Jüdische Bevölkerung in der Gemeinde Krumbach: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Familie Max und Miriam (Mira) Blum mit ihren Kindern Moritz, David, Julius, Friedrich, Grete, Alfred, Else, Ernst und Robert, die Familie Adolf und Irma Blum mit ihren Kindern Ignaz, Willi, Trude und Herbert und die Familie Reininger mit ihren Kindern Martha und Hertha. Die Familie Max und Miriam Blum stammte väterlicherseits aus [[w:Lackenbach|Lackenbach]], einer der [[w:Siebengemeinden(Burgenland)|Siebengemeinden]].<ref> Festschrift Pfarre Krumbach, 2004 S. | Die Familie Max und Miriam (Mira) Blum mit ihren Kindern Moritz, David, Julius, Friedrich, Grete, Alfred, Else, Ernst und Robert, die Familie Adolf und Irma Blum mit ihren Kindern Ignaz, Willi, Trude und Herbert und die Familie Reininger mit ihren Kindern Martha und Hertha. Die Familie Max und Miriam Blum stammte väterlicherseits aus [[w:Lackenbach|Lackenbach]], einer der [[w:Siebengemeinden(Burgenland)|Siebengemeinden]].<ref name = "FestschriftPfarre">Festschrift der Pfarre Krumbach, 2004, S. 93ff.</ref> | ||
== Das jüdische Bethaus == | == Das jüdische Bethaus == | ||
Im Zentrum Krumbachs, neben dem heutigen Gemeindehaus, befand sich bis 1938 ein jüdisches [[w:Bethaus|Gebetshaus]], welches im Besitz der Familie Max und Miriam Blum war. Der Eingang des Gebetshauses befand sich auf der Giebelseite, rechts und links davon befanden sich jeweils zwei Rundbogenfenster. Eine schmale Tür und eine sehr steile Holztreppe führten zur [[w:Empore|Empore]], welche von einem Holzgitter umgeben war. Von dort aus konnten die Frauen dem Gottesdienst beiwohnen.<ref>Johann Hagenhofer, Gert Dressel: Lebensspuren III, 2014 S.39</ref> In der Raummitte hing ein vergoldeter Holzluster und auf der Stirnseite des Gebetshauses befand sich ein großer Torbogen, der mit einem roten Vorhang verschlossen war. Dahinter befanden sich zwei [[w:Thora|Thorarollen]] mit Krönchen und Zeigestab.<ref | Im Zentrum Krumbachs, neben dem heutigen Gemeindehaus, befand sich bis 1938 ein jüdisches [[w:Bethaus|Gebetshaus]], welches im Besitz der Familie Max und Miriam Blum war. Der Eingang des Gebetshauses befand sich auf der Giebelseite, rechts und links davon befanden sich jeweils zwei Rundbogenfenster. Eine schmale Tür und eine sehr steile Holztreppe führten zur [[w:Empore|Empore]], welche von einem Holzgitter umgeben war. Von dort aus konnten die Frauen dem Gottesdienst beiwohnen.<ref>[[Johann Hagenhofer]], Gert Dressel: Lebensspuren III, 2014 S.39</ref> In der Raummitte hing ein vergoldeter Holzluster und auf der Stirnseite des Gebetshauses befand sich ein großer Torbogen, der mit einem roten Vorhang verschlossen war. Dahinter befanden sich zwei [[w:Thora|Thorarollen]] mit Krönchen und Zeigestab.<ref name = "FestschriftPfarre"/> | ||
== Familie Blum und die anderen Ortsbewohner == | == Familie Blum und die anderen Ortsbewohner == | ||
Die Familie Blum hatte bis zum Jahr 1938 ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den anderen Einwohnern der Gemeinde Krumbach. Der damalige Ortspfarrer Justin Sedlaczek wohnte einige Male Gottesdiensten im jüdischen Gebetshaus bei. Er betrachtete die Familie Blum als gläubigste Familie Krumbachs. Ab 1938 änderte sich die Lage und nur mehr ein paar wenige Ortsbewohner wollten noch etwas mit der jüdischen Familie zu tun haben.<ref | Die Familie Blum hatte bis zum Jahr 1938 ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den anderen Einwohnern der Gemeinde Krumbach. Der damalige Ortspfarrer Justin Sedlaczek wohnte einige Male Gottesdiensten im jüdischen Gebetshaus bei. Er betrachtete die Familie Blum als gläubigste Familie Krumbachs. Ab 1938 änderte sich die Lage und nur mehr ein paar wenige Ortsbewohner wollten noch etwas mit der jüdischen Familie zu tun haben.<ref name = "FestschriftPfarre"/> | ||
== Ghetto, Konzentrationslager und Flucht ins Ausland == | == Ghetto, Konzentrationslager und Flucht ins Ausland == | ||
Als die Familie Blum zu [[w:Ostern|Ostern]] 1938 zum [[w:Pessach|Pessachfest]] versammelt war, stürmten [[w:Sturmabteilung|SA]]-Männer das Haus und die Familie wurde verhört und zum Verkauf des Hauses an die Gemeinde Krumbach gezwungen. Die Familie Blum wurde in das [[w:Ghetto|Ghetto]] in der Herminengasse im 2. Wiener Bezirk gebracht. Den Söhnen Alfred und Friedrich gelang die Flucht in die [[w:Schweiz|Schweiz]] und von dort aus reisten sie nach [[w:Frankreich|Frankreich]] weiter. Vater Max Blum verstarb noch vor der Deportation am 2. Jänner 1942 in [[ | Als die Familie Blum zu [[w:Ostern|Ostern]] 1938 zum [[w:Pessach|Pessachfest]] versammelt war, stürmten [[w:Sturmabteilung|SA]]-Männer das Haus und die Familie wurde verhört und zum Verkauf des Hauses an die Gemeinde Krumbach gezwungen. Die Familie Blum wurde in das [[w:Ghetto|Ghetto]] in der Herminengasse im 2. Wiener Bezirk gebracht. Den Söhnen Alfred und Friedrich gelang die Flucht in die [[w:Schweiz|Schweiz]] und von dort aus reisten sie nach [[w:Frankreich|Frankreich]] weiter. Vater Max Blum verstarb noch vor der Deportation am 2. Jänner 1942 in [[Wien]]. Mutter Miriam wurde am 9. Juni 1942 nach [[w:Minsk|Minsk]] deportiert und ermordet, im gleichen Transport waren die Töchter Else und Grete. Beide starben im [[w:Konzentrationslager|Konzentrationslager]].<ref name = "FestschriftPfarre"/> | ||
== Der Luster == | == Der Luster == | ||
Kurz vor der Umsiedelung in das Ghetto bat Herr Blum eine Krumbacher Familie den großen [[w:Kronleuchter|Luster]] aus dem Gebetshaus aufzubewahren. Der Luster wurde auf den Dachboden der Villa Thilde, den heutigen Kindergarten, gebracht wo er den Krieg überdauerte.<ref | Kurz vor der Umsiedelung in das Ghetto bat Herr Blum eine Krumbacher Familie den großen [[w:Kronleuchter|Luster]] aus dem Gebetshaus aufzubewahren. Der Luster wurde auf den Dachboden der Villa Thilde, den heutigen Kindergarten, gebracht wo er den Krieg überdauerte.<ref name = "FestschriftPfarre"/> Nach 52 Jahren tauchte der Luster wieder auf dem Dachboden der Villa Thilde auf. Friedrich Blum veranlasste, dass der Luster in ein Museum nach [[w:Israel|Israel]] überstellt wurde. .<ref>Johann Hagenhofer, Gert Dressel: Lebensspuren III, 2014 S. 41</ref> | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
*Hagenhofer | * [[Johann Hagenhofer]] / Gert Dressel: ''Eine Bucklige Welt. Krieg und Verfolgung im Land der tausend Hügel. Lebensspuren III,'' 2014, ISBN 9783200037342 | ||
*Festschrift ''750 Jahre Pfarre Krumbach. Von der Wehrkirche zu mehr Kirche?,'' 2004 | * Festschrift ''750 Jahre Pfarre Krumbach. Von der Wehrkirche zu mehr Kirche?,'' 2004 | ||
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Aktuelle Version vom 14. Juli 2021, 07:10 Uhr
Die Jüdische Bevölkerung in der Gemeinde Krumbach in der Buckligen Welt bestand bis zum Jahr 1938 aus drei Familien. Die Familie Max und Miriam (Mira) Blum mit ihren Kindern Moritz, David, Julius, Friedrich, Grete, Alfred, Else, Ernst und Robert, die Familie Adolf und Irma Blum mit ihren Kindern Ignaz, Willi, Trude und Herbert und die Familie Reininger mit ihren Kindern Martha und Hertha. Die Familie Max und Miriam Blum stammte väterlicherseits aus Lackenbach, einer der Siebengemeinden.[1]
Das jüdische Bethaus
Im Zentrum Krumbachs, neben dem heutigen Gemeindehaus, befand sich bis 1938 ein jüdisches Gebetshaus, welches im Besitz der Familie Max und Miriam Blum war. Der Eingang des Gebetshauses befand sich auf der Giebelseite, rechts und links davon befanden sich jeweils zwei Rundbogenfenster. Eine schmale Tür und eine sehr steile Holztreppe führten zur Empore, welche von einem Holzgitter umgeben war. Von dort aus konnten die Frauen dem Gottesdienst beiwohnen.[2] In der Raummitte hing ein vergoldeter Holzluster und auf der Stirnseite des Gebetshauses befand sich ein großer Torbogen, der mit einem roten Vorhang verschlossen war. Dahinter befanden sich zwei Thorarollen mit Krönchen und Zeigestab.[1]
Familie Blum und die anderen Ortsbewohner
Die Familie Blum hatte bis zum Jahr 1938 ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den anderen Einwohnern der Gemeinde Krumbach. Der damalige Ortspfarrer Justin Sedlaczek wohnte einige Male Gottesdiensten im jüdischen Gebetshaus bei. Er betrachtete die Familie Blum als gläubigste Familie Krumbachs. Ab 1938 änderte sich die Lage und nur mehr ein paar wenige Ortsbewohner wollten noch etwas mit der jüdischen Familie zu tun haben.[1]
Ghetto, Konzentrationslager und Flucht ins Ausland
Als die Familie Blum zu Ostern 1938 zum Pessachfest versammelt war, stürmten SA-Männer das Haus und die Familie wurde verhört und zum Verkauf des Hauses an die Gemeinde Krumbach gezwungen. Die Familie Blum wurde in das Ghetto in der Herminengasse im 2. Wiener Bezirk gebracht. Den Söhnen Alfred und Friedrich gelang die Flucht in die Schweiz und von dort aus reisten sie nach Frankreich weiter. Vater Max Blum verstarb noch vor der Deportation am 2. Jänner 1942 in Wien. Mutter Miriam wurde am 9. Juni 1942 nach Minsk deportiert und ermordet, im gleichen Transport waren die Töchter Else und Grete. Beide starben im Konzentrationslager.[1]
Der Luster
Kurz vor der Umsiedelung in das Ghetto bat Herr Blum eine Krumbacher Familie den großen Luster aus dem Gebetshaus aufzubewahren. Der Luster wurde auf den Dachboden der Villa Thilde, den heutigen Kindergarten, gebracht wo er den Krieg überdauerte.[1] Nach 52 Jahren tauchte der Luster wieder auf dem Dachboden der Villa Thilde auf. Friedrich Blum veranlasste, dass der Luster in ein Museum nach Israel überstellt wurde. .[3]
Literatur
- Johann Hagenhofer / Gert Dressel: Eine Bucklige Welt. Krieg und Verfolgung im Land der tausend Hügel. Lebensspuren III, 2014, ISBN 9783200037342
- Festschrift 750 Jahre Pfarre Krumbach. Von der Wehrkirche zu mehr Kirche?, 2004