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[[File:1827 Rainer.jpg|thumb|Erzherzog Rainer der Jüngere, Fotografie um 1860]] | |||
'''Erzherzog Rainer (II.)''' (* [[11. Jänner]] [[1827]], in [[w:Mailand|Mailand]], damals Königreich Lombardo-Venezien; † [[27. Jänner]] [[1913]], in [[Wien]])<ref group="A">Geburts- und Sterbedaten nach Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 400</ref>, auch '''Rainer Ferdinand von Habsburg-Lothringen''' oder '''Rainer der Jüngere''', gilt als prominenter "liberaler" Politiker des Hauses Habsburg und war ein bedeutender Kunstförderer. | '''Erzherzog Rainer (II.)''' (* [[11. Jänner]] [[1827]], in [[w:Mailand|Mailand]], damals Königreich Lombardo-Venezien; † [[27. Jänner]] [[1913]], in [[Wien]])<ref group="A">Geburts- und Sterbedaten nach Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 400</ref>, auch '''Rainer Ferdinand von Habsburg-Lothringen''' oder '''Rainer der Jüngere''', gilt als prominenter "liberaler" Politiker des Hauses Habsburg und war ein bedeutender Kunstförderer. | ||
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== Leben und Wirken - Überblick == | == Leben und Wirken - Überblick == | ||
Erzherzog Rainer wurde 1857 an die Spitze des [[w:Reichsrat (Österreich)|Reichsrates]] berufen und war 1861-1865 der Ministerpräsident des als liberal eingestuften Kabinetts des Politikers [[w:Anton von Schmerling|Anton von Schmerling]]. 1872-1906 war er als Oberkommandant der [[w:k.k. Landwehr|k.k. Landwehr]], welche für die Verteidigung der "[[w:Cisleithanien|cisleithanischen Reichshälfte]]" der "Donau-Monarchie" zuständig war. | [[File:Schloss Wilhelminenberg Hotel.jpg|thumb|Das Schloss Wilhelminenberg, das Erzherzog Rainer in Ottakring erbauen ließ, ist heute ein Hotel]] | ||
Erzherzog Rainer wurde 1857 an die Spitze des [[w:Reichsrat (Österreich)|Reichsrates]] berufen und war, obwohl er als überzeugter Katholik galt, 1861-1865 der Ministerpräsident des als liberal eingestuften Kabinetts des Politikers [[w:Anton von Schmerling|Anton von Schmerling]]. 1872-1906 war er als Oberkommandant der [[w:k.k. Landwehr|k. k. Landwehr]], welche für die Verteidigung der "[[w:Cisleithanien|cisleithanischen Reichshälfte]]" der "Donau-Monarchie" zuständig war. Der Politik des [[w:Eduard Taaffe|Grafen Eduard Taaffe]] stand er kritisch gegenüber.<ref name ="hamann400"/> | |||
Erzherzog Rainer der Jüngere war der Präsident der Weltausstellungskommission für die [[w:Weltausstellung 1873|Wiener Weltausstellung]] im Jahr 1873. Außerdem war er seit 1861 Kurator und Ehrenmitglied der heutigen [[w:Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]] und seit 1863 Protektor des neu gegründeten [[w:Museum für angewandte Kunst (Wien)|Museums für Kunst und Industrie]].<ref name ="hamann400"/> Er war ein bedeutender Bücher- und Handschriftensammler.<ref name ="hamann400"/> Mit seiner umfangreichen [[w:Papyrussammlung Erzherzog Rainer|Papyrussammlung]], die er 1899 der "Kaiserlichen Hofbibliothek" schenkte, begründete er die Papyrussammlung der [[w:Österreichischen Nationalbibliothek|Österreichischen Nationalbibliothek]], die heute zum [[w:UNESCO-Weltdokumentenerbe|UNESCO-Weltdokumentenerbe]] zählt.<ref name ="hamann401"/> | |||
== Erinnerungsstätten in Österreich == | == Erinnerungsstätten in Österreich == | ||
=== Niederösterreich === | === Niederösterreich === | ||
* [[Baden]]: In Baden erinnert an Erzherzog Rainer den Jüngeren die "[[Villa Epstein|Rainer-Villa]]", die er 1873 aus der Konkursmasse von [[w:Gustav von Epstein|Gustav von Epstein]] gekauft hatte. Die Villa wurde nach Plänen des weltbekannten Architekten [[w:Otto Wagner|Otto Wagner]] erbaut.<ref>vgl. [http://www.petergriebaum.at/projekte-rainer-villa.html Rainer-Villa], PeterGriebaum.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> | * [[Baden]]: In Baden erinnert an Erzherzog Rainer den Jüngeren die "[[w:Villa Epstein|Rainer-Villa]]", die er 1873 aus der Konkursmasse von [[w:Gustav von Epstein|Gustav von Epstein]] gekauft hatte. Die Villa wurde 1867 im Stil der Neo-Renaissance nach Plänen des weltbekannten Architekten [[w:Otto Wagner|Otto Wagner]] erbaut.<ref>vgl. [http://www.petergriebaum.at/projekte-rainer-villa.html Rainer-Villa], PeterGriebaum.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> | ||
* [[Hernstein]]: Von seinem | * [[Hernstein]]: Von seinem Bruder, dem Erzherzog Leopold, erbte Erzherzog Rainer der Jüngere das durch Kauf in den Besitz seines gleichnamigen Vaters gelangte [[Burgruine Hernstein#Schloss Hernstein|Schloss Hernstein]]<ref name ="hamann401"/>, welches er 1856–1884 nach Plänen des Architekten [[w:Theophil Hansen|Theophil Hansen]] im Stil der englischen Gotik renovieren ließ.<ref name ="hernstein">vgl. [https://www.hernstein.gv.at/Burgruine_Schloss_Hernstein Burgruine Hernstein], Hernstein.GV.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> | ||
=== Salzburg === | === Salzburg === | ||
* [[Salzburg]]: Erzherzog Rainer | * [[Salzburg]]: An Erzherzog Rainer den Jüngeren erinnert die Rainerstraße in Salzburg. Er war seit 1852 Inhaber des [[w:k.u.k. Infanterieregiment „Erzherzog Rainer“ Nr. 59|k.u.k. Infanterieregiments "Erzherzog Rainer" Nr. 59]], das als "Salzburger Hausregiment" galt und nach seinem Tod seinen Namen erhielt. Für dieses Regiment wurde 1924 auf der [[w:Festung Hohensalzburg|Feste Hohensalzburg]] ein Museum eingerichtet. Bis zur Auflösung der Rainerkaserne in Elsbethen bestand das "Jägerbataillon Salzburg – Erzherzog Rainer" des Österreichischen Bundesheeres, das als Nachfolgerin des Infanterie-Regimentes 59 galt.<ref>vgl. [http://www.bmlv.at/sk/lask/baone_miliz/jgbs.shtml Jägerbataillon Salzburg], BMLV.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> | ||
* [[Elsbethen]]: Ebenfalls nach Erzherzog Rainer dem Jüngeren beziehungsweise nach dem Regiment "Erzherzog Rainer" war die frühere ''[[w:Rainerkaserne|Rainerkaserne]]'' in Elsbethen benannt, bis Oktober 2012 ein Standort des Österreichischen Bundesheeres. Heute ist sie im Besitz der [[w:Red Bull GmbH|Red Bull GmbH]].<ref>vgl. Der Standard [https://www.derstandard.at/story/1350259841589/red-bull-kauft-kasernengelaende-in-salzburg online], 30. Oktober 2012</ref><ref>vgl. Salzburger Nachrichten [https://www.sn.at/salzburg/chronik/rainerkaserne-in-elsbethen-an-red-bull-uebergeben-4862341 online], 29. Mai 2013</ref> | |||
=== Wien === | === Wien === | ||
* [[Innere Stadt (Wien)|Wien 1]]: Nach seinem Tod wurde Erzherzog Rainer der Jüngere in der Kapuzinergruft beigesetzt. | [[File:Wien01 Stubenring005 MAK 2019-06-20 5251.jpg|thumb|"''Sr. k.u.k. Hoheit dem Durchlauchtisten Herrn Erzherzog Rainer, Protektor des k.k. österr. Museums seit der Gründung desselben am XXXI. März MDCCCLXIV''", Inschrift der Gedenktafel für Erzherzog Rainer von Österreich auf Stubenring 5]] | ||
* [[Wieden|Wien 4]]: | * [[Innere Stadt (Wien)|Wien 1]]: Nach seinem Tod wurde Erzherzog Rainer der Jüngere in der Kapuzinergruft beigesetzt. An seine Rolle als Museumsgründer erinnert heute eine Gedenktafel auf der Fassade des Gebäudes Stubenring 5. | ||
* [[Ottakring|Wien 16]]: Erzherzog Rainer der Jüngere erbte 1895 von der Fürstin [[w:Wilhelmine von Montléart|Wilhelmine von Montléart]] deren Besitz auf dem [[w:Gallitzinberg|Gallitzinberg]], wo er 1903 das [[w:Schloss Wilhelminenberg|Schloss Wilhelminenberg]] erbauen ließ. | * [[Wieden (Wien)|Wien 4]]: Wo heute 1965 das Semperit-Zentrum (Wien 4, Wiedner Hauptstraße 63) erbaut wurde, befand sich zuvor das "[[w:Palais Erzherzog Rainer|Engelskirchner-Palais]]", das im 19. und 20. Jahrhundert nach Erzherzog Rainer dem Jüngeren benannt war und ihm 1854-1913 als seine Hauptresidenz diente. Es wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1957/1958 abgerissen. Erhalten sind nur mehr Statuen von [[w:Lorenzo Mattielli|Lorenzo Mattielli]], die ursprünglich zum Dach gehörten und heute am Eingang zur [[w:Hofburg (Innsbruck)|Innsbrucker Hofburg]] aufgestellt sind.<ref name ="wienwikipalais">vgl. {{WiWi|Engelskirchnerpalais||Engelskirchnerpalais}}, abgerufen am 15. August 2020</ref> Im Palais Erzherzog Rainer ließ sich der Erzherzog eine zweiflügelige Bibliothek anlegen, in welcher er seine ca. 40.000 Bücher untergebracht waren. Der Erzherzog betrieb hier eine hauseigene Buchbinderei.<ref>vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 400f.</ref> 1862 wurde die Rainergasse, an welcher das Palais liegt, nach ihm benannt. Seit 1912 ist außerdem das dort in der Nähe gelegene Hotel nach ihm benannt<ref name ="hotel">vgl. [https://www.hotelerzherzograiner.wien/ Hotel Erzherzog Rainer], HotelErzherzogRainer.WIEN, abgerufen am 15. August 2020</ref> | ||
* [[Ottakring|Wien 16]]: Erzherzog Rainer der Jüngere erbte 1895 von der Fürstin [[w:Wilhelmine von Montléart|Wilhelmine von Montléart]] deren Besitz auf dem [[w:Gallitzinberg|Gallitzinberg]], wo er 1903 das [[w:Schloss Wilhelminenberg|Schloss Wilhelminenberg]] erbauen ließ.<ref name ="burgenkunde">vgl. [http://www.burgenkunde.at/wien/w_schloss_wilhelminenberg/w_schloss_wilhelminenberg.htm Schloss Wilhelminenberg], Burgenkunde.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> | |||
== Erzherzog Rainer der Jüngere in der Kunst == | == Erzherzog Rainer der Jüngere in der Kunst == | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. | * [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 400f.<ref group="A">In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.</ref> | ||
* Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 2003. Band 21. ISBN 3-428-11202-4. S. 122 [https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016339/images/index.html?seite=136 digital] | * Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 2003. Band 21. ISBN 3-428-11202-4. S. 122 [https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016339/images/index.html?seite=136 digital] | ||
* Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1983. Band 8. ISBN 3-7001-0187-2. S. 395f. [https://www.biographien.ac.at/oebl_8/395.pdf digital_1] und [https://www.biographien.ac.at/oebl_8/396.pdf digital_2 | * Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1983. Band 8. ISBN 3-7001-0187-2. S. 395f. [https://www.biographien.ac.at/oebl_8/395.pdf digital_1] und [https://www.biographien.ac.at/oebl_8/396.pdf digital_2] | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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* {{Nachlässe|R/Rainer_Ferdinand_Erzherzog.htm}} | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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