Papierfabrik Schlöglmühl: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Nach der Umstellung auf das Holz als Rohstoff und durch die ausreichende Wasserkraft aus der [[w:Schwarza|Schwarza]] machte das Unternehmen einen gewaltigen Aufschwung. Es wurde nicht nur in die Fabriksanlagen sondern auch in Arbeiterwohnhäuser, Kindergarten, sowie einen [[w:Konsumgenossenschaft|Konsum]] und eine Kapelle. So bildete sich eine ''single factory town''.
Nach der Umstellung auf das Holz als Rohstoff und durch die ausreichende Wasserkraft aus der [[w:Schwarza|Schwarza]] machte das Unternehmen einen gewaltigen Aufschwung. Es wurde nicht nur in die Fabriksanlagen sondern auch in Arbeiterwohnhäuser, Kindergarten, sowie einen [[w:Konsumgenossenschaft|Konsum]] und eine Kapelle. So bildete sich eine ''single factory town''.


Im Jahr 1869 erkaufte der Staat das Unternehmen an eine neu gegründete ''Actiengesellschaft k.k.priv. Papierfabrik Schlöglmühl'', die weiter in das Unternehmen investierte. So wurden der Unterwasserkanal verlegt die beiden Wasserräder gegen drei Turbinen mit insgesamt 280 [[w:Kilowatt|Kilowatt]] ausgetauscht. Zu dieser Zeit entstand auch die ''Betriebsfeuerwehr Papierfabrik Schlöglmühl''
Im Jahr 1869 verkaufte der Staat das Unternehmen an eine neu gegründete ''Actiengesellschaft k.k.priv. Papierfabrik Schlöglmühl'', die weiter in das Unternehmen investierte. So wurden der Unterwasserkanal verlegt die beiden Wasserräder gegen drei Turbinen mit insgesamt 280 [[w:Kilowatt|Kilowatt]] ausgetauscht. Zu dieser Zeit entstand auch die ''Betriebsfeuerwehr Papierfabrik Schlöglmühl''


Da man beim Bau der [[w:I. Wiener Hochquellenleitung|Wiener Wasserleitung]] eine Beeinträchtigung der Energieversorgung befürchtete, wurde 1870 ein Kesselhaus mit Schornstein errichtet. In  England kaufte man eine Dampfmaschine. Für die Errichtung der vierten Papiermaschine mussten die Gebäude wiederum erweitert werden.
Da man beim Bau der [[w:I. Wiener Hochquellenleitung|Wiener Wasserleitung]] eine Beeinträchtigung der Energieversorgung befürchtete, wurde 1870 ein Kesselhaus mit Schornstein errichtet. In  England kaufte man eine Dampfmaschine. Für die Errichtung der vierten Papiermaschine mussten die Gebäude wiederum erweitert werden.
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Der technische Direktor [[Max Sembritzki]] (1844-1919)<ref>[http://geneal.lemmel.at/Mas-38p.html Familienblatt der Familie Mas] abgerufen am 26. Dezember 2019</ref> konstruierte um die Jahrhundertwende eine ''Schöpfmaschine'', sodass eine maschinelle Fertigung von [[w:Büttenpapier|Büttenpapier]] möglich wurde.
Der technische Direktor [[Max Sembritzki]] (1844-1919)<ref>[http://geneal.lemmel.at/Mas-38p.html Familienblatt der Familie Mas] abgerufen am 26. Dezember 2019</ref> konstruierte um die Jahrhundertwende eine ''Schöpfmaschine'', sodass eine maschinelle Fertigung von [[w:Büttenpapier|Büttenpapier]] möglich wurde.


Im Jahr 1905 konnte die älteste Papiermaschine des Werkes durch eine neue von [[w:Voith (Unternehmen)|J. M. Voith]] in [[St. Pölten]] ersetzt werden. 1909 legte Sembritzki die Leitung nach 40-jähriger Tätigkeit zurück. Für seine Verdienste wurde er vom Verwaltungsrat zum ''Technischen Beirat'' ernannt.<ref>{{ANNO|buz|11|02|1909|6|Herr Max Sembritzki..|HERVORHEBUNG=Sembritzki}}</ref>
Im Jahr 1905 konnte die älteste Papiermaschine des Werkes durch eine neue von [[w:Voith (Unternehmen)|J. M. Voith]] in [[St. Pölten]] ersetzt werden. Mit Anfang 1909 legte Sembritzki die Leitung nach 40-jähriger Tätigkeit zurück. Für seine Verdienste wurde er vom Verwaltungsrat zum ''Technischen Beirat'' ernannt.<ref>{{ANNO|buz|11|02|1909|6|Herr Max Sembritzki..|HERVORHEBUNG=Sembritzki}}</ref>


Die Eigenständigkeit des Unternehmens endete 1908, als der Betrieb in die Gruppe der [[w:Mondi Neusiedler|Neusiedler Papierfabrik]] überging. Sowohl die Zentralen beider Unternehmen in Wien wurden zusammengelegt, als auch die Aktien gingen an den neuen Eigentümer.  
Die Eigenständigkeit des Unternehmens endete 1908, als der Betrieb in die Gruppe der [[w:Mondi Neusiedler|Neusiedler Papierfabrik]] überging. Sowohl die Zentralen beider Unternehmen in Wien wurden zusammengelegt, als auch die Aktien gingen an den neuen Eigentümer.  
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==Nachnutzung==
==Nachnutzung==
In Betrieb ist noch das Kleinkraftwerk, das im Jahr 1983 in den Besitz der [[w:EVN AG|EVN]] überging und wurde nur zum Teil technisch überholt. Während die beiden im Jahr 1924 errichteten [[w:Francis-Turbine|Francis-Turbinen]] weiterhin laufen, wurden beispielsweise die Generatoren erneuert und eine Turbinensteuerung eingebaut. Mit einer Leistung von 290 kW wird aktuell Strom ins Netz der EVN gespeist, womit  etwa 340 Haushalte versorgt werden können.<ref>[https://www.evn.at/EVN-Group/Medien/Pressemeldungen-(2)/EVN-Kleinwasserkraftwerk-Gloggnitz-Kleinwasserkraf.aspx EVN Kleinwasserkraftwerk Gloggnitz: Kleinwasserkraftwerk oder doch Lustschlösschen des Adels?] auf der Seite der EVN vom 27. März 2019 abgerufen am 27. März 2019</ref>
In Betrieb ist noch das Kleinkraftwerk, das im Jahr 1984 in den Besitz der [[w:EVN AG|EVN]] überging. Unter der Bezeichnung ''Kleinwasserkraftwerk Gloggnitz'' wurde es technisch komplett überholt. Während die beiden im Jahr 1924 errichteten [[w:Francis-Turbine|Francis-Turbinen]] weiterhin laufen, wurden beispielsweise die Generatoren erneuert und eine Turbinensteuerung eingebaut. Mit einer Leistung von 290 kW wird aktuell Strom ins Netz der EVN gespeist, womit  etwa 340 Haushalte versorgt werden können.<ref>[https://www.evn.at/EVN-Group/Medien/Pressemeldungen-(2)/EVN-Kleinwasserkraftwerk-Gloggnitz-Kleinwasserkraf.aspx EVN Kleinwasserkraftwerk Gloggnitz: Kleinwasserkraftwerk oder doch Lustschlösschen des Adels?] auf der Seite der EVN vom 27. März 2019 abgerufen am 7. Mai 2022</ref>


Ein Blick auf die Feuerwehren zeigt, dass zuerst nach dem Schließen des Werkes in Stuppach, die auch den Brandschutz der Ortschaft Stuppach über hatte, im Jahr 1972 in die Ortsfeuerwehr mit der heutigen Bezeichnung [[Freiwillige Feuerwehr Gloggnitz-Stuppach]] überging. Ähnlich war die Situation in Schlöglmühl, wo die Betriebsfeuerwehr im Jahr 1991 in die [[Freiwillige Feuerwehr Schlöglmühl|FF Schlöglmühl]] umgewandelt wurde.
Ein Blick auf die Feuerwehren zeigt, dass zuerst nach dem Schließen des Werkes in Stuppach, die auch den Brandschutz der Ortschaft Stuppach über hatte, im Jahr 1972 in die Ortsfeuerwehr mit der heutigen Bezeichnung [[Freiwillige Feuerwehr Gloggnitz-Stuppach]] überging. Ähnlich war die Situation in Schlöglmühl, wo die Betriebsfeuerwehr im Jahr 1991 in die [[Freiwillige Feuerwehr Schlöglmühl|FF Schlöglmühl]] umgewandelt wurde.
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==Literatur==
==Literatur==
 
* ''k.k.priv. Papierfabrik Schlöglmühl'' in ''Die Gross-Industrie Oesterreichs'', 1898, Band 5, S.21f. ([[:Datei:Großindustrie Österreichs-Band5.pdf|Online-PDF]] S.40)
*  {{Stadler|691ff.}}
*  {{Stadler|691ff.}}
*Lehrerarbeitsgemeinschaft Neunkirchen: ''Mein Heimatbezirk Neunkirchen. Heimat- und wirtschaftskundliche Arbeitsblätter des Bezirkes Neunkirchen'', ca. 1967, Franz Feilhauer OGH, Neunkirchen. S.100ff
*Lehrerarbeitsgemeinschaft Neunkirchen: ''Mein Heimatbezirk Neunkirchen. Heimat- und wirtschaftskundliche Arbeitsblätter des Bezirkes Neunkirchen'', ca. 1967, Franz Feilhauer OGH, Neunkirchen. S.100ff
*Karl Stierba: ''Festschrift 900 Jahre Gloggnitz 1094-1994'', 1994, Stadtgemeinde Gloggnitz, Gloggnitz
*Karl Stierba: ''Festschrift 900 Jahre Gloggnitz 1094-1994'', 1994, Stadtgemeinde Gloggnitz, Gloggnitz
*[[w:Franz Mathis|Franz Mathis]]: ''Schlöglmühl'' in ''Big Business in Österreich'', 1987, Oldenburg, S.254, ISBN 3-486-53771-7
*[[w:Franz Mathis|Franz Mathis]]: ''Schlöglmühl'' in ''Big Business in Österreich'', 1987, Oldenburg, S.254, ISBN 3-486-53771-7
* Papierfabrik Schlöglmühl: ''Kurze Chronik der Papierfabrik Schlöglmühl'', 1981<ref>[https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D993608078 993608078] in DNB</ref>*


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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==Weblinks==
==Weblinks==
 
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:{{Wikidata|Q65952328}}
 
*[http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4003691 Akten im Österreichischen Staatsarchiv]
*[http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4003691 Akten im Österreichischen Staatsarchiv]
*[http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj259/ar259174 M. Sembritzki's Maschine zur Erzeugung von geschöpftem Bogenpapier] im Polytechnischen Journal
*[http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj259/ar259174 M. Sembritzki's Maschine zur Erzeugung von geschöpftem Bogenpapier] im Polytechnischen Journal
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* {{ANNO|buz|11|08|1898|3|Die Papierfabrik Schlöglmühl}}
 
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[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen]]
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