Zitternberg: Unterschied zwischen den Versionen

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In Zitternberg war die Firma Hanebeck bis April 1939 als Nadelfabrik geführt worden. Durch die Schließung wanderten viele Arbeiterfamilien weg und Aussiedler aus der Gegend um [[wp-de:Döllersheim (Gemeinde Pölla|Döllersheim]] kamen hierher. Der Betrieb wurde ab 1939 durch den neuen Pächter Kurt Heidenheim aus Berlin übernommen, der die 1970 in Wien gegründete Firma Häusermann in Wien gekauft hatte und ab nun in Zitternberg für die Kriegsindustrie Blechschilder im [[wo-de:Ätzen|Ätzverfahren]] herstellte. So wurden u.a. ''geätzte Metallschilder für Flugzeuge, Autos, Maschinen aller Art, Skalentrommeln für Zieleinrichtungen, Beschriftungen von Stichplatten aus Glas für Zieleinrichtungen und Präzisionsstricharbeiten sowie Gleitschienen für Maschinengewehre'' produziert.<ref>Gemeinde Gars, Reg.Nr.7/75:, „Gewerbliche Wirtschaft“, 17.10.1945</ref>
In Zitternberg war die Firma Hanebeck bis April 1939 als Nadelfabrik geführt worden. Durch die Schließung wanderten viele Arbeiterfamilien weg und Aussiedler aus der Gegend um [[wp-de:Döllersheim (Gemeinde Pölla|Döllersheim]] kamen hierher. Der Betrieb wurde ab 1939 durch den neuen Pächter Kurt Heidenheim aus Berlin übernommen, der die 1970 in Wien gegründete Firma Häusermann in Wien gekauft hatte und ab nun in Zitternberg für die Kriegsindustrie Blechschilder im [[wo-de:Ätzen|Ätzverfahren]] herstellte. So wurden u.a. ''geätzte Metallschilder für Flugzeuge, Autos, Maschinen aller Art, Skalentrommeln für Zieleinrichtungen, Beschriftungen von Stichplatten aus Glas für Zieleinrichtungen und Präzisionsstricharbeiten sowie Gleitschienen für Maschinengewehre'' produziert.<ref>Gemeinde Gars, Reg.Nr.7/75:, „Gewerbliche Wirtschaft“, 17.10.1945</ref>


Die Einberufung der Männer zum Militärdienst brachte neben den familiären Belastungen und Sorgen auch einen Arbeitskräftemangel mit sich. Aus diesem Grund wurden der Firma Häusermann Kriegsgefangene und „Ostarbeiter“ zugewiesen, die teilweise in Baracken auf einer Insel im Kamp lebten. Wann die Baracken auf der Insel abgerissen wurden, ist unklar. In den Jahren 1942 1945 waren ungarische Familien in Zitternberg einquartiert. Diese hatten ihr Quartier z.B. in einem Waldstück, an dem heute das Feuerwehrhaus Zitternberg steht oder in den Wohnhäusern der Bevölkerung. Kurz vor dem Einmarsch der Russen zogen die Ungarn weiter.  
Die Einberufung der Männer zum Militärdienst brachte neben den familiären Belastungen und Sorgen auch einen Arbeitskräftemangel mit sich. Aus diesem Grund wurden der Firma Häusermann Kriegsgefangene und „Ostarbeiter“ zugewiesen, die teilweise in Baracken auf einer Insel im Kamp lebten. Wann die Baracken auf der Insel abgerissen wurden, ist unklar. In den Jahren 1942 bis 1945 waren ungarische Familien in Zitternberg einquartiert. Diese hatten ihr Quartier z.B. in einem Waldstück, an dem heute das Feuerwehrhaus Zitternberg steht oder in den Wohnhäusern der Bevölkerung. Kurz vor dem Einmarsch der Russen zogen die Ungarn weiter.
Die Russen zogen am Mittwoch, den 9. Mai 1945 am frühen Vormittag durch das Dorf Zitternberg und weiter nach Gars. Sie waren über den Manhartsberg aus Richtung Maiersch gekommen, hatten schon eine Zeit lang in der Nähe des Dorfes gelagert und auch Schüsse in Richtung Unterort abgegeben. Im Dorf kamen sie in die Bauernhäuser und nahmen Pferde und auch Uhren mit. Die alte Kapelle in Zitternberg bot in den ersten [[wp-de:Besetztes Nachkrigsösterreich|Jahren der Besatzung]] den jungen weiblichen Ortseinwohnern Schutz vor Vergewaltigungen. Nach mündlichen Überlieferungen kam es jedoch nie zu körperlichen Übergriffen der Besatzungsmacht auf Zitternberger Einwohner.
In den ersten Jahren der Besatzung wurden die Russen die in der Fa. Häusermann untergebracht, mit Milchspenden der Bevölkerung beschwichtigt, um nicht in den Ort zu gehen und sich selbst zu bedienen.
Die Russen zogen am Mittwoch, den 9. Mai 1945 am frühen Vormittag durch das Dorf Zitternberg und weiter nach Gars. Sie waren über den [[Manhartsberg]] aus Richtung Maiersch gekommen, hatten schon eine Zeit lang in der Nähe des Dorfes gelagert und auch Schüsse in Richtung Unterort abgegeben. Im Dorf kamen sie in die Bauernhäuser und nahmen Pferde und auch Uhren mit. Die alte Kapelle in Zitternberg bot in den ersten [[wp-de:Besetztes Nachkriegsösterreich|Jahren der Besatzung]] den jungen weiblichen Ortseinwohnern Schutz vor Vergewaltigungen. Nach mündlichen Überlieferungen kam es jedoch nie zu körperlichen Übergriffen der Besatzungsmacht auf Zitternberger Einwohner. In dieser Zeit wurden die Russen die in der Fa. Häusermann untergebracht, mit Milchspenden der Bevölkerung beschwichtigt, um nicht in den Ort zu gehen und sich selbst zu bedienen. Der Betrieb der Firma Häusermann wurde als einer von gerade einmal drei richtigen [[wp-de:USIA|USIA]]-Betriebe im Waldviertel geführt.
Zur Zeit der russischen Besatzung in Österreich wurde die Firma Häusermann als einer von gerade einmal drei richtigen [[wp-de:USIA|USIA]]-Betriebe im Waldviertel geführt.


1946 begannen die letzten 24 Jahre als eigenständige Gemeinde für Zitternberg. Grund dafür waren die Reaktivierungen der Gesetze und der Gebietsgrenzen, welche bis 1937 bestanden hatten. Franz Schachinger sen. wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.
1946 begannen die letzten 24 Jahre als eigenständige Gemeinde für Zitternberg. Grund dafür waren die Reaktivierungen der Gesetze und der Gebietsgrenzen, welche bis 1937 bestanden hatten. Franz Schachinger sen. wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.
[[Datei:Gemeindehaus Zitternberg.jpg|miniatur|Gemeindehaus]]
[[Datei:Gemeindehaus Zitternberg.jpg|miniatur|Gemeindehaus]]
Am 1. Mai 1953 wurde das neu errichtete Gemeindehaus Zitternberg gesegnet und eröffnet. Bei diesem Festakt konnte Landesrat [[wp-de:Felix Sticka|Felix Sticka ]]zum Ehrenbürger der Gemeinde Zitternberg ernannt werden. Die FF Zitternberg erhielt einen Raum um ihre Sitzungen im Gemeindehaus abhalten zu können.  
Am 1. Mai 1953 wurde das neu errichtete Gemeindehaus Zitternberg gesegnet und eröffnet. Bei diesem Festakt konnte Landesrat [[wp-de:Felix Sticka|Felix Sticka ]]zum Ehrenbürger der Gemeinde Zitternberg ernannt werden. Die FF Zitternberg erhielt einen Raum um ihre Sitzungen im Gemeindehaus abhalten zu können.