Leopold IV. (Habsburg): Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Leopold IV Austria.jpg|thumb|Herzog Leopold IV. von Österreich, Abbildung in den "Chroniken der Habsburger, der Zähringer und der Stadt Freiburg im Breisgau", 1798]]
[[File:Leopold IV Austria.jpg|thumb|Herzog Leopold IV. von Österreich, Abbildung in den "Chroniken der Habsburger, der Zähringer und der Stadt Freiburg im Breisgau", 1798]]
'''Herzog Leopold (IV.) von Österreich''' (* um / vor 1370, [[Wien]]; † [[3. Juni]] [[1411]], in [[Wien]]<ref name ="czeike29">vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref><ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 117f. Hier ist als Quelle für das Todesdatum die "Chronica Austriae" von [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] angeführt.</ref>), auch '''Leopold der Jüngere''', '''Leopold der Stolze''' oder '''Leopold der Dicke''',  herrschte zu Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts über Teile der heutigen [[Österreich|Republik Österreich]]. Nach dem Tod seines Bruders Wilhelms († 1406) versuchte sich Leopold wie dieser als "Senior" beider Familienzweige zu behaupten, was ihm nur bedingt gelang.  
'''Herzog Leopold (IV.) von Österreich''' (* um / vor 1370, [[Wien]]; † [[3. Juni]] [[1411]], in [[Wien]]<ref name="czeike29">vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref><ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 117f. Hier ist als Quelle für das Todesdatum die "Chronica Austriae" von [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] angeführt.</ref>), auch '''Leopold der Jüngere''', '''Leopold der Stolze''' oder '''Leopold der Dicke''',  herrschte zu Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts über Teile der heutigen [[Österreich|Republik Österreich]]. Nach dem Tod seines Bruders Wilhelms († 1406) versuchte sich Leopold wie dieser als "Senior" beider Familienzweige zu behaupten, was ihm nur bedingt gelang.  


== Herkunft und Familie ==
==Herkunft und Familie==
Herzog Leopold (IV.) stammte aus dem "[[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinischen Familienzweig]]" der [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]]<ref group="A">Als Folge der 1379 im [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] vereinbarten Länderteilung hatte sich das Haus Österreich (Habsburg) in zwei (gleichberechtigte) Familienzweige aufgeteilt, die "[[w:Albertinische Linie|Albrechtinische]]" und die "[[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinische]]" Linie.</ref>.<ref name ="czeike29"/> Er war einer der älteren Söhne von [[Leopold III. von Habsburg|Herzog Leopold (III.) von Österreich]] († 1386) aus dessen Ehe mit [[Viridis Visconti]], einer der Cousinen und Schwägerinnen von [[w:Gian Galeazzo Visconti|Gian Galeazzo Visconti]], dem ersten [[w:Herzogtum Mailand|Herzog von Mailand]]. Seine Brüder waren die Herzöge [[Wilhelm (Österreich)|Wilhelm]], [[Ernst der Eiserne|Ernst (I.) ''der Eiserne'']] und [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich (IV.) ''der Ältere'']] von [[w:Habsburg|Österreich]].
Herzog Leopold (IV.) stammte aus dem "[[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinischen Familienzweig]]" der [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]]<ref group="A">Als Folge der 1379 im [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] vereinbarten Länderteilung hatte sich das Haus Österreich (Habsburg) in zwei (gleichberechtigte) Familienzweige aufgeteilt, die "[[w:Albertinische Linie|Albrechtinische]]" und die "[[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinische]]" Linie.</ref>.<ref name="czeike29" /> Er war einer der älteren Söhne von [[Leopold III. von Habsburg|Herzog Leopold (III.) von Österreich]] († 1386) aus dessen Ehe mit [[Viridis Visconti]], einer der Cousinen und Schwägerinnen von [[w:Gian Galeazzo Visconti|Gian Galeazzo Visconti]], dem ersten [[w:Herzogtum Mailand|Herzog von Mailand]]. Seine Brüder waren die Herzöge [[Wilhelm (Österreich)|Wilhelm]], [[Ernst der Eiserne|Ernst (I.) ''der Eiserne'']] und [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich (IV.) ''der Ältere'']] von [[w:Habsburg|Österreich]].


Im September 1387 fand in seiner Anwesenheit in [[w:Dijon|Dijon]] seine Heirat mit [[w:Katharina von Burgund|Herzogin Katharina von Burgund]] statt.<ref group="A">Vermutlich aufgrund ihres jugendlichen Alters blieb Katharina auch nach der Eheschließung am Hof ihrer Eltern. Erst 1393 reiste sie an den Hof ihres Ehemannes, vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 174</ref><ref group="A">Nach Czeike soll Leopold Katharina erst 1393 in Wien geheiratet haben, vielleicht ein Hinweis dafür, dass erst jetzt die endgültige Eheschließung stattfand, vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref> Kinder aus dieser Ehe sind nicht belegt.
Im September 1387 fand in seiner Anwesenheit in [[w:Dijon|Dijon]] seine Heirat mit [[w:Katharina von Burgund|Herzogin Katharina von Burgund]] statt.<ref group="A">Vermutlich aufgrund ihres jugendlichen Alters blieb Katharina auch nach der Eheschließung am Hof ihrer Eltern. Erst 1393 reiste sie an den Hof ihres Ehemannes, vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 174</ref><ref group="A">Nach Czeike soll Leopold Katharina erst 1393 in Wien geheiratet haben, vielleicht ein Hinweis dafür, dass erst jetzt die endgültige Eheschließung stattfand, vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref> Kinder aus dieser Ehe sind nicht belegt.


== Leben / Herrschaften - ein Überblick ==
==Leben / Herrschaften - ein Überblick==
* Leopold herrschte von 1392 beziehungsweise 1396 bis ca. 1406 als Graf Leopold III. über die [[w:Gefürstete Grafschaft Tirol|Grafschaft Tirol]]<ref group="A">Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten [[Rattenberg (Tirol)|Rattenberg]], [[Kitzbühel]] und [[Kufstein]] sowie [[w:Osttirol|Osttirol]]) auch [[w:Südtirol|Südtirol]]. Die Numerierung ergibt sich hier, da außer seinem gleichnamigen Vater gewöhnlich auch der frühverstorbene Sohn des [[Heinrich von Kärnten|Herzogs Heinrich von Kärnten]] aus dessen erster Ehe mit [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen]] mitgezählt wird.</ref> und die [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Lande]].<ref name ="czeike30">vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref> Um 1402 machte er seinen jüngeren Bruder Friedrich (IV.), dessen Versorgung er übernommen hatte, zu seinem Mitregenten in den "Vorderen Landen", ausgenommen der [[w:Grafschaft Pfirt|Grafschaft Pfirt]], wo seine Ehefrau Katharina die Herrschaft ausübte. 1404 wurde Friedrich (IV.) auch Leopolds Mitregent in der Grafschaft Tirol.<ref group="A">Ab wann Friedrich de facto die alleinige Herrschaft über die Grafschaft Tirol und die Vorderen Lande (abgesehen von jenen Gebieten, die Leopolds Ehefrau Katharina unterstellt waren), ausübte, ist nicht eindeutig geklärt. Bis 1408 dürfte Leopold IV. sich noch mindestens einmal in Tirol beziehungsweise den Vorderen Landen aufgehalten haben.</ref>
* 1406 übernahm Leopold nach dem Tod seines Bruders Wilhelm die Herrschaft über die Herzogtümer [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]]<ref group="A">Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals bereits viele Teile des späteren [[Portal:Kärnten|Bundeslandes Kärnten]], einige Teile befanden sich aber noch unter der Herrschaft des [[w:Erzstift Salzburg|Erzstiftes Salzburg]] und dessen [[w:Bistum Gurk|Suffraganbistums Gurk]] sowie der [[w:Meinhardiner#Albertinische Linie|Albertinischen Linie]] der Grafen von Görz-Tirol (Grafen von Görz).</ref> und [[w:Herzogtum Krain|Krain]].<ref group="A">Czeike geht davon aus, dass alle Herzogtümer, über die zuvor Wilhelm geherrscht hatte, also Steiermark, Kärnten und Krain, gleich nach dessen Tod an Ernst kamen, das steht jedoch im Widerspruch zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten.</ref> und als Vormund für [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.)]] die Herrschaft über das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]]<ref group="A">Das Herzogtum Österreich umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer [[Portal:Niederösterreich|Niederösterreich]], [[Portal:Oberösterreich|Oberösterreich]] und [[Portal:Wien|Wien]], wobei die Zugehörigkeit der Herrschaft [[Steyr]] als Teil des Herzogtums Österreich oder des Herzogtums Steiermark noch umstritten war.</ref>, was zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Ernst (I.) führte. Nach Vermittlung der Landstände und einem Schiedsspruch des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[Sigismund (HRR)|Sigismund]] übernahmen er und Ernst 1409 die Vormundschaft über Albrecht und somit Herrschaft über das Herzogtum gemeinsam. 1411 wurde diese von den österreichischen Landständen beendet, in dem sie Albrecht nach [[Eggenburg]] brachten, wo sie ihn am 2. Juni 1411 für regierungsfähig erklärten.<ref name ="czeike30"/>


== Versuch einer Beurteilung ==
*Leopold herrschte von 1392 beziehungsweise 1396 bis ca. 1406 als Graf Leopold III. über die [[Grafschaft Tirol]]<ref group="A">Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten [[Rattenberg (Tirol)|Rattenberg]], [[Kitzbühel]] und [[Kufstein]] sowie [[w:Osttirol|Osttirol]]) auch [[w:Südtirol|Südtirol]]. Die Numerierung ergibt sich hier, da außer seinem gleichnamigen Vater gewöhnlich auch ein wohl frühverstorbener Sohn des [[Heinrich von Kärnten|Herzogs Heinrich von Kärnten]] aus dessen Ehe mit [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen]] mitgezählt wird.</ref> und die [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Lande"]].<ref name="czeike30">vgl. {{Czeike|4|29||Leopold IV.}}</ref> Um 1402 machte er seinen jüngeren Bruder Friedrich (IV.), dessen Versorgung er übernommen hatte, zu seinem Mitregenten in den "Vorderen Landen", ausgenommen der [[w:Grafschaft Pfirt|Grafschaft Pfirt]], wo seine Ehefrau Katharina die Herrschaft ausübte. 1404 wurde Friedrich (IV.) auch Leopolds Mitregent in der Grafschaft Tirol.<ref group="A">Ab wann Friedrich de facto die alleinige Herrschaft über die Grafschaft Tirol und die Vorderen Lande (abgesehen von jenen Gebieten, die Leopolds Ehefrau Katharina unterstellt waren), ausübte, ist nicht eindeutig geklärt. Bis 1408 dürfte Leopold IV. sich noch mindestens einmal in Tirol beziehungsweise den Vorderen Landen aufgehalten haben.</ref>
Leopold (IV.) gehört zu den eher vergessenen Herrschern des Spätmittelalters, die auf dem Areal der heutigen Republik Österreich gewirkt haben. Nur in Tirol und Wien beziehungsweise Niederösterreich hat sich eine eher vage Erinnerung an ihn gehalten, die ihn allerdings sehr schlecht wegkommen lässt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sich seine Herrschaft für viele Jahre auf die Grafschaft Tirol und die "Vorderen Lande" beschränkte, also auf Gebiete, von denen ein sehr großer Teil heute nicht zur Republik Österreich gehört, während seine Herrschaft im Herzogtum Österreich, also in Teilen der heutigen Bundesländer Wien und Niederösterreich (deren Geschichte insgesamt wesentlich besser erforscht ist) nur einige wenige Jahre dauerte und zudem durch die Konflikte mit den österreichischen Landesständen, der Stadt Wien und seinem jüngeren Bruder Ernst ''dem Eisernen'' schwer belastet war. In den heutigen Bundesländern Kärnten und Steiermark und auch in Oberösterreich scheint er überhaupt keine Spuren hinterlassen zu haben.
*1406 übernahm Leopold nach dem Tod seines Bruders Wilhelm die Herrschaft über die Herzogtümer [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Herzogtum Krain|Krain]].<ref group="A">Czeike geht davon aus, dass alle Herzogtümer, über die zuvor Wilhelm geherrscht hatte, also Steier, Kärnten und Krain, gleich nach dessen Tod an Ernst kamen, das steht jedoch im Widerspruch zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten.</ref> und als Vormund für [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.)]] die Herrschaft über das [[Herzogtum Österreich]], was zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Ernst (I.) führte. Nach Vermittlung der Landstände und einem Schiedsspruch des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[Sigismund (HRR)|Sigismund]] übernahmen er und Ernst 1409 die Vormundschaft über Albrecht und somit Herrschaft über das Herzogtum gemeinsam. 1411 wurde diese von den österreichischen Landständen beendet, in dem sie Albrecht nach [[Eggenburg]] brachten, wo sie ihn am 2. Juni 1411 für regierungsfähig erklärten.<ref name="czeike30" />


In seiner Hinwendung zum [[w:Römisch-deutscher König|(Gegen-)König]] [[w:Ruprecht (HRR)|Ruprecht]] und seiner Annäherung an die Herzöge von Burgund deutet sich jedenfalls an, dass seine politischen Ziele nach Westen ausgerichtet waren und vorrangig den "Vorderen Landen" galten. Aufgrund der aktuellen Forschungslage ist zurzeit nicht zu entscheiden, ob es ihm dabei um die Herrschaftssicherung als Folge der Niederlagen von [[w:Schlacht bei Sempach|Sempach]] und [[w:Schlacht bei Näfels|Näfels]] gegangen ist oder er darüber hinaus weitere ambitioniertere Ziele wie zum Beispiel die Errichtung eines "Herzogtums Schwabens" verfolgt hat. Eine Bestätigung seiner Westausrichtung lässt sich vielleicht auch daran erkennen, dass er sich nach der [[w:Schlacht am Stoss|Niederlage am Stoss]] in das politische Geschehen dort noch einmal eingeschaltet hat und dass er seine Ehefrau Katharina im Elsass die Herrschaft ausüben ließ, statt sie zu sich nach Wien zu holen.
==Versuch einer Beurteilung==
[[File:POlda4.jpg|thumb|Reitersiegel von Herzog Leopold IV. von Österreich nach einer Zeichnung von Karl von Sava aus dem 19. Jahrhundert.]]
Leopold (IV.) gehört zu den eher vergessenen Herrschern des Spätmittelalters, die auf dem Areal der heutigen Republik Österreich gewirkt haben. Nur in Tirol und Wien beziehungsweise Niederösterreich hat sich eine eher vage Erinnerung an ihn gehalten, die ihn allerdings sehr schlecht wegkommen lässt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sich seine Herrschaft für viele Jahre auf die Grafschaft Tirol und die "Vorderen Lande" beschränkte, also auf Gebiete, von denen ein sehr großer Teil nicht zum heutigen Land Österreich gehört, während seine Herrschaft im Herzogtum Österreich, also in Teilen der heutigen Bundesländer Wien und Niederösterreich (deren Geschichte insgesamt wesentlich besser erforscht ist als die Vergangenheit der anderen österreichischen Bundesländer) nur einige wenige Jahre dauerte und zudem durch die Konflikte mit den Landesständen des Herzogtums Österreich, der Stadt Wien und seinem jüngeren Bruder Ernst ''dem Eisernen'' schwer belastet war. In den heutigen Bundesländern Kärnten und Steiermark und auch in Oberösterreich scheint er überhaupt keine Spuren hinterlassen zu haben.


Dass sich Leopold außerdem in der Grafschaft Tirol und den "Vorderen Landen" im Gegensatz zu den meisten Habsburgern im 14. und 15. Jahrhundert eher auf den Adel stützte, den er in seine Herrschaft einzubinden versuchte<ref group="A">Eine andere Sicht findet sich bei Robert Büchner, der die "Tiroler Landesordnung" aus dem Jahr 1404, in welcher er den Beginn einer "Interessensgemeinschaft" von Landesfürst und Bauern gegen die "großen, zumeist weltlichen, adeligen" Grundherren sieht, ausschließlich Leopold zuschreibt, vgl. Robert Büchner: ''Heinrich Findelkind''. In: Robert Büchner: ''St. Christoph am Arlberg''. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Boehlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005. ISBN 978-3205772828, S. 350-352, S. 103</ref>, was mit Blick auf die politische Entwicklung in den Jahren nach seinem Tod aus der Sicht der Nachwelt als schwerer Fehler einzustufen ist, dürfte ein weiterer Grund dafür sein, dass er bis heute sehr negativ gesehen wird. Eine genaue Aufarbeitung der Quellen zu seiner Herrschaft und eine sachliche, ausgewogene und ideologiefreie Beurteilung steht noch aus.
In seiner Hinwendung zum [[w:Römisch-deutscher König|(Gegen-)König]] [[w:Ruprecht (HRR)|Ruprecht]] und seiner Annäherung an die Herzöge von Burgund deutet sich jedenfalls an, dass seine politischen Ziele nach Westen ausgerichtet waren und vorrangig den "Vorderen Landen" galten. Aufgrund der aktuellen Forschungslage ist zurzeit nicht zu entscheiden, ob es ihm dabei um die Herrschaftssicherung als Folge der Niederlagen von [[w:Schlacht bei Sempach|Sempach]] und [[w:Schlacht bei Näfels|Näfels]] ging oder er darüber hinaus weitere ambitioniertere Ziele wie zum Beispiel die Errichtung eines "Herzogtums Schwabens" verfolgt hat. Eine Bestätigung seiner Westausrichtung lässt sich vielleicht auch daran erkennen, dass er sich nach der [[w:Schlacht am Stoss|Niederlage am Stoss]] in das politische Geschehen dort noch einmal eingeschaltet hat und dass er seine Ehefrau Katharina im Elsass die Herrschaft ausüben ließ, statt sie zu sich nach Wien zu holen.


== Leopold (IV.) und Wien ==
Dass sich Leopold außerdem in der Grafschaft Tirol und den "Vorderen Landen" im Gegensatz zu den meisten Habsburgern im 14. und 15. Jahrhundert eher auf den Adel stützte, den er in seine Herrschaft einzubinden versuchte<ref group="A">Eine andere Sicht findet sich bei Robert Büchner, der die "Tiroler Landesordnung" aus dem Jahr 1404, in welcher er den Beginn einer "Interessensgemeinschaft" von Landesfürst und Bauern gegen die "großen, zumeist weltlichen, adeligen" Grundherren sieht, ausschließlich Leopold zuschreibt, vgl. Robert Büchner: ''Heinrich Findelkind''. In: Robert Büchner: ''St. Christoph am Arlberg''. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005. ISBN 978-3205772828, S. 350-352, S. 103</ref>, was sich mit Blick auf die spätere politische Entwicklung in den Jahren nach seinem Tod als schwerer Fehler erweisen sollte, dürfte ein weiterer Grund dafür sein, dass er bis heute sehr negativ gesehen wird. Eine genaue Aufarbeitung der Quellen zu seiner Herrschaft und eine sachliche, ausgewogene und ideologiefreie Beurteilung steht noch aus.
* In Wien hatte Leopold (IV.) zusammen mit Wilhelm und Albrecht (IV.) am 24. Februar 1396 das "[[Ratswahlprivileg (1396)|Wiener Ratswahlprivileg]]" verabschiedet, durch das Stadtregierung wesentlich reformiert wurde.<ref name ="czeike30"/>
* Nach Wilhelms Tod war er dort als Vormund für Herzog Albrecht (V.), dem Sohn von Albrecht (IV.) tätig und dürfte sich ab diesem Zeitpunkt relativ oft in Wien oder im Herzogtum Österreich aufgehalten haben. Nach der "Chronica Austriae" von [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] soll er dort in den Bürgerhäusern Einquartierungen vorgenommen und die Bürger gezwungen haben, unter Hintanstellung ihrer eigenen Interessen ihm zu gehorchen<ref name ="opll117f">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 117f.</ref>. Er machte [[w:Berthold von Wehingen|Berthold von Wehingen]], einen Erzieher von Albrecht (V.), zu seinem [[w:Kanzler|Kanzler]] und stützte sich besonders auf den niederen Adel im Herzogtum und die Handwerker in Wien, weswegen sich der österreichische Hochadel und die bürgerliche Oberschicht Wiens mit seinem Bruder und Gegner Ernst (I.) verbündeten.<ref group="A">Die Lage in den "Habsburgischen / Österreichischen Erblanden" ist für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts bisher nicht wirklich erforscht, stellt sich in der ohnehin nicht besonders reichhaltigen Sekundärliteratur als relativ widersprüchlich und unklar da und wirft eine ganze Reihe von Fragen auf. Nicht so klar ist zum Beispiel, ob der Konflikt zwischen Leopold und Ernst auf eine Rivalität um das Seniorat innerhalb der Dynastie zurückzuführen ist, das Ernst als Nachfolger von Wilhelm für sich beanspruchte oder Leopold versucht hatte, die alleinige Herrschaft über jene Territorien zu gewinnen, die einmal Wilhelm beherrscht hatte, und Ernst als früherer Mitregent Wilhelms sich dagegen zur Wehr setzte. Ebenfalls widersprüchlich sind auch die Aussagen über die tatsächliche Rolle von Friedrich (IV.) ''dem Älteren'' in diesen Konflikt.</ref> Die kriegerischen Auseinandersetzungen der beiden Herzöge dürften letztlich jene Entwicklung verursacht haben, in deren Verlauf auf Befehl von Leopold am 11. Juli 1408 der Wiener Bürgermeister [[Konrad Vorlauf]] sowie die beiden Ratsherren [[Hans Rockh]] und [[Konrad Ramperstorffer]] hingerichtet wurden.<ref name ="czeike30"/>
* Wenige Monate nach Wilhelms Tod (5.-7. November 1406) wurde die jüdische Siedlung in Wien von einem schweren Brand heimgesucht, wobei es zu Plünderungen kam. Herzog Leopold (IV.) erteilte den Befehl, die den jüdischen Familien ihre entwendeten Güter wieder zurückzugeben.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 113</ref>


== Wirkungsorte und Erinnerungsstätten im heutigen EU-Land Österreich ==
==Leopold (IV.) und Wien==
=== Tirol ===
* [[Hall in Tirol]]: 1396 regelte Leopold (IV.) durch einen Entscheid die Zuständigkeit des "Salzmairs"<ref group="A">Der "Salzmair" war in der Grafschaft Tirol im Mittelalter die Bezeichnung für einen landesfürstlichen Beamten, der für die Saline beziehungsweise den Bergbau zuständig war. Zu seinen Befugnissen zählte auch eine gewisse Gerichtsbarkeit über jene Personen, die bei der Saline und im Bergbau beschäftigt waren. Der "Salzmair" in Hall war der höchste landesfürstliche Beamte der gesamten Salzproduktion in Hall. Vgl. [[w:Rudolf Palme (Historiker)|Rudolf Palme]]: ''Die richterliche Funktion des Haller Salzmairs im Mittelalter''. Ein Beitrag zur Sondergerichtsbarkeit in Tirol. In: [[w:Louis Carlen|Louis Carlen]] - Fritz Steinegger: ''Festschrift [[w:Nikolaus Grass|Nikolaus Grass]] zum 60. Geburtstag dargebracht von Fachgenossen, Freunden und Schülern (= Abendländische und deutsche Rechtsgeschichte. Geschichte und Recht der Kirche. Geschichte und Recht Österreichs. Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck / München, 1974. ISBN 3-7030-0010-4. S. 521</ref> und des [[Stadtrichter|Stadtrichters]]<ref group="A">Der Stadtrichter von Hall übte zu dieser Zeit jene Funktionen aus, die später der Bürgermeister übernahm.</ref> von Hall.<ref name ="Palme525">vgl. [[w:Rudolf Palme (Historiker)|Rudolf Palme]]: ''Die richterliche Funktion des Haller Salzmairs im Mittelalter''. Ein Beitrag zur Sondergerichtsbarkeit in Tirol. In: [[w:Louis Carlen|Louis Carlen]] - Fritz Steinegger: ''Festschrift [[w:Nikolaus Grass|Nikolaus Grass]] zum 60. Geburtstag dargebracht von Fachgenossen, Freunden und Schülern (= Abendländische und deutsche Rechtsgeschichte. Geschichte und Recht der Kirche. Geschichte und Recht Österreichs. Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck / München, 1974. ISBN 3-7030-0010-4. S. 525</ref>
* [[Innsbruck]]: In Innsbruck kaufte Leopold (IV.) 1396 das Burggrafenhaus, das später in die Innsbrucker Hofburg integriert wurde, und ließ es umbauen.<ref name ="Bruckner167f">vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 167f.</ref>
* [[St. Anton am Arlberg]]: Es war vermutlich Leopold (IV.), der [[Heinrich von Kempten]] das Recht zur Führung eines Wappens verliehen hat.<ref>vgl. Robert Büchner: ''St. Christoph am Arlberg''. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Boehlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005, S. 27, S. 84 ISBN 978-3205772828</ref>


=== Niederösterreich ===
*In Wien hatte Leopold (IV.) zusammen mit Wilhelm und [[Albrecht IV. (Österreich)|Albrecht (IV.)]] am 24. Februar 1396 das "[[Ratswahlprivileg (1396)|Wiener Ratswahlprivileg]]" verabschiedet, durch das Stadtregierung wesentlich reformiert wurde.<ref name="czeike30" />
* In [[Wiener Neustadt]] dürfte bereits Leopold (IV.) um 1410 mit dem Ausbau der dortigen Burg begonnen haben oder diesen weitergeführt haben.<ref name ="Bruckner167f"/>
*Nach Wilhelms Tod war er dort als Vormund für Herzog Albrecht (V.), dem Sohn von Albrecht (IV.) tätig und dürfte sich ab diesem Zeitpunkt relativ oft in Wien oder im Herzogtum Österreich aufgehalten haben. Nach der "Chronica Austriae" von [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] soll er dort in den Bürgerhäusern Einquartierungen vorgenommen und die Bürger gezwungen haben, unter Hintanstellung ihrer eigenen Interessen ihm zu gehorchen<ref name="opll117f">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 117f.</ref>. Er machte [[Berthold von Wehingen]], einen Erzieher von Albrecht (V.), zu seinem [[w:Kanzler|Kanzler]] und stützte sich besonders auf den niederen Adel im Herzogtum und die Handwerker in Wien, weswegen sich der österreichische Hochadel und die bürgerliche Oberschicht Wiens mit seinem Bruder und Gegner Ernst (I.) verbündeten.<ref group="A">Die Lage in den "Habsburgischen / Österreichischen Erblanden" ist für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts bisher nicht wirklich erforscht, stellt sich in der ohnehin nicht besonders reichhaltigen Sekundärliteratur als relativ widersprüchlich und unklar da und wirft eine ganze Reihe von Fragen auf. Nicht so klar ist zum Beispiel, ob der Konflikt zwischen Leopold und Ernst auf eine Rivalität um das Seniorat innerhalb der Dynastie zurückzuführen ist, das Ernst als Nachfolger von Wilhelm für sich beanspruchte oder Leopold versucht hatte, die alleinige Herrschaft über jene Territorien zu gewinnen, die einmal Wilhelm beherrscht hatte, und Ernst als früherer Mitregent Wilhelms sich dagegen zur Wehr setzte. Ebenfalls widersprüchlich sind auch die Aussagen über die tatsächliche Rolle von Friedrich (IV.) ''dem Älteren'' in diesen Konflikt.</ref> Die kriegerischen Auseinandersetzungen der beiden Herzöge dürften letztlich jene Entwicklung verursacht haben, in deren Verlauf auf Befehl von Leopold am 11. Juli 1408 der Wiener Bürgermeister [[Konrad Vorlauf]] sowie die beiden Ratsherren [[Hans Rockh]] und [[Konrad Ramperstorffer]] hingerichtet wurden.<ref name="czeike30" />
*Wenige Monate nach Wilhelms Tod (5.-7. November 1406) wurde die jüdische Siedlung in Wien von einem schweren Brand heimgesucht, wobei es zu Plünderungen kam. Herzog Leopold (IV.) erteilte den Befehl, die den jüdischen Familien ihre entwendeten Güter wieder zurückzugeben.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 113</ref>


=== Wien ===
==Wirkungsorte und Erinnerungsstätten im heutigen Land Österreich==
* Leopold (IV.) wurde nach seinem Tod in der Herzogsgruft des [[Stephansdom (Wien)|Wiener Stephansdoms]] beigesetzt.<ref name ="czeike30"/>
===Tirol===


== Leopold in Sage und Legende ==
*[[Hall in Tirol]]: 1396 regelte Leopold (IV.) durch einen Entscheid die Zuständigkeit des "Salzmairs"<ref group="A">Der "Salzmair" war in der Grafschaft Tirol im Mittelalter die Bezeichnung für einen landesfürstlichen Beamten, der für die Saline beziehungsweise den Bergbau zuständig war. Zu seinen Befugnissen zählte auch eine gewisse Gerichtsbarkeit über jene Personen, die bei der Saline und im Bergbau beschäftigt waren. Der "Salzmair" in Hall war der höchste landesfürstliche Beamte der gesamten Salzproduktion in Hall. Vgl. [[w:Rudolf Palme (Historiker)|Rudolf Palme]]: ''Die richterliche Funktion des Haller Salzmairs im Mittelalter''. Ein Beitrag zur Sondergerichtsbarkeit in Tirol. In: [[w:Louis Carlen|Louis Carlen]] - Fritz Steinegger: ''Festschrift [[w:Nikolaus Grass|Nikolaus Grass]] zum 60. Geburtstag dargebracht von Fachgenossen, Freunden und Schülern (= Abendländische und deutsche Rechtsgeschichte. Geschichte und Recht der Kirche. Geschichte und Recht Österreichs. Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck / München, 1974. ISBN 3-7030-0010-4. S. 521''</ref> und des [[Stadtrichter|Stadtrichters]]<ref group="A">Der Stadtrichter von Hall übte zu dieser Zeit jene Funktionen aus, die später der Bürgermeister übernahm.</ref> von Hall.<ref name="Palme525">vgl. [[w:Rudolf Palme (Historiker)|Rudolf Palme]]: ''Die richterliche Funktion des Haller Salzmairs im Mittelalter''. Ein Beitrag zur Sondergerichtsbarkeit in Tirol. In: [[w:Louis Carlen|Louis Carlen]] - Fritz Steinegger: ''Festschrift [[w:Nikolaus Grass|Nikolaus Grass]] zum 60. Geburtstag dargebracht von Fachgenossen, Freunden und Schülern (= Abendländische und deutsche Rechtsgeschichte. Geschichte und Recht der Kirche. Geschichte und Recht Österreichs. Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck / München, 1974. ISBN 3-7030-0010-4. S. 525''</ref>
* Nach der "Chronica Austriae" von [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] soll Leopold (IV.) überraschend an den Folgen eines Aderlasses als Folge einer Beinverletzung verstorben sein.<ref name ="opll117f"/> Sein plötzlicher Tod, der etwa gleichzeitig mit Albrechts Mündigkeitserklärung durch die österreichischen Landstände zusammenfällt, dürfte deshalb zur Bildung einer Legende geführt haben. Bei der Nachricht über Albrechts "Entführung" nach Eggenburg soll er so wütend geworden sein, dass er wenig später an einem Schlaganfall verstarb.<ref name ="czeike30"/> Diese Legende ist wohl die Ursache dafür, dass Leopold in der Sekundärliteratur als Choleriker gilt.  
*[[Innsbruck]]: In Innsbruck kaufte Leopold (IV.) 1396 das Burggrafenhaus, das später in die Innsbrucker Hofburg integriert wurde, und ließ es umbauen.<ref name="Bruckner167f">vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 167f.</ref>
* Nach der Beschreibung der [[Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften]] von [[Leopold von Wien]] dürfte der Herzog dem entsprochen haben, was früher als "stattliches" Mannsbild bezeichnet wurde. Dort wird er außerdem als prachtliebender und stolzer Fürst bezeichnet, der sehr gut mit Waffen umzugehen wusste.<ref>vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, ISBN 3-205-05056-8 S. 155</ref>
*[[St. Anton am Arlberg]]: Es war vermutlich Leopold (IV.), der [[Heinrich von Kempten]] das Recht zur Führung eines Wappens verliehen hat.<ref>vgl. Robert Büchner: ''St. Christoph am Arlberg''. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Boehlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005, S. 27, S. 84 ISBN 978-3205772828</ref>
* Um Leopold als Person haben sich keine Sagen gebildet, in denen es um seine Persönlichkeit oder Herrschaft geht. In den niederösterreichischen Sagen und den Wiener Sagen ist er gemeinsam mit seinem Bruder Ernst (I.) für die schlimme Zeit verantwortlich, die erst mit der Übernahme der Herrschaft durch Albrecht (V.) ein Ende findet, wobei er insgesamt wesentlich schlechter als dieser wegkommt.<ref>vgl. [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wienerwald/Raeubermaedchen_Baden_2.html Das Räubermädchen], Sagen.AT</ref>


== Literatur ==
===Niederösterreich===
* [[w:Günther Hödl|Günther Hödl]]: ''Habsburg und Österreich 1273-1493''. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
* [[w:Karl-Friedrich Krieger|Karl-Friedrich Krieger]]: ''Die Habsburger im Mittelalter''. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 2004, ISBN 3-17-018228-5, S. 154-156<ref group="A">Eine gute Überblicksdarstellung, der Schwerpunkt liegt allerdings auf den Habsburgern, die römisch-deutsche Könige und Kaiser waren.</ref>
* [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, ISBN 3-8000-3974-5, S. 194–198


=== Literatur zu Teilaspekten ===
*In [[Wiener Neustadt]] dürfte bereits Leopold (IV.) um 1410 mit dem Ausbau der dortigen Burg begonnen haben oder diesen weitergeführt haben.<ref name="Bruckner167f" />
 
===Wien===
 
*Leopold (IV.) wurde nach seinem Tod in der Herzogsgruft des [[Stephansdom (Wien)|Wiener Stephansdoms]] beigesetzt.<ref name="czeike30"/><ref name ="sauter297">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 297</ref>
 
== Repräsentation ==
Der "kleine Titel" von Herzog Leopold (IV.) von Österreich lautete: ''Leupolt von gotes gnaden herczog ze Österreich, ze Steyr, ze Kernden und ze Krain, grave ze Tyrol etc.'' Dagegen bezeichnete er sich in seinem "großen Titel" unter anderem auch als Graf zu Habsburg, zu Pfirt und zu Kyburg, als Herrn auf der Windischen Mark und zu Portenau, Markgraf zu Burgau und Landgraf im Elsaß und in Breisgau. In den gemeinsamen Urkunden mit seinem Bruder Friedrich IV., die erhalten sind, wird er zuerst genannt, vermutlich, da er die Ältere der beiden Brüder war.<ref>vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 169</ref> Bei seinem Reitersiegel dürfte er sich an einem der Reitersiegel seines Onkels, des Herzogs  [[Rudolf IV. (Österreich)|Herzog Rudolf (IV.) von Österreich]] ("''Rudolf des Stifters''") orientiert haben. Es zeigt eine große Anzahl von Wappen im Siegelfeld, darunter das "Fünf-Adler-Wappen"<ref group="A">Das "Fünf-Adler-Wappen" war ursprünglich das Wappen des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], ehe es 1230 von [[Friedrich II. (Österreich)|Herzog Friedrich "''dem Streitbaren''" durch den "Bindenschild" ersetzt wurde. Heute ist es das Wappen des Bundeslandes Niederösterreich.</ref>.<ref>Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation'', 2009, S. 170</ref> Nach Rudolf (IV.) "''dem Stifter''" war Herzog Leopold (IV.) somit der zweite Habsburger, welcher in seinen Siegeln auch "Fünf-Adler-Wappen" verwendete.<ref>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 100f.</ref>
 
==Namentlich belegte Mitarbeiter von Herzog Leopold im heutigen Österreich==
* [[Ulrich Prustel]] († 1417), Kanzler
* [[Friedrich von Gars]] († 1403), Hofmeister
* [[Haidel Gestner]] († im 15. Jahrhundert), Kämmerer
* [[Seifried Ritzendorfer]] († 1425), Kämmerer
 
==Leopold in Sage und Legende==
 
*Nach der "Chronica Austriae" von [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] soll Leopold (IV.) überraschend an den Folgen eines Aderlasses als Folge einer Beinverletzung verstorben sein.<ref name="opll117f" /> Sein plötzlicher Tod, der etwa gleichzeitig mit Albrechts Mündigkeitserklärung durch die österreichischen Landstände zusammenfällt, dürfte deshalb zur Bildung einer Legende geführt haben. Bei der Nachricht über Albrechts "Entführung" nach Eggenburg soll er so wütend geworden sein, dass er wenig später an einem Schlaganfall verstarb.<ref name="czeike30" /> Diese Legende ist wohl die Ursache dafür, dass Leopold in der Sekundärliteratur als Choleriker gilt.
*Nach der Beschreibung der [[Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften]] von [[Leopold von Wien]] dürfte der Herzog dem entsprochen haben, was früher als "stattliches" Mannsbild bezeichnet wurde. Dort wird er außerdem als prachtliebender und stolzer Fürst bezeichnet, der sehr gut mit Waffen umzugehen wusste.<ref>vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, ISBN 3-205-05056-8 S. 155</ref>
*Um Leopold als Person haben sich keine Sagen gebildet, in denen es um seine Persönlichkeit oder Herrschaft geht. In den niederösterreichischen Sagen und den Wiener Sagen ist er gemeinsam mit seinem Bruder Ernst (I.) für die schlimme Zeit verantwortlich, die erst mit der Übernahme der Herrschaft durch Albrecht (V.) ein Ende findet, wobei er insgesamt wesentlich schlechter als dieser wegkommt.<ref>vgl. [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wienerwald/Raeubermaedchen_Baden_2.html Das Räubermädchen], Sagen.AT</ref>
 
==Literatur==
 
*[[w:Günther Hödl|Günther Hödl]]: ''Habsburg und Österreich 1273-1493''. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
*[[w:Karl-Friedrich Krieger|Karl-Friedrich Krieger]]: ''Die Habsburger im Mittelalter''. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 2004, ISBN 3-17-018228-5, S. 154-156<ref group="A">Eine gute Überblicksdarstellung, der Schwerpunkt liegt allerdings auf den Habsburgern, die römisch-deutsche Könige und Kaiser waren.</ref>
*[[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, ISBN 3-8000-3974-5, S. 194–198
 
===Literatur zu Teilaspekten===
* Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter.'' phil. Dissertation, Wien, 2009 [http://othes.univie.ac.at/5159/1/2009-01-21_9505008.pdf digital]
* Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter.'' phil. Dissertation, Wien, 2009 [http://othes.univie.ac.at/5159/1/2009-01-21_9505008.pdf digital]
* [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft''. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN-978-3-702-90456
===Lexikonartikel===


=== Lexikonartikel ===
*{{Czeike|4|29|30|Leopold IV.}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1114871 digital]
* {{Czeike|4|29|30|Leopold IV.}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1114871 digital]
*[[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 246f.<ref group="A">In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.</ref>
* [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 246f.<ref group="A">In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.</ref>
*[[w:Franz von Krones|Franz von Krones]]: ''Leopold IV. (Herzog von Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain)''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)''. Duncker & Humblot, Leipzig, 1883, Bd. 18, S. 395–398 [https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Leopold_IV._(Herzog_von_%C3%96sterreich,_Steiermark,_K%C3%A4rnten_und_Krain) digital]<ref group="A">Inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse.</ref>
* [[w:Franz von Krones|Franz von Krones]]: ''Leopold IV. (Herzog von Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain)''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)''. Duncker & Humblot, Leipzig, 1883, Bd. 18, S. 395–398 [https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Leopold_IV._(Herzog_von_%C3%96sterreich,_Steiermark,_K%C3%A4rnten_und_Krain) digital]<ref group="A">Inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse.</ref>
*[[Paul Uiblein]]: ''Leopold IV.'' In: ''Neue Deutsche Biographie (NDB)''. Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, Band 14, S. 289–290 [http://www.literature.at/viewer.alo?objid=11804&page=422&scale=3.33&viewmode=fullscreen digital]
* [[Paul Uiblein]]: ''Leopold IV.'' In: ''Neue Deutsche Biographie (NDB)''. Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, Band 14, S. 289–290 [http://www.literature.at/viewer.alo?objid=11804&page=422&scale=3.33&viewmode=fullscreen digital]
*[[w:Constantin von Wurzbach|Constantin von Wurzbach]]: ''Leopold IV. der Dicke''. In: ''Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich''. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1860, 6. Theil, Nr. 168, S. S. 414–416  [http://www.literature.at/viewer.alo?objid=11804&page=422&scale=3.33&viewmode=fullscreen digital]<ref group="A">Inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse.</ref>
* [[w:Constantin von Wurzbach|Constantin von Wurzbach]]: ''Leopold IV. der Dicke''. In: ''Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich''. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1860, 6. Theil, Nr. 168, S. S. 414–416  [http://www.literature.at/viewer.alo?objid=11804&page=422&scale=3.33&viewmode=fullscreen digital]<ref group="A">Inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse.</ref>


== Weblinks ==
==Weblinks==
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== Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise==
<references />
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== Anmerkungen ==
==Anmerkungen==
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