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[[File: | [[File:Duomo di Gorizia - Grabstein Görz 1.jpg|thumb|Grabstein des Grafen Leonhard von Görz]] | ||
'''Graf Leonhard von Görz-Tirol''' (* um 1444, in [[Lienz]]; † [[12. April]] [[1500]], in Lienz), auch '''Leonhard Pfalzgraf zu Kärnten, Graf zu Görz und Tirol''', herrschte über Teile der heutigen Bundesländer Tirol bzw. Osttirol und versuchte | '''Graf Leonhard von Görz-Tirol''' (* um 1444, in [[Lienz]]; † [[12. April]] [[1500]], in Lienz), auch '''Leonhard Pfalzgraf zu Kärnten, Graf zu Görz und Tirol''', herrschte über Teile der heutigen Bundesländer Tirol bzw. Osttirol und versuchte die durch den [[Cillier Erbstreit#Frieden von Pusarnitz|"Friedensvertrag von Pusarnitz"]] (25. Jänner 1460) verlorenen Gebiete im [[Herzogtum Kärnten]] zurückzugewinnen. Mit ihm starb die "Albertinische Linie" der Grafen von Görz-Tirol aus. | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Graf Leonhard von Görz(-Tirol) entstammte dem [[Meinhard I.#Herkunft und Familie|"albertinischen" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol]]. Er war ein Sohn des [[Heinrich VI. (Görz)|Grafen Heinrich (IV.) von Görz-Tirol]]<ref group="A">Nummerierung nach Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240 und [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 250</ref> aus dessen zweiter Ehe mit [[Catharina de Gara]]. Er war ein jüngerer Bruder des [[Johann II. (Görz)|Grafen Johann (II.) von Görz-Tirol]]. | Graf Leonhard von Görz(-Tirol) entstammte dem [[Meinhard I.#Herkunft und Familie|"albertinischen" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol]]. Er war ein Sohn des [[Heinrich VI. (Görz)|Grafen Heinrich (IV.) von Görz-Tirol]]<ref group="A">Nummerierung nach Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240 und [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 250</ref> aus dessen zweiter Ehe mit [[Catharina de Gara]]. Er war ein jüngerer Bruder des [[Johann II. (Görz)|Grafen Johann (II.) von Görz-Tirol]]. | ||
Graf Leonhard von Görz heiratete am 15. November 1478 in [[w:Bozen|Bozen]] [[ | Graf Leonhard von Görz heiratete am 15. November 1478 in [[w:Bozen|Bozen]] [[Paula Gonzaga|Markgräfin Paola von Mantua]] (* um 1464, in [[w:Mantua|Mantua]]; † 1496) aus der Familie [[w:Gonzaga|Gonzaga]], nachdem eine Eheschließung "[[w:Trauung per Stellvertreter|per procurationem]]" bereits am 11. Juli 1476 in Mantua stattgefunden hatte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 259 und S. 260</ref> Aus dieser Ehe hatte Leonhard keine Nachkommen. Eine frühere Ehe mit einer Tochter von [[w:Nikolaus von Bosnien|König Nikolaus von Bosnien]], die in der älteren Sekundärliteratur manchmal erwähnt ist, dürfte auf einem Irrtum beruhen. Eine weitere Ehe von Leonhard ist bisher nicht belegt.<ref>vgl. F. E. v. Wieser: ''Die angebliche erste Gemahlin des Grafen Leonhard von Görz''. Veröffentlichung des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck [https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_3_55_0141-0154.pdf digital]</ref> | ||
== Herrschaften == | == Herrschaften == | ||
1459 verkaufte Graf Leonhard, gemeinsam mit seinem Bruder Johann, die von seiner Großmutter geerbte Grafschaft Kirchberg an Vogt Ulrich (IX.) von Matsch.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 248</ref> Nach Johanns Tod ( | 1459 verkaufte Graf Leonhard, gemeinsam mit seinem Bruder Johann, die von seiner Großmutter geerbte Grafschaft Kirchberg an Vogt Ulrich (IX.) von Matsch.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 248</ref> Nach Johanns Tod (1462) herrschte er als (gefürsteter) Graf von Görz über jene Grafschaften und Herrschaften, die nach dem [[Cillier Erbstreit#Frieden von Pusarnitz|"Friedensvertrag von Pusarnitz"]] (25. Jänner 1460) unter der Herrschaft seiner Familie geblieben waren, darunter über die Grafschaft Lienz, die er durch den [[Aufstand der Holzknechte]] (1462/63) zurückgewinnen konnte. | ||
1494 verpfändete ihm der spätere Kaiser [Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] die im Herzogtum Kärnten gelegene [[Grafen von Ortenburg|Grafschaft Ortenburg]].<ref name ="Haidacher77">vgl. Christoph Haidacher: ''Lůentz''. Der Kampf der Kärntner Landstände um den Verbleib der Herrschaft Lienz. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 77</ref> 1497 schloss Leonhard mit Maximilian I. einen Tauschvertrag, in dem er die früheren Besitzungen seiner Familie im heutigen Oberkärnten als Lehen zurückerhielt und dafür alte "Görzer Besitzungen" im [[w:Friaul|Friaul]] an Maximilian abtrat. Dieser Tausch dürfte sich gegen die Republik Venedig gerichtet haben, welche Maximilian ihren Besitz streitig machte.<ref name ="Antenhofer40">vgl. Christina Antenhofer: ''Briefe zwischen Süd und Nord''. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 40</ref> | |||
== Leben == | == Leben == | ||
Im | [[File:Lienz - Schloss Bruck - Innenhof1.JPG|thumb|Innenhof von Schloss Bruck bei Lienz - nachdem Graf Leonhard es zurückgewonnen hatte, war es die Hauptresidenz des letzten Grafen von Görz]] | ||
Im [[Cillier Erbstreit]] unterstützte Leonhard seinen Bruder Johann, in den Folgejahren gehörte er gewöhnlich den "Allianzen" gegen [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] an. Um 1469 scheint es dann zu einem Ausgleich gekommen zu sein, bei der "[[Andreas Baumkircher#Baumkircher Fehde|Baumkircher Fehde]]" soll er als kaiserlicher Feldhauptmann auf der Seite des Kaisers gekämpft haben.<ref name ="heinig221">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 221</ref> Eine tatsächliche Aussöhnung mit den Herzögen von Österreich dürfte sich aber erst nach Friedrichs Tod unter König Maximilian I. angebahnt haben. Politisch versuchte Leonhard die durch den Frieden von Pusarnitz verloren gegangenen Herrschaften im Herzogtum Kärnten von Kaiser Friedrich wieder zurückzugewinnen und ebenso weitere Besitzungen, die inzwischen an die [[w:Republik Venedig|Republik Venedig]] gefallen waren. Daneben hatte er sich mit häufigen Türkeneinfällen zu befassen.<ref name ="Antenhofer40"/> | |||
In seinen letzten Lebensjahren war Leonhard gesundheitlich schwer angeschlagen und wurde von König Maximilian und der Republik Venedig, die ihn beide zu beerben hoffte, regelrecht umlauert. Seit 1497 kam es mehrmals zu Todesmeldungen.<ref>vgl. Christina Antenhofer: ''Briefe zwischen Süd und Nord''. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 40f.</ref> | |||
== Orte mit Bezug zu Graf Leonhard in der heutigen Republik Österreich == | == Orte mit Bezug zu Graf Leonhard in der heutigen Republik Österreich == | ||
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== Erinnerungsstätten an Graf Leonhard in der heutigen Republik Österreich == | == Erinnerungsstätten an Graf Leonhard in der heutigen Republik Österreich == | ||
[[File:Gonzaga Brauttruhe gross 02.jpg|thumb|Szenen von Andrea Mantegna und Bartolomeo Melioli. Es handelt sich um Reliefe auf den Vorderseiten von zwei aus Eichenholz gefertigten Brauttruhen, die Teil der Mitgift von Leonhards Ehefrau Paula von Gonzaga waren]] | |||
=== Kärnten === | === Kärnten === | ||
* [[Klagenfurt]] / [[Millstatt]]: | * [[Klagenfurt]] / [[Millstatt]]: Die Brauttruhen seiner Ehefrau Paula gelangten nach 1495/96 in den Besitz des [[Gesellschaft der Ritter des Sanct Georgs-Ordens|St. Georgs-Ritterordens]] und befanden sich danach im Stift Millstatt, das 1598 von den Jesuiten übernommen wurde. 1869 schenkte das k.k. Finanzministerium die Reliefs dieser Truhen dem "Kärntner Geschichtsverein". Eine Truhe hat sich nicht erhalten, eine weitere befindet sich heute wieder in Millstatt und ist im dortigen Stiftsmuseum ausgestellt. Die Originale befinden sich im Landesmuseum Kärnten. | ||
=== Tirol === | === Tirol === | ||
* [[Lienz]]: Von Leonhards Grabmal, das nach seinem Tod im Auftrag von [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] für ihn geschaffen wurde, ist die originale Grabplatte aus Isonzo-Kalkstein erhalten geblieben. Sie befand sich seit 1756 an der rechten Wand im linken Seitenschiff des Doms zu Görz. Auf der Grabplatte ist Leonhard im Harnisch dargestellt, seine Füßen ruhen auf dem Löwen, dem Wappentier der Grafen von Görz. Ein Abguss dieser Grabplatte findet sich heute im Stadtmuseum von Lienz auf Schloss Bruck.<ref>vgl. Marco Abate et al. (Hrsg.): ''Circa 1500''. Leonhard und Paola – Ein ungleiches Paar. De ludo globi – Vom Spiel der Welt. An der Grenze des Reiches. Landesausstellung 2000 – mostra storica in Lienz, Schloß Bruck, in Brixen, Hofburg Brixen und in Besenello, Castel Beseno, Besenello. Skira, Mailand, 2000, S. 196. [http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/51/html/3550.htm online]</ref> Inzwischen wurde das Grabmal rekonstruiert und nach dem Auffinden weiterer Bruchstücke im Auftrag des Bundesdenkmalamtes wieder erstellt. Es befindet sich heute in der Pfarrkirche zum Hl. Andrä in Lienz.<ref>vgl. Bundesdenkmalamt: ''Stadtpfarrkirche St. | * [[Lienz]]: Von Leonhards Grabmal, das nach seinem Tod im Auftrag von [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] für ihn geschaffen wurde, ist die originale Grabplatte aus Isonzo-Kalkstein erhalten geblieben. Sie befand sich seit 1756 an der rechten Wand im linken Seitenschiff des Doms zu Görz. Auf der Grabplatte ist Leonhard im Harnisch dargestellt, seine Füßen ruhen auf dem Löwen, dem Wappentier der Grafen von Görz. Ein Abguss dieser Grabplatte findet sich heute im Stadtmuseum von Lienz auf Schloss Bruck.<ref>vgl. Marco Abate et al. (Hrsg.): ''Circa 1500''. Leonhard und Paola – Ein ungleiches Paar. De ludo globi – Vom Spiel der Welt. An der Grenze des Reiches. Landesausstellung 2000 – mostra storica in Lienz, Schloß Bruck, in Brixen, Hofburg Brixen und in Besenello, Castel Beseno, Besenello. Skira, Mailand, 2000, S. 196. [http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/51/html/3550.htm online]</ref> Inzwischen wurde das Grabmal rekonstruiert und nach dem Auffinden weiterer Bruchstücke im Auftrag des Bundesdenkmalamtes wieder erstellt. Es befindet sich heute in der Pfarrkirche zum Hl. Andrä in Lienz.<ref>vgl. Bundesdenkmalamt: ''Stadtpfarrkirche St. Andrä in Lienz''. Das Grabmal des Grafen Leonhard von Görz-Tirol [https://bda.gv.at/fileadmin/Dokumente/bda.gv.at/Publikationen/Wiederhergestellt/BDA_wiederhergestellt_15_WEB_130618.pdf online]</ref> Leonhard ist außerdem, gemeinsam mit seiner Ehefrau, auf einem Fresko in der Kapelle von [[Schloss Bruck (Lienz)|Schloss Bruck]] dargestellt. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045<ref group="A">Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.</ref> | * [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045<ref group="A">Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.</ref> | ||
* [[w:Paul-Joachim Heinig|Paul-Joachim Heinig]]: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit''. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters''. Bd. 12). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1, S. 220-222 ([http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PPN=PPN345858735_0053&DMDID=dmdlog42&PHYSID=phys754 Rezension]) | * [[w:Paul-Joachim Heinig|Paul-Joachim Heinig]]: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit''. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters''. Bd. 12). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1, S. 220-222 ([http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PPN=PPN345858735_0053&DMDID=dmdlog42&PHYSID=phys754 Rezension]) | ||
* [[w:Markus Wenninger|Markus J. Wenninger]]: ''Ein gut und langfristig vorbereiteter Coup''. Die Erwerbung der Grafschaft Görz durch König Maximilian im Jahr 1500. In: Markus Debertol et al. (Hrsg.): ''"Per tot discrimina rerum"''. Maximilian I. (1459-1519). Böhlau Verlag, Wien / Köln, 2022. ISBN 978-3205-21602-5. S. 443-455 | |||
* [[w:Hermann Wiesflecker|Hermann Wiesflecker]]: ''Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, ihre Entwicklung und ihr Erbfall an Österreich''. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 78 / 1998, S. 131-149 [https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_78_0131-0149.pdf digital]<ref group="A">Guter Überblick zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Details von neueren Forschungsergebnissen überholt.</ref> | * [[w:Hermann Wiesflecker|Hermann Wiesflecker]]: ''Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, ihre Entwicklung und ihr Erbfall an Österreich''. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 78 / 1998, S. 131-149 [https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_78_0131-0149.pdf digital]<ref group="A">Guter Überblick zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Details von neueren Forschungsergebnissen überholt.</ref> | ||
== Weblinks == | |||
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