Brauerei Mattighofen: Unterschied zwischen den Versionen
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Albert Wieninger trat 1884 nicht nur das Erbe seines Vaters an, er erbte auch umfangreiche Besitzungen seines Onkels Friedrich Bergmüller, darunter die [[Brauerei Bergmüller]] in [[Mauerkirchen]]. Im Sudjahr 1892/93 wies die Brauerei Mattighofen einen Ausstoß von 16.920 Hektoliter aus, womit die Brauerei Mattighofen von den mehr als 30 Brauerei des Finanzkontrollbezirks Mauerkirchen mit Abstand die größte war.<ref>{{ANNO|nwi|21|10|1893|5|Mauerkirchen - (Biererzeugung)}}</ref> | Albert Wieninger trat 1884 nicht nur das Erbe seines Vaters an, er erbte auch umfangreiche Besitzungen seines Onkels Friedrich Bergmüller, darunter die [[Brauerei Bergmüller]] in [[Mauerkirchen]]. Im Sudjahr 1892/93 wies die Brauerei Mattighofen einen Ausstoß von 16.920 Hektoliter aus, womit die Brauerei Mattighofen von den mehr als 30 Brauerei des Finanzkontrollbezirks Mauerkirchen mit Abstand die größte war.<ref>{{ANNO|nwi|21|10|1893|5|Mauerkirchen - (Biererzeugung)}}</ref> | ||
Nachdem Albert Wieninger unverheiratet und kinderlos geblieben war, erbten nach seinem Tod im Jänner 1901 seine Schwestern Luise Seyerl und Rosa Wirth, die in [[Villach]] mit dem Holzhändler [[Franz Xaver Wirth]] verheiratet war, die beiden Brauereien. Nachdem 1902 auch Luise Seyerl verstorben war, kam es zwischen den damals noch lebenden Kindern von Luise Seyerl und Rosa Wieth im Jahr 1903 zu einem umfangreichen Erbteilungs- und Tauschvertrag. Im Zuge des Vertrages kam große Teile der Besitzungen in den Gerichtsbezirken Mauerkirchen und Mattighofen, darunter die Brauerei Mattighofen, an die Brüder Max und Ludwig Seyerl,<ref>Herbert G. Brandstetter. Mauerkirchen. Die Chronik. Ried im Innkreis 2005, S.219</ref> die die Brauerei 1910 bzw. 1911 an Paul Schöning verkauften. Am 18. Mai 1911 wurde die Brauerei von der „Brauerei-Genossenschaft und Elektrizitätswerk Mattighofen“ (später „Brauerei- und Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft Mattighofen“) übernommen. Hierfür hatten sich rund 100 Gastwirte aus der Umgebung von Braunau bis Mattighofen zusammengeschlossen, die zu Anteilen zwischen 1000 und 20.000 Kronen die Brauerei um insgesamt 500.000 Kronen kauften.<ref name="Bierbrauer">{{ANNO|bbr|25|04|1911|7|Neue Genossenschaftsbrauerei in Oberösterreich}}</ref> Die Gründung der Genossenschaftsbrauerei, die 1912 eine Produktion von 50.720 hl und ein Ausstoß von 42.042 hl für das abgelaufene Geschäftsjahr auswies<ref> | Nachdem Albert Wieninger unverheiratet und kinderlos geblieben war, erbten nach seinem Tod im Jänner 1901 seine Schwestern Luise Seyerl und Rosa Wirth, die in [[Villach]] mit dem Holzhändler [[Franz Xaver Wirth]] verheiratet war, die beiden Brauereien. Nachdem 1902 auch Luise Seyerl verstorben war, kam es zwischen den damals noch lebenden Kindern von Luise Seyerl und Rosa Wieth im Jahr 1903 zu einem umfangreichen Erbteilungs- und Tauschvertrag. Im Zuge des Vertrages kam große Teile der Besitzungen in den Gerichtsbezirken Mauerkirchen und Mattighofen, darunter die Brauerei Mattighofen, an die Brüder Max und Ludwig Seyerl,<ref>Herbert G. Brandstetter. Mauerkirchen. Die Chronik. Ried im Innkreis 2005, S.219</ref> die die Brauerei 1910 bzw. 1911 an Paul Schöning verkauften. Am 18. Mai 1911 wurde die Brauerei von der „Brauerei-Genossenschaft und Elektrizitätswerk Mattighofen“ (später „Brauerei- und Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft Mattighofen“) übernommen. Hierfür hatten sich rund 100 Gastwirte aus der Umgebung von Braunau bis Mattighofen zusammengeschlossen, die zu Anteilen zwischen 1000 und 20.000 Kronen die Brauerei um insgesamt 500.000 Kronen kauften.<ref name="Bierbrauer">{{ANNO|bbr|25|04|1911|7|Neue Genossenschaftsbrauerei in Oberösterreich}}</ref> Die Gründung der Genossenschaftsbrauerei, die 1912 eine Produktion von 50.720 hl und ein Ausstoß von 42.042 hl für das abgelaufene Geschäftsjahr auswies<ref>{{ANNO|bbr|05|11|1912|8|Ein weisser Rabe...|HERVORHEBUNG=Brauerei+Mattighofen}}</ref> bedeutete den Ruin für zahlreiche Landbrauerei in Oberösterreich<ref name="Bierbrauer" /> | ||
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Aktien von der Familie Renzl aufgekauft. Als wichtiger Präsident der Genossenschaft bzw. späteren Aktiengesellschaft hatte dabei in der Zwischenkriegszeit bereits Johann Renzl gewirkt. Der Ausstoß um 1950 betrug rund 25.000 hl, wobei rund 180 Wirte im oberen Innviertel sowie im angrenzenden Land Salzburg sowie der Stadt Salzburg beliefert wurden. Im Februar 1975 wurde die Brauerei-AG Mattighofen mit der Österreichischen Vrau-AG fusioniert. Obwohl die Brauerei zuletzt noch rund 45.000 bis 50.000 hl Bier sowie Limonaden erzeugt hatte, stellte die Brau-AG den Betrieb mit 70 Mitarbeitern per 31. Oktober 1975 ein. Das Brauereigelände diente in der Folge als Bierdepot für die Auslieferung von Zipfer Bier. Der rund 36 Meter hohe Schlot der Brauerei wurde am 7. Dezember 1982 gesprengt, zudem folgte eine Schleifung eines Teils der Brauereigebäude. | Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Aktien von der Familie Renzl aufgekauft. Als wichtiger Präsident der Genossenschaft bzw. späteren Aktiengesellschaft hatte dabei in der Zwischenkriegszeit bereits Johann Renzl gewirkt. Der Ausstoß um 1950 betrug rund 25.000 hl, wobei rund 180 Wirte im oberen Innviertel sowie im angrenzenden Land Salzburg sowie der Stadt Salzburg beliefert wurden. Im Februar 1975 wurde die Brauerei-AG Mattighofen mit der Österreichischen Vrau-AG fusioniert. Obwohl die Brauerei zuletzt noch rund 45.000 bis 50.000 hl Bier sowie Limonaden erzeugt hatte, stellte die Brau-AG den Betrieb mit 70 Mitarbeitern per 31. Oktober 1975 ein. Das Brauereigelände diente in der Folge als Bierdepot für die Auslieferung von Zipfer Bier. Der rund 36 Meter hohe Schlot der Brauerei wurde am 7. Dezember 1982 gesprengt, zudem folgte eine Schleifung eines Teils der Brauereigebäude. | ||
== Brauereigebäude und Brauanlage == | == Brauereigebäude und Brauanlage == | ||
Die Brauerei Mattighofen verfügte bis zuletzt über eine eigene Darre, wobei die Malzreste sowie der Trebern bis in die 1960er Jahre an die Rinder und Pferde in den eigenen Stallungen verfüttert wurden. Das Brauwasser wurde aus dem in den Konglomeratfelsen getriebenen Brauereibrunnen bezogen und musste vor der Verwendung enthärtet werden. Die Brauanlage verfügte über vier große Sudpfannen, die eine tägliche Sudkapazität von | Die Brauerei Mattighofen verfügte bis zuletzt über eine eigene [[w:Darre|Darre]], wobei die [[w:Malz|Malzreste]] sowie der [[w:Treber|Trebern]] bis in die 1960er Jahre an die Rinder und Pferde in den eigenen Stallungen verfüttert wurden. Das Brauwasser wurde aus dem in den Konglomeratfelsen getriebenen Brauereibrunnen bezogen und musste vor der Verwendung enthärtet werden. Die Brauanlage verfügte über vier große Sudpfannen, die eine tägliche Sudkapazität von vier Suden a 100 hl ermöglichten. Über zwei Kühlschiffe und einen Kühlapparat gelangte die Würze in den Gärkeller mit Aluminiumbottichen, die eine Kapazität von 22.000 hl aufwiesen. Die Naturkeller waren hingegen bereits 1895 außer Verwendung genommen worden. Der Lagerkeller hatte eine Kapazität von 13.000 Hektolitern, die Abfüllung der Flaschen und Fässer erfolgt am Fließband in einer eigenen Abfüllhalle. | ||
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* [http://www.mattighofen.at/Tourismus_Kultur_Sport_Freizeit/Unsere_Stadt/Geschichtliches Gemeinde Mattighofen - Geschichtliches] | * [http://www.mattighofen.at/Tourismus_Kultur_Sport_Freizeit/Unsere_Stadt/Geschichtliches Gemeinde Mattighofen - Geschichtliches] | ||
* [http://www.hs2-mattighofen.eduhi.at/NMS2/mattighofen/brauerei.htm Mattighofner Bier] | |||
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[[Kategorie:Gegründet 1550]] | [[Kategorie:Gegründet 1550]] | ||
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Aktuelle Version vom 21. Oktober 2024, 12:34 Uhr
Die Brauerei Mattighofen war eine mittelständische Aktienbrauerei in der Innviertler Stadt Mattighofen im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die 1550 erstmals urkundlich belegte Brauerei wurde 1975 von der Österreichischen Brau AG erworben und noch im selben Jahr stillgelegt.
Geschichte
In Mattighofen wurde mehr als vier Jahrhunderte Bier gebraut, wobei das Entstehungsjahr der Brauerei Mattighofen nicht urkundlich überliefert ist. Briefaufdrucke und Reklame nennen jedoch das Jahr 1550 als Gründungsjahr der Brauerei. Kurz vor diesem Jahr hatte Herzog Wilhelm IV dem Grafen Christoph von Ortenburg das gleichnamige Schloss und den damit verbundenen Besitzungen und Rechten verkauft. Christoph von Ortenburg oder sein Sohn Joachim berief in der Folge einen Bierbrauer nach dem damals zu Bayern gehörenden Mattighofen, um sogenanntes „braunes Bier“ zu brauen. Nachdem Herzog Max I. das Schloss Ortenburg 1602 von den Ortenburgen zurückerworben hatte, ließ er in Mattighofen auch „weißes Bier“ (Weißbier) brauen. Das Recht zum Weißbierbrauen war landesherrliches Recht und Max I. ließ für den Absatz ein Bräuamt in Mattighofen errichten, in dem neben dem Brauverwalter ein Gegenschreiber und ein Brauamtsbote beschäftigt wurde. Die Wirte in den Märkten Ried, Altheim, Mauerkirchen, Uttendorf, Mattighofen und Friedburg sowie in der Stadt Braunau waren in der Folge verpflichtet, ihr Weißbier von dem damaligen „Kurfürstlichen Bayrischen Hofbräuhaus“ in Mattighofen zu beziehen.
Im Jahr 1779 fiel das Innviertel an Österreich und wohl um diese Zeit wurde das Hofbräuhaus in bürgerliche Hand verkauft. Als erste bürgerliche Besitzer wurden Jacob Haidenthaller und seine Gattin Maria Anna 1881 in einer Urkunde genannt. Zwischen 1795 und 1797 ließen sie 6454 Eimer Bier brauen. Danach stand die Brauerei im Besitz von Ignaz Koller, der die Brauerei 1811 an Georg Wieninger verkaufte. 1827 gelangte die Brauerei durch Verkauf in den Besitz von Anton Wieninger, der 1823 bereits die Brauerei am Bauernberg von Anton Bergmüller in Mattighofen geerbt hatte. Anton Wieninger heiratete Franziska Bergmüller und 1840 wurden unter den beiden Eheleuten die beiden Brauereien vereint. Nach dem Tod seiner Frau war 1868 Anton Wieninger alleiniger Besitzer der Brauerei und am 27. Juni 1884 erbte sein Sohn Albert Wieninger den Betrieb.
Albert Wieninger trat 1884 nicht nur das Erbe seines Vaters an, er erbte auch umfangreiche Besitzungen seines Onkels Friedrich Bergmüller, darunter die Brauerei Bergmüller in Mauerkirchen. Im Sudjahr 1892/93 wies die Brauerei Mattighofen einen Ausstoß von 16.920 Hektoliter aus, womit die Brauerei Mattighofen von den mehr als 30 Brauerei des Finanzkontrollbezirks Mauerkirchen mit Abstand die größte war.[1]
Nachdem Albert Wieninger unverheiratet und kinderlos geblieben war, erbten nach seinem Tod im Jänner 1901 seine Schwestern Luise Seyerl und Rosa Wirth, die in Villach mit dem Holzhändler Franz Xaver Wirth verheiratet war, die beiden Brauereien. Nachdem 1902 auch Luise Seyerl verstorben war, kam es zwischen den damals noch lebenden Kindern von Luise Seyerl und Rosa Wieth im Jahr 1903 zu einem umfangreichen Erbteilungs- und Tauschvertrag. Im Zuge des Vertrages kam große Teile der Besitzungen in den Gerichtsbezirken Mauerkirchen und Mattighofen, darunter die Brauerei Mattighofen, an die Brüder Max und Ludwig Seyerl,[2] die die Brauerei 1910 bzw. 1911 an Paul Schöning verkauften. Am 18. Mai 1911 wurde die Brauerei von der „Brauerei-Genossenschaft und Elektrizitätswerk Mattighofen“ (später „Brauerei- und Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft Mattighofen“) übernommen. Hierfür hatten sich rund 100 Gastwirte aus der Umgebung von Braunau bis Mattighofen zusammengeschlossen, die zu Anteilen zwischen 1000 und 20.000 Kronen die Brauerei um insgesamt 500.000 Kronen kauften.[3] Die Gründung der Genossenschaftsbrauerei, die 1912 eine Produktion von 50.720 hl und ein Ausstoß von 42.042 hl für das abgelaufene Geschäftsjahr auswies[4] bedeutete den Ruin für zahlreiche Landbrauerei in Oberösterreich[3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Aktien von der Familie Renzl aufgekauft. Als wichtiger Präsident der Genossenschaft bzw. späteren Aktiengesellschaft hatte dabei in der Zwischenkriegszeit bereits Johann Renzl gewirkt. Der Ausstoß um 1950 betrug rund 25.000 hl, wobei rund 180 Wirte im oberen Innviertel sowie im angrenzenden Land Salzburg sowie der Stadt Salzburg beliefert wurden. Im Februar 1975 wurde die Brauerei-AG Mattighofen mit der Österreichischen Vrau-AG fusioniert. Obwohl die Brauerei zuletzt noch rund 45.000 bis 50.000 hl Bier sowie Limonaden erzeugt hatte, stellte die Brau-AG den Betrieb mit 70 Mitarbeitern per 31. Oktober 1975 ein. Das Brauereigelände diente in der Folge als Bierdepot für die Auslieferung von Zipfer Bier. Der rund 36 Meter hohe Schlot der Brauerei wurde am 7. Dezember 1982 gesprengt, zudem folgte eine Schleifung eines Teils der Brauereigebäude.
Brauereigebäude und Brauanlage
Die Brauerei Mattighofen verfügte bis zuletzt über eine eigene Darre, wobei die Malzreste sowie der Trebern bis in die 1960er Jahre an die Rinder und Pferde in den eigenen Stallungen verfüttert wurden. Das Brauwasser wurde aus dem in den Konglomeratfelsen getriebenen Brauereibrunnen bezogen und musste vor der Verwendung enthärtet werden. Die Brauanlage verfügte über vier große Sudpfannen, die eine tägliche Sudkapazität von vier Suden a 100 hl ermöglichten. Über zwei Kühlschiffe und einen Kühlapparat gelangte die Würze in den Gärkeller mit Aluminiumbottichen, die eine Kapazität von 22.000 hl aufwiesen. Die Naturkeller waren hingegen bereits 1895 außer Verwendung genommen worden. Der Lagerkeller hatte eine Kapazität von 13.000 Hektolitern, die Abfüllung der Flaschen und Fässer erfolgt am Fließband in einer eigenen Abfüllhalle.
Biersorten
Alten Etiketten der Brauerei folgend wurden in der Brauerei Sorten wir das „Mattighofner Gold“, „Mattighofner Bayrisch“, „Mattighofner Spezial“ und das „Mattighofner Kurfürst Pils“ hergestellt.
Einzelnachweise
- ↑ Mauerkirchen - (Biererzeugung). In: Neue Warte am Inn, 21. Oktober 1893, S. 5 (online bei ANNO).
- ↑ Herbert G. Brandstetter. Mauerkirchen. Die Chronik. Ried im Innkreis 2005, S.219
- ↑ 3,0 3,1 Neue Genossenschaftsbrauerei in Oberösterreich. In: Der Böhmische Bierbrauer. Zeitschrift des Brauindustrievereines im Königreiche Böhmen. Organ für die Interessen des gesammten Brauwesens, 25. April 1911, S. 7 (online bei ANNO).
- ↑ Ein weisser Rabe.... In: Der Böhmische Bierbrauer. Zeitschrift des Brauindustrievereines im Königreiche Böhmen. Organ für die Interessen des gesammten Brauwesens, 5. November 1912, S. 8 (online bei ANNO).
Literatur
- Franz Sonntag: Heimatbuch der Marktgemeinde Mattighofen. Ried im Innkreis, 1984.