Joseph von Fürnberg: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Joseph von Fürnberg''' (* [[24. Februar]] [[1742]]; † [[13. September]] [[1799]], in [[Melk]]), auch '''Joseph Weber von Fürnberg''', gründete ein Holzunternehmen, eine Papierfabrik und ein Postimperium im südlichen Waldviertel. Er gilt als einer der ersten Industriellen in dieser Gegend.
'''Joseph von Fürnberg''' (* [[24. Februar]] [[1742]], in [[Wien]]; † [[13. September]] [[1799]], in [[Melk]] oder [[Wien]]), auch '''Joseph Weber von Fürnberg''', ursprünglich '''Friedrich Joseph von Fürnberg''', gründete ein Holzunternehmen, eine Papierfabrik und ein Postimperium im südlichen Waldviertel. Er gilt als einer der ersten Industriellen in dieser Gegend.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Joseph von Fürnberg war der Enkel des Arztes [[Carl Weber]] († um 1750). Dieser brachte es bis zum k.k. Regierungsrat in Sanitätssachen, erwarb mehrere Herrschaften um Melk und wurde 1731 in den Ritterstand erhoben.
Joseph von Fürnberg stammte aus einer Familie, die ursprünglich in der Reichslandschaft Schwaben ansässig war. Er war der Enkel des Arztes [[Carl Weber|Johann Karl Weber]] († um 1750) und der Sohn des Mäzens [[Karl Joseph von Fürnberg]].<ref>vgl. Andreas Zajic: ''Große Herren und Aufsteiger'', 2017, S. 39f.</ref> Verheiratet war er mit Theresia, der Tochter von Franz Schellerer zu Hadersdorf. Aus dieser Ehe hatte er keine Kinder.<ref name ="Zajic409">vgl. Andreas Zajic: ''Große Herren und Aufsteiger'', 2017, S. 40</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Joseph von Fürnberg hatte die Herrschaften [[Leiben]] und Weitenegg (heute Teil von Leiben) geerbt.<ref name ="Zajic39">vgl. Andreas Zajic: ''Große Herren und Aufsteiger'', 2017, S. 39</ref> Um 1768 erwarb er einige Gebiete um [[Gutenbrunn]] und [[Martinsberg]] und um den Weinsberger Forst. Am 16. Juli 1774 erhielt er das Privileg zur Errichtung einer Holzschwemme im Weinsberger Forst und außerdem die Erlaubnis, das Holz für diese auf dem Großen und dem Kleinen Kamp, der Weiten und der Krems triften zu dürfen. Für die Holzschwemme organisierte Joseph von Fürnberg Arbeiter, außerdem errichtete er daraufhin in [[Luberegg]] einen Stapelplatz und ein Schloss als Sitz der Verwaltung der Holzschwemme. Wenig später gründete er in Leiben eine Papierfabrik.
Joseph von Fürnberg machte zunächst Karriere bei der Armee, welche er als k.k. Oberstleutnant verließ.<ref name ="Neidhart219">vgl. Herbert Neidhart: ''Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799)'', 2017, S. 219</ref> Von seinem Großvater hatte die Fideikommiss-Herrschaften [[Leiben]] und Weitenegg (heute Teil von Leiben) geerbt.<ref name ="Zajic39">vgl. Andreas Zajic: ''Große Herren und Aufsteiger'', 2017, S. 39</ref> Um 1768 erwarb er einige Gebiete um [[Gutenbrunn]] und [[Martinsberg]] sowie um den [[Weinsberger Wald|Weinsberger Forst]]. Am 16. Juli 1774 erhielt er das Privileg zur Errichtung einer Holzschwemme im Weinsberger Forst und außerdem die Erlaubnis, das Holz für diese auf dem Großen und dem Kleinen Kamp, der Weiten und der Krems triften zu dürfen. Für die Holzschwemme organisierte Joseph von Fürnberg Arbeiter, außerdem errichtete er daraufhin in [[Luberegg]] einen Stapelplatz und ein Schloss als Sitz der Verwaltung der Holzschwemme. Wenig später gründete er in Leiben eine Papierfabrik.<ref name ="gedächtnis">vgl.{{nömuseum|p|517|Weber von Fürnberg, Josef}} abgerufen am 19. April 2020</ref>


Am 28. Jänner 1777 kaufte er von Eleonora von Seltern, der Witwe von [[Anton von Seldern]] († 1769), das Schloss und die Herrschaft [[Pöggstall]], welche seine bisherigen Besitzungen ideal arrondierten.<ref name ="Zajic39"/>
1773 kaufte er die Herrschaft [[Aggsbach]] und die Landgüter Loizendorf und Erlanghof, wenig später außerdem die Herrschaften Oberranna und Unterranna sowie das Landgut "Ebersdorf am Berg, vulgo Kaunberg".<ref name ="Neidhart219"/> Am 28. Jänner 1777 kaufte er von Ernestina Eleonora von Seltern, der Witwe von [[Anton von Seldern]] († 1769), das Schloss und die Herrschaft [[Pöggstall]], welche seine bisherigen Besitzungen ideal arrondierten.<ref name ="Zajic39"/>


Für den Ort Gutenbrunn, wo er sich ein kleines Schloss erbaute, erwirkte er das Marktrecht zur Abhaltung eines Getreide- und eines Viehmarktes. Dort erbaute er einen Gasthof und einen Meierhof, womit er auch die Wallfahrten nach [[Maria Taferl]] unterstützte.  
Für den Ort Gutenbrunn, wo er sich ein kleines Schloss erbaute, erwirkte er das Marktrecht zur Abhaltung eines Getreide- und eines Viehmarktes. Dort erbaute er einen Gasthof und einen Meierhof, womit er auch die Wallfahrten nach [[Maria Taferl]] unterstützte.<ref name ="gedächtnis"/>


Nachdem die Wälder streckenweise wieder aufgeforstet werden mussten, ließ [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] 1786 das Heizen mit Holz für die Glaserzeugung verbieten. Diese Maßnahme, welche der Schonung und Erholung der Wälder diente, bedeutete für das Holzunternehmen von Joseph von Fürnberg enorme finanzielle Einbußen.  
Nachdem die Wälder streckenweise wieder aufgeforstet werden mussten, ließ [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] 1786 das Heizen mit Holz für die Glaserzeugung verbieten. Diese Maßnahme, welche der Schonung und Erholung der Wälder diente, bedeutete für das Holzunternehmen von Joseph von Fürnberg enorme finanzielle Einbußen.<ref name ="gedächtnis"/> 


Joseph von Fürnberg, der inzwischen die Poststationen in Luberegg, Pöggstall und Gutenbrunn hatte erbauen lassen, erhielt diese 1791 durch den Kaiser als Erbbesitz und dazu das Postprivileg für die Strecke zwischen Leiben und Gutenbrunn. Als kaiserlicher Erbpostmeister betrieb er nun sein eigenes Postunternehmen, die "Fürnberg'sche Post". Sein Holzunternehmung, das inzwischen schwere Schulden belasteten, konnte er trotzdem nicht mehr sanieren. 1795/96 verkaufte er daher seine gesamten Besitzungen im südlichen Waldviertel an den kaiserlichen Familienfonds, wodurch diese kaiserliche Familienherrschaften wurden. Um den Erlös erwarb er die Poststationen in [[Melk]] und [[Purkersdorf]], die er neu erbauen ließ, später auch die Poststation in [[Perschling]]. Er plante noch seine "Fürnberg'sche Post" durch den Kauf der Poststation in [[St. Pölten]] weiter auszubauen, als er überraschend verstarb.
Joseph von Fürnberg, der inzwischen die Poststationen in Luberegg, Pöggstall und Gutenbrunn hatte erbauen lassen, erhielt diese 1791 durch den Kaiser als Erbbesitz und dazu das Postprivileg für die Strecke zwischen Leiben und Gutenbrunn. Als kaiserlicher Erbpostmeister betrieb er nun sein eigenes Postunternehmen, die "Fürnberg'sche Post". Sein Holzunternehmung, das inzwischen schwere Schulden belasteten, konnte er trotzdem nicht mehr sanieren. 1795/96 verkaufte er daher seine gesamten Besitzungen im südlichen Waldviertel an den kaiserlichen Familienfonds, wodurch diese kaiserliche Familienherrschaften wurden. Um den Erlös erwarb er die Poststationen in [[Melk]] und [[Purkersdorf]], die er neu erbauen ließ, später auch die Poststation in [[Perschling]]. Er plante noch seine "Fürnberg'sche Post" durch den Kauf der Poststation in [[St. Pölten]] weiter auszubauen, als er überraschend verstarb.<ref name ="gedächtnis"/>
 
== Persönlichkeit ==
Auf dem Grabstein von Joseph von Fürnberg werden seine "hehre Vaterlandsliebe" und seine "unermüdete Thätigkeit" als charakterliche Haupttugenden gerühmt. Seine trotz aller Rückschläge und Verluste doch sehr erfolgreichen Unternehmungen, die eine große wirtschaftliche Bandebreite kennzeichnet, bestätigen, dass er tatsächlich "unermüdlich tätig" gewesen war. Bei der Durchsetzung seiner Ziele wirkt er allerdings sehr rücksichtslos wie das offensichtliche bedenkenlose Abholzen von Wäldern und Zerstörung anderer natürlicher Ressourcen zeigt. Aus seinen Tagesbefehlung ist ersichtlich, dass er als Grundherr und Unternehmer gegen eine Untergebenen streng und rücksichtlos vorging. Sein Verhalten führte immer wieder zu Konflikten mit den Untertanen, den Behörden und der Geistlichkeit.<ref name ="Neidhart221">vgl. Herbert Neidhart: ''Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799)'', 2017, S. 221</ref>


== Erinnerungen an Joseph von Fürnberg im heutigen Niederösterreich ==
== Erinnerungen an Joseph von Fürnberg im heutigen Niederösterreich ==
* [[Gutenstein]]: Hier ließ sich Joseph von Fürnberg ein kleines Schloss im klassizistischen Stil erbauen, das heute noch erhalten ist.<ref name ="gedächtnis">vgl.[https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/person/weber-von-fuernberg.html Joseph Weber von Fürnberg], GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 19. April 2020</ref> Im Truckerhaus, wo heute das Museum und die Kulturwerkstätte Gutenbrunn untergebracht sind,  untergebracht ist, können noch die ramponierten Reste von zwei steinernen Engelsfiguren besichtigt werden, welche den Ausgang jenes Wassertunnels markierten, mit dem es Fürnberg gelang, das Quellgebiet der Weiten für den Betrieb seiner Schwemme zu nutzen. Das Museum enthält auch eine Gedenkstätte für den Glaskünstler [[w:Johann Josef Mildner|Josef Mildner]] († 1808, in Gutenbrunn), den Joseph von Fürnberg wesentlich gefördert hat.<ref name ="gutenbrunn">vgl. [https://www.kulturundwein.com/truckerhaus.htm Truckerhaus], KulturUndWein.COM, abgerufen am 19. April 2020</ref>
* [[Ebersdorf (Gemeinde Leiben)|Ebersdorf]]: Auf der Kanzel der Pfarrkirche Ebersdorf ist das Fürnberg-Wappen dargestellt.<ref name ="Neidhart220">vgl. Herbert Neidhart: ''Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799)'', 2017, S. 220</ref>
* [[Gutenbrunn]]: Hier ließ sich Joseph von Fürnberg ein kleines Schloss im klassizistischen Stil erbauen, das heute noch erhalten ist.<ref name ="gedächtnis"/> Im Truckerhaus, wo heute das Museum und die Kulturwerkstätte Gutenbrunn untergebracht sind,  untergebracht ist, können noch die ramponierten Reste von zwei steinernen Engelsfiguren besichtigt werden, welche den Ausgang jenes Wassertunnels markierten, mit dem es Fürnberg gelang, das Quellgebiet der Weiten für den Betrieb seiner Schwemme zu nutzen. Das Museum enthält auch eine Gedenkstätte für den Glaskünstler [[w:Johann Josef Mildner|Josef Mildner]] († 1808, in Gutenbrunn), den Joseph von Fürnberg wesentlich gefördert hat.<ref name ="gutenbrunn">vgl. [https://www.kulturundwein.com/truckerhaus.htm Truckerhaus], KulturUndWein.COM, abgerufen am 19. April 2020</ref>
* [[Melk]]: 1792 ließ Joseph von Fürnberg nach Plänen des Wiener Baumeisters [[w:Franz Wipplinger (Architekt)|Franz Wipplinger]] († 1812) die Poststation in Melk (heute Linzer Straße 3-5) erbauen. Ihre Hausfassade wurde mit Stuckreliefs geschmückt, die den Götterboten Merkur, Symbole der Landwirtschaft und des Kriegs- und Postwesens sowie die Porträts von Postmeistern zeigen, unter denen sich auch eines des Joseph von Fürnberg befindet.<ref name ="melk">vgl. [http://www.melk.gv.at/de/Post Post], Melk.GV.AT, abgerufen am 19. April 2020</ref>
* [[Melk]]: 1792 ließ Joseph von Fürnberg nach Plänen des Wiener Baumeisters [[w:Franz Wipplinger (Architekt)|Franz Wipplinger]] († 1812) die Poststation in Melk (heute Linzer Straße 3-5) erbauen. Ihre Hausfassade wurde mit Stuckreliefs geschmückt, die den Götterboten Merkur, Symbole der Landwirtschaft und des Kriegs- und Postwesens sowie die Porträts von Postmeistern zeigen, unter denen sich auch eines des Joseph von Fürnberg befindet.<ref name ="melk">vgl. [http://www.melk.gv.at/de/Post Post], Melk.GV.AT, abgerufen am 19. April 2020</ref>
* [[Pöggstall]]: Im Kaisersaal des Schlosses in Pöggstall befinden sich zehn Werke von [[Ignaz Ablasser]] († 1799), die im Auftrag von Joseph von Fürnberg vor 1795 entstanden sein. Sie zeigen sämtliche Besitzungen von ihm: Schloss und Markt Pöggstall, die [[Glashütte Saggraben]] im Weinsberger Wald, das [[Schwemmmeisterhaus in der Stift]] bei Gutenbrunn, eine Ortsansicht von Gutenbrunn, den [[Holzrechen Weitenegg]], Schloss Leiben, die [[Schäferei Würnsdorf]], den [[Loizenhof]], das [[Schloss Weinzierl]] und das [[Schloss Großweichselbach]].<ref>vgl. Herbert Neidhart: ''Ansichten der Fürnberg'schen Besitzungen im Kaisersaal des Schlosses Pöggstall'', 2017, S. 229-233</ref>
* [[Wieselburg]]: Nach seinem Tod wurde er in Wieselburg beigesetzt, wo sich sein Grabmal an der Nordwand der Pfarrkirche erhalten hat.<ref name ="Neidhart221">vgl. Herbert Neidhart: ''Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799)'', 2017, S. 221</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Florian Braunsteiner: Die Holznutzung im Gebiet des Weinsberges in den letzten zweihundert Jahren. In: Das Waldviertel. Zeitschrift des Waldviertler Heimatbundes für Heimatkunde und Heimatpflege des Waldviertels und der Wachau 26 (37), 1977, S. 17-22 [http://archiv.daswaldviertel.at/hefte_digital_71_80/das_waldviertel_1977_01_02_03_ocr.pdf digital]
* Herbert Neidhart: ''Ansichten der Fürnberg'schen Besitzungen im Kaisersaal des Schlosses Pöggstall''. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): ''Menschen und Denkmale''. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 229-233
* Herbert Neidhart: ''Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799) - ein barocker Industrieller im Weitental''. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): ''Menschen und Denkmale''. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 219-227
* Maria Philbot: ''Joseph v. Fürnberg und seine Poststationen''. In: [[Das Waldviertel]] 1955, Ausgabe 5/6, S. 102ff. [http://archiv.daswaldviertel.at/hefte_digital_52_56/das_waldviertel_1955_05_06.pdf digital]
* Andreas Zajic: ''Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall''. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): ''Menschen und Denkmale''. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 13-51
* Andreas Zajic: ''Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall''. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): ''Menschen und Denkmale''. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 13-51


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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 15. Oktober 2021, 12:01 Uhr

Die ehemalige Poststation in Melk, die im Auftrag von Joseph Fürnberg erbaut wurde

Joseph von Fürnberg (* 24. Februar 1742, in Wien; † 13. September 1799, in Melk oder Wien), auch Joseph Weber von Fürnberg, ursprünglich Friedrich Joseph von Fürnberg, gründete ein Holzunternehmen, eine Papierfabrik und ein Postimperium im südlichen Waldviertel. Er gilt als einer der ersten Industriellen in dieser Gegend.

Herkunft und Familie

Joseph von Fürnberg stammte aus einer Familie, die ursprünglich in der Reichslandschaft Schwaben ansässig war. Er war der Enkel des Arztes Johann Karl Weber († um 1750) und der Sohn des Mäzens Karl Joseph von Fürnberg.[1] Verheiratet war er mit Theresia, der Tochter von Franz Schellerer zu Hadersdorf. Aus dieser Ehe hatte er keine Kinder.[2]

Leben

Joseph von Fürnberg machte zunächst Karriere bei der Armee, welche er als k.k. Oberstleutnant verließ.[3] Von seinem Großvater hatte die Fideikommiss-Herrschaften Leiben und Weitenegg (heute Teil von Leiben) geerbt.[4] Um 1768 erwarb er einige Gebiete um Gutenbrunn und Martinsberg sowie um den Weinsberger Forst. Am 16. Juli 1774 erhielt er das Privileg zur Errichtung einer Holzschwemme im Weinsberger Forst und außerdem die Erlaubnis, das Holz für diese auf dem Großen und dem Kleinen Kamp, der Weiten und der Krems triften zu dürfen. Für die Holzschwemme organisierte Joseph von Fürnberg Arbeiter, außerdem errichtete er daraufhin in Luberegg einen Stapelplatz und ein Schloss als Sitz der Verwaltung der Holzschwemme. Wenig später gründete er in Leiben eine Papierfabrik.[5]

1773 kaufte er die Herrschaft Aggsbach und die Landgüter Loizendorf und Erlanghof, wenig später außerdem die Herrschaften Oberranna und Unterranna sowie das Landgut "Ebersdorf am Berg, vulgo Kaunberg".[3] Am 28. Jänner 1777 kaufte er von Ernestina Eleonora von Seltern, der Witwe von Anton von Seldern († 1769), das Schloss und die Herrschaft Pöggstall, welche seine bisherigen Besitzungen ideal arrondierten.[4]

Für den Ort Gutenbrunn, wo er sich ein kleines Schloss erbaute, erwirkte er das Marktrecht zur Abhaltung eines Getreide- und eines Viehmarktes. Dort erbaute er einen Gasthof und einen Meierhof, womit er auch die Wallfahrten nach Maria Taferl unterstützte.[5]

Nachdem die Wälder streckenweise wieder aufgeforstet werden mussten, ließ Kaiser Joseph II. 1786 das Heizen mit Holz für die Glaserzeugung verbieten. Diese Maßnahme, welche der Schonung und Erholung der Wälder diente, bedeutete für das Holzunternehmen von Joseph von Fürnberg enorme finanzielle Einbußen.[5]

Joseph von Fürnberg, der inzwischen die Poststationen in Luberegg, Pöggstall und Gutenbrunn hatte erbauen lassen, erhielt diese 1791 durch den Kaiser als Erbbesitz und dazu das Postprivileg für die Strecke zwischen Leiben und Gutenbrunn. Als kaiserlicher Erbpostmeister betrieb er nun sein eigenes Postunternehmen, die "Fürnberg'sche Post". Sein Holzunternehmung, das inzwischen schwere Schulden belasteten, konnte er trotzdem nicht mehr sanieren. 1795/96 verkaufte er daher seine gesamten Besitzungen im südlichen Waldviertel an den kaiserlichen Familienfonds, wodurch diese kaiserliche Familienherrschaften wurden. Um den Erlös erwarb er die Poststationen in Melk und Purkersdorf, die er neu erbauen ließ, später auch die Poststation in Perschling. Er plante noch seine "Fürnberg'sche Post" durch den Kauf der Poststation in St. Pölten weiter auszubauen, als er überraschend verstarb.[5]

Persönlichkeit

Auf dem Grabstein von Joseph von Fürnberg werden seine "hehre Vaterlandsliebe" und seine "unermüdete Thätigkeit" als charakterliche Haupttugenden gerühmt. Seine trotz aller Rückschläge und Verluste doch sehr erfolgreichen Unternehmungen, die eine große wirtschaftliche Bandebreite kennzeichnet, bestätigen, dass er tatsächlich "unermüdlich tätig" gewesen war. Bei der Durchsetzung seiner Ziele wirkt er allerdings sehr rücksichtslos wie das offensichtliche bedenkenlose Abholzen von Wäldern und Zerstörung anderer natürlicher Ressourcen zeigt. Aus seinen Tagesbefehlung ist ersichtlich, dass er als Grundherr und Unternehmer gegen eine Untergebenen streng und rücksichtlos vorging. Sein Verhalten führte immer wieder zu Konflikten mit den Untertanen, den Behörden und der Geistlichkeit.[6]

Erinnerungen an Joseph von Fürnberg im heutigen Niederösterreich

  • Ebersdorf: Auf der Kanzel der Pfarrkirche Ebersdorf ist das Fürnberg-Wappen dargestellt.[7]
  • Gutenbrunn: Hier ließ sich Joseph von Fürnberg ein kleines Schloss im klassizistischen Stil erbauen, das heute noch erhalten ist.[5] Im Truckerhaus, wo heute das Museum und die Kulturwerkstätte Gutenbrunn untergebracht sind, untergebracht ist, können noch die ramponierten Reste von zwei steinernen Engelsfiguren besichtigt werden, welche den Ausgang jenes Wassertunnels markierten, mit dem es Fürnberg gelang, das Quellgebiet der Weiten für den Betrieb seiner Schwemme zu nutzen. Das Museum enthält auch eine Gedenkstätte für den Glaskünstler Josef Mildner († 1808, in Gutenbrunn), den Joseph von Fürnberg wesentlich gefördert hat.[8]
  • Melk: 1792 ließ Joseph von Fürnberg nach Plänen des Wiener Baumeisters Franz Wipplinger († 1812) die Poststation in Melk (heute Linzer Straße 3-5) erbauen. Ihre Hausfassade wurde mit Stuckreliefs geschmückt, die den Götterboten Merkur, Symbole der Landwirtschaft und des Kriegs- und Postwesens sowie die Porträts von Postmeistern zeigen, unter denen sich auch eines des Joseph von Fürnberg befindet.[9]
  • Pöggstall: Im Kaisersaal des Schlosses in Pöggstall befinden sich zehn Werke von Ignaz Ablasser († 1799), die im Auftrag von Joseph von Fürnberg vor 1795 entstanden sein. Sie zeigen sämtliche Besitzungen von ihm: Schloss und Markt Pöggstall, die Glashütte Saggraben im Weinsberger Wald, das Schwemmmeisterhaus in der Stift bei Gutenbrunn, eine Ortsansicht von Gutenbrunn, den Holzrechen Weitenegg, Schloss Leiben, die Schäferei Würnsdorf, den Loizenhof, das Schloss Weinzierl und das Schloss Großweichselbach.[10]
  • Wieselburg: Nach seinem Tod wurde er in Wieselburg beigesetzt, wo sich sein Grabmal an der Nordwand der Pfarrkirche erhalten hat.[6]

Literatur

  • Florian Braunsteiner: Die Holznutzung im Gebiet des Weinsberges in den letzten zweihundert Jahren. In: Das Waldviertel. Zeitschrift des Waldviertler Heimatbundes für Heimatkunde und Heimatpflege des Waldviertels und der Wachau 26 (37), 1977, S. 17-22 digital
  • Herbert Neidhart: Ansichten der Fürnberg'schen Besitzungen im Kaisersaal des Schlosses Pöggstall. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 229-233
  • Herbert Neidhart: Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799) - ein barocker Industrieller im Weitental. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 219-227
  • Maria Philbot: Joseph v. Fürnberg und seine Poststationen. In: Das Waldviertel 1955, Ausgabe 5/6, S. 102ff. digital
  • Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 13-51

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 39f.
  2. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 40
  3. 3,0 3,1 vgl. Herbert Neidhart: Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799), 2017, S. 219
  4. 4,0 4,1 vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 39
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 vgl.Weber von Fürnberg, Josef in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich) abgerufen am 19. April 2020
  6. 6,0 6,1 vgl. Herbert Neidhart: Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799), 2017, S. 221
  7. vgl. Herbert Neidhart: Joseph Edler von Fürnberg (1742-1799), 2017, S. 220
  8. vgl. Truckerhaus, KulturUndWein.COM, abgerufen am 19. April 2020
  9. vgl. Post, Melk.GV.AT, abgerufen am 19. April 2020
  10. vgl. Herbert Neidhart: Ansichten der Fürnberg'schen Besitzungen im Kaisersaal des Schlosses Pöggstall, 2017, S. 229-233

Weblinks


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