Ansitz Rainegg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Mai 2020, 19:22 Uhr

Die Burg Rainegg in Hall in Tirol heute

Der Ansitz Rainegg, auch als Burg Rainegg oder als Trenkturm bezeichnet, befand sich in Hall in Tirol und bildete dort einen wichtigen Teil der Stadtbefestigung. Heute ist hier eine Wohnanlage untergebracht.

Lage

Der Ansitz Rainegg befindet sich heute in der Waldauf-Straße in Hall.[1] Er zählt zu den wenigen Ansitzen, die knapp innerhalb des alten Stadtkerns von Hall liegen.[2]

Das Bauwerk

Der Ansitz Rainegg wurde im Mittelalter erbaut und in den Jahrhunderten danach mehrere Male umgebaut. Ursprünglich war Teil der Stadtmauer und mit dem Thaurer Tor (oder Engelhauser Tor) verbunden.[1] Die ursprüngliche Nutzung als Wehrbau ist durch die erhöhte Lage über dem Stadtgraben, den Turm und die schmucklose Fassade heute noch erkennbar.[2] Der Kern des noch heute erhaltenen Baus stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.[1] Nur der unterste Teil des auf der Südseite gelegenen Turmes hat sich vom Ende des 14. oder den Beginn des 15. Jahrhunderts erhalten.[2]

1670-1678 wurde Rainegg umgebaut und dabei stark verändert. Weitere Umbauten erfolgten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[1] Nach der damaligen Vorstellung, wie eine mittelalterliche Anlage ausgesehen hätte, wurden dabei auf der Mauer Burgzinnen errichtet. Diese sind nicht erhalten (ausgenommen auf dem rundbogigen Hoftor), sie wurden bei einer Restaurierung 1958 wieder entfernt wurden. Lediglich über dem rundbogigen Hoftor hat man sie belassen.[2] Die Innenräume von Rainegg wurden 1904 und 1958 verändert. 1979 wurde Rainegg renoviert.[1]

Rainegg hat, wie viele andere Tiroler Ansitze auch, ein Grabendach. Der ehemalige Graben, heute Zufahrtsstraßen, trennt es von den Nachbarhäusern ab. Von der weitgehend schmucklosen Mauerfront hebt sich der einachsige Turm ab, der um die Fensterachse angelegt ist. Deren gotische Scheinquaderung stammt noch aus dem 16. Jahrhundert, ist aber kaum noch zu erkennen. Ihre östliche Ecke ist mit einem dreiseitigen Erker geschmückt, der auf gestuften Konsolen ruht und ab dem zweiten Geschoß fünf Seiten hat. Die beiden niedrigen Erdbebenpfeiler geben der Ostfront, die um 1670 angebaut wurde, zusätzliche Stabilität. Die Nordfront begrenzt den kleinen Hof. Während die meisten Außenmauern nur einen Durchmesser von etwa 1 Meter aufweisen, ist die Mauer der Westseite, welche einst Teil der Stadtmauer war, ca. 180 cm dick. In den Kellerräumen sind noch die ursprünglichen Kreuzgrat- und Sterngewölbe vorhanden, doch ist die ehemalige Raumaufteilung nicht mehr zu erkennen.[2]

Die Geschichte

Der Ansitz Rainegg, ursprünglich der Trenkturm genannt, dürfte um 1438 bereits ein Teil der Ringmauer der Stadt Hall gewesen sein.[2] Mit dem Ansitz Sparberegg, dem Agramsturm[A 1] und der landesfürstlichen Burg Hasegg mit dem Wengerturm bildete er die Hauptstützpunkte der städtischen Verteidigung. Rainegg sicherte die Stadt gegen Westen.[3]

Der Name Rainegg wird um 1380 erstmals urkundlich genannt. Zu dieser Zeit dürfte die Anlage ein landesfürstliches Lehen gewesen sein, das um 1412 an Hans von Ems verliehen war, der Rainegg, welches Herzog Siegmund von Österreich 1476 in ein "freies Eigen" umgewandelt hatte, um 1476 an die Stadt Hall verkaufte.[2] Diese verkaufte Rainegg jedoch nur wenig später an Georg Fieger zu Hirschberg. Über dessen Erben gelangte Rainegg um 1607 in den Besitz der Familie Hiltprant von Edelhausen.[1] In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam Rainegg in den Besitz des "Salzmairs" Johann Franz von Wicka, welcher aus Lothringen stammte und es in der Grafschaft Tirol als Kriegslieferant zu großem Reichtum gebracht hatte. Seine Familie wurde 1671 in den Freiherrenstand und 1695 in den Reichsgrafenstand erhoben. Sie führte danach das Prädikat "von Wickburg und Rainegg". Als der Ansitz Rainegg durch das Erdbeben Ende Juli 1670 schwer beschädigt wurde, nutzte der "Salzmair" diese Gelegenheit für einen Wiederaufbau, der bis nach 1686 dauerte und eher ein Neubau war. Dazu verwendete er widerrechtlich Personal und Material der Saline. Rainegg blieb bis 1759 im Besitz seiner Familie. Nachdem Franz Adam Graf Wicka Insolvenz anmelden musste, verkauften seine Gläubiger den Ansitz Rainegg an Anna Catharina Zecklin.[2]

1781 kaufte der Kaufmann und Kutschermeister Ignaz Raggl den damals bereits zweigeschossigen Bau, der daraufhin als das Ragglschlössl bezeichnet wurde. 1852 kam Rainegg nochmals in den Besitz der Stadt Hall, welche es als Kaserne nutzte. Bereits 1868 verkaufte sie Rainegg an Dr. Johann Ganner, worauf es in Gannerschlössl umbenannt wurde. Wenig später wurde es nach einem weiteren Besitzer Waitzschlössl genannt. Um 1904 ließ Dr. Ernst Waitz (auch Waits) ließ Rainegg erneut umbauen und in Wohnungen unterteilen.[2] 1915 gehörte Rainegg seiner Witwe Klara, die es 1931 an Gertraud und Wolfgang Moser verkaufte.[1] 1938 wurde die Begrenzung des Grundstücks abgebrochen und 1958 die Wohnungen weiter verändert. 1958 wurde Rainegg in 9 Eigentumswohnungen aufgeteilt.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 vgl. Ansitz Rainegg, Burgen-Adi.AT, abgerufen am 22. Mai 2020
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 vgl. Rainegg, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 22. Mai 2020
  3. vgl. Hall in Tirol, MeinBezirk.AT, abgerufen am 22. Mai 2020

Anmerkungen

  1. Der Agramsturm wurde später die "Geisterburg" genannt. In ihm war das städtische Zeughaus untergebracht.