Seitenspeicher Bozenau: Unterschied zwischen den Versionen

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== Talsperrenverantwortlicher ==
== Talsperrenverantwortlicher ==
Mit Bescheid des [[w:Landeshauptmann|Landeshauptmanns]] von Vorarlberg vom 29. September 2016 wurde gemäß § 134 Abs. 7 Wasserrechtsgesetz 1959 (WRG 1959) die Anwendung des § 23a WRG 1959 betreffend Talsperrenverantwortliche auf die Stauanlagen:
Mit Bescheid des [[w:Landeshauptmann|Landeshauptmanns]] von Vorarlberg vom 29. September 2016 wurde gemäß § 134 Abs. 7 Wasserrechtsgesetz 1959 (WRG 1959) die Anwendung des § 23a WRG 1959 betreffend Talsperrenverantwortliche auf die Stauanlagen:
* Stauweiher Andelsbuch (Kraftwerk Andelsbuch)
* [[Stauweiher Andelsbuch]] (Kraftwerk Andelsbuch)
* Speicher Alberschwende/[[Ausgleichsbecken Ach]] (Kraftwerk Alberschwende)
* Speicher Alberschwende/[[Ausgleichsbecken Ach]] (Kraftwerk Alberschwende)
* Ausgleichsbecken Alberschwende/Seitenspeicher Bozenau (Kraftwerk Alberschwende).
* Ausgleichsbecken Alberschwende/Seitenspeicher Bozenau (Kraftwerk Alberschwende).

Version vom 16. Juli 2020, 05:25 Uhr

Der Seitenspeicher im Juli 2020 fast ganz gefüllt. Blick von der Mündung der Weißach

Der Seitenspeicher Bozenau liegt in der Parzelle Islen in der Gemeinde Alberschwende und stößt direkt an die Bregenzer Ach an[1] und liegt vis-a-vis der Mündung der Weißach in die Bregenzer Ach.[2] Durch diesen Seitenspeicher wird eine Schwallbildungen bei der Wasserrückgabe der Kraftwerk Langenegg und Kraftwerk Alberschwende in die Bregenzer Ach verhindert.[3]

Name

Der Name des Speichers leitet sich von der Parzelle Bozenau in der Gemeinde Doren ab, die rund 970 Meter Luftlinie nordwestlich entfernt liegt. In dieser Parzelle Bozenau befindet sich auch der ehemalige Bahnhof Doren-Sulzberg der Bregenzerwaldbahn. Die Bezeichnung Seitenspeicher nennt die Lage des Speichers neben der Bregenzer Ache, von der er jedoch vollständig hydrologisch getrennt ist.

Lage

Der Seitenspeicher Bozenau in der Gemeinde Alberschwende liegt direkt an der Grenze zur Gemeinde Doren und Langenegg Welt-Icon47.4749119.854283 Die Grenze verläuft in diesem Bereich in der Flussmitte der Bregenzer Ach bzw. eine sehr kurze Strecke auch am Rand der Speichermauer.

Die Trasse der ehemaligen Bregenzerwaldbahn führt am anderen Ufer der Bregenzer Ach am Speicher Bozenau in einer Höhe von etwa 8 bis 10 Meter über dem Flussbett vorbei und ist heute ein Rad- und Wanderweg.

Funktion

Der Seitenspeicher Bozenau wurde anlässlich der Neuerrichtung des Kraftwerks Alberschwende 1992 bis 1997 zur Schwalldämpfung errichtet.[4] Vor dem Bau wurden durch das Kraftwerk Alberschwende und das Kraftwerk Langenegg bei der Rückgabe des Wassers in die Bregenzer Ach sich überlagernde Schwälle erzeugt. Das Verhältnis zwischen Schwall und Sunk betrug bis zu 60:1.

Vor der Abgabe eines Schwallabflusses durch das Kraftwerk Alberschwende in der Bregenzer Ach wird seither aus diesem Seitenspeicher Bozenau eine sogenannte Vorflut erzeugt. Dabei wird über 24 Stunden eine bestimmte Wassermenge kontinuierlich abgegeben, die im Zusammenhang mit der Höhe des anschließenden. Hauptschwalles steht. Da dieser Hauptschwall durch den laufenden und zuvor bekannten Kraftwerksbetrieb regelmäßig auftritt, verbleibt ein erhöhter Mindestabfluss oft über längere Zeit (Tage bis Wochen), bevor er wieder bis auf den Tiefstwert (Sunkabfluss) absinkt.

Durch diese Maßnahme konnte das maximale Schwall/Sunk-Verhältnis von ca. 60:1 auf ca. 15:1 bis maximal 30:1 gesenkt werden.[5]

Technische Daten

Der Seitenspeicher Bozenau gilt als Anlagenteil des Kraftwerkes Alberschwende (es wird Wasser von diesem Kraftwerk vom Ausgleichsbecken Ach hierher geleitet) und hat etwa ein Fassungsvermögen von etwa 150.000 m³ bis 160.000 m³ und liegt auf rund 460 m ü. A. Die Dammkonstruktion ist als Erdschüttdamm mit Innendichtung ausgeführt und die maximale Dammhöhe über der Gründungssohle beträgt ca. 9,85 m. Der Seitenspeicher ist von Südost nach West (Ableitung) ausgerichtet und bildet einen großen Bogen, ähnlich einer unregelmäßig geformten Banane. Die gerade Länge beträgt rund 530 Meter, die gebogene Länge in der Mitte des Speichers gemessen rund 580 Meter. Die größte Breite beträgt rund 83 Meter.

Im August 2005 wurde durch das Hochwasser im Bregenzerwald der Seitenspeicher Bozenau weitgehend zerstört. [6] Der Seitenspeicher Bozenau wurde 2006 durch starke Niederschläge im Bereich des Kraftwerk Alberschwende wiederum beschädigt. Die Schäden konnten von der VKW kurzfristig behoben werden.[7] Aufgrund von Eintiefungstendenzen in der Bregenzerache ist es in den vergangen Jahren zu inneren Erosionen im Dammkörper gekommen. Die Sanierung des Dammes wurde im Jahre 2015 erfolgreich durchgeführt.[8]

Talsperrenverantwortlicher

Mit Bescheid des Landeshauptmanns von Vorarlberg vom 29. September 2016 wurde gemäß § 134 Abs. 7 Wasserrechtsgesetz 1959 (WRG 1959) die Anwendung des § 23a WRG 1959 betreffend Talsperrenverantwortliche auf die Stauanlagen:

vorgeschrieben, weil diese Anlagen als gefährliche Anlagen eingestuft wurden und im Interesse der allgemeinen Sicherheit es notwendig war, einen speziellen Verantwortlichen zu berufen.[9]

Talsperrenverantwortlicher haben nach § 23a WRG 1959 unter anderem die Aufgaben,

  • im Interesse der Talsperrensicherheit erforderliche Maßnahmen zu veranlassen,
  • in angemessener Frist leicht erreichbar zu sein,
  • festgestellte Mängel abzustellen,
  • den Wasserberechtigten hierüber unverzüglich zu informieren und
  • besondere Vorkommnisse unter anderem der Wasserrechtsbehörde unverzüglich mitzuteilen.

Durch die Tätigkeit der Talsperrenverantwortliche und durch laufende Überprüfungen und entsprechende Anordnungen sollen Gefährdungen im Vorhinein gar nicht entstehen können.[10]

Ökologischer Zustand

Der Seitenspeicher Bozenau liegt zur Gänze im Europaschutzgebiet Bregenzerachschlucht.[11] Die Bregenzer Ache verläuft in diesem Abschnitt in einer gewundenen Waldschlucht in der subalpinen Molasse aus Nagelfluh und Mergel. Nur an wenigen Stellen verbreitert sich das Flussbett zu geringen Aufweitungen.

Die ökomorphologische Zustandsklasse der Bregenzer Ache kann links, mit Ausnahme des Abschnittes zwischen dem Kraftwerk Alberschwende und dem Seitenspeicher Bozenau weitgehend natürlich bewertet werden, während das Ufer rechts aufgrund der Ufersicherungen für die Bahntrasse mit „mäßig beeinträchtigt“ bewertet wurde. Im Bereich des Kraftwerks Langenegg ist die Bregenzer Ache auf kurze Strecke mit „stark beeinträchtigt“ zu bewerten. Der fischökologische Zustand wird als mäßig guter Zustand (Stufe 3-4) bezeichnet.[12][13] Trotz der schwalldämpfenden Maßnahmen ist die Strömung während des Hauptschwalls nach wie vor sehr stark und es herrschen auch für strömungsliebende (rheophile) Arten wie die Bachforelle verbreitet kritische Fließgeschwindigkeiten von über 1 m/s.[5]

Weitere Nutzung

Die illwerke vkw AG haben Voruntersuchungen für ein weiteres Kraftwerk an der Bregenzer Ach in diesem Bereich abgeschlossen und mit Planungen für ein Kavernenkraftwerk im Pfänderhang bei Lochau (Klausmühle) begonnen. Dabei soll der Bregenzer Ach beim Speicher Bozenau das Wasser entnommen und dann über eine Druckrohrleitung durch den Pfänder geführt werden. Bei der Klausmühle wird das Wasser im unterirdischen Kraftwerkshaus abgearbeitet und bei Lochau in den Bodensee eingeleitet. Der Projektstart war für 2016 geplant, es wurden jedoch bislang keine Baumaßnahmen eingeleitet. Das Kraftwerk soll im fertigen Ausbau Energie für 25.000 Haushalte bereitstellen (rund 125 GWh pro Jahr).[14]

Langfristig wäre auch aus gewässerökologischer Sicht eine Totalausleitung des Schwalles in den Bodensee, verbunden mit einer ausreichenden Dotierung in der neu entstehenden Restwasserstrecke, eine zu prüfende Möglichkeit zur positiven Verbesserung der Situation.[5]

Weblinks

 Seitenspeicher Bozenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Gewässerkilometer der Bregenzer Ach 16,80 bis 16,13.
  2. Etwa bei Gewässerkilometer 16,85 der Bregenzer Ach.
  3. Kraftwerk Alberschwende, Webseite: illwerkevkw.at.
  4. Siehe Schreiben des Landeshauptmanns von Vorarlberg vom 24. Jänner 1992, mit dem das Detailprojekt "Seitenspeicher Bozenau, März 1991" in der Fassung der Ergänzung "Seitenspeicher Bozenau, flussbauliche Maßnahmen, Mai 1999" genehmigt wurde.
  5. Hochspringen nach: 5,0 5,1 5,2 Peter Baumann, Iris Klaus: Gewässerökologische Auswirkungen des Schwallbetriebes, Herausgegeben vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, Bern 2003, S. 82 ff.
  6. VKW Geschäftsbericht 2006], S. 26.
  7. VKW Geschäftsbericht 2006], S. 26.
  8. Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs vom 28.02.2019, Geschäftszahl: Ra 2017/07/0071.
  9. Gemäß § 23a Abs. 1 WRG 1959 für Talsperren und Speicher, Flusskraftwerke ausgenommen, deren Höhe über Gründungssohle 15 m übersteigt oder durch die eine zusätzliche Wassermenge von mehr als 500.000 m3 zurückgehalten wird, vom Wasserberechtigten in jedem Fall ein fachlich qualifizierter, verlässlicher und mit der Anlage vertrauter Talsperrenverantwortlicher sowie eine entsprechende Stellvertretung schriftlich zu bestellen und der Bezirksverwaltungsbehörde, der Gewässeraufsicht sowie dem BMLFUW bekanntzugeben. Bei Talsperren und Speicher unter 15 Meter über der Gründungssohle kann ein solcher Talsperrenverantwortlicher vorgeschrieben werden, wenn dies im Interesse der allgemeinen Sicherheit notwendig erscheint.
  10. Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs vom 28.02.2019, Geschäftszahl: Ra 2017/07/0071.
  11. Bregenzerachschlucht, Webseite: naturvielfalt.at.
  12. Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Bregenz vom 30. September 2011, Zl.: BHBR-II-6101-2010/0018.
  13. Siehe auch: Stellungnahme der Vorarlberger Naturschutzanwaltschaft vom 22. September 2011, Zahl: II-6101-2010/0018 zum überörtlichen Radrundweg Nagelfluhkette, Abschnitt Bregenzerachtal Egg - Doren.
  14. Zehn Zukunftsprojekte im Land, Webseite: vn.at vom 19. Oktober 2014.

47.4742849.853555Koordinaten: 47° 28′ 27″ N, 9° 51′ 13″ O