Wolfgang IV. Jörger: Unterschied zwischen den Versionen
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Wolfgang (IV.) Jörger von Tollet stammte aus einer [[Helmhard VIII. Jörger von Tollet#Herkunft und Familie|Ritterfamilie]], die im heutigen Bundesland Oberösterreich ansässig war. Er war mit [[Dorothea von Raming]] verheiratet | Wolfgang (IV.) Jörger von Tollet stammte aus einer [[Helmhard VIII. Jörger von Tollet#Herkunft und Familie|Ritterfamilie]], die im heutigen Bundesland Oberösterreich ansässig war. Er war mit [[Dorothea von Raming]] verheiratet. Aus dieser Ehe hatte er mehrere Söhne, darunter [[Christoph Jörger von Tollet]].<ref name ="Wien-2-247">vgl. ''Wien''. Geschichte einer Stadt, 2003, Bd. 2. S. 247</ref> | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Wolfgang (IV.) von Jörger wurde nach Abschluss seiner Knappenjahre 1486 während der Krönungsfeierlichkeiten der Krönung von [[Maximilian I.|Maximilian I.]] († 1519) zum "römischen" König zu Ritter geschlagen. Während der Belagerung von [[Wiener Neustadt]] durch den "Ungarnkönig" [[Matthias Corvinus]] bewährte er sich als Feldhauptmann von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] Wolfgang Jörger war Kämmerer und Truchsess von [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] und zählte zu dessen Vertrauensleuten. Er begleitete den späteren Kaiser auf mehreren Reisen. 1513 machte ihn dieser gegen den Willen der Landstände des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich "ob der Enns"]] zu seinem "Hauptmann ob der Enns"<ref group="A">Der "Hauptmann ob der Enns" war zurzeit von Kaiser Maximilian I. der Anführer der Landstände im Herzogtum Österreich "ob der Enns". Sein Amt gilt als das Vorläuferamt der späteren Landeshauptleute des Kronlandes und heutigen Bundeslandes Oberösterreich.</ref>. Nachdem Kaiser Maximilian 1519 gestorben war, gehörte Wolfgang Jörger zu jenen 20 Edelleuten, die bei den Trauerfeiern den Sarg trugen.<ref name ="oeegeschichte"> [https://www.ooegeschichte.at/ausstellungen/die-joerger-von-tollet-und-ihre-zeit/am-beginn-der-reformation-die-zeit-wolfgang-und-dorothea-joergers/wolfgang-iv-joerger Wolfgang IV. Jörger], OoeGeschichte.AT, abgerufen am 7. August 2022</ref> | Wolfgang (IV.) von Jörger wurde nach Abschluss seiner Knappenjahre 1486 während der Krönungsfeierlichkeiten der Krönung von [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] († 1519) zum "römischen" König zu Ritter geschlagen. Während der Belagerung von [[Wiener Neustadt]] durch den "Ungarnkönig" [[Matthias Corvinus]] bewährte er sich als Feldhauptmann von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] Wolfgang Jörger war Kämmerer und Truchsess von [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] und zählte zu dessen Vertrauensleuten. Er begleitete den späteren Kaiser auf mehreren Reisen. 1513 machte ihn dieser gegen den Willen der Landstände des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich "ob der Enns"]] zu seinem "Hauptmann ob der Enns"<ref group="A">Der "Hauptmann ob der Enns" war zurzeit von Kaiser Maximilian I. der Anführer der Landstände im Herzogtum Österreich "ob der Enns". Sein Amt gilt als das Vorläuferamt der späteren Landeshauptleute des Kronlandes und heutigen Bundeslandes Oberösterreich.</ref>. Nachdem Kaiser Maximilian 1519 gestorben war, gehörte Wolfgang Jörger zu jenen 20 Edelleuten, die bei den Trauerfeiern den Sarg trugen.<ref name ="oeegeschichte"> [https://www.ooegeschichte.at/ausstellungen/die-joerger-von-tollet-und-ihre-zeit/am-beginn-der-reformation-die-zeit-wolfgang-und-dorothea-joergers/wolfgang-iv-joerger Wolfgang IV. Jörger], OoeGeschichte.AT, abgerufen am 7. August 2022</ref> | ||
Nach dem Tod des Kaisers führten die Auseinandersetzungen, die Wolfgang Jörger als "Hauptmann ob der Enns" mit dem Herrenstand führte, zu seiner Absetzung durch den späteren Kaiser [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]] († 1564), nachdem er sich zuvor bereits vorübergehend in die Stadt Wien zurückgezogen hatte. Der spätere Kaiser berief ihn allerdings in seinen neugeschaffenen Hofrat, wo er mit für die "laufenden" Regierungsgeschäfte zuständig war.<ref name ="oeegeschichte"/> Nach einer anderen Version "emigrierte" Wolfgang Jörger nach seiner Absetzung als "Hauptmann ob der Enns" zunächst an den "burgundischen" Hof in den Niederlanden, wo sein Sohn Christoph als Knappe diente. Als dieser in den Dienst an den kursächsischen Hof wechselte, übersiedelte er ebenfalls an diesen. Gesichert ist, dass er 1424 dort verstarb.<ref name ="Wien-2-247"/> Wolfgang Jörger, der mit aufkommenden Protestantismus sympathisierte, verblieb aber katholisch und wurde auch nach katholischem Ritus bestattet.<ref name ="oeegeschichte"/> | Nach dem Tod des Kaisers führten die Auseinandersetzungen, die Wolfgang Jörger als "Hauptmann ob der Enns" mit dem Herrenstand führte, zu seiner Absetzung durch den späteren Kaiser [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]] († 1564), nachdem er sich zuvor bereits vorübergehend in die Stadt Wien zurückgezogen hatte. Der spätere Kaiser berief ihn allerdings in seinen neugeschaffenen Hofrat, wo er mit für die "laufenden" Regierungsgeschäfte zuständig war.<ref name ="oeegeschichte"/> Nach einer anderen Version "emigrierte" Wolfgang Jörger nach seiner Absetzung als "Hauptmann ob der Enns" zunächst an den "burgundischen" Hof in den Niederlanden, wo sein Sohn Christoph als Knappe diente. Als dieser in den Dienst an den kursächsischen Hof wechselte, übersiedelte er ebenfalls an diesen. Gesichert ist, dass er 1424 dort verstarb.<ref name ="Wien-2-247"/> Wolfgang Jörger, der mit aufkommenden Protestantismus sympathisierte, verblieb aber katholisch und wurde auch nach katholischem Ritus bestattet.<ref name ="oeegeschichte"/> | ||
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Wolfgang (IV.) von Jörger war Herr über die [[w:Schloss Köppach|Feste Köppach]] (heute Teil der Gemeinde [[Atzbach]]) und wurde um 1514, vermutlich nach dem Tod seines Vaters, mit der [[w:Schloss Tollet|Feste Tollet]] (heute Teil der Gemeinde [[Tollet]]) belehnt. Beide Festen wurden die Stammsitze seiner Familie, von denen aus er seinen Besitz mehren konnte. Gewinne erzielte er außerdem als Finanzier für den Adel und den Kaiser. Während seines Lebens wurde er einer der größten Grundbesitzer im heutigen Bundesland Oberösterreich. Landes. 1518 legte er über seine Untertanen ein Urbar an, welches in 13 Ämter unterteilt war. Für die weitere Geschichte seiner Familie während der Reformation war entscheidend, dass Kaiser Maximilian I. ihm die Vogtei und die Lehenschaft über die ewige Messe an der St. Maximilian-Kirche in der Tolleterau übertrug und er außerdem die kirchliche Selbstständigkeit seiner Festen Tollet und Köppach durchsetzen konnte. Einen Streit um die Vogteirechte über den Pfarrhof von [[Grieskirchen]] gegen die [[Polheim (Adelsfamilie)|Familie der Polheimer]] gewann er. <ref name ="oeegeschichte"/> | Wolfgang (IV.) von Jörger war Herr über die [[w:Schloss Köppach|Feste Köppach]] (heute Teil der Gemeinde [[Atzbach (Oberösterreich)|Atzbach]]) und wurde um 1514, vermutlich nach dem Tod seines Vaters, mit der [[w:Schloss Tollet|Feste Tollet]] (heute Teil der Gemeinde [[Tollet]]) belehnt. Beide Festen wurden die Stammsitze seiner Familie, von denen aus er seinen Besitz mehren konnte. Gewinne erzielte er außerdem als Finanzier für den Adel und den Kaiser. Während seines Lebens wurde er einer der größten Grundbesitzer im heutigen Bundesland Oberösterreich. Landes. 1518 legte er über seine Untertanen ein Urbar an, welches in 13 Ämter unterteilt war. Für die weitere Geschichte seiner Familie während der Reformation war entscheidend, dass Kaiser Maximilian I. ihm die Vogtei und die Lehenschaft über die ewige Messe an der St. Maximilian-Kirche in der Tolleterau übertrug und er außerdem die kirchliche Selbstständigkeit seiner Festen Tollet und Köppach durchsetzen konnte. Einen Streit um die Vogteirechte über den Pfarrhof von [[Grieskirchen]] gegen die [[Polheim (Adelsfamilie)|Familie der Polheimer]] gewann er.<ref name ="oeegeschichte"/> | ||
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* Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010<ref name =" | * Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010<ref name ="oeegeschichte"/> | ||
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Aktuelle Version vom 7. August 2022, 21:01 Uhr
Wolfgang (IV.) Jörger von Tollet (* im 15. Jahrhundert; † 1524, im heutigen Deutschland)[A 1], auch Wolf Jörger, war ein im heutigen Bundesland Oberösterreich ansässiger Adliger und seit 1513 Hauptmann des Landes "ob der Enns".
Herkunft und Familie
Wolfgang (IV.) Jörger von Tollet stammte aus einer Ritterfamilie, die im heutigen Bundesland Oberösterreich ansässig war. Er war mit Dorothea von Raming verheiratet. Aus dieser Ehe hatte er mehrere Söhne, darunter Christoph Jörger von Tollet.[1]
Leben
Wolfgang (IV.) von Jörger wurde nach Abschluss seiner Knappenjahre 1486 während der Krönungsfeierlichkeiten der Krönung von Maximilian I. († 1519) zum "römischen" König zu Ritter geschlagen. Während der Belagerung von Wiener Neustadt durch den "Ungarnkönig" Matthias Corvinus bewährte er sich als Feldhauptmann von Kaiser Friedrich III. Wolfgang Jörger war Kämmerer und Truchsess von Maximilian I. und zählte zu dessen Vertrauensleuten. Er begleitete den späteren Kaiser auf mehreren Reisen. 1513 machte ihn dieser gegen den Willen der Landstände des Herzogtums Österreich "ob der Enns" zu seinem "Hauptmann ob der Enns"[A 2]. Nachdem Kaiser Maximilian 1519 gestorben war, gehörte Wolfgang Jörger zu jenen 20 Edelleuten, die bei den Trauerfeiern den Sarg trugen.[2]
Nach dem Tod des Kaisers führten die Auseinandersetzungen, die Wolfgang Jörger als "Hauptmann ob der Enns" mit dem Herrenstand führte, zu seiner Absetzung durch den späteren Kaiser Ferdinand I. († 1564), nachdem er sich zuvor bereits vorübergehend in die Stadt Wien zurückgezogen hatte. Der spätere Kaiser berief ihn allerdings in seinen neugeschaffenen Hofrat, wo er mit für die "laufenden" Regierungsgeschäfte zuständig war.[2] Nach einer anderen Version "emigrierte" Wolfgang Jörger nach seiner Absetzung als "Hauptmann ob der Enns" zunächst an den "burgundischen" Hof in den Niederlanden, wo sein Sohn Christoph als Knappe diente. Als dieser in den Dienst an den kursächsischen Hof wechselte, übersiedelte er ebenfalls an diesen. Gesichert ist, dass er 1424 dort verstarb.[1] Wolfgang Jörger, der mit aufkommenden Protestantismus sympathisierte, verblieb aber katholisch und wurde auch nach katholischem Ritus bestattet.[2]
Besitzungen
Wolfgang (IV.) von Jörger war Herr über die Feste Köppach (heute Teil der Gemeinde Atzbach) und wurde um 1514, vermutlich nach dem Tod seines Vaters, mit der Feste Tollet (heute Teil der Gemeinde Tollet) belehnt. Beide Festen wurden die Stammsitze seiner Familie, von denen aus er seinen Besitz mehren konnte. Gewinne erzielte er außerdem als Finanzier für den Adel und den Kaiser. Während seines Lebens wurde er einer der größten Grundbesitzer im heutigen Bundesland Oberösterreich. Landes. 1518 legte er über seine Untertanen ein Urbar an, welches in 13 Ämter unterteilt war. Für die weitere Geschichte seiner Familie während der Reformation war entscheidend, dass Kaiser Maximilian I. ihm die Vogtei und die Lehenschaft über die ewige Messe an der St. Maximilian-Kirche in der Tolleterau übertrug und er außerdem die kirchliche Selbstständigkeit seiner Festen Tollet und Köppach durchsetzen konnte. Einen Streit um die Vogteirechte über den Pfarrhof von Grieskirchen gegen die Familie der Polheimer gewann er.[2]
Ausstellungen
- Die Jörger von Tollet und ihre Zeit. Glaube, Macht und Untergang eines protestantischen Adelsgeschlechtes - Dokumentation zur Sonderausstellung im Schloss Tollet im Zuge der OÖ. Landesausstellung 2010[2]
Literatur
- Karl Vocelka - Anita Traninger (Hrsg.): Die frühneuzeitliche Residenz (16.-18. Jahrhundert) (= Peter Csendes - Ferdinand Opll (Hrsg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2003. ISBN 3-205-99267-9. S. 246-249
Weblinks
- Wolfgang IV. Jörger, OoeGeschichte.AT
Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Daten nach Wien. Geschichte einer Stadt, 2003, Bd. 2. S. 247
- ↑ Der "Hauptmann ob der Enns" war zurzeit von Kaiser Maximilian I. der Anführer der Landstände im Herzogtum Österreich "ob der Enns". Sein Amt gilt als das Vorläuferamt der späteren Landeshauptleute des Kronlandes und heutigen Bundeslandes Oberösterreich.