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Aktuelle Version vom 27. Mai 2024, 10:53 Uhr
Die Tabakfabrik Hainburg war die 2011 geschlossene Produktionsstätte der Austria Tabak in Hainburg an der Donau. Der Standort bestand hauptsächlich aus den drei denkmalgeschützten Objekten – konkret dem Donaugebäude, heute als Hauptgebäude der Kulturfabrik Hainburg genutzt, dem ehemaligen Minoritenkloster, heute vor allem durch das Hotel Altes Kloster genutzt, und dem Franziskanerkloster, heute durch private Wohnungen genutzt.
Geschichte
Die Errichtung einer Tabakmanufaktur geht auf das Jahr 1723 durch Kaiser Karl VI. zurück. Er unterstützte dabei die Stadt, die bei der Zweiten Türkenbelagerung schwer getroffen wurde. Eingerichtet wurde sie in dem ehemaligen Minoritenkloster, das während der Reformationszeit von Mönchen verlassen wurde und danach als Armeelager diente.
Die Manufaktur wurde durch Italiener und Spanier geführt.
Kaiser Joseph II. gründete die Tabakregie, nachdem er im Jahr 1784 das Tabakmonopol einführte. Schon drei Jahre später fiel das aufgehobene Franziskanerkloster in Hainburg an die Tabakregie und wurde als Blattmagazin verwendet.
Im Jahr 1833 waren bereits mehr als eintausend Menschen in der Tabakfabrik beschäftigt und die Gebäude wurden zu klein. Zuerst wurden einige Zubauten errichtet. Nachdem das Blattmagazin durch einen Brand teilweise zerstört wurde, musste es neu aufgebaut werden und konnte 1840 wieder in Betrieb genommen werden. In den Jahren 1845 bis 1847 wurde das Donaugebäude in klassizistischem Stil errichtet.
Die Illustrierte Zeitung aus Leipzig bemerkte 1858 über das Werk, dass Hainburg eines der bedeutendsten der 26 Tabakfabriken der Monarchie sei. Hervorgehoben wurde dabei die Ordnung im Betrieb. Das Tabaklabor war eines der ersten in Europa. Maximal waren in der Tabakfabrik etwa zweitausend Menschen beschäftigt, für die auch zahlreiche sozialen Einrichtungen geschaffen wurden, wie Kindergarten, Werksküche, Badestation und Werkswohnungen. Erst das 1935 errichtete Werk in Linz nahm ihm den ersten Rang als größte Fabrik ab.
Nach dem Ersten Welkrieg, wurde der Betrieb der östlichste in der geschrumpften Republik. Es wurden von der Tabakregie unter ihrem Generaldirektor Karl Dorrek zahlreiche Wohnbauten errichtet, wie in der nach ihm benannten Dorrekstraße oder in der Hummelstraße.[1]
Im Jahr 2001 wurde, wie die ganze Austria Tabak durch die ÖIAG vollständig privatisiert und an die britische Gallaher Group verkauft. Nach der Schließung der Werke in Schwaz im Jahr 2005 wurde die Produktion zum Teil auch auf Hainburg verlagert.
Im Jahr 2007 wurden in Hainburg noch 15 bis 20 Milliarden Stück Zigaretten produziert, im Jahr 2010 nur mehr zehn Milliarden Stück. Damit überholte Philip Morris die Austria Tabak am österreichischen Markt.
Im Jahr 2011 wurde das Werk, dass zu dieser Zeit 240 Mitarbeiter beschäftigte, geschlossen.
Nachnutzungen
Im ehemaligen Minoritenkloster wurde im Jahr 2010 ein Vierstern-Hotel mit 100 Zimmern eingerichtet. Neben dem Alten Kloster wurde das Tourismusbüro und das Institut für Medienarchäologie errichtet.[2]
Im Franziskanerkloster, dem Blattmagazin wurden Wohnungen eingerichtet und daneben ein Einkaufszentrum.[3]
Das Donaugebäude wurde bereits 2005 an das Land Niederösterreich verkauft und war 2011 einer der drei Standorte der Landesausstellung neben Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg. 700 m² werden laufend für Ausstellungen genutzt. Eine große Fläche steht auch der Landesregierung als Depot, Inventarisierung und Restaurationsbetrieb für Archäologie sowohl für Carnuntum als auch für andere Grabungen in Niederösterreich zur Verfügung.[4]
Anekdoten
Dass in den Jahren vor 1845 in Hainburg schwarzgebeizter Schnupftabak erzeugt wurde, zeigt die im Jahr 1845 abgedruckte Anekdote:[5]
„Der in der Tabakfabrik Hainburg in Nieder-Oesterreich erzeugte schwarzgebeizte Schnupftabak wird auch an das mährische Tabakgefälls-Hauptmagazin verführt und an die Tabakverleger in Mähren und Schlesien gegen Bestellung erfolgt. Ein Verleger verlangte solchen, und schrieb auf die Bestellung: 20 Pfund schwarzgebeizter Oesterreicher.“
Literatur
- Gerhard A.Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs: Geschichte-Technik-Architektur, 2006, Verlag Böhlau ISBN 3-20577460-4, S.293
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Karl Dorrek abgerufen am 19. März 2017
- ↑ Ehemaliges Minoritenkloster in Hainburg wird Hotel vom 9. März 2010 abgerufen am 14. Oktober 2016
- ↑ Hainburg: Wohnen in der früheren Tabakfabrik auf ORF Niederösterreich vom 22. Juli 2014 abgerufen am 14. Oktober 2016
- ↑ Archäologische Sammlung des Landes Niederösterreich abgerufen am 14. Oktober 2016
- ↑ Der Tabak in historischer, finanzieller und diätetischer Beziehung, Anton Hornstein, 1845, Seite 235
Weblinks
Tabakfabrik Hainburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Ehemaliges Miporitenkloster und Kulturfabrik
- Kalender der Stadt Hainburg
- Aus für Zigaretten Made in Austria im Standard
- Tabakfabrik Hainburg in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
48.14665516.938332Koordinaten: 48° 8′ 48″ N, 16° 56′ 18″ O