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Im Jahr 1914 zeichnete auch [[w:Ferdinand Bloch-Bauer|Ferdinand Bloch]] als Gesellschafter der ÖZI, der wertvolle Erfahrungen aus seinen Zuckerfabriken in Auschitz (heute Ortsteil der tschechischen Gemeinde ''Úžice u Kutné Hory'') und aus [[w:Kostelec nad Labem|Elbekosteletz]] mitbrachte. Auch in [[w:Hodonín|Göding]] in Mähren war er Vorstandsmitglied der dortigen Zuckerfabrik. So kam der in der Wiener Gesellschaft, ebenso wie seine Frau [[w:Adele Bloch-Bauer|Adele]], angesehene Industrielle in den Vorstand der ÖZI. | Im Jahr 1914 zeichnete auch [[w:Ferdinand Bloch-Bauer|Ferdinand Bloch]] als Gesellschafter der ÖZI, der wertvolle Erfahrungen aus seinen Zuckerfabriken in Auschitz (heute Ortsteil der tschechischen Gemeinde ''Úžice u Kutné Hory'') und aus [[w:Kostelec nad Labem|Elbekosteletz]] mitbrachte. Auch in [[w:Hodonín|Göding]] in Mähren war er Vorstandsmitglied der dortigen Zuckerfabrik. So kam der in der Wiener Gesellschaft, ebenso wie seine Frau [[w:Adele Bloch-Bauer|Adele]], angesehene Industrielle in den Vorstand der ÖZI. | ||
=== Erster Weltkrieg === | |||
Mit Beginn des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] brach der Markt mangels Exportmärkten ein. Nur in die neutrale [[w:Schweiz|Schweiz]] konnte man verlässlich liefern. Da sich der ausländische Markt jedoch nicht mehr preisdrückend auswirkte, konnte man im Land selbst bessere Erträge erzielen. | Mit Beginn des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] brach der Markt mangels Exportmärkten ein. Nur in die neutrale [[w:Schweiz|Schweiz]] konnte man verlässlich liefern. Da sich der ausländische Markt jedoch nicht mehr preisdrückend auswirkte, konnte man im Land selbst bessere Erträge erzielen. | ||
Am 10. August 1916 brannten die Fabrikshallen nieder, sodass eine Kampagne in diesem Jahr unmöglich wurde. Die frei gewordenen Rübenmengen konnten an andere Fabriken des Kartells verkauft werden. Die Hallen wurden jedoch unmittelbar danach wieder aufgebaut und im Zuge dessen auch modernisiert. Aber 1917 kam es durch Missernten und Transportproblemen neuerlich zu einem Betriebsstillstand. Die Verluste wurden wieder durch den Assecuranz-Verein und durch Verkauf von Realitäten in Pottendorf abgedeckt. 1918 und 1919 waren durch die unsicheren Märkte und dem Fehlen der männlichen Bevölkerung geprägt und machten einen kontinuierlichen Betrieb unmöglich. | Am 10. August 1916 brannten die Fabrikshallen nieder, sodass eine Kampagne in diesem Jahr unmöglich wurde. Die frei gewordenen Rübenmengen konnten an andere Fabriken des Kartells verkauft werden. Die Hallen wurden jedoch unmittelbar danach wieder aufgebaut und im Zuge dessen auch modernisiert. Aber 1917 kam es durch Missernten und Transportproblemen neuerlich zu einem Betriebsstillstand. Die Verluste wurden wieder durch den Assecuranz-Verein und durch Verkauf von Realitäten in Pottendorf abgedeckt. 1918 und 1919 waren durch die unsicheren Märkte und dem Fehlen der männlichen Bevölkerung geprägt und machten einen kontinuierlichen Betrieb unmöglich. | ||
Als Wetzler schwer erkrankte wurde als zweites Geldinstitut die [[w:Allgemeine Bodencreditanstalt|Allgemeine Bodencreditanstalt]] mit den Geldgeschäften betraut. ''Stefan von [[w:Auspitz|Auspitz-Artenegg]]'', der bereits 1921 in den Vorstand einzog, und ''Julius Hartig'' wurden in den Vorstand kooptiert. Auspitz wird | === Zwischenkriegszeit === | ||
Als Wetzler schwer erkrankte wurde als zweites Geldinstitut die [[w:Allgemeine Bodencreditanstalt|Allgemeine Bodencreditanstalt]] mit den Geldgeschäften betraut. ''Stefan von [[w:Auspitz|Auspitz-Artenegg]]'', der bereits 1921 in den Vorstand einzog, und ''Julius Hartig'' wurden in den Vorstand kooptiert. Auspitz wird 1926 mit Abstand als größter Aktionär genannt. | |||
Auf den Gründen der Fabrik wurden weitere Arbeiterwohnhäuser gebaut und die ''Kolonie'' erweitert. | Auf den Gründen der Fabrik wurden weitere Arbeiterwohnhäuser gebaut und die ''Kolonie'' erweitert. | ||
Als Wetzler 1922 82-jährig starb, folgte Ferdinand Bloch-Bauer nach, der 1924 die Tochter ''Aktiengesellschaft für landwirtschaftliche Betriebe'' gründete. Auch die ''Rohatez-Bisenzer Zuckerfabriken Rudolf Auspitz und Co. in Mähren wird aufgekauft. Ab 1. März war wieder der freie Zuckerverkauf möglich. Durch den Zukauf der Rüben und der Tschechoslowakei und Ungarn, konnte die Produktionsmenge verdoppelt werden. Dadurch konnte eine Fertigungshalle für [[w:Würfelzucker|Würfelzucker]] errichtet werden, sowie die Maschinenwerkstätte um eine Gießerei erweitert werden. | Als Wetzler 1922 82-jährig starb, folgte Ferdinand Bloch-Bauer nach, der 1924 die Tochter ''Aktiengesellschaft für landwirtschaftliche Betriebe'' gründete. Auch die ''Rohatez-Bisenzer Zuckerfabriken Rudolf Auspitz und Co. in Mähren wird aufgekauft. Ab 1. März war wieder der freie Zuckerverkauf möglich. Durch den Zukauf der Rüben und der Tschechoslowakei und Ungarn, konnte die Produktionsmenge verdoppelt werden. Dadurch konnte eine Fertigungshalle für [[w:Würfelzucker|Würfelzucker]] errichtet werden, sowie die Maschinenwerkstätte um eine Gießerei erweitert werden. | ||
In den Jahren 1928 und 1929 schlitterte der Zuckermarkt in eine weltweite Krise und die Preise erreichten einen Tiefststand. Im Oktober 1929 konnte dann zusätzlich die Bodencreditanstalt nur mehr durch eine Fusionierung mit der [[w:Creditanstalt-Bankverein|Creditanstalt]] aufgefangen werden. Diese musste aber 1931 selbst den Ausgleich anmelden. In den Sog dieses Bankzusammenbruchs gelangte schließlich auch das ''Bankhaus Auspitz, Lieben & Co''. Durch diese beiden Ausgleiche verlor die ÖZI stark an Wert. Um das ''Bankhaus Auspitz, Lieben & Co'' zu retten, stellten Historiker später fest, das auch kriminelle Schritte als letztes Mittel gesetzt wurden. Eine Strafverfolgung wurde allerdings bis nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss]] im Jahr 1938 verschleppt, und sie sich durch die Flucht von Auspitz-Artenegg ins Ausland erübrigte. | |||
Im Jahr 1931 schied Auspitz-Artenegg unehrenhaft sowie Ludwig Schüller aus dem Vorstand der ÖZI aus. Dafür kamen weitere Mitglieder der Familie Bloch-Bauer in den Verwaltungsrat. | |||
Für das Jahr 1935 werden noch die Gründung einer [[w:Betriebsfeuerwehr|Betriebsfeuerwehr]] unter dem Kommandanten Otto Stehle erwähnt. Sie bestand bis zur Schließung des Betriebes<ref>{{FW NÖ-S|298}}</ref> Auch ein Musikzug wurde gegründet. | |||
Mit der reichlichen Rübenernte 1935/1936 von knapp 1.200.000 [[w:Zentner|Doppelzentner]] wurden die schon vorhandenen Zuckerlager weiter aufgefüllt, was weiterhin eine hohe Zinsbelastung ergab. | |||
Einerseits war der Zuckermarkt übersättigt, andererseits wurde im Jahr 1937 die bereits 1934 von den Bauern geforderte achte Zuckerfabrik mit der [[w:Zuckerfabrik Tulln|Zuckerfabrik Tulln]] gegründet. | |||
Politisch liegen Schuldeingeständnisse von Ferdinand Bloch-Bauer und seinem Direktor Viktor Pfeifer vor, dass die ÖZI an die 1930 von [[w:Kurt Schuschnigg|Kurt Schuschnigg]] [[w:Ostmärkische Sturmscharen|Ostmärkische Sturmscharen]], sowie an etliche Funtionäre der [[w:Heimwehr|Heimwehr]] Bestechungs- und Schweigegelder für Bilanzfäschungen etc. bezahlt hat.<ref>Berthold Unfried, Ulrike Felber u.a.: ''Ökonomie der Arisierung'', Teil 2: Fallbeispiele, S.816-839</ref> Diese so erschlichenen Gelder zog Bloch-Bauer aus dem Unternehmen und verschob sie in die Schweiz. Die Nationalsozialisten, die zwar davon auch Kenntnis erlangten, spielten ihr Wissen erst nach dem Anschluss aus. | |||
=== Brucker Zuckerfabrik Clemens Auer === | |||
Nach der Flucht der jüdischen Firmenleitung in die Schweiz oder nach [[w:Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] wurden in einer vorbereitenden Aktion die Positionen durch [[w:Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] ersetzt. In der Ostmark fand gemäß dem [[w:Münchner Abkommen|Münchner Abkommen]] kein Zusammenschluss der Zuckerfabriken statt. Nach dem Druck auf die jüdischen Mitbesitzer verkauften diese ihre Aktien, die dann an 1939 an den reichsdeutschen Mühlenbesitze Clemens Auer weiterverkauft wurden. Nachdem der Name ÖZI aus dem Handelsregister gelöscht wurde, hieß das Unternehmen ''Brucker Zuckerfabrik Clemens Auer''. 1939 wurde der Firmensitz in Wien geschlossen und nach Bruck verlegt. Direktor blieb Viktor Pfeifer, wobei das Verhältnis zu Auer schlecht war, da ja die früheren Betrügereien bekannt waren. Auer wandelte die Aktiengesellschaft in eine Personengesellschaft um, wodurch das gesamte Firmenvermögen in seine Hände gelangte. | |||
1942 wurde der Firmensitz wieder nach Wien verlegt. Gesamtprokuristen waren neben Viktor Pfeifer Karl Rigal und Mario Bizarro, beide aus Wien. Rigal hatte Vorkenntnisse aus der Zuckerfabrik Hirm. Er wurde persönlich haftender Gesellschafter der Kommanditgesellschaft. Über die Betriebsstätte während des Krieges ist kaum etwas bekannt, da noch vieles in den Archiven unter Verschluss liegt. | |||
=== Nach Kriegsende === |