Sebastian Narr: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Sebastian Narr''' (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1490<ref group="A">Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 335</ref>) war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der [[Grafschaft Tirol]] für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.  
[[File:Gezicht op Matrei Matrei (titel op object), RP-F-F00945-6.jpg|thumb|Matrei am Brenner, wo Sebastian Narr lebte und wirkte, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts]]
'''Sebastian Narr''' (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, zwischen dem Juli 1490 und dem Juni 1491<ref group="A">Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 338</ref>), auch '''Sebastian Narr von Patsch''' oder '''Sebastian Narr von Matrei''', im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der [[Grafschaft Tirol]] für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.  


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Die Familie Narr war eine Sippe, die im Gebiet zwischen [[Jenbach]] und [[Patsch]] verstreut ihre Wohnsitze hatte. Sie ist dort bereits im 14. Jahrhundert nachgewiesen.<ref>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 335f.</ref>  
Die Familie Narr war eine Sippe, die im Gebiet zwischen [[Jenbach]] und [[Patsch (Tirol)|Patsch]] verstreut ihre Wohnsitze hatte.<ref>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 335f.</ref> Sebastian Narr war der Sohn von [[Heinrich Narr]].<ref>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 335f.</ref> Sebastian Narr war der Sohn von [[Heinrich Narr]] aus dessen Ehe mit Barbara.<ref name ="Wallnöfer336>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 336</ref> Er selbst hatte keine leiblichen Erben.<ref name ="Wallnöfer338>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 338</ref>  
* Ein "Konrad der Narr" kaufte im 14. Jahrhundert zusammen mit seiner Ehefrau von Hans Helbling von [[Straßfried]] eine Gülte aus dem Burggarten und der Mühle unterhalb von Will.<ref name ="Wallnöfer336>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 336</ref>
* Ein Thomas Narr aus [[Patsch]] war im Besitz des Zolls zu [[Lans]] und wird in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Zeuge einer Kundschaftsaufnahme und einer Urfehde genannt.<ref name ="Wallnöfer336/>
 
Sebastian Narr war der Sohn von [[Heinrich Narr]].


== Leben ==
== Leben ==
Sebastian Narr war in [[Patsch]] ansässig. Am 16. August 1487 wurde er in [[Hall in Tirol|Hall]] von den Landständen der Grafschaft Tirol aus den Gerichten zum zusätzlichen landesfürstlichen Rat ernannt. Auf dem Landtag zu Meran vom 1. November 1487  wurde er, gemeinsam mit den Gerichtsboten Hans In der Maur und Martin Strauß, zu Landräten bestellt.<ref name ="Wallnöfer335>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 335</ref>
Sebastian Narr studierte 1465 an der [[Universität Wien|Universität]] in [[Wien]]. Um 1478 ist er erstmals in [[Matrei am Brenner]] belegt, wo sein Vater ansässig war und wo er den Status eines Bürgers besaß. Er besaß dort ein Haus mit einer Hofstatt an der Landstraße, aus dem er 1478 den beiden Kirchenpröpsten der Nikolauskapelle in [[Obernberg am Brenner|Obernberg]] einen jährlichen Zins verkaufte. 1483 wurde ihm vom [[w:Georg Golser|Bischof von Brixen]] der "Scheuenpflugzehnte" verliehen, den bereits sein Vater besessen hatte.<ref name ="Wallnöfer337>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 337</ref>


1488 fungierte er zusammen mit [[Hans Heuerling]] in einem Streit zwischen Ciprian Vintler, damals Pfleger auf [[w:Burgruine Salern|Salern]], und Sigmund Gerhart zu Brixen mit den Nachbarschaften in der Gegend von Mittenwald um ein Holzschlagrecht als Rechtssprecher. 1490 war er einer der Rechtsprecher in dem Verfahren gegen Anna von Spies. 1501 war Hans Heuerling Stadtrichter von Matrei.<ref name ="Wallnöfer274">vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 274</ref>
1473 und 1474 war Sebastian Narr Landrichter von [[Steinach am Brenner|Steinach]], 1478 und 1480 Richter von Matrei.<ref name ="Wallnöfer337/> Am 16. August 1487 wurde er in [[Hall in Tirol|Hall]] von den Landständen der Grafschaft Tirol aus den Gerichten zum zusätzlichen landesfürstlichen Rat ernannt. Auf dem Landtag zu Meran vom 1. November 1487  wurde er, gemeinsam mit den Gerichtsboten Hans In der Maur und Martin Strauß, zu Landräten bestellt.<ref name ="Wallnöfer335>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 335</ref> 1488 fungierte er zusammen mit [[Hans Heuerling]] in einem Streit zwischen Ciprian Vintler, damals Pfleger auf [[w:Burgruine Salern|Salern]], und Sigmund Gerhart zu Brixen mit den Nachbarschaften in der Gegend von Mittenwald um ein Holzschlagrecht als Rechtssprecher.<ref>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 274 und S. 337</ref> 1489 war er Amtmann des Heilig-Geist-Spitals von Matrei.<ref name ="Wallnöfer337/>


Sebastian Narr führte ein eigenes Siegel, das er in eigener Sache, aber auch zur Beurkundung von zahlreichen fremden Rechtsgeschäften verwendete, darunter einer Reihe von Zinsverkäufen, welche die Pfarre Matrei betrafen.<ref name ="Wallnöfer338>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 338</ref>
== Literatur ==
== Literatur ==
* Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol''. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9
* Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol''. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9
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Aktuelle Version vom 29. März 2021, 08:31 Uhr

Matrei am Brenner, wo Sebastian Narr lebte und wirkte, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Sebastian Narr (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, zwischen dem Juli 1490 und dem Juni 1491[A 1]), auch Sebastian Narr von Patsch oder Sebastian Narr von Matrei, im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.

Herkunft und Familie

Die Familie Narr war eine Sippe, die im Gebiet zwischen Jenbach und Patsch verstreut ihre Wohnsitze hatte.[1] Sebastian Narr war der Sohn von Heinrich Narr.[2] Sebastian Narr war der Sohn von Heinrich Narr aus dessen Ehe mit Barbara.[3] Er selbst hatte keine leiblichen Erben.[4]

Leben

Sebastian Narr studierte 1465 an der Universität in Wien. Um 1478 ist er erstmals in Matrei am Brenner belegt, wo sein Vater ansässig war und wo er den Status eines Bürgers besaß. Er besaß dort ein Haus mit einer Hofstatt an der Landstraße, aus dem er 1478 den beiden Kirchenpröpsten der Nikolauskapelle in Obernberg einen jährlichen Zins verkaufte. 1483 wurde ihm vom Bischof von Brixen der "Scheuenpflugzehnte" verliehen, den bereits sein Vater besessen hatte.[5]

1473 und 1474 war Sebastian Narr Landrichter von Steinach, 1478 und 1480 Richter von Matrei.[5] Am 16. August 1487 wurde er in Hall von den Landständen der Grafschaft Tirol aus den Gerichten zum zusätzlichen landesfürstlichen Rat ernannt. Auf dem Landtag zu Meran vom 1. November 1487 wurde er, gemeinsam mit den Gerichtsboten Hans In der Maur und Martin Strauß, zu Landräten bestellt.[6] 1488 fungierte er zusammen mit Hans Heuerling in einem Streit zwischen Ciprian Vintler, damals Pfleger auf Salern, und Sigmund Gerhart zu Brixen mit den Nachbarschaften in der Gegend von Mittenwald um ein Holzschlagrecht als Rechtssprecher.[7] 1489 war er Amtmann des Heilig-Geist-Spitals von Matrei.[5]

Sebastian Narr führte ein eigenes Siegel, das er in eigener Sache, aber auch zur Beurkundung von zahlreichen fremden Rechtsgeschäften verwendete, darunter einer Reihe von Zinsverkäufen, welche die Pfarre Matrei betrafen.[4]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 335f.
  2. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 335f.
  3. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 336
  4. 4,0 4,1 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 338
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 337
  6. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 335
  7. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 274 und S. 337

Anmerkungen

  1. Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 338