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An diesem Tag verschärfte sich die Lage sowohl in Österreich als auch in Ägypten weiter. Großbritannien und Frankreich setzten sogar [[w:Fallschirmjäger|Fallschirmjäger]] ein, um den [[w:Suezkanal|Suezkanal]] zu besetzten. Die Sowjetunion drohte nun beiden Ländern mit der Anwendung von Gewalt um die Aggressoren zu vernichten. Parteichef [[w:Nikita Sergejewitsch Chruschtschow|Chruschtschow]] sprach sogar von der – militärisch nicht verwirklichbaren – Zerstörung der westlichen Hauptstädte mit Atomwaffen. | An diesem Tag verschärfte sich die Lage sowohl in Österreich als auch in Ägypten weiter. Großbritannien und Frankreich setzten sogar [[w:Fallschirmjäger|Fallschirmjäger]] ein, um den [[w:Suezkanal|Suezkanal]] zu besetzten. Die Sowjetunion drohte nun beiden Ländern mit der Anwendung von Gewalt um die Aggressoren zu vernichten. Parteichef [[w:Nikita Sergejewitsch Chruschtschow|Chruschtschow]] sprach sogar von der – militärisch nicht verwirklichbaren – Zerstörung der westlichen Hauptstädte mit Atomwaffen. | ||
In Österreich traten in den Morgenstunden des 5. November allein im Bereich der Gruppe I 230 ungarische Militärpersonen über die Grenze. Bis zum Abend belegten bereits 577 Internierte das Lager von Klosterneuburg. Insgesamt waren bis zu diesem Zeitpunkt bereits rund 10.000 Personen nach Österreich geflüchtet. Im Laufe des Tages besetzten die Einheiten der Roten Armee die gesamte Grenze zu Österreich. Fremde Flugzeuge drangen in den österreichischen Luftraum ein, ohne dass irgendwelche Gegenmaßnahmen hätten unternommen werden können. | In Österreich traten in den Morgenstunden des 5. November allein im Bereich der Gruppe I 230 ungarische Militärpersonen über die Grenze. Bis zum Abend belegten bereits 577 Internierte das Lager von Klosterneuburg. Insgesamt waren bis zu diesem Zeitpunkt bereits rund 10.000 Personen nach Österreich geflüchtet. Im Laufe des Tages besetzten die Einheiten der Roten Armee die gesamte Grenze zu Österreich. Fremde Flugzeuge drangen in den österreichischen Luftraum ein, ohne dass irgendwelche Gegenmaßnahmen hätten unternommen werden können.<ref name="sinn"></ref> | ||
In Wien brach unter der Bevölkerung Kriegspanik aus und es kam zu [[w:Hortung|Hamsterkäufen]] bei Grundnahrungsmitteln und Tollieteartikeln. | In Wien brach unter der Bevölkerung Kriegspanik aus und es kam zu [[w:Hortung|Hamsterkäufen]] bei Grundnahrungsmitteln und Tollieteartikeln. | ||
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Besondere Sorgen bereitete der österreichischen Regierung und dem Verteidigungsministerium die Mobilmachung in der Tschechoslowakei. Da die kommunistischen Medien weiterhin schwere Geschütze gegen die Haltung Österreichs auffuhren, musste im schlimmsten Fall sogar mit einem Angriff auf Österreich gerechnet werden. | Besondere Sorgen bereitete der österreichischen Regierung und dem Verteidigungsministerium die Mobilmachung in der Tschechoslowakei. Da die kommunistischen Medien weiterhin schwere Geschütze gegen die Haltung Österreichs auffuhren, musste im schlimmsten Fall sogar mit einem Angriff auf Österreich gerechnet werden. | ||
Die österreichischen Militärs arbeiteten nun zwei Szenarien aus: | Die österreichischen Militärs arbeiteten nun zwei Szenarien aus:<ref name="sinn"></ref> | ||
* Konzentration auf eine mögliche Bedrohung aus der Tschechoslowakei | * Konzentration auf eine mögliche Bedrohung aus der Tschechoslowakei | ||
* Einsatz gegen die Tschechoslowakei und Aufrechterhaltung des Grenzschutzes gegen Ungarn | * Einsatz gegen die Tschechoslowakei und Aufrechterhaltung des Grenzschutzes gegen Ungarn | ||
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Als Reserven standen die 5. und 8. Brigade bereit, die bereits seit 3. November geheim Vormarschstraßen nach Ostösterreich erkundeten. Die 8. Brigade litt aber unter einem großen Mangel an Transportfahrzeugen. | Als Reserven standen die 5. und 8. Brigade bereit, die bereits seit 3. November geheim Vormarschstraßen nach Ostösterreich erkundeten. Die 8. Brigade litt aber unter einem großen Mangel an Transportfahrzeugen. | ||
Der Generaltruppeninspekteur befahl, unter Missachtung seiner Befugnisse, Major Pribil, dem Kommandanten des Heerespionierbataillons 1, die Brücken ([[Tulln]], [[Krems]], [[Mauthausen]], [[Steyregg]], [[Linz]]) über die Donau für die Sprengung vorzubreiten. Pribil führte diesen Befehl, nachdem er ihn am Abend des 5. Novembers in Wien entgegengenommen hatte, auch aus.<ref name="sinn"></ref> | |||
==== Rückzugsbefehl auf Verteidigungsstellungen ==== | ==== Rückzugsbefehl auf Verteidigungsstellungen ==== | ||
Die Entwicklungen in Ungarn und am Suezkanal führten dazu, dass selbst die USA nun einen Krieg in Mitteleuropa nicht mehr ausschlossen, wie Bundesminister Graf bei einem Besuch des amerikanischen Verteidigungsattache erfuhr. Er beauftragte daher den Generaltruppeninspektor zur Planung und Vorbereitung von Gegenmaßnahmen. Oberst Fussenegger ordnete die Bildung eines Führungsstabes an, der die Funktion eines Armeekommandos erfüllen sollte. Es wurde weiters ein weitreichender Operationsbefehl erstellt, der den Rückzug der österreichischen Einheiten auf Verteidigungsstellungen wie die Eisenstädter oder Wiener Neustädter Pforte befahl. Rund um diesen Befehl gab es zwischen Verteidigungsminister und Generaltruppeninspektor heftige Diskussionen, weil diese weitreichenden Maßnahmen nicht vom Ministerrat abgesegnet waren, obwohl es am Vormittag eine Regierungssitzung gegeben hatte. Die befohlenen Maßnahmen wurden daher als ''Nachtmarschübung'' bezeichnet, wobei das kriegserfahrene Kaderpersonal natürlich sofort erkannte, dass mit dem schlimmsten zu rechnen sei. | Die Entwicklungen in Ungarn und am Suezkanal führten dazu, dass selbst die USA nun einen Krieg in Mitteleuropa nicht mehr ausschlossen, wie Bundesminister Graf bei einem Besuch des amerikanischen Verteidigungsattache erfuhr. Er beauftragte daher den Generaltruppeninspektor zur Planung und Vorbereitung von Gegenmaßnahmen. Oberst Fussenegger ordnete die Bildung eines Führungsstabes an, der die Funktion eines Armeekommandos erfüllen sollte. Es wurde weiters ein weitreichender Operationsbefehl erstellt, der den Rückzug der österreichischen Einheiten auf Verteidigungsstellungen wie die Eisenstädter oder Wiener Neustädter Pforte befahl. Rund um diesen Befehl gab es zwischen Verteidigungsminister und Generaltruppeninspektor heftige Diskussionen, weil diese weitreichenden Maßnahmen nicht vom Ministerrat abgesegnet waren, obwohl es am Vormittag eine Regierungssitzung gegeben hatte. Die befohlenen Maßnahmen wurden daher als ''Nachtmarschübung'' bezeichnet, wobei das kriegserfahrene Kaderpersonal natürlich sofort erkannte, dass mit dem schlimmsten zu rechnen sei.<ref name="sinn"></ref><ref>[http://www.profil.at/home/zeitgeschichte-in-stunde-50-jahre-ungarn-aufstand-drama-grenze-153954 Zeitgeschichte: In großer Stunde - 50 Jahre Ungarn-Aufstand - Drama an der Grenze], Webseite www.profil.at, abgerufen am 9. Juni 2015</ref> | ||
Den Bundesheereinheiten der Gruppe I wurde befohlen auf die allgemeine Linie [[Sauerbrunn]] - [[Großhöflein]], Bruck an der Leitha - [[Petronell-Carnuntum]] zurückzugehen, um dort eine stützpunktartige Verteidigung vorzubereiten. Bei einem Angriff sollten sich die Einheiten hinhaltend kämpfend weiter auf die Wienerwaldeingänge und dann in den Raum St. Pölten zurückziehen. | Den Bundesheereinheiten der Gruppe I wurde befohlen auf die allgemeine Linie [[Sauerbrunn]] - [[Großhöflein]], Bruck an der Leitha - [[Petronell-Carnuntum]] zurückzugehen, um dort eine stützpunktartige Verteidigung vorzubereiten. Bei einem Angriff sollten sich die Einheiten hinhaltend kämpfend weiter auf die Wienerwaldeingänge und dann in den Raum St. Pölten zurückziehen.<ref name="sinn"></ref> | ||
Bei der Gruppe II sollte die 5. Gebirgsbrigade stützpunktartig die Linie [[Fehring]] - Fürstenfeld - [[Markt Allhau]] besetzen, und dann weiter hinhaltend kämpfend in die ''Graz-Schutzstellung'' zurückgehen und sich in der Linie [[Wildon]] - [[Hausmannstätten]] - Raum südlich von [[Sankt Radegund bei Graz]] zur Verteidigung einrichten. | Bei der Gruppe II sollte die 5. Gebirgsbrigade stützpunktartig die Linie [[Fehring]] - Fürstenfeld - [[Markt Allhau]] besetzen, und dann weiter hinhaltend kämpfend in die ''Graz-Schutzstellung'' zurückgehen und sich in der Linie [[Wildon]] - [[Hausmannstätten]] - Raum südlich von [[Sankt Radegund bei Graz]] zur Verteidigung einrichten.<ref name="sinn"></ref> | ||
Die Diskussionen um die Legitimation des Befehles führte dazu, dass die Gruppen I und II die Anordnung für die Verlegung erhielten, während die Einheiten der Gruppe III in den Garnisonen verblieben. | Die Diskussionen um die Legitimation des Befehles führte dazu, dass die Gruppen I und II die Anordnung für die Verlegung erhielten, während die Einheiten der Gruppe III in den Garnisonen verblieben. |