Josefine Richter: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Josefine Richter''', auch '''Josefine''' '''Richter-Roland''', Pseudonym '''Ernst Ledner''' (* [[5. August]] [[1870]] in [[Weißkirchen an der Traun|Weißkirchen]] als ''Josepha Jungreithmayr''<ref>Taufen Duplikate Weißkirchen an der Traun, 1870, Nr. 3 ([https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/oberoesterreich/weisskirchen-an-der-traun-bei-wels/106%252F1870/?pg=5 Faksimile]). Abweichende Angaben zum Geburtsort: ''Wien'' (Trauungsbuch Wien-Schotten, tom. LVI, fol. 46, [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-unsere-liebe-frau-zu-den-schotten/02-56/?pg=49 Faksimile]) oder ''Weißkirchen in Steiermark'' (biografiA). Abweichende Angaben zum Geburtsjahr: Die gesamte Sekundärliteratur gibt den ''5. August 1897'' an, dieses Geburtsjahr ist allerdings unplausibel.</ref>; † nach 1939) war eine Theaterdirektorin und Schriftstellerin.
'''Josefine Richter''', auch '''Josefine''' '''Richter-Roland''', Pseudonym '''Ernst Ledner''' (* [[5. August]] [[1870]] in [[Weißkirchen an der Traun|Weißkirchen]] als ''Josepha Jungreithmayr''<ref>Taufen Duplikate Weißkirchen an der Traun, 1870, Nr. 3 ([https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/oberoesterreich/weisskirchen-an-der-traun-bei-wels/106%252F1870/?pg=5 Faksimile]). Abweichende Angaben zum Geburtsort: ''Wien'' (Trauungsbuch Wien-Schotten, tom. LVI, fol. 46, [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-unsere-liebe-frau-zu-den-schotten/02-56/?pg=49 Faksimile]) oder ''Weißkirchen in Steiermark'' (biografiA). Abweichende Angaben zum Geburtsjahr: Die gesamte Sekundärliteratur gibt den ''5. August 1897'' an, dieses Geburtsjahr ist allerdings unplausibel.</ref>; † nach 1939) war eine österreichische Theaterdirektorin und Schriftstellerin.


== Leben ==
== Leben ==
Über Richters Leben ist nur wenig bekannt. Sie wurde als Tochter eines katholischen Lederhändlers geboren, am 14. Dezember 1905 heiratet sie den Schauspieler Emil Richter-Roland (1852–1948) in Wien – möglicherweise nachdem sie schon einige Jahre zuvor nach israelitischem Ritus geheiratet hatten.<ref>Trauungsbuch Wien-Schotten, tom. LVI, fol. 46 ([https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-unsere-liebe-frau-zu-den-schotten/02-56/?pg=49 Faksimile]).</ref> Am 8. Mai 1914 übernahm sie von ihrem Mann die Leitung des ''Intimen Theaters'' in Wien, das sie einige Zeit weiterführte.<ref>{{Wien Geschichte Wiki|Intimes_Theater|13949|Intimes Theater}}</ref>
Über Richters Leben ist nur wenig bekannt. Am 14. Dezember 1905 heiratet sie den Schauspieler Emil Richter-Roland (1876–1948) in Wien – wohl nachdem sie schon zuvor am 21. Jänner 1901 in [[w:Vinohrady|Königliche Weinberge]] nach israelitischem Ritus geheiratet hatten.<ref>Trauungsbuch Wien-Schotten, tom. LVI, fol. 46 ([https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-unsere-liebe-frau-zu-den-schotten/02-56/?pg=49 Faksimile]).</ref> Am 8. Mai 1914 übernahm sie von ihrem Mann die Leitung des ''Intimen Theaters'' in Wien, das sie einige Zeit weiterführte.<ref>{{Wien Geschichte Wiki|Intimes_Theater|13949|Intimes Theater}}</ref>


Im Jahr 1933 veröffentlichte sie unter dem Pseudonym ''Ernst Ledner'' den phantastischen Roman ''Die leuchtende Ratte''. Zur Zeit der [[:w:Ruhrbesetzung|Ruhrbesetzung]] erfindet ein junger Arzt einen „Bazillus“, der alle bisher bekannten Krankheiten vernichten kann, sowie ein Gegenmittel, das auf Radioaktivität beruht. Durch einen unglücklichen Zufall entläuft eine mit dem Erreger infizierte Ratte und steckt die Soldaten der Besatzungsmacht Frankreich an. Die entstehende Pandemie erweist sich nach der Logik des Buches als Glücksfall für Deutschland: „Die Soldaten fliehen aus dem besetzten Gebiet, übertragen die Seuche über weite Länder, die ganze Welt wird befallen, Tod und Verderben kommen über die Menschheit. Nur deutsche Lande bleiben verschont, dort hat man das Heilgas, das immun macht. Große Fabriken entstehen zur Erzeugung des Heilmittels, die ganze Welt muß es beziehen, bald ist das Reich der reichste und mächtigste Staat der Welt, die Waffen des Geistes haben gesiegt.“<ref>{{ANNO|fst|19|12|1933|8|Bücher u. Zeitschriften|NAME=Freie Stimmen}}</ref> Die zeitgenössische Kritik zeigte sich angewidert von den „verschiedenen Episoden von feschen Mätressen und was damit im Zusammenhang steht“<ref>{{ANNO|knz|21|12|1933|8|Bücherschau|NAME=Kärntner Zeitung}}</ref>. Vereinzelt wird der Roman auch in der jüngeren Sekundärliteratur thematisiert.<ref>{{Literatur|Autor=Julia von Dall’Armi|Titel=Poetik der Spaltung Kernenergie in der deutschen Literatur 1906–2011|Auflage=|Verlag=Metzler|Ort=Wiesbaden|Seiten=105|ISBN=978-3-658-21811-9|Datum=2018}}</ref>
Im Jahr 1933 veröffentlichte sie unter dem Pseudonym ''Ernst Ledner'' den phantastischen Roman ''Die leuchtende Ratte''. Zur Zeit der [[:w:Ruhrbesetzung|Ruhrbesetzung]] erfindet ein junger Arzt einen „Bazillus“, der alle bisher bekannten Krankheiten vernichten kann, sowie ein Gegenmittel, das auf Radioaktivität beruht. Durch einen unglücklichen Zufall entläuft eine mit dem Erreger infizierte Ratte und steckt die Soldaten der Besatzungsmacht Frankreich an. Die entstehende Pandemie erweist sich nach der Logik des Buches als Glücksfall für Deutschland: „Die Soldaten fliehen aus dem besetzten Gebiet, übertragen die Seuche über weite Länder, die ganze Welt wird befallen, Tod und Verderben kommen über die Menschheit. Nur deutsche Lande bleiben verschont, dort hat man das Heilgas, das immun macht. Große Fabriken entstehen zur Erzeugung des Heilmittels, die ganze Welt muß es beziehen, bald ist das Reich der reichste und mächtigste Staat der Welt, die Waffen des Geistes haben gesiegt.“<ref>{{ANNO|fst|19|12|1933|8|Bücher u. Zeitschriften|NAME=Freie Stimmen}}</ref> Die zeitgenössische Kritik zeigte sich angewidert von den „verschiedenen Episoden von feschen Mätressen und was damit im Zusammenhang steht“<ref>{{ANNO|knz|21|12|1933|8|Bücherschau|NAME=Kärntner Zeitung}}</ref>. Vereinzelt wird der Roman auch in der jüngeren Sekundärliteratur thematisiert.<ref>{{Literatur|Autor=Julia von Dall’Armi|Titel=Poetik der Spaltung Kernenergie in der deutschen Literatur 1906–2011|Auflage=|Verlag=Metzler|Ort=Wiesbaden|Seiten=105|ISBN=978-3-658-21811-9|Datum=2018}}</ref>


Ab Anfang der 1930er betrieb sie eine Pension in [[Sattendorf]] am Ossiacher See. Aufgrund der jüdischen Herkunft ihres Mannes (der sich wenige Tage vor der Hochzeit katholisch taufen ließ) drohte dieser Pension nach dem [[:w:Anschluss Österreichs|„Anschluss“]] die Verwüstung, schließlich konnte das Haus jedoch verkauft werden.<ref>{{Internetquelle|url=https://spz.slo.at/sl/692/hans-haider-kaerntner-juedinnen-und-juden-2|titel=Kärnter Jüdinnen und Juden. Teil 2|zugriff=2021-08-12|autor=Hans Haider}}</ref> Ihr Mann starb 1948 in Wien, Richters weiteres Leben konnte bisher nicht eruiert werden.
Ab Anfang der 1930er betrieb sie eine Pension in [[Sattendorf]] am Ossiacher See. Aufgrund der jüdischen Herkunft ihres Mannes (der sich anlässlich der zweiten Hochzeit 1905 katholisch taufen ließ) drohte dieser Pension nach dem [[:w:Anschluss Österreichs|„Anschluss“]] die Verwüstung, schließlich konnte das Haus jedoch verkauft werden.<ref>{{Internetquelle|url=https://spz.slo.at/sl/692/hans-haider-kaerntner-juedinnen-und-juden-2|titel=Kärnter Jüdinnen und Juden. Teil 2|zugriff=2021-08-12|autor=Hans Haider}}</ref> Ihr Mann starb 1948 in Wien, Richters weiteres Leben konnte bisher nicht eruiert werden.


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Aktuelle Version vom 17. Januar 2023, 21:58 Uhr

Josefine Richter, auch Josefine Richter-Roland, Pseudonym Ernst Ledner (* 5. August 1870 in Weißkirchen als Josepha Jungreithmayr[1]; † nach 1939) war eine österreichische Theaterdirektorin und Schriftstellerin.

Leben

Über Richters Leben ist nur wenig bekannt. Am 14. Dezember 1905 heiratet sie den Schauspieler Emil Richter-Roland (1876–1948) in Wien – wohl nachdem sie schon zuvor am 21. Jänner 1901 in Königliche Weinberge nach israelitischem Ritus geheiratet hatten.[2] Am 8. Mai 1914 übernahm sie von ihrem Mann die Leitung des Intimen Theaters in Wien, das sie einige Zeit weiterführte.[3]

Im Jahr 1933 veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Ernst Ledner den phantastischen Roman Die leuchtende Ratte. Zur Zeit der Ruhrbesetzung erfindet ein junger Arzt einen „Bazillus“, der alle bisher bekannten Krankheiten vernichten kann, sowie ein Gegenmittel, das auf Radioaktivität beruht. Durch einen unglücklichen Zufall entläuft eine mit dem Erreger infizierte Ratte und steckt die Soldaten der Besatzungsmacht Frankreich an. Die entstehende Pandemie erweist sich nach der Logik des Buches als Glücksfall für Deutschland: „Die Soldaten fliehen aus dem besetzten Gebiet, übertragen die Seuche über weite Länder, die ganze Welt wird befallen, Tod und Verderben kommen über die Menschheit. Nur deutsche Lande bleiben verschont, dort hat man das Heilgas, das immun macht. Große Fabriken entstehen zur Erzeugung des Heilmittels, die ganze Welt muß es beziehen, bald ist das Reich der reichste und mächtigste Staat der Welt, die Waffen des Geistes haben gesiegt.“[4] Die zeitgenössische Kritik zeigte sich angewidert von den „verschiedenen Episoden von feschen Mätressen und was damit im Zusammenhang steht“[5]. Vereinzelt wird der Roman auch in der jüngeren Sekundärliteratur thematisiert.[6]

Ab Anfang der 1930er betrieb sie eine Pension in Sattendorf am Ossiacher See. Aufgrund der jüdischen Herkunft ihres Mannes (der sich anlässlich der zweiten Hochzeit 1905 katholisch taufen ließ) drohte dieser Pension nach dem „Anschluss“ die Verwüstung, schließlich konnte das Haus jedoch verkauft werden.[7] Ihr Mann starb 1948 in Wien, Richters weiteres Leben konnte bisher nicht eruiert werden.

Werke

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Taufen Duplikate Weißkirchen an der Traun, 1870, Nr. 3 (Faksimile). Abweichende Angaben zum Geburtsort: Wien (Trauungsbuch Wien-Schotten, tom. LVI, fol. 46, Faksimile) oder Weißkirchen in Steiermark (biografiA). Abweichende Angaben zum Geburtsjahr: Die gesamte Sekundärliteratur gibt den 5. August 1897 an, dieses Geburtsjahr ist allerdings unplausibel.
  2. Trauungsbuch Wien-Schotten, tom. LVI, fol. 46 (Faksimile).
  3. Intimes Theater im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  4. Bücher u. Zeitschriften. In: Freie Stimmen, 19. Dezember 1933, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/fst
  5. Bücherschau. In: Kärntner Zeitung, 21. Dezember 1933, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/knz
  6.  Julia von Dall’Armi: Poetik der Spaltung Kernenergie in der deutschen Literatur 1906–2011. Metzler, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21811-9, S. 105.
  7. Hans Haider: Kärnter Jüdinnen und Juden. Teil 2. Abgerufen am 12. August 2021.