Norbert Herz: Unterschied zwischen den Versionen
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Norbert Herz, der Sohn des Wundarztes Wilhelm Herz und der Rosalia Herz, geborene Kuhner, besuchte in [[w:Opava|Troppau]] die Oberrealschule und studierte ab 1875 Mathematik und | Norbert Herz, der Sohn des Wundarztes Wilhelm Herz und der Rosalia Herz, geborene Kuhner, besuchte in [[w:Opava|Troppau]] die Oberrealschule und studierte ab 1875 Mathematik und Physik an der [[w:Technische Universität Wien|Technischen Hochschule Wien]]. An der [[w:Universität Wien|Universität Wien]] besuchte er daneben auch mathematische und astronomische Vorlesungen. Im Jahr 1879 legte er die Lehrbefähigungsprüfung für Mathematik und Physik an Oberrealschulen ab. Der aus einer jüdischen Familie stammende Herz, gehörte selbst dem mosaischen Glauben bis 1887 an, konvertierte aber erst 1900 zum katholischen Glauben. | ||
Als Probelehrer begann er zunächst an der Oberrealschule in Schottenfeld und nahm 1880 eine Stelle im [[w:Österreichische Geodätische Kommission|k.k. Gradmessungsbureaus]] bei [[w:Theodor Oppolzer|Theodor Oppolzer]] an. Schon 1881 wechselte er zu [[w:Josef Philipp Herr|Josef Philipp Herr]] an die Technische Hochschule als Assistent. Das Doktorat phil. erlangte er 1882 an der [[w:Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]]. | Als Probelehrer begann er zunächst an der Oberrealschule in Schottenfeld und nahm 1880 eine Stelle im [[w:Österreichische Geodätische Kommission|k.k. Gradmessungsbureaus]] bei [[w:Theodor Oppolzer|Theodor Oppolzer]] an. Schon 1881 wechselte er zu [[w:Josef Philipp Herr|Josef Philipp Herr]] an die Technische Hochschule als Assistent. Das Doktorat phil. erlangte er 1882 an der [[w:Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]]. | ||
Oppolzer machte ihn mit [[w:Moriz von Kuffner|Moriz von Kuffner]], den er in Mathematik unterrichtete. Dabei konnte Kuffner für den Bau einer Sterwarte in [[Ottakring]] begeistert werden, wobei die Pläne von Herz verwendet | Oppolzer machte ihn mit [[w:Moriz von Kuffner|Moriz von Kuffner]] bekannt, den er in Mathematik unterrichtete. Dabei konnte Kuffner für den Bau einer Sterwarte in [[Ottakring]] begeistert werden, wobei die Pläne von Herz verwendet wurden. So konnte 1886 die [[w:Kuffner-Sternwarte]] eröffnet werden und Herz konnte die Leitung übernehmen. Im Jahr 1887 bekam er eine außerordentliche Professur für Astronomie und höhere Geodäsie. Als eine seiner wesentlichsten Aufgaben waren die Inbetriebnahme des ''Großen Refraktors'' und des ''Meridiankreises'' der Sternwarte. | ||
wurden. So konnte 1886 die [[w:Kuffner-Sternwarte]] eröffnet werden und Herz konnte die Leitung übernehmen. Im Jahr 1887 bekam er eine außerordentliche Professur für Astronomie und höhere Geodäsie. Als eine seiner | |||
Als Oppolzer plötzlich starb, verlor er einen großen Förderer, was einen großen Rückschlag in seiner Karriere bedeutete. Als auch die Freundschaft mit Kuffner zerbrach, musste er 1891 die Sternwarte verlassen. | Als Oppolzer plötzlich starb, verlor er einen großen Förderer, was einen großen Rückschlag in seiner Karriere bedeutete. Als auch die Freundschaft mit Kuffner zerbrach, musste er 1891 die Sternwarte verlassen. | ||
Da er im Schuldienst keine Anstellung fand, arbeitete er kurzzeitig im [[w:Statistik Austria|Bureau der k. k. Statistischen Central-Commission]], ging aber 1893 an das ''Navy Department'', Abteilung Nautical Almanac nach [[w:Washington, D.C.|Washington, D.C.]], wo er unter [[w:Simon Newcomb|Simon Newcomb]] arbeiten durfte. Als Newcomb jedoch wegen der Staatsangehörigkeit von Herz angegriffen wurde, kehrte Herz wieder nach Österreich zurück, wo neuerlich Versuche eine Lehrstelle zu erhalten mißlangen. | Da er im Schuldienst keine Anstellung fand, arbeitete er kurzzeitig im [[w:Statistik Austria|Bureau der k. k. Statistischen Central-Commission]], ging aber 1893 an das ''Navy Department'', Abteilung Nautical Almanac nach [[w:Washington, D.C.|Washington, D.C.]], wo er unter [[w:Simon Newcomb|Simon Newcomb]] arbeiten durfte. Als Newcomb jedoch wegen der Staatsangehörigkeit von Herz angegriffen wurde, kehrte Herz wieder nach Österreich zurück, wo neuerlich Versuche, eine Lehrstelle zu erhalten, mißlangen. | ||
Er setzte in Heidelberg sein Studium fort und studierte von 1895 bis 1899 Medizin wo er 1899 das Doktorat erlangte. Im Jahr 1900 legte er in [[w:Detroit|Detroit]] das amerikanische Arztexamen ab und versuchte nach einer kurzen Zeit an der Poliklinik eine eigene Ordination zu eröffnen. | Er setzte in Heidelberg sein Studium fort und studierte von 1895 bis 1899 Medizin wo er 1899 das Doktorat erlangte.<ref>{{Literatur|Titel=Kritische Beiträge zur Lehre der Lymphbewegung|TitelErg=Med. Diss. Univ. Heidelberg|Datum=1899|Online=[https://www.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/digikat/dk3/prod4/suche.pl?wo=pi&browser=NS3&query=Herz&sid=90610737814055 Katalogkarte UB Heidelberg]}}</ref> Im Jahr 1900 legte er in [[w:Detroit|Detroit]] das amerikanische Arztexamen ab und versuchte nach einer kurzen Zeit an der Poliklinik eine eigene Ordination zu eröffnen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten kehrte er neuerlich nach Wien zurück. | ||
Bevor er an der Universität Wien für Astronomie und Geodäsie [[w:Habilitation|habilitierte]], unterrichtete am Staatsgymnasium in Wien 8, | Bevor er sich an der Universität Wien für Astronomie und Geodäsie [[w:Habilitation|habilitierte]], unterrichtete am Staatsgymnasium in Wien 8, an der Oberrealschule Wien 15 und am [[w:Gymnasium Stubenbastei|k.k. Franz-Joseph-Gymnasium]]. Als 1911 sein früherer Assisent [[w:Samuel Oppenheim|Samuel Oppenheim]] das Ordinariat für theoretische Astronomie erhielt, legte er die Privatdozentur zurück. | ||
Im Jahr 1913 wurde er als Lehrer pensioniert. Während des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten | Im Jahr 1913 wurde er als Lehrer pensioniert. Während des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] diente er zwei Jahre lang als Militärarzt in Kriegsgefangenenlagern und in Reservespitälern. Nach dem Krieg bekam er keine Anstellung in der Wissenschaft mehr. So befasste er sich mit der Theorie der Linsensysteme, aber auch mit europäischer Geschichte. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit populärwissenschaftlichen Publikationen in der [[w:Österreichische Touristenzeitung|Österreichischen Touristenzeitung]] und hielt Vorträge in der [[w:Urania (Wien)|Urania]]. | ||
Er starb völlig vereinsamt im Jahr 1927. Bestattet wurde er am [[w:Wiener Zentralfriedhof|Wiener Zentralfriedhof]] (Grabnr.75/A/20/49z)<ref>{{Verstorbenensuche Wien |Name=Norbert Herz|Friedhof=Wiener Zentralfriedhof|Jahr=1927|historisch=1}}</ref> Sein Sohn [[Theodor Herz]], der mit einer Jüdin verheiratet war, verließ Österreich 1938 und wanderte nach Argentinien aus. | Er starb völlig vereinsamt im Jahr 1927. Bestattet wurde er am [[w:Wiener Zentralfriedhof|Wiener Zentralfriedhof]] (Grabnr.75/A/20/49z)<ref>{{Verstorbenensuche Wien |Name=Norbert Herz|Friedhof=Wiener Zentralfriedhof|Jahr=1927|historisch=1}}</ref> Sein Sohn [[Theodor Herz]], der mit einer Jüdin verheiratet war, verließ Österreich 1938 und wanderte nach Argentinien aus. |
Version vom 1. Juli 2020, 17:09 Uhr
Norbert Herz (11. Dezember 1858 in Olmütz in Tschechien - 31. Jänner 1927 in Wien war Astronom, Geodät, Lehrer und Mediziner.
Leben
Norbert Herz, der Sohn des Wundarztes Wilhelm Herz und der Rosalia Herz, geborene Kuhner, besuchte in Troppau die Oberrealschule und studierte ab 1875 Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule Wien. An der Universität Wien besuchte er daneben auch mathematische und astronomische Vorlesungen. Im Jahr 1879 legte er die Lehrbefähigungsprüfung für Mathematik und Physik an Oberrealschulen ab. Der aus einer jüdischen Familie stammende Herz, gehörte selbst dem mosaischen Glauben bis 1887 an, konvertierte aber erst 1900 zum katholischen Glauben.
Als Probelehrer begann er zunächst an der Oberrealschule in Schottenfeld und nahm 1880 eine Stelle im k.k. Gradmessungsbureaus bei Theodor Oppolzer an. Schon 1881 wechselte er zu Josef Philipp Herr an die Technische Hochschule als Assistent. Das Doktorat phil. erlangte er 1882 an der Universität Heidelberg.
Oppolzer machte ihn mit Moriz von Kuffner bekannt, den er in Mathematik unterrichtete. Dabei konnte Kuffner für den Bau einer Sterwarte in Ottakring begeistert werden, wobei die Pläne von Herz verwendet wurden. So konnte 1886 die w:Kuffner-Sternwarte eröffnet werden und Herz konnte die Leitung übernehmen. Im Jahr 1887 bekam er eine außerordentliche Professur für Astronomie und höhere Geodäsie. Als eine seiner wesentlichsten Aufgaben waren die Inbetriebnahme des Großen Refraktors und des Meridiankreises der Sternwarte.
Als Oppolzer plötzlich starb, verlor er einen großen Förderer, was einen großen Rückschlag in seiner Karriere bedeutete. Als auch die Freundschaft mit Kuffner zerbrach, musste er 1891 die Sternwarte verlassen.
Da er im Schuldienst keine Anstellung fand, arbeitete er kurzzeitig im Bureau der k. k. Statistischen Central-Commission, ging aber 1893 an das Navy Department, Abteilung Nautical Almanac nach Washington, D.C., wo er unter Simon Newcomb arbeiten durfte. Als Newcomb jedoch wegen der Staatsangehörigkeit von Herz angegriffen wurde, kehrte Herz wieder nach Österreich zurück, wo neuerlich Versuche, eine Lehrstelle zu erhalten, mißlangen.
Er setzte in Heidelberg sein Studium fort und studierte von 1895 bis 1899 Medizin wo er 1899 das Doktorat erlangte.[1] Im Jahr 1900 legte er in Detroit das amerikanische Arztexamen ab und versuchte nach einer kurzen Zeit an der Poliklinik eine eigene Ordination zu eröffnen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten kehrte er neuerlich nach Wien zurück.
Bevor er sich an der Universität Wien für Astronomie und Geodäsie habilitierte, unterrichtete am Staatsgymnasium in Wien 8, an der Oberrealschule Wien 15 und am k.k. Franz-Joseph-Gymnasium. Als 1911 sein früherer Assisent Samuel Oppenheim das Ordinariat für theoretische Astronomie erhielt, legte er die Privatdozentur zurück.
Im Jahr 1913 wurde er als Lehrer pensioniert. Während des Ersten Weltkriegs diente er zwei Jahre lang als Militärarzt in Kriegsgefangenenlagern und in Reservespitälern. Nach dem Krieg bekam er keine Anstellung in der Wissenschaft mehr. So befasste er sich mit der Theorie der Linsensysteme, aber auch mit europäischer Geschichte. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit populärwissenschaftlichen Publikationen in der Österreichischen Touristenzeitung und hielt Vorträge in der Urania.
Er starb völlig vereinsamt im Jahr 1927. Bestattet wurde er am Wiener Zentralfriedhof (Grabnr.75/A/20/49z)[2] Sein Sohn Theodor Herz, der mit einer Jüdin verheiratet war, verließ Österreich 1938 und wanderte nach Argentinien aus.
Literatur
- Norbert Herz. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 295 f. (Direktlinks auf S. 295, S. 296).
Einzelnachweise
- ↑ Kritische Beiträge zur Lehre der Lymphbewegung. Med. Diss. Univ. Heidelberg. 1899 (Katalogkarte UB Heidelberg).
- ↑ Norbert Herz in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
Weblinks
- Norbert Herz im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien