Austria-Brauerei: Unterschied zwischen den Versionen
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Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Produktion bei 10.558 [[w:Hektoliter|Hektoliter]] Bier. Im Jahr 1869 erwarb der Ziegelwerksbesitzer | Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Produktion bei 10.558 [[w:Hektoliter|Hektoliter]] Bier. Im Jahr 1869 erwarb der Ziegelwerksbesitzer [[Robert Herzfelder]] (1842-1907)<ref>[http://www.geni.com/people/Robert-Herzfelder/6000000015625048873 Robert Moises Löb Herzfelder] abgerufen am 25. Juli 2014</ref> die Brauerei. Um die Zeit lag die Produktion bei etwa 36.000 Hektoliter. Herzfelder betrieb daneben auch eine größere Landwirtschaft und produzierte Milchprodukte. | ||
Im Jahr 1870 wurde ein neues Sudhaus errichtet. Der Betrieb wurde von Hand auf Dampfbetrieb umgestellt. Bis Kältemaschinen in die Produktion einzog, hatten zahlreiche Fuhrleute im Winter mit dem Eistransport Arbeit, den sie von den zahlreichen Ziegelteichen in der Gegend holten. Die Brauerei hatte zu dieser Zeit eine Kellerfläche von 3430 Quadratmeter und beschäftigte 500 Mitarbeiter. Damit zählte sie zu den größten Brauerein Niederösterreichs. | Im Jahr 1870 wurde ein neues Sudhaus errichtet. Der Betrieb wurde von Hand auf Dampfbetrieb umgestellt. Bis Kältemaschinen in die Produktion einzog, hatten zahlreiche Fuhrleute im Winter mit dem Eistransport Arbeit, den sie von den zahlreichen Ziegelteichen in der Gegend holten. Die Brauerei hatte zu dieser Zeit eine Kellerfläche von 3430 Quadratmeter und beschäftigte 500 Mitarbeiter. Damit zählte sie zu den größten Brauerein Niederösterreichs. | ||
Im Jahr 1895 erreichte die Produktion erstmals die Grenze von 100.000 Hektoliter und steigerte sie im Folgejahr bereits auf 125.000 Hektoliter. 1896 wurde eine neu Kraftzentrale mit zwei [[w:Großwasserraumkessel#Flammrohr-/Rauchrohrkessel|Wellflammrohrkessel]] mit je 80 Quadratmeter Heizfläche. Die Umwandlung in mechanische Energie erfolgte über eine [[w:Dampfmaschine|Dampfmaschine]] mit Ventilsteuerung. | Im Jahr 1895 erreichte die Produktion erstmals die Grenze von 100.000 Hektoliter und steigerte sie im Folgejahr bereits auf 125.000 Hektoliter. 1896 wurde eine neu Kraftzentrale mit zwei [[w:Großwasserraumkessel#Flammrohr-/Rauchrohrkessel|Wellflammrohrkessel]] mit je 80 Quadratmeter Heizfläche. Die Umwandlung in mechanische Energie erfolgte über eine [[w:Dampfmaschine|Dampfmaschine]] mit Ventilsteuerung. 1898 wurde um einen Kessel sowie um eine Dampfmaschine erweitert. Die Wasserreinigung nach dem System ''Dervaux'' bewältigte 4.000 Liter in der Stunde. | ||
Die beiden Dampfmaschinen übertrugen über die [[w:Transmission (Maschinenbau)|Haupttransmission]] und einem Hanfseilantrieb in das Sudhaus sowie zu den Kompressoren der Kühlanlage. Außerdem wurde noch ein [[w:Elektrischer Generator|Dynamo]] zur Stromgewinnung betrieben. | Die beiden Dampfmaschinen übertrugen über die [[w:Transmission (Maschinenbau)|Haupttransmission]] und einem Hanfseilantrieb in das Sudhaus sowie zu den Kompressoren der Kühlanlage. Außerdem wurde noch ein [[w:Elektrischer Generator|Dynamo]] zur Stromgewinnung betrieben. | ||
Die Biermarke ''Austria Doppelmalz'' wurde bis nach [[w:Ägypten|Ägypten]] exportiert. | Die Biermarke ''Austria Doppelmalz'' wurde bis nach [[w:Ägypten|Ägypten]] exportiert. 1904 wurde das Unternehmen in ''Austria-Brauerei'' umbenannt. | ||
Im Jahr 1938 erwarb die [[w:Brauerei Liesing|Liesinger Brauerei]] das Brauhaus, stellte aber im selben Jahr den Betrieb ein. | Im Jahr 1938 erwarb die [[w:Brauerei Liesing|Liesinger Brauerei]] das Brauhaus, stellte aber im selben Jahr den Betrieb ein. | ||
Ein Großbrand im Jahr 1973, bei dem die meisten [[BFKDO Mödling|Feuerwehren des Bezirkes]] unter dem Kommando der [[FF Wiener Neudorf]] eingesetzt waren, zerstörte große Teile der historischen Brauerei. | Ein Großbrand im Jahr 1973, bei dem die meisten [[BFKDO Mödling|Feuerwehren des Bezirkes]] unter dem Kommando der [[FF Wiener Neudorf]] eingesetzt waren<ref>{{ANNO|bra|||1973|120|Großbrand in Wiener Neudorf|AUTOR=Horst Heigl|anno-plus=ja}}</ref>, und nochmals 1979 zerstörte große Teile der historischen Brauerei.<ref>[[w:Peter Csendes|Peter Csendes]] zitiert in [https://www.meinbezirk.at/moedling/c-lokales/wiener-neudorf-alles-neu-an-der-b17_a2440045 Wiener Neudorf: Alles neu an der B17] in den Bezirksblättern vom 16. März 2018 abgerufen am 24. November 2018</ref> | ||
Die nur teilweise wiedererrichteten Bauten beheimateten lange Zeit das ''Versteigerungshaus Süd''. | Die nur teilweise wiedererrichteten Bauten beheimateten lange Zeit das ''Versteigerungshaus Süd''. | ||
Nachdem die restlichen Gebäude in den 2020er Jahren abgetragen wurde, enstand an der Stelle der als ''Herzfelderhof'' bezeichnete Komplex.<ref>[https://www.janschka.at/2022/10/11/herzfelderhof-langsam-gehts-in-den-endspurt/ Herzfelderhof: Langsam geht’s in den Endspurt!] im Blog von Bürgermeister Janschka vom 10. November 2022 abgerufen am 31. Oktober 2023 ([https://web.archive.org/web/20231031110835/https://www.janschka.at/2022/10/11/herzfelderhof-langsam-gehts-in-den-endspurt/ Archiv])</ref> | |||
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Im angeschlossenen | Im angeschlossenen Braugasthof waren auch zahlreiche prominente Gäste zu verzeichnen, wie [[Beethoven im Raum Mödling|Ludwig van Beethoven]] oder [[w:Franz Schubert|Franz Schubert]] aber auch [[w:Franz II. (HRR)|Kaiser Franz I.]].<ref> | ||
[http://www.wiener-neudorf.gv.at/gemeindeamt/download/223580272_1.pdf Marktgemeinde Wiener Neudorf] S.3, abgerufen am 22. Juli 2014</ref> | [http://www.wiener-neudorf.gv.at/gemeindeamt/download/223580272_1.pdf Marktgemeinde Wiener Neudorf] S.3, abgerufen am 22. Juli 2014</ref> | ||
Im Jahr 1897 lösten die Besitzer Robert und Ernst Herzfelder ein Versprechen ein, dass sie bei 25-jährigen Firmenjubiläum gaben, in dem sie den ersten [[w:Kindergarten|Kindergarten]] in der Wiener Neudorfer ''[[Liste der Straßen in Wiener Neudorf#M|Mühlgasse]]'' errichten ließen.<ref>Tafel am Kindergarten gelesen am 25. Juli 2014</ref> | |||
Heute erinnert an die Brauerei, die am ehemaligen Gelände vorbeiführende Straße, die ''[[Liste der Straßen in Wiener Neudorf#B|Brauhaushausgasse]]'', sowie an die langjährigen Eigentümer die ''[[Liste der Straßen in Wiener Neudorf#H|Herzfeldergasse]]''. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* Horst Dolezal: ''Die Familie Herzfelder'' in ''Unser Neudorf'' Heft 1/2002 | |||
* [[Kurt Janetschek]]: ''Wiener Neudorf und sein Bier'' in ''Unser Neudorf'', Heft 2/2007 | |||
* [[w:Christian Springer|Christian Springer]] / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag: Wien-Köln-Weimar 2017, S. 252-256 | |||
* [[w:Franz Xaver Schweickhardt|Franz Schweickhardt von Sickingen]]: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens. Nachdruck, Graz: Akademische Druck und Verlagsanstalt 1992 | |||
* [[w:Johann Gabriel Seidl|Johann Gabriel Seidl]]: Wiens Umgebungen, Wien: Mörschner 1826 | |||
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[[Kategorie:Betriebsstätte im Bezirk Mödling]] | [[Kategorie:Betriebsstätte im Bezirk Mödling]] | ||
[[Kategorie:Ehemalige Brauerei]] | |||
[[Kategorie:Gegründet 1769]] | |||
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Aktuelle Version vom 1. November 2023, 14:46 Uhr
Die Austria-Brauerei war eine Brauerei in Wiener Neudorf in Niederösterreich, dessen Betrieb 1938 eingestellt wurde.
Geschichte
Vor der Austria-Brauerei exitierte in Wiener Neudorf bereits im Jahr 1675 ein Dominikalbrauhaus, das bis 1850 in Betrieb war. Die spätere Austria-Brauerei entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Brauhaus entstand an der heutigen Wiener Neustädter Straße B17 auf Veranlassung des Braumeisters Johann Conrad. Dazu erwarb er von der Herrschaft Neudorf im Jahr 1769 das Grundstück sowie die Braugerechtigkeit für 8300 Gulden. Im Jahr 1816 wurde der Besitz an Johann und Barbara Feil verkauft.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Produktion bei 10.558 Hektoliter Bier. Im Jahr 1869 erwarb der Ziegelwerksbesitzer Robert Herzfelder (1842-1907)[1] die Brauerei. Um die Zeit lag die Produktion bei etwa 36.000 Hektoliter. Herzfelder betrieb daneben auch eine größere Landwirtschaft und produzierte Milchprodukte.
Im Jahr 1870 wurde ein neues Sudhaus errichtet. Der Betrieb wurde von Hand auf Dampfbetrieb umgestellt. Bis Kältemaschinen in die Produktion einzog, hatten zahlreiche Fuhrleute im Winter mit dem Eistransport Arbeit, den sie von den zahlreichen Ziegelteichen in der Gegend holten. Die Brauerei hatte zu dieser Zeit eine Kellerfläche von 3430 Quadratmeter und beschäftigte 500 Mitarbeiter. Damit zählte sie zu den größten Brauerein Niederösterreichs.
Im Jahr 1895 erreichte die Produktion erstmals die Grenze von 100.000 Hektoliter und steigerte sie im Folgejahr bereits auf 125.000 Hektoliter. 1896 wurde eine neu Kraftzentrale mit zwei Wellflammrohrkessel mit je 80 Quadratmeter Heizfläche. Die Umwandlung in mechanische Energie erfolgte über eine Dampfmaschine mit Ventilsteuerung. 1898 wurde um einen Kessel sowie um eine Dampfmaschine erweitert. Die Wasserreinigung nach dem System Dervaux bewältigte 4.000 Liter in der Stunde.
Die beiden Dampfmaschinen übertrugen über die Haupttransmission und einem Hanfseilantrieb in das Sudhaus sowie zu den Kompressoren der Kühlanlage. Außerdem wurde noch ein Dynamo zur Stromgewinnung betrieben.
Die Biermarke Austria Doppelmalz wurde bis nach Ägypten exportiert. 1904 wurde das Unternehmen in Austria-Brauerei umbenannt.
Im Jahr 1938 erwarb die Liesinger Brauerei das Brauhaus, stellte aber im selben Jahr den Betrieb ein.
Ein Großbrand im Jahr 1973, bei dem die meisten Feuerwehren des Bezirkes unter dem Kommando der FF Wiener Neudorf eingesetzt waren[2], und nochmals 1979 zerstörte große Teile der historischen Brauerei.[3]
Die nur teilweise wiedererrichteten Bauten beheimateten lange Zeit das Versteigerungshaus Süd.
Nachdem die restlichen Gebäude in den 2020er Jahren abgetragen wurde, enstand an der Stelle der als Herzfelderhof bezeichnete Komplex.[4]
Sonstiges
Im angeschlossenen Braugasthof waren auch zahlreiche prominente Gäste zu verzeichnen, wie Ludwig van Beethoven oder Franz Schubert aber auch Kaiser Franz I..[5]
Im Jahr 1897 lösten die Besitzer Robert und Ernst Herzfelder ein Versprechen ein, dass sie bei 25-jährigen Firmenjubiläum gaben, in dem sie den ersten Kindergarten in der Wiener Neudorfer Mühlgasse errichten ließen.[6]
Heute erinnert an die Brauerei, die am ehemaligen Gelände vorbeiführende Straße, die Brauhaushausgasse, sowie an die langjährigen Eigentümer die Herzfeldergasse.
Literatur
- Gerhard A.Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs: Geschichte-Technik-Architektur, 2006, Verlag Böhlau ISBN 3-20577460-4, S.856f
- Horst Dolezal: Die Familie Herzfelder in Unser Neudorf Heft 1/2002
- Kurt Janetschek: Wiener Neudorf und sein Bier in Unser Neudorf, Heft 2/2007
- Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag: Wien-Köln-Weimar 2017, S. 252-256
- Franz Schweickhardt von Sickingen: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens. Nachdruck, Graz: Akademische Druck und Verlagsanstalt 1992
- Johann Gabriel Seidl: Wiens Umgebungen, Wien: Mörschner 1826
Einzelnachweise
- ↑ Robert Moises Löb Herzfelder abgerufen am 25. Juli 2014
- ↑ Horst Heigl: Großbrand in Wiener Neudorf.: Brand aus! / brandaus, Jahrgang 1973, S. 120 (online bei ANNO).
- ↑ Peter Csendes zitiert in Wiener Neudorf: Alles neu an der B17 in den Bezirksblättern vom 16. März 2018 abgerufen am 24. November 2018
- ↑ Herzfelderhof: Langsam geht’s in den Endspurt! im Blog von Bürgermeister Janschka vom 10. November 2022 abgerufen am 31. Oktober 2023 (Archiv)
- ↑ Marktgemeinde Wiener Neudorf S.3, abgerufen am 22. Juli 2014
- ↑ Tafel am Kindergarten gelesen am 25. Juli 2014
Weblinks
- Austria-Brauerei im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
48.08645916.313154Koordinaten: 48° 5′ 11″ N, 16° 18′ 47″ O