkshauptstadt Horn sowie Krems an der Donau. In Gars am Kamp stehen ebenfalls zwei Kindergärten zur Verfügung.
Geschichte
Im heutigen Siedlungsraum Zitternberg wurde erstmals um 1101 ein kleines Dorf namens Standorf, was Dorf des Stano bedeuten soll, erwähnt. Das Dorf, welches später auch als Steindorf bezeichnet wird war im Besitz des Stiftes Göttweig und lag zwischen dem Zitternberger Oberort und dem Nachbardorf Maiersch. 1108 wurden diese Besitzungen durch König Heinrich V. bestätigt. Rapoto von Schönberg genoss bis ungefähr 1265 die Passauer Zehente in diesem Steindorph. 1306 übernahm Albert von Kuenring von seinem Vetter Leutold von Kuenring die Vogtei über die Göttweiger Besitzungen Meirs (Maiersch), Chotzndorf (Kotzendorf) und Stendorf mit einem jährlichen Reichnis von drei Mut Hafer nach Seefelder Maß.
Die Gülten gehörten zur Herrschaft Gars am Kamp, welche um 1390 von Überländern in Staendorf 42 d und in Staenpach 18 d von einem Müller für einen Acker 16 d Dienst einnahm. Das Dorf war also damals schon öder und auch die Mühle, die sich am rechten Kampufer beim Steinbachtal, in der Nähe des heutigen Hauses Thunau 43 befand, war kurz vorher eingegangen. Man will dort jedoch noch lange Zeit einen Mühlstein und Mauerreste gesehen haben.
Im 15. Jahrhundert verödete dieses Steindorf. Erstmals wieder 1587 findet sich in den Geschichtsbüchern am Ort des verödeten Steindorf die Ortschaft Zitternberg. 1590 werden zwölf Häuser gezählt.
Im Winter 1828/1829 wurde erstmals eine durchgängige Straße ohne Furten durchs Kamptal (heute Kamptalbundesstraße) geschaffen, da die Gemeinden Unterplank, Stiefern und Schönberg große Felsen, die in den Kamp hineinstanden, weggesprengt und neue Wege angelegt hatten.
1840 wurde erstmals eine einfache Betkapelle in der Ortschaft erwähnt. Die Kapelle war bis 1988 in Verwendung.
1850 fielen schließlich die Ketten zwischen den Bauern und den Grundherren – das Untertanenverhältnis wurde aufgehoben. Somit hatte Zitternberg anstatt eines herrschaftlichen Dorfrichters einen gewählten Bürgermeister.
1865 kann für die Ortschaft Zitternberg, die bis 1970 eine eigenständige Gemeinde gewesen war, der erste Bürgermeister namentlich nachgewiesen werden. Wirtschaftsbesitzer Anton Schneider besetzte das Amt des Bürgermeisters bis 1867. Ihm folgte 1868 Johann Loibl nach.
In den Jahren 1863 bis 1866 wurde die Bezirksstraße von Gars nach Langenlois trassiert, was einen gewaltigen Fortschritt bedeutete. Dabei hatte man nur eine schmale, kurvenreiche Schotterstraße geschaffen, staubig und kotig, selbst auch in den Ortsbereichen.
Im Ort Zitternberg, der 1890 nur 21 Hausnummern zählte, wurde um die Jahrhundertwende eine stattliche Anzahl Landhäuser und Villen gebaut. Der Ort zählte danach 69 Häuser, weshalb auch die Zahl der Sommergäste im Jahre 1913 bereits ca. 300 betrug.
1899 kaufte Emil Hanebeck aus Iserlohn in Westfalen die ehemaligen Amon-Mühle in Zitternberg und errichtete dort 1901 mit 40 Arbeitern die erste Nadelfabrik der österreichisch-ungarischen Monarchie. Während andere als Fabriken umgestaltete Kampmühlen ihren Betrieb einstellen mussten, hatte sich die Nadelfabrik zu einem exportorientierten Unternehmen mit Weltruf entwickelt. Facharbeiter wanderten aus Westfalen und dem Sudetenland zu und wurden hier sesshaft. Für die Neuankömmlinge mussten Wohnstätten geschaffen werden und so entstand der neue Ortsteil „Neuzitternberg“, später Unterörtl genannt, vom bäuerlichen Altzitternberg einst getrennt. Erst später wurde die 600 Meter lange Baulücke zwischen beiden Teilen durch die Bautätigkeit geschlossen.
1911 wird der Verschönerungsverein Zitternberg gegründet, welcher heute noch äußerst aktiv am Dorfleben Anteil nimmt. Am 21. August 1921 wurde das Kriegerdenkmal feierlich eingeweiht um den vierzehn Gefallenen Zitternbergern des Ersten Weltkrieges ein bleibendes Ehrenmal zu widmen.
In Zitternberg war die Firma Hanebeck bis April 1939 als Nadelfabrik geführt worden. Durch die Schließung wanderten viele Arbeiterfamilien weg und Aussiedler aus der Gegend um Döllersheim kamen hierher. Der Betrieb wurde ab 1939 durch den neuen Pächter Dr. Kurt Heidenheim aus Berlin übernommen, der die 1970 in Wien gegründete Firma Häusermann in Wien gekauft hatte und ab nun in Zitternberg für die Kriegsindustrie Blechschilder im Ätzverfahren herstellte. So wurden u.a. geätzte Metallschilder für Flugzeuge, Autos, Maschinen aller Art, Skalentrommeln für Zieleinrichtungen, Beschriftungen von Stichplatten aus Glas für Zieleinrichtungen und Präzisionsstricharbeiten sowie Gleitschienen für Maschinengewehre produziert.[1]
Die Einberufung der Männer zum Militärdienst brachte neben den familiären Belastungen und Sorgen auch einen Arbeitskräftemangel mit sich. Aus diesem Grund wurden der Firma Häusermann Kriegsgefangene und „Ostarbeiter“ zugewiesen, die teilweise in Baracken auf einer Insel im Kamp lebten. Wann die Baracken auf der Insel abgerissen wurden, ist unklar. In den Jahren 1942 – 1945 waren ungarische Familien in Zitternberg einquartiert. Diese hatten ihr Quartier z.B. in einem Waldstück, an dem heute das Feuerwehrhaus Zitternberg steht oder in den Wohnhäusern der Bevölkerung. Kurz vor dem Einmarsch der Russen zogen die Ungarn weiter. Die Russen zogen am Mittwoch, den 9. Mai 1945 am frühen Vormittag durch das Dorf Zitternberg und weiter nach Gars. Sie waren über den Manhartsberg aus Richtung Maiersch gekommen, hatten schon eine Zeit lang in der Nähe des Dorfes gelagert und auch Schüsse in Richtung Unterort abgegeben. Im Dorf kamen sie in die Bauernhäuser und nahmen Pferde und auch Uhren mit. Die alte Kapelle in Zitternberg bot in den ersten Jahren der Besatzung den jungen weiblichen Ortseinwohnern Schutz vor Vergewaltigungen. Nach mündlichen Überlieferungen kam es jedoch nie zu körperlichen Übergriffen der Besatzungsmacht auf Zitternberger Einwohner. In den ersten Jahren der Besatzung wurden die Russen die in der Fa. Häusermann untergebracht, mit Milchspenden der Bevölkerung beschwichtigt, um nicht in den Ort zu gehen und sich selbst zu bedienen. Zur Zeit der russischen Besatzung in Österreich wurde die Firma Häusermann als einer von gerade einmal drei richtigen USIA-Betriebe im Waldviertel geführt.
1946 begannen die letzten 24 Jahre als eigenständige Gemeinde für Zitternberg. Grund dafür waren die Reaktivierungen der Gesetze und der Gebietsgrenzen, welche bis 1937 bestanden hatten. Franz Schachinger sen. wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.
Am 1. Mai 1953 wurde das neu errichtete Gemeindehaus Zitternberg geweiht und eröffnet. Bei diesem Festakt konnte Landesrat Felix Sticka zum Ehrenbürger der Gemeinde Zitternberg ernannt werden. Die FF Zitternberg erhielt einen Raum um ihre Sitzungen im Gemeindehaus abhalten zu können.
Per 1. Jänner 1970 wurde Zitternberg, gemeinsam mit den Ortschaften Thunau und Kamegg, in die Gemeinde Gars am Kamp eingemeindet. Zitternberg war somit keine eigenständige Gemeinde mehr und wird seither durch einen Ortsvorsteher vertreten.
Von 1986 bis 1988 wurde die St. Anna-Kirche Zitternberg errichtet. Die Dorfbevölkerung leistete 6.000 unentgeltliche Arbeitsstunden. 1988 wurde die Kirche durch Weihbischof Heinrich Fasching geweiht und der Bestimmung übergeben. Die alte Betkapelle wurde renoviert, wobei der Glockenturm aufgrund von Baufälligkeit abgetragen werden musste. Den Hauptaltar ziert eine Kopie der hl. Anna Selbtritt, das Original befindet sich im Zeitbrücke-Museum in Gars am Kamp. Die Glocke wurde am 15. August 1988 in Innsbruck gegossen. Der Anschluss an das Kanalnetz der Gemeinde erfolgte ebenfalls im selben Jahr.
2002 kam es zur größten Hochwasserkatastrophe in der Geschichte des Kamptales. Zitternberg blieb, mit Ausnahme der Firma Häusermann und einem Einfamilienhaus, unverschont. Die Nachbarorte wurden hierbei weit mehr in Mitleidenschaft gezogen.
In den Jahren 2005 bis 2010 führten umfangreiche Renovierungsarbeiten an den öffentlichen Gebäuden und Anlagen zu einem attraktiveren Ortsbild. Den Großteil der Arbeiten verrichtete der Verschönerungsverein, sowie die Freiwillige Feuerwehr.
Quelle und Literatur
- Archiv der Marktgemeinde Gars
- Sammlung Bernhard Grünsteidl
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinde Gars, Reg.Nr.7/75:, „Gewerbliche Wirtschaft“, 17.10.1945