Emmerich Gamauf: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Emmerich Gamauf''' wurde am 6/11/1899 in Ungarn geboren und starb am 22/1/1969 in Österreich. Er hat Zeit seines Lebens in Pinkafeld (Bgld) gewohnt und gearbeitet. Sein (und aller seiner männlichen Vorfahren gleichen Familiennamens) Handwerk war das eines Rosshaar-Siebboden-'''Webers'''.  
'''Emmerich Gamauf''' (* [[6. November]] [[1899]] in [[Pinkafeld]], damals Ungarn; † [[22. Jänner]] [[1969]] ebenda) war ''Rosshaar-Siebboden-Weber''.


Ich vermute das bedarf einer Erklärung. Vielleicht wissen Sie, was ein Sieb ist. Vielleicht wissen Sie auch, das Ihre Großmütter Paradeiser durch ein Sieb pressten, mit einem hölzernen 'Schwammerl'. Am besten wurde die Paradeissauce, wenn der Siebboden aus Rosshaar (gewebt) war. Sieb'''macher''' aus ganz Österreich (auch wandernde 'Zigeuner') waren Kunden der Firma Gamauf. In den Jahrhunderten davor gab es mehrere solche Haus- und Hand-Webereien in Pinkafeld, die alle der Firma Gamauf 'zuarbeiteten'. Diese beschäftigte auch Lehrlinge und Gesellen. Bis zuletzt nur mehr Emmerich Gamauf selbst 'hauptamtlicher' Mitarbeiter war. Familienmitglieder halfen 'nebenbei'.   
== Leben und Wirken ==
 
Emmerich Gamauf, der Zeit seines Lebens in Pinkafeld lebte, war wie seine Vorfahren Handweber und fertigte speziell ''Siebböden'' an. Zu seinen Kunden zählten zahlreiche ''Siebmacher'' aus ganz Österreich, die ihre Siebe als Mehl- und Passiersiebe verkauften. Ein solches Holzsieb, findet man im Wiener [[w:Österreichisches Museum für Volkskunde|Volkskundemuseum]].
Während Tuchweber am (Hand-)Webstuhl eine Endlos-Kette hatten, war das Rosshaar in vielen davor liegenden Arbeitsschritten (vom Reinigen über das 'Hacheln' bis zum Binden in eine Art 'Zöpfen') 'Kette' und Schuß am Webstuhl. Diese 'Zöpfe' mussten zuvor mit Hand in die Litzen aus Schnüren an den Schäften 'eingefädelt' werden. Siehe -> [[https://de.wikipedia.org/wiki/Litze_(Weberei)]]


Vom Sack voll (schmutzigem und unterschiedlich langem) Rosshaar vom Schinder/Abdecker bis zum fertigen Produkt, dem Sieb-Boden, waren ca zwanzig Arbeitsgänge notwendig.
In den Jahren zuvor gab es mehrere solche Haus- und Handwebereien in Pinkafeld, die auch [[w:Lehrlin|Lehrlinge]] und [[w:Geselle|Gesellen]] beschäftigten. Im Betrieb Gamaufs halfen gelegentlich Familienmitglieder mit. Zum Schluss war Emmerich Gamauf nur mehr allein in seiner Werkstatt beschäftigt.
Das Spezielle dieser Weberei war, dass die Siebböden aus [[w:Rosshaar|Rosshaar]] gewebt wurden. Sowohl die ''Kette'' als  auch der ''Schuss'' bestanden aus Rosshaar (nur lange Schweifhaare), welches von Pferdefleischhauern stammte. Während Tuchweber am Webstuhl eine Endlos-Kette hatten, musste man das Rosshaar in vielen davor liegenden Schritten (vom Reinigen über 'Hacheln' und 'Ziehen' bis zum Binden einer Art von 'Zöpfen') bearbeiten. Einzelne Haare (zB 3-4-haarig) mussten dann händisch in die  [[w:Litze|Litzen]] (Helfen) eingefädelt werden. Anschließend erfolgte dann das Einziehen in den [[w:weberblatt|'Kamm' (Webblatt)]] und jetzt erst konnte man mit dem Arbeiten am Webstuhl beginnen. Diese Vorbereitungsarbeiten mussten für jeden einzelnen Siebboden erfolgen (abhängig von der Länge des Rossschweifes).


Die Bilder zeigen Emmerich Gamauf am Webstuhl, über seinem Kopf hängen fertige Sieb-Böden, darunter ca 1cm dicke 'Bündel' aus gleichlangem Rosshaar, die 'Kette'; seine Tochter Helga an der 'Kraxn' beim 'Einfädeln' und das Elternhaus, in dem sich auch die einräumige Werkstatt befand. Im Winter mit einem rot glühenden Eisenofen geheizt, sehr gemütlich. Ebenso ein fertiges Holzsieb aus neuerer Zeit, schon mit Drahtboden. Ein letztes fertiges Holzsieb befindet sich im [[http://www.volkskundemuseum.at/]].  
In den letzten Jahren konnten die Siebböden auf einem speziell angefertigten mechanischen [[w:Webstuhl|Webstuhl]] gewebt werden, der aus [[w:Polyamide#Perlon|Perlondraht]] Endlos-Gewebe herstellte. Aus Geweben dieser Art wurden in den 1950er Jahren auch [[w:Pettycoat|Pettycoats]] hergestellt. Dieser Webstuhl ist noch als Ausstellungsstück im [[Stadt-, Tuchmacher- und Feuerwehrmuseum Pinkafeld|Heimatmuseum Pinkafeld]] vorhanden.


In den letzten Jahren wurde eine Spezialanfertigung eines mechanischen Webstuhles benutzt, der aus Perlondraht Endlos-Gewebe herstellte. Zu sehen im
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[http://regiowiki.at/wiki/Stadt-,_Tuchmacher-_und_Feuerwehrmuseum_Pinkafeld] Heimatmuseum Pinkafeld. Dieses Gewebe war sehr beliebt zur Herstellung von Pettycoats in den 1950er Jahren.
Werkstattgg.jpg|Emmerich Gamauf am Handwebstuhl
Mehlsieb.jpg|fertiges Sieb, dessen Gewebe von Gamauf stammte
Gamauf-Elternhaus-Pinkafeld.jpg|Werkstatt in der großen Mansarde
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[Datei:Werkstatt.jpg|thumb|Werkstatt
== Quellen ==
* Fotomaterial
* Tuchmachermuseum Pinkafeld
* Mündliche Überlieferung seines Sohnes


[http://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Kronprinzenwerk/08.dt/507 zum Vergleich, Austria Forum]
== Weblinks ==
* [http://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Kronprinzenwerk/08.dt/507 zum Vergleich im ''Kronprinzenwerk''] im Austria Forum
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=|LCCN=|VIAF=|WIKIDATA=Q113469231}}
 
{{SORTIERUNG:Gamauf, Emmerich}}
[[Kategorie:Person (Pinkafeld)]]
[[Kategorie:Handwerker]]
[[Kategorie:Geboren 1899]]
[[Kategorie:Geboren in Pinkafeld]]
[[Kategorie:Gestorben 1969]]
[[Kategorie:Gestorben in Pinkafeld]]
[[Kategorie:Mann]]

Aktuelle Version vom 27. Mai 2024, 10:57 Uhr

Emmerich Gamauf (* 6. November 1899 in Pinkafeld, damals Ungarn; † 22. Jänner 1969 ebenda) war Rosshaar-Siebboden-Weber.

Leben und Wirken

Emmerich Gamauf, der Zeit seines Lebens in Pinkafeld lebte, war wie seine Vorfahren Handweber und fertigte speziell Siebböden an. Zu seinen Kunden zählten zahlreiche Siebmacher aus ganz Österreich, die ihre Siebe als Mehl- und Passiersiebe verkauften. Ein solches Holzsieb, findet man im Wiener Volkskundemuseum.

In den Jahren zuvor gab es mehrere solche Haus- und Handwebereien in Pinkafeld, die auch Lehrlinge und Gesellen beschäftigten. Im Betrieb Gamaufs halfen gelegentlich Familienmitglieder mit. Zum Schluss war Emmerich Gamauf nur mehr allein in seiner Werkstatt beschäftigt.

Das Spezielle dieser Weberei war, dass die Siebböden aus Rosshaar gewebt wurden. Sowohl die Kette als auch der Schuss bestanden aus Rosshaar (nur lange Schweifhaare), welches von Pferdefleischhauern stammte. Während Tuchweber am Webstuhl eine Endlos-Kette hatten, musste man das Rosshaar in vielen davor liegenden Schritten (vom Reinigen über 'Hacheln' und 'Ziehen' bis zum Binden einer Art von 'Zöpfen') bearbeiten. Einzelne Haare (zB 3-4-haarig) mussten dann händisch in die Litzen (Helfen) eingefädelt werden. Anschließend erfolgte dann das Einziehen in den 'Kamm' (Webblatt) und jetzt erst konnte man mit dem Arbeiten am Webstuhl beginnen. Diese Vorbereitungsarbeiten mussten für jeden einzelnen Siebboden erfolgen (abhängig von der Länge des Rossschweifes).

In den letzten Jahren konnten die Siebböden auf einem speziell angefertigten mechanischen Webstuhl gewebt werden, der aus Perlondraht Endlos-Gewebe herstellte. Aus Geweben dieser Art wurden in den 1950er Jahren auch Pettycoats hergestellt. Dieser Webstuhl ist noch als Ausstellungsstück im Heimatmuseum Pinkafeld vorhanden.

Quellen

  • Fotomaterial
  • Tuchmachermuseum Pinkafeld
  • Mündliche Überlieferung seines Sohnes

Weblinks