St. Martinskirche (Mödling): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie:Abgegangenes Bauwerk in Niederösterreich]]
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Version vom 8. Februar 2021, 09:10 Uhr

Gedenktafel der Martinskirche (2016)

Die St. Martinskirche war eine Kirche in Mödling. Sie stand an der Stelle der heutigen Waisenhauskirche in der Schöffelstadt. Die Kirche selbst stand bis 1787.

Von Bedeutung war auch der die Kirche umgebende Friedhof, der mit einer Mauer eingefasst wurde. Der Friedhof bestand schon vor 903 und wurde noch vor dem Bau der Waisenhauskirche geschlossen. Er war ebenso wie der Friedhof bei der Othmarkirche einer der Vorgänger des heutigen Friedhofes am Fuß des Eichkogels, der 1876 in Betrieb genommen wurde.

Baugeschichte

St. Martin in der Josephinischen Landesaufnahme von 1764 bis 1787

Medelihha wird erstmals im Lonsdorfer Codex am 8. September 903 erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt bestanden bereits zwei Kirchen in Mödling. Eine stand an der Stelle der heutigen Othmarkirche, die andere war bereits die Martinskirche und dem fränkischen Nationalheiligen Martin von Tours geweiht. Die Entstehung der Martinskirchen in Österreich allgemein reicht meist ins 9. Jahrhundert, in die Zeit der Karolinger, zurück.[1] Wann die beiden Mödlinger Kirchen jedoch tatsächlich errichtet wurden, ist nicht bekannt. Das Gebiet zwischen den beiden Kirchen, das hauptsächlich aus Weingärten bestand, nannte man noch im 15. Jahrhundert In zwey Kürchen.[2]

Einem Fund eines rotgebrannten Quaders im Jahr 1974 zu Folge, war die Martinskirche im 12. Jahrhundert ein romanischer Quaderbau. Das zweijochige Schiff hat zwei etwa 1,2 Meter starke Mauern.

Eine urkundliche Erwähnung findet man in einer Urkunde vom 11. November 1236.[3]

In den Heiligenkreuzer Annalen wird im Jahr 1252 von einem Brand durch die Ungarn der Kirche außerhalb des Ortes berichtet, wobei die Grundmauern stehen blieben und sie so bald wieder renoviert werden konnte.

Im Jahr 1347 wurde die Kirche dem Stift Melk einverleibt.

Noch 1475 wurde St. Martin noch als eigene Pfarre dokumentiert, die an das Domdekanat dotiert hatte. In der Folge wurde die Othmarskirche die neue Pfarrkirche.[3]

Im Jahr 1529 bei der Ersten Türkenbelagerung werden sowohl die Martinskirche als auch die Othmarskirche komplett zerstört. Die Martinskirche wird aber bald wieder renoviert.

Nach einem Burgenfriedensplan aus dem Jahr 1610 stand die Kirche auf einem sanften Hügel, der zum Mödlingbach abfiel. Er zeigt auch eine Mauer und einen Wehrgraben, sodass man annimmt, dass es sich um eine Wehrkirche gehandelt haben dürfte. In einer überarbeiteten Version des Plans von 1630 scheinen auch Weinstöcke in der nahen Umgebung auf.

Im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683 wird die Kirche neuerlich zerstört. Eine bauliche Renovierung konnte aber bereits 1690 abgeschlossen werden.

Im Jahr 1738 kaufte Graf von Korschinsky das Grundstück rund um die Kirche und ließ eine Allee und einen Brunnen, sowie eine Einsiedelei anlegen.

Diese Pietá bei der Othmarkirche stand ursprünglich beim Martinsfriedhof

In der Pfarrchronik wird noch beim Jahr 1773 wird über die erfolgte Sanierung, wie folgt berichtet:

„Ausser den Marckt gegen Neudorf ist noch eine uralte Kirch dem hl. Martino eingeweyhet, um welche herum der allgemeine Freydhoff ist, hat auch kein Capital, und wird wie die Pfarr, die st. Aegydy also auch diese vom Marckt Rath bey Bau erhalten. In dieser Kirch wird das Jahr hindurch zweymahl ein Gottes Dienst... gehalten. Von wann und wie sie erbauet worde, ist unbewusst. Seiner Excellenz Graf von Koschinsky hat sich erbarmet, diese Kirch, und selbe, da sie beynahe eingefallen wäre, solche auf eigene Kosten und Zügeln decken und den Thurm befestigen lassen, wie die Inschrift in der Kirche aufweiset an der Mauer Wand.“

Pfarrchronik 1773

In den folgenden Jahren werden weitere Spenden erwähnt. Nach einer Kirchenaufstellung aus denen Jahr 1783 und 1784 bestehen in der Region neben den Pfarrkichen 23 Nebenkirchen, worunter sich auch die Martinskirche befindet. In der Chronik von St. Othmar befindet sich unter 1787 sich in einem Sitzungsprotokoll, bei der auch der Dechant Gottlieb Schiechl anwesend war, ..die Spitalskirche nach Bedarf offen zuhalten und die St. Martinskirche ohne weiteres zu entweihen ist. Der Beschluss wurde noch im selben Jahr umgesetzt. Bei der Verwertung wurden die beiden kleinen Glocken dem Glockengießer für einen Neuguss einer gesprungenen Messglocke in St. Othmar zur Verfügung gestellt.

Pfarrentwicklung

Im Jahr 1113, wurde die Martinskirche in Verbindung mit der großen Pfarre mit dem Patronat des Stiftes Melk unter Leopold von Babenberg erwähnt. Aus der seit dem 9. Jahrhundert bestehenden Urpfarre wurde im 11. Jahrhundert eine Mutterpfarre. Die Kirche hieß im Volksmund von Beginn an wegen der reichen Zehenteinnahmen und dem großen Pfarrbezirk die große Pfarrkirche Österreichs.

Virtueller Rundgang mit Orgelkonzert

Erinnerungen an den Martinsfriedhof

  • Die Pietà von 1694 neben der Othmarkirche stand beim Martinsfriedhof
  • Bei der Begräbnisstätte des Waisenhauses am Mödlinger Friedhof findet man vier Putten, sowie die Balustraden vom Martinsfriedhof,
  • Im Museum findet man ein Gemälde aus der Gruftkapelle der Familie Vargemont, gemalt von Ritter Scheffer von Leonhardshoff[4]
  • Ein Beleg aus dem Jahr 1745, aus dem ersichtlich ist, dass der Friedhof von einem Einsiedler betreut wurde.[2]
  • Bauarbeiten wurden in 2010er Jahren erst nach archäologischen Erhebungen durch das Bundesdenkmalamt, bei denen man Hinweise auf Sargbestattungen fand, genehmigt. Trotz diesen Freigaben werden während des Baues eines Wohngebäudes hinter dem ehemaligen Rotkreuzgebäude immer wieder Knochenfunde gemacht.[5]

Die Martinskirche in Sage und Legende

An der Stelle der Martinskirche befand sich früher dichter Wald mit einer Lichtung und einer Quelle. Der Heiligen Martin, der hier als Pilger rastete, bschloss an dem Ort eine Hütte zu errichten. Mit anderen ebenfalls vorbeikommenden bildete sich bald eine Gemeinde, die sich zusammentat diese Hütte als Kirche zu bauen.

Keine Freude hatte der Teufel an dem Bau und zerstörte das Tagewerk. Der vertriebene Teufel spottete:

„Und wenn du auch weiterbaust, frommer Gesell, wird deine Kirche arm und dürftig sein, fehlt es dir doch an Gold und Schätzen, über die ich reich verfüge. Sieh, unter dem Baumstrunk berg' ich einen Schatz, mit dessen Hilfe du ein prächtiges Bauwerk schaffen könntest. Es sei denn, wenn du es zuwege brächtest, dass der alte Baumstumpf oben wie unten in Erde stecke.“

In der Folge stülpte Martin einen Häfen über den Baumstrunk, womit der Teufel in der Folge verschwand.

Als man später die Trümmer der durch die Türken niedergebrannten Martinskirche beseitigte, fand man in den Grundmauern scherben dieses Häfens.[6]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Alfred Weiss: Mödling Landschaft, Kultur und Wirtschaft, S.89, S.91
  2. 2,0 2,1 Georg Mödlhammer: Die St. Martins-Kirche in Mödling in Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der BH Mödling, Ausgabe 5/1977
  3. 3,0 3,1 Historische und topographische Darstellung von Medling und der Umgebung; mit besonderer Rücksicht auf Pfarren, Stifte, Klöster, milde Stiftungen und Denkmähler, Wien 1824
  4. Der Friedhof in Mödling abgerufen am 3. Jänner 2016
  5. Knochenfunde auf der Großbaustelle in den NÖN Woche 22/2020 Printausgabe
  6. Die Sage von der Martinskirche abgerufen am 16. September 2020

48.0862316.29942Koordinaten: 48° 5′ 10″ N, 16° 17′ 58″ O

Weblinks