Kellerstüberl Heiligenkreuz: Unterschied zwischen den Versionen
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Das '''Kellerstüberl Heiligenkreuz''' war eine ehemalige Institution und hatte zwei Betriebstätten. Das ''Alte Kellerstüberl'' befand sich im inneren Stiftshof des [[Stift Heiligenkreuz|Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz]], das ''Neue Kellerstüberl'' im ehemaligen Hofrichterhaus des äußeren Stiftshofs. | |||
==Altes Kellerstüberl== | ==Altes Kellerstüberl== | ||
Dort wo sich heute der Durchgang zur Kaiserstiege befindet, ließ im Jahre 1889, dem Todesjahr [[w:Rudolf von Österreich-Ungarn|Kronprinz Rudolfs]] und [[w:Mary Vetsera|Mary Vetsera]], [[w:Heinrich Grünbeck|Abt Heinrich Grünbeck]] im Westtrakt des Stiftes ein Kellerstüberl einrichten, um Weine aus dem stiftseigenen [[w:Freigut Thallern|Freigut Thallern]] bei [[Gumpoldskirchen]], das sich seit 1142 im stiftlichen Besitz befindet, zu vermarkten. So mancher [[w:Pilger|Pilger]], die sich auf dem Weg auf der [[w:Via Sacra (Wienerwald)|Via Sacra]] nach [[Mariazell]] befanden, versorgte sich hier mit dem edlen Tropfen. Das Kellerstüberl war vormittags und nachmittags für jeweils eine Stunde geöffnet. Die Gäste mussten auf leeren Fässern sitzen und konsumierten die Mindestabnahmemenge, nämlich einen ½ Liter Wein. Da die Lokalität bald zu klein wurde, kam anno 1891 ein Schankraum hinzu. Als erster Kellerstüberlwirt fungierte der [[w:Fassbinder (Beruf)|Bindermeister]] Franz Sperl sen.<ref name=":0">Franz Sperl sen. (*12. November 1857 in Mittschitz, Bezirk Schüttenhofen in Böhmen; † 06. Oktober 1940 in Heiligenkreuz) Bindermeister und Kellerstüberlwirt des Stiftes Heiligenkreuz > [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/alland/02-02/?pg=83 Pfarre Alland - Trauungsbuch 1879-1904 (fol.55)]</ref>, der den Betrieb bis 1909 führte. Danach übernahm sein gleichnamiger Sohn, der Oberbindermeister Franz Sperl jun.<ref name=":1">Franz Sperl jun. (*11. September 1891 in Alland; † 25. August 1955 in Heiligenkreuz) Oberbindermeister und Kellerstüberlwirt des Stiftes Heiligenkreuz > [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/alland/01-10/?pg=142 Pfarre Alland - Taufbuch 1879-1893 (fol.116)]</ref> diese Funktion. Im Jahre 1924 kam unter [[w:Gregor Pöck|Abt Gregor Pöck]] ein zweiter Schankkeller dazu, der ihm zuliebe den Namen „Gregoristüberl“ erhielt und der im Winter mit einem amerikanischen Holzofen mit [[w:Glimmergrupee|Glimmer]]-Verglasung beheizt wurde. [[Hermann Nigg]], der auch Kaiserin Elisabeth von Österreich porträtiert hatte, malte für das ''Gregoristüberl'' ein Gemälde, das sich links vom Eingang im Gewölbebogen befand. Das Besondere daran, das Bild zeigt Personen mit Gesichtszügen der damaligen Ortsbewohner. So bildet der sich in der Mitte des Gemälde befindende Mann den Bau- und Bürgermeister Alexander Santulik jun. dar und der Wirt mit der grünen Wirtskappe den Kellerstüberlwirt Franz Sperl jun.. Das Kellerstüberl hatte auch einen Gastgarten, der mit einer hohen Mauer an den Westtrakt des Stiftes, unterhalb des Kaisersaales angebaut war. Im Jahre 1953 erfolgte dann die Übersiedlung des Kellerstüberls an seinem neuen Standort im Erdgeschoß des Hofrichterhauses. | |||
==Neues Kellerstüberl== | ==Neues Kellerstüberl== | ||
Im äußeren Stiftshof wurde 1952 im Hofrichterhaus, das Erdgeschoß, welches bis zu diesem Jahr als Kartoffelkeller genutzt wurde, zum Neuen Kellerstüberl umgebaut, dessen Innenräume durch ihre Gewölbe einen faszinierenden Charme besaßen. Auch der Gastgarten mit seinen Arkaden fügte das seine zu diesem Charme bei. Die Eröffnung erfolgte am 23. Mai 1953 unter dem alten Kellerstüberlwirt Franz Sperl jun., der diese Funktion bis zu seinem Tod im Jahr 1955 innehatte. Ihm folgten einige Geschäftsführer nach, siehe Liste. Durch die aufkommende Motorisierung nach dem Krieg war das Kellerstüberl durch Ausflügler, vor allem an Wochenenden, sehr gut besucht. Damals konnte man sich sein Essen, sowie es damals bei Heurigen üblich war, noch selbst mitnehmen und musste nur den Wein konsumieren. Gegen Anfang der 2000er Jahre wird das Kellerstüberl nur mehr bei besonderen Anlässen, wie ''Heiligenkreuzer Weihnachtsmarkt'', Osternacht, bei ''Silvester alternativ'' und beim ''Heiligenkreuzer Klostermarkt'' am 1. Mai geöffnet. | Im äußeren Stiftshof wurde 1952 im Hofrichterhaus, das Erdgeschoß, welches bis zu diesem Jahr als Kartoffelkeller genutzt wurde, zum Neuen Kellerstüberl umgebaut, dessen Innenräume durch ihre Gewölbe einen faszinierenden Charme besaßen. Auch der Gastgarten mit seinen Arkaden fügte das seine zu diesem Charme bei. Die Eröffnung erfolgte am 23. Mai 1953 unter dem alten Kellerstüberlwirt Franz Sperl jun., der diese Funktion bis zu seinem Tod im Jahr 1955 innehatte. Ihm folgten einige Geschäftsführer nach, siehe Liste. Durch die aufkommende Motorisierung nach dem Krieg war das Kellerstüberl durch Ausflügler, vor allem an Wochenenden, sehr gut besucht. Damals konnte man sich sein Essen, sowie es damals bei Heurigen üblich war, noch selbst mitnehmen und musste nur den Wein konsumieren. Gegen Anfang der 2000er Jahre wird das Kellerstüberl nur mehr bei besonderen Anlässen, wie ''Heiligenkreuzer Weihnachtsmarkt'', Osternacht, bei ''Silvester alternativ'' und beim ''Heiligenkreuzer Klostermarkt'' am 1. Mai geöffnet. |
Version vom 27. Januar 2023, 14:33 Uhr
Das Kellerstüberl Heiligenkreuz war eine ehemalige Institution und hatte zwei Betriebstätten. Das Alte Kellerstüberl befand sich im inneren Stiftshof des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz, das Neue Kellerstüberl im ehemaligen Hofrichterhaus des äußeren Stiftshofs.
Altes Kellerstüberl
Dort wo sich heute der Durchgang zur Kaiserstiege befindet, ließ im Jahre 1889, dem Todesjahr Kronprinz Rudolfs und Mary Vetsera, Abt Heinrich Grünbeck im Westtrakt des Stiftes ein Kellerstüberl einrichten, um Weine aus dem stiftseigenen Freigut Thallern bei Gumpoldskirchen, das sich seit 1142 im stiftlichen Besitz befindet, zu vermarkten. So mancher Pilger, die sich auf dem Weg auf der Via Sacra nach Mariazell befanden, versorgte sich hier mit dem edlen Tropfen. Das Kellerstüberl war vormittags und nachmittags für jeweils eine Stunde geöffnet. Die Gäste mussten auf leeren Fässern sitzen und konsumierten die Mindestabnahmemenge, nämlich einen ½ Liter Wein. Da die Lokalität bald zu klein wurde, kam anno 1891 ein Schankraum hinzu. Als erster Kellerstüberlwirt fungierte der Bindermeister Franz Sperl sen.[1], der den Betrieb bis 1909 führte. Danach übernahm sein gleichnamiger Sohn, der Oberbindermeister Franz Sperl jun.[2] diese Funktion. Im Jahre 1924 kam unter Abt Gregor Pöck ein zweiter Schankkeller dazu, der ihm zuliebe den Namen „Gregoristüberl“ erhielt und der im Winter mit einem amerikanischen Holzofen mit Glimmer-Verglasung beheizt wurde. Hermann Nigg, der auch Kaiserin Elisabeth von Österreich porträtiert hatte, malte für das Gregoristüberl ein Gemälde, das sich links vom Eingang im Gewölbebogen befand. Das Besondere daran, das Bild zeigt Personen mit Gesichtszügen der damaligen Ortsbewohner. So bildet der sich in der Mitte des Gemälde befindende Mann den Bau- und Bürgermeister Alexander Santulik jun. dar und der Wirt mit der grünen Wirtskappe den Kellerstüberlwirt Franz Sperl jun.. Das Kellerstüberl hatte auch einen Gastgarten, der mit einer hohen Mauer an den Westtrakt des Stiftes, unterhalb des Kaisersaales angebaut war. Im Jahre 1953 erfolgte dann die Übersiedlung des Kellerstüberls an seinem neuen Standort im Erdgeschoß des Hofrichterhauses.
Neues Kellerstüberl
Im äußeren Stiftshof wurde 1952 im Hofrichterhaus, das Erdgeschoß, welches bis zu diesem Jahr als Kartoffelkeller genutzt wurde, zum Neuen Kellerstüberl umgebaut, dessen Innenräume durch ihre Gewölbe einen faszinierenden Charme besaßen. Auch der Gastgarten mit seinen Arkaden fügte das seine zu diesem Charme bei. Die Eröffnung erfolgte am 23. Mai 1953 unter dem alten Kellerstüberlwirt Franz Sperl jun., der diese Funktion bis zu seinem Tod im Jahr 1955 innehatte. Ihm folgten einige Geschäftsführer nach, siehe Liste. Durch die aufkommende Motorisierung nach dem Krieg war das Kellerstüberl durch Ausflügler, vor allem an Wochenenden, sehr gut besucht. Damals konnte man sich sein Essen, sowie es damals bei Heurigen üblich war, noch selbst mitnehmen und musste nur den Wein konsumieren. Gegen Anfang der 2000er Jahre wird das Kellerstüberl nur mehr bei besonderen Anlässen, wie Heiligenkreuzer Weihnachtsmarkt, Osternacht, bei Silvester alternativ und beim Heiligenkreuzer Klostermarkt am 1. Mai geöffnet.
Kellerstüberlwirte
1889-1909 | Franz Sperl sen.[1] |
1909-1955 | Franz Sperl jun.[2] |
1955-1963 | Alois Stocker |
1963-1976 | Leopold Wiesbauer |
1976-1991 | Josef Glanz |
ab 1991 | Johann Ottersböck |
Literatur
- Werner Richter: in Historia Sanctae Crucis (2011) Be&Be Verlag ISBN 978-3-902694-12-6; Seite 316
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Franz Sperl sen. (*12. November 1857 in Mittschitz, Bezirk Schüttenhofen in Böhmen; † 06. Oktober 1940 in Heiligenkreuz) Bindermeister und Kellerstüberlwirt des Stiftes Heiligenkreuz > Pfarre Alland - Trauungsbuch 1879-1904 (fol.55)
- ↑ 2,0 2,1 Franz Sperl jun. (*11. September 1891 in Alland; † 25. August 1955 in Heiligenkreuz) Oberbindermeister und Kellerstüberlwirt des Stiftes Heiligenkreuz > Pfarre Alland - Taufbuch 1879-1893 (fol.116)
Weblinks
- Fotos zum Schlagwort Kellerstüberl in der Topothek der Gemeinde/Region Heiligenkreuz (Urheberrechte beachten)
48.05616917880516.131509639367Koordinaten: 48° 3′ 22″ N, 16° 7′ 53″ O